Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.Das II. Capitel könten/ weil auch dergleichen alte Stadt- oder Land-Obligationes ge-meiniglich schon in der dritten oder vierdten Hand durch Erbschafft oder Kauff gerathen. Da dann bey diesen letzteren/ wie Land- und Stadt- kündig/ offt nur quid pro quo und kaum die Helffte vorgegeben wor- den/ so hätte in solchem Fall der Fiscus, oder das Land- oder Stadt- AErarium sich vor allen des Beneficii Legis Anastasianae zu gebrau- chen/ welches will/ daß der Debitor nicht mehr zur Einlösung seiner al- so verhandelten Obligation geben darff/ als derjenige davor gegeben hat/ der solche vor ein Butter-Brod und ein gar geringes an sich ge- handelt hat/ da doch die Pflicht des Creditoris erfordert hätte/ den Nutzen/ den der Käuffer bey Erhandlung der Obligation in Absicht gehabt/ lieber dem Publico, als einem Privato, zu zuwenden. Hin- gegen hätte auch ein solches AErarium publicum, wann ihm seine Ob- ligation mit einem billigen und Christlichen Nachlaß/ entweder an ver- tagten Renten/ oder gar etwas an Capital zu kauffen wäre angeboten worden/ solches annehmen/ und zu Beybringung der Gelder Rath schaffen müssen/ weil sonst/ wann selbiges solches nicht gethan/ und die Besitzere dergleichen Obligationen/ welches offtmahls Wittwen und Waysen/ und andere dergleichen miserables in Geld-Bedürffniß ste- ckende Personen seyn/ sich mit einem andern Käuffer gesetzet/ und ihme die Schuld verhandelt hätten/ das AErarium Publicum sich dieses Beneficii Legis Anastasianae wider denselben nicht gebrauchen könte. Es seynd aber dergleichen Reformen bey in Schulden steckenden zuwei-
Das II. Capitel koͤnten/ weil auch dergleichen alte Stadt- oder Land-Obligationes ge-meiniglich ſchon in der dritten oder vierdten Hand durch Erbſchafft oder Kauff gerathen. Da dann bey dieſen letzteren/ wie Land- und Stadt- kuͤndig/ offt nur quid pro quo und kaum die Helffte vorgegeben wor- den/ ſo haͤtte in ſolchem Fall der Fiſcus, oder das Land- oder Stadt- Ærarium ſich vor allen des Beneficii Legis Anaſtaſianæ zu gebrau- chen/ welches will/ daß der Debitor nicht mehr zur Einloͤſung ſeiner al- ſo verhandelten Obligation geben darff/ als derjenige davor gegeben hat/ der ſolche vor ein Butter-Brod und ein gar geringes an ſich ge- handelt hat/ da doch die Pflicht des Creditoris erfordert haͤtte/ den Nutzen/ den der Kaͤuffer bey Erhandlung der Obligation in Abſicht gehabt/ lieber dem Publico, als einem Privato, zu zuwenden. Hin- gegen haͤtte auch ein ſolches Ærarium publicum, wann ihm ſeine Ob- ligation mit einem billigen und Chriſtlichen Nachlaß/ entweder an ver- tagten Renten/ oder gar etwas an Capital zu kauffen waͤre angeboten worden/ ſolches annehmen/ und zu Beybringung der Gelder Rath ſchaffen muͤſſen/ weil ſonſt/ wann ſelbiges ſolches nicht gethan/ und die Beſitzere dergleichen Obligationen/ welches offtmahls Wittwen und Wayſen/ und andere dergleichen miſerables in Geld-Beduͤrffniß ſte- ckende Perſonen ſeyn/ ſich mit einem andern Kaͤuffer geſetzet/ und ihme die Schuld verhandelt haͤtten/ das Ærarium Publicum ſich dieſes Beneficii Legis Anaſtaſianæ wider denſelben nicht gebrauchen koͤnte. Es ſeynd aber dergleichen Reformen bey in Schulden ſteckenden zuwei-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0044" n="24"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das <hi rendition="#aq">II.