Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Von einer öffentlichen General-Land-Banco.
mit des Versetzers gröstem Schaden geschehen muß. Wann aber ein
Herr Kauffmanns-Credit hat/ so braucht er solcher Unterpfänder nicht/
sondern kan auf seine blosse Parol zu seinem Vortheil Mittel erheben.
Und ob zwar die Kauffleut vermeynen/ es lasse sich nicht wohl thun/
daß grosse Herren Kauffmanns-Credit erhalten können/ oder vielmehr
zu sagen/ ein grosser Herr könte nicht so viel Treu und Glauben
halten/ als ein Kauffmann/
so ists doch weit gefehlt; Und wann ja
etwas mangelt/ so fehlet es allein an guter Ordnung/ und daß etwan
grosse Herren nicht bedencken/ wie viel daran gelegen sey/ daß man
Credit habe/ und wie schädlich es sey/ ja eine lange Consequenz es
mache/ wann man denselben nicht halte/ oder verliehre. Also hat die
Stadt Münster nunmehro umb etliche wenig Tausend Reichs-Thaler
in Holland/ welche sie vor Interesse zahlen solte/ ihren gantzen Credit
verlohren/ zu ihrem unwiederbringlichen grösten Schaden. Franckreich
hat in Holland jetzund auch Geld negociirt/ aber umb Acht pro Cen-
tum,
und auf Hypothec, ohne welche ich nicht weiß/ daß jetziger Zeit
ein eintziger Potentat bey Holland Credit hätte. Welches alles ein
Zeichen ist/ daß entweder vormahlen der Credit nicht gehalten/ oder
gegenwärtig nicht wohl negociirt worden. Wie in der letzten Unruh
mit dem Hertzog von Lothringen Chur-Pfaltz Geld vonnöthen gehabt/
hat solches anders nicht/ als bey den Schweitzern/ gegen Hypothec
und gutes Interesse können aufgetrieben werden; Da hingegen/ wo
Kauffmanns-Credit vorhanden gewesen wäre/ solches alles vortheil-
hafftiger hätte geschehen können. Dieses ist derohalben gewiß/ daß alle
grosse Herren/ welche Leut und Land haben/ und welchen bißweilen ein
Ungemach vorstehen kan/ darzu grosse Summen Gelds erfordert wer-
den/ welche in der Eil auffzubringen/ entweder gedachte Länder nicht
mächtig genug/ oder kein absonderliches AErarium darzu auffgerichtet/
oder sonsten keine gute Hypothec vorhanden ist/ solcher Länder Herren
sich bey denen Ausländern umb Credit bewerben solten. Dann ob sie
gleich von sich selbsten Mittel genug hätten/ so seynd sie doch nicht so
viel/ als wann sie durch Frembde gestärckt und verdoppelt werden.
Uber dieses macht es auch einen Herrn considerabel, wann er bey Aus-
ländern Credit hat/ dann also werden die Jnwohner und Benachbarte
umb so vielmehr animirt/ ihm zu assistiren/ wann sie sehen/ daß ihnen
die Frembde mit gutem Exempel vorgehen. Auch ist es gar nicht nöthig/

viel
D 2

Von einer oͤffentlichen General-Land-Banco.
mit des Verſetzers groͤſtem Schaden geſchehen muß. Wann aber ein
Herr Kauffmanns-Credit hat/ ſo braucht er ſolcher Unterpfaͤnder nicht/
ſondern kan auf ſeine bloſſe Parol zu ſeinem Vortheil Mittel erheben.
