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Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

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Instructions-Ermahnungs/ etc. Schreiben/
fällt/ und welche damit gemeiniglich reiff umgehen/
auch bey den Kauffmann jederzeit hoch angesehen/
und diesen gegen sich gering geschätzt halten wol-
len/) wird aufzusetzen wissen.
Folgen unterschiedliche Antwort-
Schreiben auf vorige Warnung/ Ermah-
nung Creditivs- und Recommenda-
tions-
Briefe.
Monsieur mon tres cher Amy.

DEr mir zugesandte Vogel in bunten Federn ist
glücklich zum Vorschein kommen/ ich habe
gleich wann ich auch des Herrn Recommendation
nicht wohl im Kopff gefast hätte/ an dem Gesang
gehöret/ daß es keine lieblich singende Nachtigal/
oder eine nach dem Himmel strebende Lerche/ sondern
eine AEsopische Krähe seyn müsse/ welche sich in die
fremden Federn nicht wohl zu schicken/ und nicht
besser als ihre eigene Tracht zu tragen wisse/ dannen-
hero ich ihm so viel als möglich darzu geholffen. Er
wolte einen mit Gold reich besetzten Carmoisin rohten
Mantel haben/ weil nun dessen Begierde darzu in-
brünstig/ so musten/ (wie ihm die rohte Farbe in die
Augen/) so mir seine Ducaten in den Beutel scheinen/
weil ich deren eine gute Parthey vor den Mantel weg-
gezogen/ und jede Ellen/ die doch nur schlecht Hollän-
disch Tuch/ und vor 3. Rthlr. hätte können verkaufft
werden/ vor 4. Ducaten als Drap de Venise mir
bezahlen ließ/ das übrige hat das Chameriren und
Ausmachen ausgepreßt. Es waraber solcher Man-
tel/ von welchen der Schneider/ weil er ihn in vier

Stun-
Inſtructions-Ermahnungs/ ꝛc. Schreiben/
faͤllt/ und welche damit gemeiniglich reiff umgehen/
auch bey den Kauffmann jederzeit hoch angeſehen/
und dieſen gegen ſich gering geſchaͤtzt halten wol-
len/) wird aufzuſetzen wiſſen.
Folgen unterſchiedliche Antwort-
Schreiben auf vorige Warnung/ Ermah-
nung Creditivs- und Recommenda-
tions-
Briefe.
Monſieur mon tres cher Amy.

DEr mir zugeſandte Vogel in bunten Federn iſt
gluͤcklich zum Vorſchein kommen/ ich habe
gleich wann ich auch des Herrn Recommendation
nicht wohl im Kopff gefaſt haͤtte/ an dem Geſang
gehoͤret/ daß es keine lieblich ſingende Nachtigal/
oder eine nach dem Himmel ſtrebende Lerche/ ſondern
eine Æſopiſche Kraͤhe ſeyn muͤſſe/ welche ſich in die
fremden Federn nicht wohl zu ſchicken/ und nicht
beſſer als ihre eigene Tracht zu tragen wiſſe/ dannen-
hero ich ihm ſo viel als moͤglich darzu geholffen. Er
wolte einen mit Gold reich beſetzten Carmoiſin rohten
Mantel haben/ weil nun deſſen Begierde darzu in-
bruͤnſtig/ ſo muſten/ (wie ihm die rohte Farbe in die
Augen/) ſo mir ſeine Ducaten in den Beutel ſcheinen/
weil ich deren eine gute Parthey vor den Mantel weg-
gezogen/ und jede Ellen/ die doch nur ſchlecht Hollaͤn-
diſch Tuch/ und vor 3. Rthlr. haͤtte koͤnnen verkaufft
werden/ vor 4. Ducaten als Drap de Veniſe mir
bezahlen ließ/ das uͤbrige hat das Chameriren und
Ausmachen ausgepreßt. Es waraber ſolcher Man-
tel/ von welchen der Schneider/ weil er ihn in vier

Stun-
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[700/0716] Inſtructions-Ermahnungs/ ꝛc. Schreiben/ faͤllt/ und welche damit gemeiniglich reiff umgehen/ auch bey den Kauffmann jederzeit hoch angeſehen/ und dieſen gegen ſich gering geſchaͤtzt halten wol- len/) wird aufzuſetzen wiſſen. Folgen unterſchiedliche Antwort- Schreiben auf vorige Warnung/ Ermah- nung Creditivs- und Recommenda- tions-Briefe. Monſieur mon tres cher Amy. DEr mir zugeſandte Vogel in bunten Federn iſt gluͤcklich zum Vorſchein kommen/ ich habe gleich wann ich auch des Herrn Recommendation nicht wohl im Kopff gefaſt haͤtte/ an dem Geſang gehoͤret/ daß es keine lieblich ſingende Nachtigal/ oder eine nach dem Himmel ſtrebende Lerche/ ſondern eine Æſopiſche Kraͤhe ſeyn muͤſſe/ welche ſich in die fremden Federn nicht wohl zu ſchicken/ und nicht beſſer als ihre eigene Tracht zu tragen wiſſe/ dannen- hero ich ihm ſo viel als moͤglich darzu geholffen. Er wolte einen mit Gold reich beſetzten Carmoiſin rohten Mantel haben/ weil nun deſſen Begierde darzu in- bruͤnſtig/ ſo muſten/ (wie ihm die rohte Farbe in die Augen/) ſo mir ſeine Ducaten in den Beutel ſcheinen/ weil ich deren eine gute Parthey vor den Mantel weg- gezogen/ und jede Ellen/ die doch nur ſchlecht Hollaͤn- diſch Tuch/ und vor 3. Rthlr. haͤtte koͤnnen verkaufft werden/ vor 4. Ducaten als Drap de Veniſe mir bezahlen ließ/ das uͤbrige hat das Chameriren und Ausmachen ausgepreßt. Es waraber ſolcher Man- tel/ von welchen der Schneider/ weil er ihn in vier Stun-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/716>, abgerufen am 22.11.2024.