Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Chalanden, Correspondentz und Credit.
nahm seiner intendirten eigenen Handlung/ durch
Zuwendung meiner Commission, einiger Vortheil
geschehen kan/ hat er sich/ wann ich demselben vorhero
zu allen angefangenen Verrichtungen GOttes rei-
chen Segen werde angewünschet haben/ derselben al-
lezeit/ benebenst meiner Willfährigkeit ihm noch an-
dere Freunde mehr zu procuriren/ zu getrösten; Das
einige/ was ich dabey zu consideriren finde/ ist/ daß
ich viele verdrießliche Commissiones, (nemlich aus-
stehende Gelder von seinen Mit-Bürgern/ darunter
theils schlechte Bezahler seyn/ einzucassiren) demsel-
ben werde aufzutragen haben; Wofür billig ein jeder
Anfänger/ der Credit suchet/ und noch auf schwachen
Füssen stehet/ sich zu hüten/ biß seine Handelung zuei-
nem männlichen Alter gedyen/ in welcher er freyer
und mit grösserer Authorität/ als in seiner angehen-
den Jugend/ sprechen kan. Jedoch muß eines bey
dem andern seyn/ und kan kein Kauffmann allezeit sich
eines so beständigen Glücks-Windes erfreuen/ daß
nicht unterweilen auch ein Sturm-Wind aufsteigen
solte; Welches ich meinem Herrn/ als einem Anfän-
ger/ aus väterlichem Wohlmeynen will zu Gemüthe
geführet/ und dabey ermahnet haben/ daß man Glück
und Unglück mit gleichem Gesichte annehme/ in jenem
sich nicht zu frölich/ oder in diesem zu niedergeschlagen
erzeige/ sondern allezeit gleich gesinnet sey/ vor allen sein
Hertz niemand entdecke/ noch über erlittenen Schaden
klage/ etwann in der Meynung/ ob solte solches andere
Leute zur Compassion, und um desto eher unter die
Arme zu greiffen/ anreitzen/ weil gantz das Contra-
rium
folget/ und vielmehr der Welt Gebrauch ist/ das
Hertz von den Unglückseligen abzuziehen/ und die be-
reits sinckende gar zu Boden zu stossen. So ist auch

die
R 4

Chalanden, Correſpondentz und Credit.
nahm ſeiner intendirten eigenen Handlung/ durch
Zuwendung meiner Commisſion, einiger Vortheil
geſchehen kan/ hat er ſich/ wann ich demſelben vorhero
zu allen angefangenen Verrichtungen GOttes rei-
chen Segen werde angewuͤnſchet haben/ derſelben al-
lezeit/ benebenſt meiner Willfaͤhrigkeit ihm noch an-
dere Freunde mehr zu procuriren/ zu getroͤſten; Das
einige/ was ich dabey zu conſideriren finde/ iſt/ daß
ich viele verdrießliche Commisſiones, (nemlich aus-
ſtehende Gelder von ſeinen Mit-Buͤrgern/ darunter
theils ſchlechte Bezahler ſeyn/ einzucasſiren) demſel-
ben werde aufzutragen haben; Wofuͤr billig ein jeder
Anfaͤnger/ der Credit ſuchet/ und noch auf ſchwachen
Fuͤſſen ſtehet/ ſich zu huͤten/ biß ſeine Handelung zuei-
nem maͤnnlichen Alter gedyen/ in welcher er freyer
und mit groͤſſerer Authoritaͤt/ als in ſeiner angehen-
den Jugend/ ſprechen kan. Jedoch muß eines bey
dem andern ſeyn/ und kan kein Kauffmann allezeit ſich
eines ſo beſtaͤndigen Gluͤcks-Windes erfreuen/ daß
nicht unterweilen auch ein Sturm-Wind aufſteigen
ſolte; Welches ich meinem Herrn/ als einem Anfaͤn-
ger/ aus vaͤterlichem Wohlmeynen will zu Gemuͤthe
gefuͤhret/ und dabey ermahnet haben/ daß man Gluͤck
und Ungluͤck mit gleichem Geſichte annehme/ in jenem
ſich nicht zu froͤlich/ oder in dieſem zu niedergeſchlagen
erzeige/ ſondern allezeit gleich geſinnet ſey/ vor allen ſein
Hertz niemand entdecke/ noch uͤber erlittenen Schaden
klage/ etwann in der Meynung/ ob ſolte ſolches andere
Leute zur Compasſion, und um deſto eher unter die
Arme zu greiffen/ anreitzen/ weil gantz das Contra-
rium
folget/ und vielmehr der Welt Gebrauch iſt/ das
Hertz von den Ungluͤckſeligen abzuziehen/ und die be-
reits ſinckende gar zu Boden zu ſtoſſen. So iſt auch