</hi> Capitel</hi></fw><lb/> koͤnten/ weil auch dergleichen alte Stadt- oder Land-<hi rendition="#aq">Obligationes</hi> ge-<lb/> meiniglich ſchon in der dritten oder vierdten Hand durch Erbſchafft oder<lb/> Kauff gerathen. Da dann bey dieſen letzteren/ wie Land- und Stadt-<lb/> kuͤndig/ offt nur <hi rendition="#aq">quid pro quo</hi> und kaum die Helffte vorgegeben wor-<lb/> den/ ſo haͤtte in ſolchem Fall der <hi rendition="#aq">Fiſcus,</hi> oder das Land- oder Stadt-<lb/><hi rendition="#aq">Ærarium</hi> ſich vor allen des <hi rendition="#aq">Beneficii Legis Anaſtaſianæ</hi> zu gebrau-<lb/> chen/ welches will/ daß der <hi rendition="#aq">Debitor</hi> nicht mehr zur Einloͤſung ſeiner al-<lb/> ſo verhandelten <hi rendition="#aq">Obligatio</hi>n geben darff/ als derjenige davor gegeben<lb/> hat/ der ſolche vor ein Butter-Brod und ein gar geringes an ſich ge-<lb/> handelt hat/ da doch die Pflicht des <hi rendition="#aq">Creditoris</hi> erfordert haͤtte/ den<lb/> Nutzen/ den der Kaͤuffer bey Erhandlung der <hi rendition="#aq">Obligatio</hi>n in Abſicht<lb/> gehabt/ lieber dem <hi rendition="#aq">Publico,</hi> als einem <hi rendition="#aq">Privato,</hi> zu zuwenden. Hin-<lb/> gegen haͤtte auch ein ſolches <hi rendition="#aq">Ærarium publicum,</hi> wann ihm ſeine <hi rendition="#aq">Ob-<lb/> ligatio</hi>n mit einem billigen und Chriſtlichen Nachlaß/ entweder an ver-<lb/> tagten Renten/ oder gar etwas an <hi rendition="#aq">Capital</hi> zu kauffen waͤre angeboten<lb/> worden/ ſolches annehmen/ und zu Beybringung der Gelder Rath<lb/> ſchaffen muͤſſen/ weil ſonſt/ wann ſelbiges ſolches nicht gethan/ und die<lb/> Beſitzere dergleichen <hi rendition="#aq">Obligation</hi>en/ welches offtmahls Wittwen und<lb/> Wayſen/ und andere dergleichen <hi rendition="#aq">miſerables</hi> in Geld-Beduͤrffniß ſte-<lb/> ckende Perſonen ſeyn/ ſich mit einem andern Kaͤuffer geſetzet/ und ihme<lb/> die Schuld verhandelt haͤtten/ das <hi rendition="#aq">Ærarium Publicum</hi> ſich dieſes<lb/><hi rendition="#aq">Beneficii Legis Anaſtaſianæ</hi> wider denſelben nicht gebrauchen koͤnte.</p><lb/> <p>Es ſeynd aber dergleichen <hi rendition="#aq">Reform</hi>en bey in Schulden ſteckenden<lb/> Land-<hi rendition="#aq">Banquen</hi> denenſelben an ihrem <hi rendition="#aq">Credit</hi> gar nicht ſchaͤdlich/ ſon-<lb/> dern ſie vermehren denſelben vielmehr/ wann Ein- und Aus-Laͤnder die<lb/> gute Anſtalten ſehen/ daß man hinfuͤhro redlich und ehrlich einem jeden<lb/> dabey begegnen will/ und die Stadt oder das Land ſein Beſtes thut/<lb/> ſich auf einmahl aus den alten Schulden herauszureiſſen/ und eine ver-<lb/> beſſerte Lands-<hi rendition="#aq">Oeconomie</hi> anzufangen. Voraus will der Eigen-Nutz<lb/> bey dergleichen dem <hi rendition="#aq">Publico</hi> zum Beſten angerichteten <hi rendition="#aq">Inſtitutis</hi> gantz<lb/> verbannet ſeyn/ und iſt es keinem <hi rendition="#aq">Privato,</hi> er ſey/ wer er wolle/ zuge-<lb/> laſſen/ von dem <hi rendition="#aq">Publico,</hi> wann