Und ob zwar die Kauffleut vermeynen/ es laſſe ſich nicht wohl thun/
daß groſſe Herren Kauffmanns-Credit erhalten koͤnnen/ oder vielmehr
zu ſagen/ ein groſſer Herr koͤnte nicht ſo viel Treu und Glauben
halten/ als ein Kauffmann/
ſo iſts doch weit gefehlt; Und wann ja
etwas mangelt/ ſo fehlet es allein an guter Ordnung/ und daß etwan
groſſe Herren nicht bedencken/ wie viel daran gelegen ſey/ daß man
Credit habe/ und wie ſchaͤdlich es ſey/ ja eine lange Conſequenz es
mache/ wann man denſelben nicht halte/ oder verliehre. Alſo hat die
Stadt Muͤnſter nunmehro umb etliche wenig Tauſend Reichs-Thaler
in Holland/ welche ſie vor Intereſſe zahlen ſolte/ ihren gantzen Credit
verlohren/ zu ihrem unwiederbringlichen groͤſten Schaden. Franckreich
hat in Holland jetzund auch Geld negociirt/ aber umb Acht pro Cen-
tum,
und auf Hypothec, ohne welche ich nicht weiß/ daß jetziger Zeit
ein eintziger Potentat bey Holland Credit haͤtte. Welches alles ein
Zeichen iſt/ daß entweder vormahlen der Credit nicht gehalten/ oder
gegenwaͤrtig nicht wohl negociirt worden. Wie in der letzten Unruh
mit dem Hertzog von Lothringen Chur-Pfaltz Geld vonnoͤthen gehabt/
hat ſolches anders nicht/ als bey den Schweitzern/ gegen Hypothec
und gutes Intereſſe koͤnnen aufgetrieben werden; Da hingegen/ wo
Kauffmanns-Credit vorhanden geweſen waͤre/ ſolches alles vortheil-
hafftiger haͤtte geſchehen koͤnnen. Dieſes iſt derohalben gewiß/ daß alle
groſſe Herren/ welche Leut und Land haben/ und welchen bißweilen ein
Ungemach vorſtehen kan/ darzu groſſe Summen Gelds erfordert wer-
den/ welche in der Eil auffzubringen/ entweder gedachte Laͤnder nicht
maͤchtig genug/ oder kein abſonderliches Ærarium darzu auffgerichtet/
oder ſonſten keine gute Hypothec vorhanden iſt/ ſolcher Laͤnder Herren
ſich bey denen Auslaͤndern umb Credit bewerben ſolten. Dann ob ſie
gleich von ſich ſelbſten Mittel genug haͤtten/ ſo ſeynd ſie doch nicht ſo
viel/ als wann ſie durch Frembde geſtaͤrckt und verdoppelt werden.
Uber dieſes macht es auch einen Herrn conſiderabel, wann er bey Aus-
laͤndern Credit hat/ dann alſo werden die Jnwohner und Benachbarte
umb ſo vielmehr animirt/ ihm zu aſſiſtiren/ wann ſie ſehen/ daß ihnen
die Frembde mit gutem Exempel vorgehen. Auch iſt es gar nicht noͤthig/

viel
D 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0047" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von einer o&#x0364;ffentlichen <hi rendition="#aq">General-</hi>Land-<hi rendition="#aq">Banco.</hi></hi></fw><lb/>
mit des Ver&#x017F;etzers gro&#x0364;&#x017F;tem Schaden ge&#x017F;chehen muß. Wann aber ein<lb/>
Herr Kauffmanns-<hi rendition="#aq">Credit</hi> hat/ &#x017F;o braucht er &#x017F;olcher Unterpfa&#x0364;nder nicht/<lb/>
&#x017F;ondern kan auf &#x017F;eine blo&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Parol</hi> zu &#x017F;einem Vortheil Mittel erheben.<lb/>
Und ob zwar die Kauffleut vermeynen/ es la&#x017F;&#x017F;e &#x017F;ich nicht wohl thun/<lb/>
daß gro&#x017F;&#x017F;e Herren Kauffmanns-<hi rendition="#aq">Credit</hi> erhalten ko&#x0364;nnen/ oder vielmehr<lb/>
