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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Das XX. Capitel

Eigentlich komt die Benennung der argentariorum von argento
her/ weil sie Geld oder Pfennige verkaufften; Nun verkaufft aber der-
jenige/ (nach des Cujacii Auslegung lib. 10. obs. c. 14.) Geld/ welcher
eine Sorte gegen die andere verwechselt und etwas Auffgeld oder Agio
zugiebt/ oder auch zubekomt/ welches eigentlich Collybus oder Agio
Handlung genennet wird/ und sich auch auff den Wechsel-Handel in
ausländische Länder erstreckt/ wenn man nehmlich demjenigen/ der solche
übermacht/ etwas vor seine Müh und Provision zahlen muß/ wie also
obbemeldter Cujacius c. l. aus dem D. Hieronymo anführet.

Wobey ferner zu mercken/ daß Scaevola in l. Sticho 4. §. ar-
gentarius 8. ff. de stat. lib.
unter einen Argentarium zuweilen auch ei-
nen solchen Menschen verstehet/ der das Geld eintreiben müste/ wel-
ches jemand der Banque schuldig war. Allein der subtile Alciatus schrei-
bet lib, 1. Parerg. c. 24. viel gläublicher/ wann er unter solchen Coa-
ctoribus Argentariis
diejenige verstehet/ welche/ wann sie einige Re-
stant
en unter Leuten/ die Armuths oder andrer Ursachen halber nicht
zahlen kunten/ ausstehend hatten/ solche öffentlich per licitationem oder
Auctions-Weiß verkaufften/ wie etwan noch heutiges Tags einer dem
andern seine Processen/ oder ausstehende und schwer einzutreibende
Schulden abhandelt/ und quid pro quo dafür giebet/ nachdem nehm-
lich von solcher Schuld noch wenig oder viel zu hoffen ist/ und etwan
der eine bessere Gelegenheit dieselbe einzutreiben/ als der andere darzu
hat/ der hierauff ein Coactor oder Ein-Treiber wird/ und manchmahl
demjenigen schwer genug fällt/ der bezahlen soll/ und es nicht hat.

Capite XXII. schreibt unser Author von denen Numulariis oder
Mensariis, daß solche mit denen Argentariis fast einerley gewesen/ wie-
wohl Sigonius lib. 2. de antiq. jure Civ. Rom. c. II. und andere be-
haupten wolten/ die Mensarii oder Numularii wären eigentlich von der
Stadt bestellte Banquirers und Cassirers/ die Argentarii aber Pri-
vati
gewesen/ wie solches mit mehrern Camill. Borell. de Regis Ca-
tholici praestantia cap.
22. und Pancirollius in Thesauro variarum
lectionum lib. 1. cap.
31. ausführen. Man könte auch die Numularios,
Wardeine/ Schau- oder Pfenning-Meister/ oder auch solche Leute nen-
nen/ welche von der Stadt-Obrigkeit darzu bestellet seyn/ daß sie Acht
geben sollen/ damit keine falsch und geringhaltige Müntz in der Stadt
einschleichen möge.

Dann
Das XX. Capitel

Eigentlich komt die Benennung der argentariorum von argento
her/ weil ſie Geld oder Pfennige verkaufften; Nun verkaufft aber der-
jenige/ (nach des Cujacii Auslegung lib. 10. obſ. c. 14.) Geld/ welcher
eine Sorte gegen die andere verwechſelt und etwas Auffgeld oder Agio
zugiebt/ oder auch zubekomt/ welches eigentlich Collybus oder Agio
Handlung genennet wird/ und ſich auch auff den Wechſel-Handel in
auslaͤndiſche Laͤnder erſtreckt/ wenn man nehmlich demjenigen/ der ſolche
uͤbermacht/ etwas vor ſeine Muͤh und Proviſion zahlen muß/ wie alſo
obbemeldter Cujacius c. l. aus dem D. Hieronymo anfuͤhret.

Wobey ferner zu mercken/ daß Scævola in l. Sticho 4. §. ar-
gentarius 8. ff. de ſtat. lib.
unter einen Argentarium zuweilen auch ei-
nen ſolchen Menſchen verſtehet/ der das Geld eintreiben muͤſte/ wel-
ches jemand der Banque ſchuldig war. Allein der ſubtile Alciatus ſchrei-
bet lib, 1. Parerg. c. 24. viel glaͤublicher/ wann er unter ſolchen Coa-
ctoribus Argentariis
diejenige verſtehet/ welche/ wann ſie einige Re-
ſtant
en unter Leuten/ die Armuths oder andrer Urſachen halber nicht
zahlen kunten/ ausſtehend hatten/ ſolche oͤffentlich per licitationem oder
Auctions-Weiß verkaufften/ wie etwan noch heutiges Tags einer dem
andern ſeine Proceſſen/ oder ausſtehende und ſchwer einzutreibende
Schulden abhandelt/ und quid pro quo dafuͤr giebet/ nachdem nehm-
lich von ſolcher Schuld noch wenig oder viel zu hoffen iſt/ und etwan
der eine beſſere Gelegenheit dieſelbe einzutreiben/ als der andere darzu
hat/ der hierauff ein Coactor oder Ein-Treiber wird/ und manchmahl
demjenigen ſchwer genug faͤllt/ der bezahlen ſoll/ und es nicht hat.

