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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717.

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Von denen grossen Lehn-Banquen.
co zu haben das richtigste ist/ daß die Lehn-Banco ihr Interesse Con-
to
halte/ was sie von denen/ welche des Jahrs über Pfand bey ihr ver-
setzet/ an Interesse eingenommen/ und daß hernach von solcher einge-
kommene Interesse (wann der Bedienten Besoldung und andere Un-
kosten davon abgezogen worden) der Uberschuß zu andern gemeinen
Stadtbesten angewendet werde/ so bleibet doch der Giro-Banco der
Ruhm/ daß aus ihrem fundo so viel gutes gestifftet worden sey.

Man könte aber füglich dergleichen aus der Lehn-Banco herkom-
mende Zinsen zu einem kleinen monte Pietatis oder Lombard als ein
Capital und fundum geben/ so wäre schon wieder eine neue löbliche
Stifftung da/ und flösse immer ein gutes aus dem andern. Man hätte
auch nicht die andere beschwerliche Hülffs-Mittel/ einen Fundum zu ei-
nem dergleichen monte zu colligiren/ nöthig/ welche wir in unserm offt
bemeldten Tractat von denen montibus Pietatis angezeiget haben/ und
so auch dieser fundus aus denen Lehn-Bancks Renten stabiliret wäre/
so könte man die folgende Renten zu gleichmässiger Anrichtung derglei-
chen Leyh-Häuser in andern kleinen Städten des Landes/ und nechst die-
sen auch zu vielen andern nützlichen Stifftungen mehr gebrauchen; Daß
also hieraus zu ersehen/ wie gar leicht in einer Stadt oder gantzem Lande
etwas gutes zu stifften sey/ wann man sich der Sache nur ernstlich an-
nehmen/ und alle übel gegründete vorurtheilte Passiones und Eigen-
nutz an die Seite setzen will.

Der andere Weg eine nützliche Lehn-Banco in einer Stadt/ in
welcher keine Giro-Banco angeleget ist/ anzurichten/ kommet her aus
dem Fundo solcher Capitalien/ welche bey andern Collegiis, Funda-
tionibus,
oder Stifftungen müßig liegen/ dergleichen etwan bey Gene-
ral-
Feuer-Cassen/ Hospitälern/ Kirchen und Schulen/ sich finden möch-
ten. Wie dann der in der Königlichen Residenz-Stadt Berlin An-
no 1706. etabil
irt gewesenen Feuer-Cassa ihre Absicht unter andern auch
dahin gieng/ daß die in Vorrath einkommende Gelder/ damit solche
nicht müßig in Cassa liegen möchten/ zu einer solchen grossen Lehn-Ban-
co emploi
ret werden solten.

Weil aber dergleichen Fundationes und Collegia ihre Capitalia
einem andern mit ihnen keine Gemeinschafft habenden Collegio nicht
leicht ohne Zinsen hingegeben werden/ und wir ohne dem (wie hernach
weiter in dem Capitel von der Giro-Banco soll bewiesen werden) die

Anle-

Von denen groſſen Lehn-Banquen.
co zu haben das richtigſte iſt/ daß die Lehn-Banco ihr Intereſſe Con-
to
halte/ was ſie von denen/ welche des Jahrs uͤber Pfand bey ihr ver-
ſetzet/ an Intereſſe eingenommen/ und daß hernach von ſolcher einge-
kommene Intereſſe (wann der Bedienten Beſoldung und andere Un-
koſten davon abgezogen worden) der Uberſchuß zu andern gemeinen
Stadtbeſten angewendet werde/ ſo bleibet doch der Giro-Banco der
Ruhm/ daß aus ihrem fundo ſo viel gutes geſtifftet worden ſey.

Man koͤnte aber fuͤglich dergleichen aus der Lehn-Banco herkom-
mende Zinſen zu einem kleinen monte Pietatis oder Lombard als ein
Capital und fundum geben/ ſo waͤre ſchon wieder eine neue loͤbliche
Stifftung da/ und floͤſſe immer ein gutes aus dem andern. Man haͤtte
auch nicht die andere beſchwerliche Huͤlffs-Mittel/ einen Fundum zu ei-
nem dergleichen monte zu colligiren/ noͤthig/ welche wir in unſerm offt
bemeldten Tractat von denen montibus Pietatis angezeiget haben/ und
ſo auch dieſer fundus aus denen Lehn-Bancks Renten ſtabiliret waͤre/
ſo koͤnte man die folgende Renten zu gleichmaͤſſiger Anrichtung derglei-
chen Leyh-Haͤuſer in andern kleinen Staͤdten des Landes/ und nechſt die-
ſen auch zu vielen andern nuͤtzlichen Stifftungen mehr gebrauchen; Daß
alſo hieraus zu erſehen/ wie gar leicht in einer Stadt oder gantzem Lande
etwas gutes zu ſtifften ſey/ wann man ſich der Sache nur ernſtlich an-
nehmen/ und alle uͤbel gegruͤndete vorurtheilte Paſſiones und Eigen-
nutz an die Seite ſetzen will.

Der andere Weg eine nuͤtzliche Lehn-Banco in einer Stadt/ in
welcher keine Giro-Banco angeleget iſt/ anzurichten/ kommet her aus
dem Fundo ſolcher Capitalien/ welche bey andern Collegiis, Funda-
tionibus,
oder Stifftungen muͤßig liegen/ dergleichen etwan bey Gene-
ral-
Feuer-Caſſen/ Hoſpitaͤlern/ Kirchen und Schulen/ ſich finden moͤch-
ten. Wie dann der in der Koͤniglichen Reſidenz-Stadt Berlin An-
no 1706. etabil
irt geweſenen Feuer-Caſſa ihre Abſicht unter andern auch
dahin gieng/ daß die in Vorrath einkommende Gelder/ damit ſolche
nicht muͤßig in Caſſa liegen moͤchten/ zu einer ſolchen groſſen Lehn-Ban-
co emploi
ret werden ſolten.

Weil aber dergleichen Fundationes und Collegia ihre Capitalia
einem andern mit ihnen keine Gemeinſchafft habenden Collegio nicht
leicht ohne Zinſen hingegeben werden/ und wir ohne dem (wie hernach
weiter in dem Capitel von der Giro-Banco ſoll bewieſen werden) die

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung der Banqven. Halle (Saale) u. a., 1717, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_banqven_1717/67>, abgerufen am 21.11.2024.