zu &#x017F;agen/ <hi rendition="#fr">ein gro&#x017F;&#x017F;er Herr ko&#x0364;nte nicht &#x017F;o viel Treu und Glauben<lb/>
halten/ als ein Kauffmann/</hi> &#x017F;o i&#x017F;ts doch weit gefehlt; Und wann ja<lb/>
etwas mangelt/ &#x017F;o fehlet es allein an guter Ordnung/ und daß etwan<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Herren nicht bedencken/ wie viel daran gelegen &#x017F;ey/ daß man<lb/><hi rendition="#aq">Credit</hi> habe/ und wie &#x017F;cha&#x0364;dlich es &#x017F;ey/ ja eine lange <hi rendition="#aq">Con&#x017F;equenz</hi> es<lb/>
mache/ wann man den&#x017F;elben nicht halte/ oder verliehre. Al&#x017F;o hat die<lb/>
Stadt Mu&#x0364;n&#x017F;ter nunmehro umb etliche wenig Tau&#x017F;end Reichs-Thaler<lb/>
in Holland/ welche &#x017F;ie vor <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> zahlen &#x017F;olte/ ihren gantzen <hi rendition="#aq">Credit</hi><lb/>
verlohren/ zu ihrem unwiederbringlichen gro&#x0364;&#x017F;ten Schaden. Franckreich<lb/>
hat in Holland jetzund auch Geld <hi rendition="#aq">negoci</hi>irt/ aber umb Acht <hi rendition="#aq">pro Cen-<lb/>
tum,</hi> und auf <hi rendition="#aq">Hypothec,</hi> ohne welche ich nicht weiß/ daß jetziger Zeit<lb/>
ein eintziger Potentat bey Holland <hi rendition="#aq">Credit</hi> ha&#x0364;tte. Welches alles ein<lb/>
Zeichen i&#x017F;t/ daß entweder vormahlen der <hi rendition="#aq">Credit</hi> nicht gehalten/ oder<lb/>
gegenwa&#x0364;rtig nicht wohl <hi rendition="#aq">negoci</hi>irt worden. Wie in der letzten Unruh<lb/>
mit dem Hertzog von Lothringen Chur-Pfaltz Geld vonno&#x0364;then gehabt/<lb/>
hat &#x017F;olches anders nicht/ als bey den Schweitzern/ gegen <hi rendition="#aq">Hypothec</hi><lb/>
und gutes <hi rendition="#aq">Intere&#x017F;&#x017F;e</hi> ko&#x0364;nnen aufgetrieben werden; Da hingegen/ wo<lb/>
Kauffmanns-<hi rendition="#aq">Credit</hi> vorhanden gewe&#x017F;en wa&#x0364;re/ &#x017F;olches alles vortheil-<lb/>
hafftiger ha&#x0364;tte ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;es i&#x017F;t derohalben gewiß/ daß alle<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e Herren/ welche Leut und Land haben/ und welchen bißweilen ein<lb/>
Ungemach vor&#x017F;tehen kan/ darzu gro&#x017F;&#x017F;e Summen Gelds erfordert wer-<lb/>
den/ welche in der Eil auffzubringen/ entweder gedachte La&#x0364;nder nicht<lb/>
ma&#x0364;chtig genug/ oder kein ab&#x017F;onderliches <hi rendition="#aq">Ærarium</hi> darzu auffgerichtet/<lb/>
oder &#x017F;on&#x017F;ten keine gute <hi rendition="#aq">Hypothec</hi> vorhanden i&#x017F;t/ &#x017F;olcher La&#x0364;nder Herren<lb/>
&#x017F;ich bey denen Ausla&#x0364;ndern umb <hi rendition="#aq">Credit</hi> bewerben &#x017F;olten. Dann ob &#x017F;ie<lb/>
gleich von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten Mittel genug ha&#x0364;tten/ &#x017F;o &#x017F;eynd &#x017F;ie doch nicht &#x017F;o<lb/>
viel/ als wann &#x017F;ie durch Frembde ge&#x017F;ta&#x0364;rckt und verdoppelt werden.<lb/>
Uber die&#x017F;es macht es auch einen Herrn <hi rendition="#aq">con&#x017F;iderabel,</hi> wann er bey Aus-<lb/>
la&#x0364;ndern <hi rendition="#aq">Credit</hi> hat/ dann al&#x017F;o werden die Jnwohner und Benachbarte<lb/>
