Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Assecur antzen.
den leiden: Andere seynd hingegen so furchtsam/ daß
sie alles versichern lassen/ also daß viel mahls die Praemie
ihnen den auf den Waaren vermuhteten Gewinn weg-
frist: Andere gebrauchen beym Assecuriren böse
Tücke und Räncke/ laden an statt guter Kauffmanns-
Güter zum Schein wol emballirtes Stroh/ Holtz
oder Stein in Schiffe ein/ welches sie hernach vor
tüchtige Kauffmanns-Warren vor etliche tausend
versichern lassen/ der mit ihn übereins wissende
Schiffer bohrt als dann/ wann er in der See ist/ das
Schiff heimlich in Grund/ oder setzet es/ unter den
Vorwandt/ er habe wegen des harten Sturms die
See nicht länger halten können/ solches muhtwillig
am Strand/ worauf der Diebs-mäßige Befrachter
dem Assecuratorem anläuffet/ und Geld haben will/
wird aber manchmahl/ aus GOttes gerechten Ge-
richt/ die Schalckheit offenbahr/ und muß als dann der
Hencker mit Galgen und Schwert bezahlen/ wie hie-
von in nahmhafften Städten Exempel könnten vor-
gestellet werden/ da es mit dergleichen Betrieger
rechtschaffen geheissen: In fine videbitur cujus to-
ni;
wiewol bey dem Assecuratoren vielmahls auch
nicht allzusicher zugehen/ in dem es etliche auf das Di-
sputi
ren/ Zancken und Rechten legen/ und den asse-
curir
ten Kauffmann mit unnöhtigen Beweiß belästi-
gen/ von einer Zeit zur andern aufhalten; etliche auch
gar/ wann sie grosse Capitalia bezahlen sollen/ das
Reißaus nehmen/ und Banqverot spielen/ und also
den Kauffmann um Praemie und Capital betriegen.
Es seynd aber bey solchen Assecuriren unterschiedli-
che andere Dinge mehr zu observiren höchst noht-
wendig/ als/ daß/ so bald der Assecurator die Praemie

ge-

Von Aſſecur antzen.
den leiden: Andere ſeynd hingegen ſo furchtſam/ daß
ſie alles verſicheꝛn laſſen/ alſo daß viel mahls die Præmie
ihnen den auf den Waaren vermuhteten Gewinn weg-
friſt: Andere gebrauchen beym Aſſecuriren boͤſe
Tuͤcke und Raͤncke/ laden an ſtatt guter Kauffmanns-
Guͤter zum Schein wol emballirtes Stroh/ Holtz
oder Stein in Schiffe ein/ welches ſie hernach vor
tuͤchtige Kauffmanns-Warren vor etliche tauſend
verſichern laſſen/ der mit ihn uͤbereins wiſſende
Schiffer bohrt als dann/ wann er in der See iſt/ das
Schiff heimlich in Grund/ oder ſetzet es/ unter den
Vorwandt/ er habe wegen des harten Sturms die
See nicht laͤnger halten koͤnnen/ ſolches muhtwillig
am Strand/ worauf der Diebs-maͤßige Befrachter
dem Aſſecuratorem anlaͤuffet/ und Geld haben will/
wird aber manchmahl/ aus GOttes gerechten Ge-
richt/ die Schalckheit offenbahr/ und muß als dann der
Hencker mit Galgen und Schwert bezahlen/ wie hie-
von in nahmhafften Staͤdten Exempel koͤnnten vor-
geſtellet werden/ da es mit dergleichen Betrieger
rechtſchaffen geheiſſen: In fine videbitur cujus to-
ni;
wiewol bey dem Aſſecuratoren vielmahls auch
nicht allzuſicher zugehen/ in dem es etliche auf das Di-
ſputi
ren/ Zancken und Rechten legen/ und den aſſe-
curir
ten Kauffmann mit unnoͤhtigen Beweiß belaͤſti-
gen/ von einer Zeit zur andern aufhalten; etliche auch
gar/ wann ſie groſſe Capitalia bezahlen ſollen/ das
Reißaus nehmen/ und Banqverot ſpielen/ und alſo
den Kauffmann um Præmie und Capital betriegen.
Es ſeynd aber bey ſolchen Aſſecuriren unterſchiedli-
che andere Dinge mehr zu obſerviren hoͤchſt noht-
wendig/ als/ daß/ ſo bald der Aſſecurator die Præmie