Capite XXII. ſchreibt unſer Author von denen Numulariis oder
Menſariis, daß ſolche mit denen Argentariis faſt einerley geweſen/ wie-
wohl Sigonius lib. 2. de antiq. jure Civ. Rom. c. II. und andere be-
haupten wolten/ die Menſarii oder Numularii waͤren eigentlich von der
Stadt beſtellte Banquirers und Caſſirers/ die Argentarii aber Pri-
vati
geweſen/ wie ſolches mit mehrern Camill. Borell. de Regis Ca-
tholici praeſtantia cap.
22. und Pancirollius in Theſauro variarum
lectionum lib. 1. cap.
31. ausfuͤhren. Man koͤnte auch die Numularios,
Wardeine/ Schau- oder Pfenning-Meiſter/ oder auch ſolche Leute nen-
nen/ welche von der Stadt-Obrigkeit darzu beſtellet ſeyn/ daß ſie Acht
geben ſollen/ damit keine falſch und geringhaltige Muͤntz in der Stadt
einſchleichen moͤge.

Dann
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[392/0412] Das XX. Capitel Eigentlich komt die Benennung der argentariorum von argento her/ weil ſie Geld oder Pfennige verkaufften; Nun verkaufft aber der- jenige/ (nach des Cujacii Auslegung lib. 10. obſ. c. 14.) Geld/ welcher eine Sorte gegen die andere verwechſelt und etwas Auffgeld oder Agio zugiebt/ oder auch zubekomt/ welches eigentlich Collybus oder Agio Handlung genennet wird/ und ſich auch auff den Wechſel-Handel in auslaͤndiſche Laͤnder erſtreckt/ wenn man nehmlich demjenigen/ der ſolche uͤbermacht/ etwas vor ſeine Muͤh und Proviſion zahlen muß/ wie alſo obbemeldter Cujacius c. l. aus dem D. Hieronymo anfuͤhret. Wobey ferner zu mercken/ daß Scævola in l. Sticho 4. §. ar- gentarius 8. ff. de ſtat. lib. unter einen Argentarium zuweilen auch ei- nen ſolchen Menſchen verſtehet/ der das Geld eintreiben muͤſte/ wel- ches jemand der Banque ſchuldig war. Allein der ſubtile Alciatus ſchrei- bet lib, 1. Parerg. c. 24. viel glaͤublicher/ wann er unter ſolchen Coa- ctoribus Argentariis diejenige verſtehet/ welche/ wann ſie einige Re- ſtanten unter Leuten/ die Armuths oder andrer Urſachen halber nicht zahlen kunten/ ausſtehend hatten/ ſolche oͤffentlich per licitationem oder Auctions-Weiß verkaufften/ wie etwan noch heutiges Tags einer dem andern ſeine Proceſſen/ oder ausſtehende und ſchwer einzutreibende Schulden abhandelt/ und quid pro quo dafuͤr giebet/ nachdem nehm- lich von ſolcher Schuld noch wenig oder viel zu hoffen iſt/ und etwan der eine beſſere Gelegenheit dieſelbe einzutreiben/ als der andere darzu hat/ der hierauff ein Coactor oder Ein-Treiber wird/ und manchmahl demjenigen ſchwer genug faͤllt/ der bezahlen ſoll/ und es nicht hat. Capite XXII. ſchreibt unſer Author von denen Numulariis oder Menſariis, daß ſolche mit denen Argentariis faſt einerley geweſen/ wie- wohl Sigonius lib. 2. de antiq. jure Civ. Rom. c. II. und andere be- haupten wolten/ die Menſarii oder Numularii waͤren eigentlich von der Stadt beſtellte Banquirers und Caſſirers/ die Argentarii aber Pri- vati geweſen/ wie ſolches mit mehrern Camill. Borell. de Regis Ca- tholici praeſtantia cap. 22. und Pancirollius in Theſauro variarum lectionum lib. 1. cap. 31. ausfuͤhren. Man koͤnte auch die Numularios, Wardeine/ Schau- oder Pfenning-Meiſter/ oder auch ſolche Leute nen- nen/ welche von der Stadt-Obrigkeit darzu beſtellet ſeyn/ daß ſie Acht geben ſollen/ damit keine falſch und geringhaltige Muͤntz in der Stadt einſchleichen moͤge. Dann

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/412>, abgerufen am 21.11.2024.