umb &#x017F;o vielmehr <hi rendition="#aq">anim</hi>irt/ ihm zu <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;i&#x017F;t</hi>iren/ wann &#x017F;ie &#x017F;ehen/ daß ihnen<lb/>
die Frembde mit gutem Exempel vorgehen. Auch i&#x017F;t es gar nicht no&#x0364;thig/<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 2</fw><fw place="bottom" type="catch">viel</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0047] Von einer oͤffentlichen General-Land-Banco. mit des Verſetzers groͤſtem Schaden geſchehen muß. Wann aber ein Herr Kauffmanns-Credit hat/ ſo braucht er ſolcher Unterpfaͤnder nicht/ ſondern kan auf ſeine bloſſe Parol zu ſeinem Vortheil Mittel erheben. Und ob zwar die Kauffleut vermeynen/ es laſſe ſich nicht wohl thun/ daß groſſe Herren Kauffmanns-Credit erhalten koͤnnen/ oder vielmehr zu ſagen/ ein groſſer Herr koͤnte nicht ſo viel Treu und Glauben halten/ als ein Kauffmann/ ſo iſts doch weit gefehlt; Und wann ja etwas mangelt/ ſo fehlet es allein an guter Ordnung/ und daß etwan groſſe Herren nicht bedencken/ wie viel daran gelegen ſey/ daß man Credit habe/ und wie ſchaͤdlich es ſey/ ja eine lange Conſequenz es mache/ wann man denſelben nicht halte/ oder verliehre. Alſo hat die Stadt Muͤnſter nunmehro umb etliche wenig Tauſend Reichs-Thaler in Holland/ welche ſie vor Intereſſe zahlen ſolte/ ihren gantzen Credit verlohren/ zu ihrem unwiederbringlichen groͤſten Schaden. Franckreich hat in Holland jetzund auch Geld negociirt/ aber umb Acht pro Cen- tum, und auf Hypothec, ohne welche ich nicht weiß/ daß jetziger Zeit ein eintziger Potentat bey Holland Credit haͤtte. Welches alles ein Zeichen iſt/ daß entweder vormahlen der Credit nicht gehalten/ oder gegenwaͤrtig nicht wohl negociirt worden. Wie in der letzten Unruh mit dem Hertzog von Lothringen Chur-Pfaltz Geld vonnoͤthen gehabt/ hat ſolches anders nicht/ als bey den Schweitzern/ gegen Hypothec und gutes Intereſſe koͤnnen aufgetrieben werden; Da hingegen/ wo Kauffmanns-Credit vorhanden geweſen waͤre/ ſolches alles vortheil- hafftiger haͤtte geſchehen koͤnnen. Dieſes iſt derohalben gewiß/ daß alle groſſe Herren/ welche Leut und Land haben/ und welchen bißweilen ein Ungemach vorſtehen kan/ darzu groſſe Summen Gelds erfordert wer- den/ welche in der Eil auffzubringen/ entweder gedachte Laͤnder nicht maͤchtig genug/ oder kein abſonderliches Ærarium darzu auffgerichtet/ oder ſonſten keine gute Hypothec vorhanden iſt/ ſolcher Laͤnder Herren ſich bey denen Auslaͤndern umb Credit bewerben ſolten. Dann ob ſie gleich von ſich ſelbſten Mittel genug haͤtten/ ſo ſeynd ſie doch nicht ſo viel/ als wann ſie durch Frembde geſtaͤrckt und verdoppelt werden. Uber dieſes macht es auch einen Herrn conſiderabel, wann er bey Aus- laͤndern Credit hat/ dann alſo werden die Jnwohner und Benachbarte umb ſo vielmehr animirt/ ihm zu aſſiſtiren/ wann ſie ſehen/ daß ihnen die Frembde mit gutem Exempel vorgehen. Auch iſt es gar nicht noͤthig/ viel D 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/47
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/47>, abgerufen am 21.11.2024.