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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das XIX. Capitel
Zipfel in seinem Tractat von Wechsel-Briefen. Sect. VII. p. 289. gar
wohl/ daß es damit wie in Bergwercken gehalten werde/ alwo kein Kum-
mer ohne des Debitoris und seiner Erben Special-Consens könne an-
geleget werden. Die Usances, die er/ daß die Banco gleiches Recht ge-
niesse/ angiebt/ seynd folgende/ als nehmlich:

Die Nürnbergische Banco-Ordnung/ in welcher §. 11. versehen:
Es soll auff die Gelder/ die in Banco liegen/ einiger Arrest nicht gestat-
tet werden/ sondern da ein Falliment sich ereignen würde/ soll dasjenige/
so der manquirenden Person zuständig/ denen sämptlichen Creditoribus
zum besten daselbst verbleiben.

Hamburg. secund. stat. p. 2. tit. 5. art. 22. per verb. Jedoch wird
das Geld/ so in Banco stehet/ denen Creditoribus insgesampt abgetreten
und überlassen.

Venedig theilet eines Falliten sein in Banco habendes Geld unter
seine Gläubiger per aes & libram ohne einigen darunter gehaltenen
Vorzug. Mozz. in tit. ult. deposit. n. 14. apud Joh. Gryphiandrum
in Oecon. legal. l. 1. cap. 26. de Permutat. & Cambiis. n. 68. p.
751.
Es wäre dann/ daß ein solcher Banquerottirer kurtz darauff/ als er die
Waaren oder die Wechsel auffgenommen/ durchgegangen wäre/ in wel-
chen Fall derjenige/ dem er es solcher gestalt diebisch entwendet/ den
Vorzug hat. conf. id. Stat. Hamb. p. 2. d. l. tit. 5. art. 22. seq. Ve-
net. 5. art. 3. & 16. consentit Gail. l. 2. observ. 12. & 15. n. 8. ibid. Graev.

welcher diese Ration giebet/ weil/ so solches Geld noch vorhanden/ acci-
piens Factor & Minister fuit & exinde reliquis praefertur. Beuther
de jure praelat. Cap. 32. Matth. Berlich. p. 1. Concl. 64. n.
14. Jn
dem Diplomate Fundationis der Leipziger A. 1698. auffgerichteten Ban-
co di Depositi
erklärten sich Se. Königl. Majestät in Polen und Chur-
fürstl. Durchl. zu Sachsen (§. Allerdings auch) dieses Puncts der
nicht gültigen Arresten halber auff die Banco-Gelder/ allergnädigst fol-
gender gestalt/ -- Also wollen wir die Freyheiten/ welche in andern Ban-
quen
gewöhnlich/ und sich auff diesen appliciren lassen/ demselben eben-
falls zugeleget/ und alle Beschwernüsse/ onera ordinaria & extraordi-
naria
davon entnommen haben/ insonderheit soll jedermann/ er sey wes
Religion/ Standes/ Würden oder Wesens er wolle/ frey stehen/ sein
Geld dahin zu disponiren/ wie denn auch niemand bey seinen Capital
beschweret/ keine Repressalien oder dergleichen Unbelieblichkeit/ weniger

die

Das XIX. Capitel
Zipfel in ſeinem Tractat von Wechſel-Briefen. Sect. VII. p. 289. gar
wohl/ daß es damit wie in Bergwercken gehalten werde/ alwo kein Kum-
mer ohne des Debitoris und ſeiner Erben Special-Conſens koͤnne an-
geleget werden. Die Uſances, die er/ daß die Banco gleiches Recht ge-
nieſſe/ angiebt/ ſeynd folgende/ als nehmlich:

Die Nuͤrnbergiſche Banco-Ordnung/ in welcher §. 11. verſehen:
Es ſoll auff die Gelder/ die in Banco liegen/ einiger Arreſt nicht geſtat-
tet werden/ ſondern da ein Falliment ſich ereignen wuͤrde/ ſoll dasjenige/
ſo der manquirenden Perſon zuſtaͤndig/ denen ſaͤmptlichen Creditoribus
zum beſten daſelbſt verbleiben.

Hamburg. ſecund. ſtat. p. 2. tit. 5. art. 22. per verb. Jedoch wird
das Geld/ ſo in Banco ſtehet/ denen Creditoribus insgeſampt abgetreten
und uͤberlaſſen.

Venedig theilet eines Falliten ſein in Banco habendes Geld unter
ſeine Glaͤubiger per æs & libram ohne einigen darunter gehaltenen
Vorzug. Mozz. in tit. ult. depoſit. n. 14. apud Joh. Gryphiandrum
in Oecon. legal. l. 1. cap. 26. de Permutat. & Cambiis. n. 68. p.
751.
Es waͤre dann/ daß ein ſolcher Banquerottirer kurtz darauff/ als er die
Waaren oder die Wechſel auffgenommen/ durchgegangen waͤre/ in wel-
chen Fall derjenige/ dem er es ſolcher geſtalt diebiſch entwendet/ den
Vorzug hat. conf. id. Stat. Hamb. p. 2. d. l. tit. 5. art. 22. ſeq. Ve-
net. 5. art. 3. & 16. conſentit Gail. l. 2. obſerv. 12. & 15. n. 8. ibid. Græv.

welcher dieſe Ration giebet/ weil/ ſo ſolches Geld noch vorhanden/ acci-
piens Factor & Miniſter fuit & exinde reliquis præfertur. Beuther
de jure prælat. Cap. 32. Matth. Berlich. p. 1. Concl. 64. n.
14. Jn
dem Diplomate Fundationis der Leipziger A. 1698. auffgerichteten Ban-
co di Depoſiti
erklaͤrten ſich Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Polen und Chur-
fuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen (§. Allerdings auch) dieſes Puncts der
nicht guͤltigen Arreſten halber auff die Banco-Gelder/ allergnaͤdigſt fol-
gender geſtalt/ -- Alſo wollen wir die Freyheiten/ welche in andern Ban-
quen
gewoͤhnlich/ und ſich auff dieſen appliciren laſſen/ demſelben eben-
falls zugeleget/ und alle Beſchwernuͤſſe/ onera ordinaria & extraordi-
naria
davon entnommen haben/ inſonderheit ſoll jedermann/ er ſey wes
Religion/ Standes/ Wuͤrden oder Weſens er wolle/ frey ſtehen/ ſein
Geld dahin zu diſponiren/ wie denn auch niemand bey ſeinen Capital
beſchweret/ keine Repreſſalien oder dergleichen Unbelieblichkeit/ weniger

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[354/0374] Das XIX. Capitel Zipfel in ſeinem Tractat von Wechſel-Briefen. Sect. VII. p. 289. gar wohl/ daß es damit wie in Bergwercken gehalten werde/ alwo kein Kum- mer ohne des Debitoris und ſeiner Erben Special-Conſens koͤnne an- geleget werden. Die Uſances, die er/ daß die Banco gleiches Recht ge- nieſſe/ angiebt/ ſeynd folgende/ als nehmlich: Die Nuͤrnbergiſche Banco-Ordnung/ in welcher §. 11. verſehen: Es ſoll auff die Gelder/ die in Banco liegen/ einiger Arreſt nicht geſtat- tet werden/ ſondern da ein Falliment ſich ereignen wuͤrde/ ſoll dasjenige/ ſo der manquirenden Perſon zuſtaͤndig/ denen ſaͤmptlichen Creditoribus zum beſten daſelbſt verbleiben. Hamburg. ſecund. ſtat. p. 2. tit. 5. art. 22. per verb. Jedoch wird das Geld/ ſo in Banco ſtehet/ denen Creditoribus insgeſampt abgetreten und uͤberlaſſen. Venedig theilet eines Falliten ſein in Banco habendes Geld unter ſeine Glaͤubiger per æs & libram ohne einigen darunter gehaltenen Vorzug. Mozz. in tit. ult. depoſit. n. 14. apud Joh. Gryphiandrum in Oecon. legal. l. 1. cap. 26. de Permutat. & Cambiis. n. 68. p. 751. Es waͤre dann/ daß ein ſolcher Banquerottirer kurtz darauff/ als er die Waaren oder die Wechſel auffgenommen/ durchgegangen waͤre/ in wel- chen Fall derjenige/ dem er es ſolcher geſtalt diebiſch entwendet/ den Vorzug hat. conf. id. Stat. Hamb. p. 2. d. l. tit. 5. art. 22. ſeq. Ve- net. 5. art. 3. & 16. conſentit Gail. l. 2. obſerv. 12. & 15. n. 8. ibid. Græv. welcher dieſe Ration giebet/ weil/ ſo ſolches Geld noch vorhanden/ acci- piens Factor & Miniſter fuit & exinde reliquis præfertur. Beuther de jure prælat. Cap. 32. Matth. Berlich. p. 1. Concl. 64. n. 14. Jn dem Diplomate Fundationis der Leipziger A. 1698. auffgerichteten Ban- co di Depoſiti erklaͤrten ſich Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt in Polen und Chur- fuͤrſtl. Durchl. zu Sachſen (§. Allerdings auch) dieſes Puncts der nicht guͤltigen Arreſten halber auff die Banco-Gelder/ allergnaͤdigſt fol- gender geſtalt/ -- Alſo wollen wir die Freyheiten/ welche in andern Ban- quen gewoͤhnlich/ und ſich auff dieſen appliciren laſſen/ demſelben eben- falls zugeleget/ und alle Beſchwernuͤſſe/ onera ordinaria & extraordi- naria davon entnommen haben/ inſonderheit ſoll jedermann/ er ſey wes Religion/ Standes/ Wuͤrden oder Weſens er wolle/ frey ſtehen/ ſein Geld dahin zu diſponiren/ wie denn auch niemand bey ſeinen Capital beſchweret/ keine Repreſſalien oder dergleichen Unbelieblichkeit/ weniger die

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/374>, abgerufen am 22.11.2024.