ge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0876" n="860"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">A&#x017F;&#x017F;ecur an</hi></hi>tzen.</hi></fw><lb/>
den leiden: Andere &#x017F;eynd hingegen &#x017F;o furcht&#x017F;am/ daß<lb/>
&#x017F;ie alles ver&#x017F;iche&#xA75B;n la&#x017F;&#x017F;en/ al&#x017F;o daß viel mahls die <hi rendition="#aq">Præmie</hi><lb/>
ihnen den auf den Waaren vermuhteten Gewinn weg-<lb/>
fri&#x017F;t: Andere gebrauchen beym <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;ecuri</hi>ren bo&#x0364;&#x017F;e<lb/>
Tu&#x0364;cke und Ra&#x0364;ncke/ laden an &#x017F;tatt guter Kauffmanns-<lb/>
Gu&#x0364;ter zum Schein wol <hi rendition="#aq">emballir</hi>tes Stroh/ Holtz<lb/>
oder Stein in Schiffe ein/ welches &#x017F;ie hernach vor<lb/>
tu&#x0364;chtige Kauffmanns-Warren vor etliche tau&#x017F;end<lb/>
ver&#x017F;ichern la&#x017F;&#x017F;en/ der mit ihn u&#x0364;bereins wi&#x017F;&#x017F;ende<lb/>
Schiffer bohrt als dann/ wann er in der See i&#x017F;t/ das<lb/>
Schiff heimlich in Grund/ oder &#x017F;etzet es/ unter den<lb/>
Vorwandt/ er habe wegen des harten Sturms die<lb/>
See nicht la&#x0364;nger halten ko&#x0364;nnen/ &#x017F;olches muhtwillig<lb/>
am Strand/ worauf der Diebs-ma&#x0364;ßige Befrachter<lb/>
dem <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;ecuratorem</hi> anla&#x0364;uffet/ und Geld haben will/<lb/>
wird aber manchmahl/ aus GOttes gerechten Ge-<lb/>
richt/ die Schalckheit offenbahr/ und muß als dann der<lb/>
Hencker mit Galgen und Schwert bezahlen/ wie hie-<lb/>
von in nahmhafften Sta&#x0364;dten Exempel ko&#x0364;nnten vor-<lb/>
ge&#x017F;tellet werden/ da es mit dergleichen Betrieger<lb/>
recht&#x017F;chaffen gehei&#x017F;&#x017F;en: <hi rendition="#aq">In fine videbitur cujus to-<lb/>
ni;</hi> wiewol bey dem <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;ecurato</hi>ren vielmahls auch<lb/>
nicht allzu&#x017F;icher zugehen/ in dem es etliche auf das <hi rendition="#aq">Di-<lb/>
&#x017F;puti</hi>ren/ Zancken und Rechten legen/ und den <hi rendition="#aq">a&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
curir</hi>ten Kauffmann mit unno&#x0364;htigen Beweiß bela&#x0364;&#x017F;ti-<lb/>
gen/ von einer Zeit zur andern aufhalten; etliche auch<lb/>
gar/ wann &#x017F;ie gro&#x017F;&#x017F;e <hi rendition="#aq">Capitalia</hi> bezahlen &#x017F;ollen/ das<lb/>
Reißaus nehmen/ und <hi rendition="#aq">Banqverot</hi> &#x017F;pielen/ und al&#x017F;o<lb/>
den Kauffmann um <hi rendition="#aq">Præmie</hi> und <hi rendition="#aq">Capital</hi> betriegen.<lb/>
Es &#x017F;eynd aber bey &#x017F;olchen <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;ecuri</hi>ren unter&#x017F;chiedli-<lb/>
che andere Dinge mehr zu <hi rendition="#aq">ob&#x017F;ervi</hi>ren ho&#x0364;ch&#x017F;t noht-<lb/>
wendig/ als/ daß/ &#x017F;o bald der <hi rendition="#aq">A&#x017F;&#x017F;ecurator</hi> die <hi rendition="#aq">Præmie</hi><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">ge-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[860/0876] Von Aſſecur antzen. den leiden: Andere ſeynd hingegen ſo furchtſam/ daß ſie alles verſicheꝛn laſſen/ alſo daß viel mahls die Præmie ihnen den auf den Waaren vermuhteten Gewinn weg- friſt: Andere gebrauchen beym Aſſecuriren boͤſe Tuͤcke und Raͤncke/ laden an ſtatt guter Kauffmanns- Guͤter zum Schein wol emballirtes Stroh/ Holtz oder Stein in Schiffe ein/ welches ſie hernach vor tuͤchtige Kauffmanns-Warren vor etliche tauſend verſichern laſſen/ der mit ihn uͤbereins wiſſende Schiffer bohrt als dann/ wann er in der See iſt/ das Schiff heimlich in Grund/ oder ſetzet es/ unter den Vorwandt/ er habe wegen des harten Sturms die See nicht laͤnger halten koͤnnen/ ſolches muhtwillig am Strand/ worauf der Diebs-maͤßige Befrachter dem Aſſecuratorem anlaͤuffet/ und Geld haben will/ wird aber manchmahl/ aus GOttes gerechten Ge- richt/ die Schalckheit offenbahr/ und muß als dann der Hencker mit Galgen und Schwert bezahlen/ wie hie- von in nahmhafften Staͤdten Exempel koͤnnten vor- geſtellet werden/ da es mit dergleichen Betrieger rechtſchaffen geheiſſen: In fine videbitur cujus to- ni; wiewol bey dem Aſſecuratoren vielmahls auch nicht allzuſicher zugehen/ in dem es etliche auf das Di- ſputiren/ Zancken und Rechten legen/ und den aſſe- curirten Kauffmann mit unnoͤhtigen Beweiß belaͤſti- gen/ von einer Zeit zur andern aufhalten; etliche auch gar/ wann ſie groſſe Capitalia bezahlen ſollen/ das Reißaus nehmen/ und Banqverot ſpielen/ und alſo den Kauffmann um Præmie und Capital betriegen. Es ſeynd aber bey ſolchen Aſſecuriren unterſchiedli- che andere Dinge mehr zu obſerviren hoͤchſt noht- wendig/ als/ daß/ ſo bald der Aſſecurator die Præmie ge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Grundlage der vorliegenden digitalen Ausgabe bild… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/876
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717, S. 860. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_correspondent_1717/876>, abgerufen am 17.09.2024.