es zu deſſen Schaden gereichet/ weder<lb/><hi rendition="#aq">directe,</hi> noch <hi rendition="#aq">indirecte,</hi> zu <hi rendition="#aq">profit</hi>iren. Jenes ſeynd nicht eben allezeit<lb/> die groben <hi rendition="#aq">defraudationes</hi> und <hi rendition="#aq">crimina peculatus,</hi> ſondern ſie beſte-<lb/> hen auch darinn/ wann man in des <hi rendition="#aq">Publici</hi> Bedienung ſitzet/ oder auch<lb/> ſonſt ein <hi rendition="#aq">Civis Reipublicæ</hi> iſt/ und doch derſelben nicht allen Nutzen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">zuwei-</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0044]
Das II. Capitel
koͤnten/ weil auch dergleichen alte Stadt- oder Land-Obligationes ge-
meiniglich ſchon in der dritten oder vierdten Hand durch Erbſchafft oder
Kauff gerathen. Da dann bey dieſen letzteren/ wie Land- und Stadt-
kuͤndig/ offt nur quid pro quo und kaum die Helffte vorgegeben wor-
den/ ſo haͤtte in ſolchem Fall der Fiſcus, oder das Land- oder Stadt-
Ærarium ſich vor allen des Beneficii Legis Anaſtaſianæ zu gebrau-
chen/ welches will/ daß der Debitor nicht mehr zur Einloͤſung ſeiner al-
ſo verhandelten Obligation geben darff/ als derjenige davor gegeben
hat/ der ſolche vor ein Butter-Brod und ein gar geringes an ſich ge-
handelt hat/ da doch die Pflicht des Creditoris erfordert haͤtte/ den
Nutzen/ den der Kaͤuffer bey Erhandlung der Obligation in Abſicht
gehabt/ lieber dem Publico, als einem Privato, zu zuwenden. Hin-
gegen haͤtte auch ein ſolches Ærarium publicum, wann ihm ſeine Ob-
ligation mit einem billigen und Chriſtlichen Nachlaß/ entweder an ver-
tagten Renten/ oder gar etwas an Capital zu kauffen waͤre angeboten
worden/ ſolches annehmen/ und zu Beybringung der Gelder Rath
ſchaffen muͤſſen/ weil ſonſt/ wann ſelbiges ſolches nicht gethan/ und die
Beſitzere dergleichen Obligationen/ welches offtmahls Wittwen und
Wayſen/ und andere dergleichen miſerables in Geld-Beduͤrffniß ſte-
ckende Perſonen ſeyn/ ſich mit einem andern Kaͤuffer geſetzet/ und ihme
die Schuld verhandelt haͤtten/ das Ærarium Publicum ſich dieſes
Beneficii Legis Anaſtaſianæ wider denſelben nicht gebrauchen koͤnte.
Es ſeynd aber dergleichen Reformen bey in Schulden ſteckenden
Land-Banquen denenſelben an ihrem Credit gar nicht ſchaͤdlich/ ſon-
dern ſie vermehren denſelben vielmehr/ wann Ein- und Aus-Laͤnder die
gute Anſtalten ſehen/ daß man hinfuͤhro redlich und ehrlich einem jeden
dabey begegnen will/ und die Stadt oder das Land ſein Beſtes thut/
ſich auf einmahl aus den alten Schulden herauszureiſſen/ und eine ver-
beſſerte Lands-Oeconomie anzufangen. Voraus will der Eigen-Nutz
bey dergleichen dem Publico zum Beſten angerichteten Inſtitutis gantz
verbannet ſeyn/ und iſt es keinem Privato, er ſey/ wer er wolle/ zuge-
laſſen/ von dem Publico, wann es zu deſſen Schaden gereichet/ weder
directe, noch indirecte, zu profitiren. Jenes ſeynd nicht eben allezeit
die groben defraudationes und crimina peculatus, ſondern ſie beſte-
hen auch darinn/ wann man in des Publici Bedienung ſitzet/ oder auch
ſonſt ein Civis Reipublicæ iſt/ und doch derſelben nicht allen Nutzen
zuwei-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |