Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.Formularia mündlicher Glückwünsch cken trägt/ und gleichsahm mit lebendigen Farben ab-mahlet/ also ist ein schnell dahin rauschender Fluß des vergänglichen Lebens/ und des gewissen Todes Vor- bild/ nach dem bekannten Kirchen-Gesang: Wie ein Bach beginnt zu rinnen/ und mit lauffen nicht hält in- nen/ so flieht unsere Zeit von hinnen. Eine Blume welche heute blühet/ und morgen in den Ofen geworf- fen wird/ zeuget gleichfalls von unsers kurtzen Lebens- Hinfälligkeit; welche auch durch einen schnell aus der Hand fliehenden Weber-Spul in heil. Schrifft ange- zeiget wird. Und was finden wir anders in denen in einem Huy verschwindenden Wasser-Blasen/ item an dem leicht zerbrechenden Gläsern/ denen von den Wind zerstreueten Stoppeln/ den ausgehenden Flammen/ welchen das Oel entzogen/ denen sich selbst verzehrenden Lichtern/ an den Staub und Schatten/ an Sommer und Winter/ wie auch an denen vielfäl- tig sich veränderenden Seiden-Würmern/ als daß solche alle Sinn-Bildern des Sterbens seyn/ und unsere Nichtigkeit gleichsam täglich uns vor Augen stellen; Jnsonderheit stecken derer die aller Sinn und Lehr-reichsten in der Kauffmannschafft/ als welche der Mund der Wahrheit selbsten vielmahls in Tagen sei- nes Fleisches mit den Streben nach dem Himmel/ ei- nes himmlisch gesinneten Christens vergliechen/ wann er die Freude der Seligkeit und die Erlangung der- selben/ unter den Kauff einer kostbahren Perle vorge- stellet/ und gewiß/ wann man das gantze menschliche Leben/ von den Tag der Gebuhrt an bis an dem Tage des Todes vorstellet/ ist solcher nicht anders/ als ein steter Handel und Wandel/ welcher zum entzweck führet/ die kostbahre Perle des Himmels zu erlangen. Das Capital welches dazu einen geistlichen Kauffmann zum
Formularia muͤndlicher Gluͤckwuͤnſch cken traͤgt/ und gleichſahm mit lebendigen Farben ab-mahlet/ alſo iſt ein ſchnell dahin rauſchender Fluß des vergaͤnglichen Lebens/ und des gewiſſen Todes Vor- bild/ nach dem bekannten Kirchen-Geſang: Wie ein Bach beginnt zu rinnen/ und mit lauffen nicht haͤlt in- nen/ ſo flieht unſere Zeit von hinnen. Eine Blume welche heute bluͤhet/ und morgen in den Ofen geworf- fen wird/ zeuget gleichfalls von unſers kurtzen Lebens- Hinfaͤlligkeit; welche auch durch einen ſchnell aus der Hand fliehenden Weber-Spul in heil. Schrifft ange- zeiget wird. Und was finden wir anders in denen in einem Huy verſchwindenden Waſſer-Blaſen/ item an dem leicht zerbrechenden Glaͤſern/ denen von den Wind zerſtreueten Stoppeln/ den ausgehenden Flammen/ welchen das Oel entzogen/ denen ſich ſelbſt verzehrenden Lichtern/ an den Staub und Schatten/ an Sommer und Winter/ wie auch an denen vielfaͤl- tig ſich veraͤnderenden Seiden-Wuͤrmern/ als daß ſolche alle Sinn-Bildern des Sterbens ſeyn/ und unſere Nichtigkeit gleichſam taͤglich uns vor Augen ſtellen; Jnſonderheit ſtecken derer die aller Sinn und Lehr-reichſten in der Kauffmannſchafft/ als welche der Mund der Wahrheit ſelbſten vielmahls in Tagen ſei- nes Fleiſches mit den Streben nach dem Himmel/ ei- nes himmliſch geſinneten Chriſtens vergliechen/ wann er die Freude der Seligkeit und die Erlangung der- ſelben/ unter den Kauff einer koſtbahren Perle vorge- ſtellet/ und gewiß/ wann man das gantze menſchliche Leben/ von den Tag der Gebuhrt an bis an dem Tage des Todes vorſtellet/ iſt ſolcher nicht anders/ als ein ſteter Handel und Wandel/ welcher zum entzweck fuͤhret/ die koſtbahre Perle des Himmels zu erlangen. Das Capital welches dazu einen geiſtlichen Kauffmañ zum
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Formularia muͤndlicher Gluͤckwuͤnſch
cken traͤgt/ und gleichſahm mit lebendigen Farben ab-
mahlet/ alſo iſt ein ſchnell dahin rauſchender Fluß des
vergaͤnglichen Lebens/ und des gewiſſen Todes Vor-
bild/ nach dem bekannten Kirchen-Geſang: Wie ein
Bach beginnt zu rinnen/ und mit lauffen nicht haͤlt in-
nen/ ſo flieht unſere Zeit von hinnen. Eine Blume
welche heute bluͤhet/ und morgen in den Ofen geworf-
fen wird/ zeuget gleichfalls von unſers kurtzen Lebens-
Hinfaͤlligkeit; welche auch durch einen ſchnell aus der
Hand fliehenden Weber-Spul in heil. Schrifft ange-
zeiget wird. Und was finden wir anders in denen in
einem Huy verſchwindenden Waſſer-Blaſen/ item
an dem leicht zerbrechenden Glaͤſern/ denen von den
Wind zerſtreueten Stoppeln/ den ausgehenden
Flammen/ welchen das Oel entzogen/ denen ſich ſelbſt
verzehrenden Lichtern/ an den Staub und Schatten/
an Sommer und Winter/ wie auch an denen vielfaͤl-
tig ſich veraͤnderenden Seiden-Wuͤrmern/ als daß
ſolche alle Sinn-Bildern des Sterbens ſeyn/ und
unſere Nichtigkeit gleichſam taͤglich uns vor Augen
ſtellen; Jnſonderheit ſtecken derer die aller Sinn und
Lehr-reichſten in der Kauffmannſchafft/ als welche der
Mund der Wahrheit ſelbſten vielmahls in Tagen ſei-
nes Fleiſches mit den Streben nach dem Himmel/ ei-
nes himmliſch geſinneten Chriſtens vergliechen/ wann
er die Freude der Seligkeit und die Erlangung der-
ſelben/ unter den Kauff einer koſtbahren Perle vorge-
ſtellet/ und gewiß/ wann man das gantze menſchliche
Leben/ von den Tag der Gebuhrt an bis an dem Tage
des Todes vorſtellet/ iſt ſolcher nicht anders/ als ein
ſteter Handel und Wandel/ welcher zum entzweck
fuͤhret/ die koſtbahre Perle des Himmels zu erlangen.
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