die
R 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0283" n="263"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Chalanden, Corre&#x017F;ponden</hi></hi><hi rendition="#b">tz und</hi><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Credit.</hi></hi></fw><lb/>
nahm &#x017F;einer <hi rendition="#aq">intendir</hi>ten eigenen Handlung/ durch<lb/>
Zuwendung meiner <hi rendition="#aq">Commis&#x017F;ion,</hi> einiger Vortheil<lb/>
ge&#x017F;chehen kan/ hat er &#x017F;ich/ wann ich dem&#x017F;elben vorhero<lb/>
zu allen angefangenen Verrichtungen GOttes rei-<lb/>
chen Segen werde angewu&#x0364;n&#x017F;chet haben/ der&#x017F;elben al-<lb/>
lezeit/ beneben&#x017F;t meiner Willfa&#x0364;hrigkeit ihm noch an-<lb/>
dere Freunde mehr zu <hi rendition="#aq">procuri</hi>ren/ zu getro&#x0364;&#x017F;ten; Das<lb/>
einige/ was ich dabey zu <hi rendition="#aq">con&#x017F;ideri</hi>ren finde/ i&#x017F;t/ daß<lb/>
ich viele verdrießliche <hi rendition="#aq">Commis&#x017F;iones,</hi> (nemlich aus-<lb/>
&#x017F;tehende Gelder von &#x017F;einen Mit-Bu&#x0364;rgern/ darunter<lb/>
theils &#x017F;chlechte Bezahler &#x017F;eyn/ einzu<hi rendition="#aq">cas&#x017F;i</hi>ren) dem&#x017F;el-<lb/>
ben werde aufzutragen haben; Wofu&#x0364;r billig ein jeder<lb/>
Anfa&#x0364;nger/ der <hi rendition="#aq">Credit</hi> &#x017F;uchet/ und noch auf &#x017F;chwachen<lb/>
Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tehet/ &#x017F;ich zu hu&#x0364;ten/ biß &#x017F;eine Handelung zuei-<lb/>
nem ma&#x0364;nnlichen Alter gedyen/ in welcher er freyer<lb/>
und mit gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;erer <hi rendition="#aq">Authori</hi>ta&#x0364;t/ als in &#x017F;einer angehen-<lb/>
den Jugend/ &#x017F;prechen kan. Jedoch muß eines bey<lb/>
dem andern &#x017F;eyn/ und kan kein Kauffmann allezeit &#x017F;ich<lb/>
eines &#x017F;o be&#x017F;ta&#x0364;ndigen Glu&#x0364;cks-Windes erfreuen/ daß<lb/>
nicht unterweilen auch ein Sturm-Wind auf&#x017F;teigen<lb/>
&#x017F;olte; Welches ich meinem Herrn/ als einem Anfa&#x0364;n-<lb/>
ger/ aus va&#x0364;terlichem Wohlmeynen will zu Gemu&#x0364;the<lb/>
gefu&#x0364;hret/ und dabey ermahnet haben/ daß man Glu&#x0364;ck<lb/>
und Unglu&#x0364;ck mit gleichem Ge&#x017F;ichte annehme/ in jenem<lb/>
&#x017F;ich nicht zu fro&#x0364;lich/ oder in die&#x017F;em zu niederge&#x017F;chlagen<lb/>
erzeige/ &#x017F;ondern allezeit gleich ge&#x017F;innet &#x017F;ey/ vor allen &#x017F;ein<lb/>
Hertz niemand entdecke/ noch u&#x0364;ber erlittenen Schaden<lb/>
klage/ etwann in der Meynung/ ob &#x017F;olte &#x017F;olches andere<lb/>
Leute zur <hi rendition="#aq">Compas&#x017F;ion,</hi> und um de&#x017F;to eher unter die<lb/>
Arme zu greiffen/ anreitzen/ weil gantz das <hi rendition="#aq">Contra-<lb/>
rium</hi> folget/ und vielmehr der Welt Gebrauch i&#x017F;t/ das<lb/>
Hertz von den Unglu&#x0364;ck&#x017F;eligen abzuziehen/ und die be-<lb/>
reits &#x017F;inckende gar zu Boden zu &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en. So i&#x017F;t auch<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R 4</fw><fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0283] Chalanden, Correſpondentz und Credit. nahm ſeiner intendirten eigenen Handlung/ durch Zuwendung meiner Commisſion, einiger Vortheil geſchehen kan/ hat er ſich/ wann ich demſelben vorhero zu allen angefangenen Verrichtungen GOttes rei- chen Segen werde angewuͤnſchet haben/ derſelben al- lezeit/ benebenſt meiner Willfaͤhrigkeit ihm noch an- dere Freunde mehr zu procuriren/ zu getroͤſten; Das einige/ was ich dabey zu conſideriren finde/ iſt/ daß ich viele verdrießliche Commisſiones, (nemlich aus- ſtehende Gelder von ſeinen Mit-Buͤrgern/ darunter theils ſchlechte Bezahler ſeyn/ einzucasſiren) demſel- ben werde aufzutragen haben; Wofuͤr billig ein jeder Anfaͤnger/ der Credit ſuchet/ und noch auf ſchwachen Fuͤſſen ſtehet/ ſich zu huͤten/ biß ſeine Handelung zuei- nem maͤnnlichen Alter gedyen/ in welcher er freyer und mit groͤſſerer Authoritaͤt/ als in ſeiner angehen- den Jugend/ ſprechen kan. Jedoch muß eines bey dem andern ſeyn/ und kan kein Kauffmann allezeit ſich eines ſo beſtaͤndigen Gluͤcks-Windes erfreuen/ daß nicht unterweilen auch ein Sturm-Wind aufſteigen ſolte; Welches ich meinem Herrn/ als einem Anfaͤn- ger/ aus vaͤterlichem Wohlmeynen will zu Gemuͤthe gefuͤhret/ und dabey ermahnet haben/ daß man Gluͤck und Ungluͤck mit gleichem Geſichte annehme/ in jenem ſich nicht zu froͤlich/ oder in dieſem zu niedergeſchlagen erzeige/ ſondern allezeit gleich geſinnet ſey/ vor allen ſein Hertz niemand entdecke/ noch uͤber erlittenen Schaden klage/ etwann in der Meynung/ ob ſolte ſolches andere Leute zur Compasſion, und um deſto eher unter die Arme zu greiffen/ anreitzen/ weil gantz das Contra- rium folget/ und vielmehr der Welt Gebrauch iſt/ das Hertz von den Ungluͤckſeligen abzuziehen/ und die be- reits ſinckende gar zu Boden zu ſtoſſen. So iſt auch die R 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Grundlage der vorliegenden digitalen Ausgabe bild… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/283
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/283>, abgerufen am 24.11.2024.