Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Münd- und schrifftliche Complimenten,
der Hand eine solche Person angetragen wird/ und
zwar die von guten Mitteln/ honetter Freundschafft/
löblicher Conduite, und stillen Wandels ist/ und
diese ist Herrn N. N. einige Tochter/ ein Kind aus ei-
ner solchen Familie, welche dem Herrn nicht unbe-
kannt seyn/ und leichtlich persuadiren kan/ daß ich
mich/ wann ich zu solcher Parthey inclinire/ nicht die
ungezähmte Begierde der Jugend/ sondern ein reiffes
und tugendhafftes Absehen regieren lasse. Jch halte
aber bey allen diesen Vortheilen mein Urtheil noch
nicht allerdings unbetrieglich/ ehe ich meines Herrn
vollkommenen guten Raht/ Ubereinstimmung/ Mey-
nung und Gutachten eingehohlet habe; und dieses ist
es auch/ warum ich die Feder ergriffen/ und hierauf
schleunig um eine geneigte Antwort bitte/ der ich stets
verharre/ etc.

Antwort hierauf.
Mein Herr!

MAn wird mich niemahls prompter, in Beant-
wortung meiner guten Freunde an mich ab-
gelassenen Schreiben/ finden/ als wann ich Gelegen-
heit habe/ denenselben zu dienen/ weil nun solches auch
geschehen kan/ durch Entdeckung meines Sentiments
über des Herrn intendirten Heyraht; Als berichte
ich/ daß jungen angehenden Kauffleuten der Ehe-
stand eines Theils schädlich/ andern Theils nützlich
seyn könne; schädlich ist es/ wann man den Liebes-
Gedancken/ nach Art der wollüstigen Jugend/ mehr
als denen Negotiis nachhänget/ mehr denen Auf-
wartungen des Frauenzimmers/ als dem Contoir
oblieget/ das vielmahls kaum aus etliche 100. Gülden

be-

Muͤnd- und ſchrifftliche Complimenten,
der Hand eine ſolche Perſon angetragen wird/ und
zwar die von guten Mitteln/ honetter Freundſchafft/
loͤblicher Conduite, und ſtillen Wandels iſt/ und
dieſe iſt Herrn N. N. einige Tochter/ ein Kind aus ei-
ner ſolchen Familie, welche dem Herrn nicht unbe-
kannt ſeyn/ und leichtlich perſuadiren kan/ daß ich
mich/ wann ich zu ſolcher Parthey inclinire/ nicht die
ungezaͤhmte Begierde der Jugend/ ſondern ein reiffes
und tugendhafftes Abſehen regieren laſſe. Jch halte
aber bey allen dieſen Vortheilen mein Urtheil noch
nicht allerdings unbetrieglich/ ehe ich meines Herrn
vollkommenen guten Raht/ Ubereinſtimmung/ Mey-
nung und Gutachten eingehohlet habe; und dieſes iſt
es auch/ warum ich die Feder ergriffen/ und hierauf
ſchleunig um eine geneigte Antwort bitte/ der ich ſtets
verharre/ ꝛc.

Antwort hierauf.
Mein Herr!

MAn wird mich niemahls prompter, in Beant-
wortung meiner guten Freunde an mich ab-
gelaſſenen Schreiben/ finden/ als wann ich Gelegen-
heit habe/ denenſelben zu dienen/ weil nun ſolches auch
geſchehen kan/ durch Entdeckung meines Sentiments
uͤber des Herrn intendirten Heyraht; Als berichte
ich/ daß jungen angehenden Kauffleuten der Ehe-
ſtand eines Theils ſchaͤdlich/ andern Theils nuͤtzlich
ſeyn koͤnne; ſchaͤdlich iſt es/ wann man den Liebes-
Gedancken/ nach Art der wolluͤſtigen Jugend/ mehr
als denen Negotiis nachhaͤnget/ mehr denen Auf-
wartungen des Frauenzimmers/ als dem Contoir
oblieget/ das vielmahls kaum aus etliche 100. Guͤlden

be-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="3">
        <div n="4">
          <p><pb facs="#f1020" n="1004"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Mu&#x0364;nd- und &#x017F;chrifftliche <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Complimenten,</hi></hi></hi></fw><lb/>
der Hand eine &#x017F;olche Per&#x017F;on angetragen wird/ und<lb/>
zwar die von guten Mitteln/ <hi rendition="#aq">honetter</hi> Freund&#x017F;chafft/<lb/>
lo&#x0364;blicher <hi rendition="#aq">Conduite,</hi> und &#x017F;tillen Wandels i&#x017F;t/ und<lb/>
die&#x017F;e i&#x017F;t Herrn <hi rendition="#aq">N. N.</hi> einige Tochter/ ein Kind aus ei-<lb/>
ner &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">Familie,</hi> welche dem Herrn nicht unbe-<lb/>
kannt &#x017F;eyn/ und leichtlich <hi rendition="#aq">per&#x017F;uadi</hi>ren kan/ daß ich<lb/>
mich/ wann ich zu &#x017F;olcher Parthey <hi rendition="#aq">inclini</hi>re/ nicht die<lb/>
ungeza&#x0364;hmte Begierde der Jugend/ &#x017F;ondern ein reiffes<lb/>
und tugendhafftes Ab&#x017F;ehen regieren la&#x017F;&#x017F;e. Jch halte<lb/>
aber bey allen die&#x017F;en Vortheilen mein Urtheil noch<lb/>
nicht allerdings unbetrieglich/ ehe ich meines Herrn<lb/>
vollkommenen guten Raht/ Uberein&#x017F;timmung/ Mey-<lb/>
nung und Gutachten eingehohlet habe; und die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
es auch/ warum ich die Feder ergriffen/ und hierauf<lb/>
&#x017F;chleunig um eine geneigte Antwort bitte/ der ich &#x017F;tets<lb/>
verharre/ &#xA75B;c.</p>
        </div><lb/>
        <div n="4">
          <head> <hi rendition="#b">Antwort hierauf.</hi> </head><lb/>
          <salute> <hi rendition="#fr">Mein Herr!</hi> </salute><lb/>
          <p><hi rendition="#in">M</hi>An wird mich niemahls <hi rendition="#aq">prompter,</hi> in Beant-<lb/>
wortung meiner guten Freunde an mich ab-<lb/>
gela&#x017F;&#x017F;enen Schreiben/ finden/ als wann ich Gelegen-<lb/>
heit habe/ denen&#x017F;elben zu dienen/ weil nun &#x017F;olches auch<lb/>
ge&#x017F;chehen kan/ durch Entdeckung meines <hi rendition="#aq">Sentiments</hi><lb/>
u&#x0364;ber des Herrn <hi rendition="#aq">intendir</hi>ten Heyraht; Als berichte<lb/>
ich/ daß jungen angehenden Kauffleuten der Ehe-<lb/>
&#x017F;tand eines Theils &#x017F;cha&#x0364;dlich/ andern Theils nu&#x0364;tzlich<lb/>
&#x017F;eyn ko&#x0364;nne; &#x017F;cha&#x0364;dlich i&#x017F;t es/ wann man den Liebes-<lb/>
Gedancken/ nach Art der wollu&#x0364;&#x017F;tigen Jugend/ mehr<lb/>
als denen <hi rendition="#aq">Negotiis</hi> nachha&#x0364;nget/ mehr denen Auf-<lb/>
wartungen des Frauenzimmers/ als dem <hi rendition="#aq">Contoir</hi><lb/>
oblieget/ das vielmahls kaum aus etliche 100. Gu&#x0364;lden<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">be-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1004/1020] Muͤnd- und ſchrifftliche Complimenten, der Hand eine ſolche Perſon angetragen wird/ und zwar die von guten Mitteln/ honetter Freundſchafft/ loͤblicher Conduite, und ſtillen Wandels iſt/ und dieſe iſt Herrn N. N. einige Tochter/ ein Kind aus ei- ner ſolchen Familie, welche dem Herrn nicht unbe- kannt ſeyn/ und leichtlich perſuadiren kan/ daß ich mich/ wann ich zu ſolcher Parthey inclinire/ nicht die ungezaͤhmte Begierde der Jugend/ ſondern ein reiffes und tugendhafftes Abſehen regieren laſſe. Jch halte aber bey allen dieſen Vortheilen mein Urtheil noch nicht allerdings unbetrieglich/ ehe ich meines Herrn vollkommenen guten Raht/ Ubereinſtimmung/ Mey- nung und Gutachten eingehohlet habe; und dieſes iſt es auch/ warum ich die Feder ergriffen/ und hierauf ſchleunig um eine geneigte Antwort bitte/ der ich ſtets verharre/ ꝛc. Antwort hierauf. Mein Herr! MAn wird mich niemahls prompter, in Beant- wortung meiner guten Freunde an mich ab- gelaſſenen Schreiben/ finden/ als wann ich Gelegen- heit habe/ denenſelben zu dienen/ weil nun ſolches auch geſchehen kan/ durch Entdeckung meines Sentiments uͤber des Herrn intendirten Heyraht; Als berichte ich/ daß jungen angehenden Kauffleuten der Ehe- ſtand eines Theils ſchaͤdlich/ andern Theils nuͤtzlich ſeyn koͤnne; ſchaͤdlich iſt es/ wann man den Liebes- Gedancken/ nach Art der wolluͤſtigen Jugend/ mehr als denen Negotiis nachhaͤnget/ mehr denen Auf- wartungen des Frauenzimmers/ als dem Contoir oblieget/ das vielmahls kaum aus etliche 100. Guͤlden be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Grundlage der vorliegenden digitalen Ausgabe bild… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/1020
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 1004. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/1020>, abgerufen am 22.11.2024.