Marperger, Paul Jacob: Der allzeit-fertige Handels-Correspondent. 4. Aufl. Hamburg, 1717.oder Lehn-Häusern. Pfand aber zu rechter Zeit wieder muß ein gelöset wer-den/ oder es wird nach verflossenen Termin unfehlbar an den Meistbieten den verkaufft/ jedoch der Uberschuß dem Eigenthümer zugestellet. Jn andern kan ein Va- ter sein Kind solcher gestalt einkauffen/ daß er ein oder mehr 100. Kronen vor dasselbe in solches AErarium Pietatis einleget/ welches dann so lange daselbst belie- gen bleibet/ bis das Kind erwachsen und verheyrahtet wird/ als dann es solches Geld zehnfach wieder zu em- pfangen hat; oder es belegen gewisse erwachsene Per- sonen eine merckliche Summam Geldes dahin/ mit Bedinge/ jährlich eine gewisse und mehr als ordinai- re Rente/ so lange sie leben/ dafür zu empfangen; her- gegen bleibt das Capital nach ihrem Tode dem Monti Pietatis, welcher/ nachdem die Personen lang oder kurtz leben/ dabey gewinnen oder verlieren kan/ und solches heißt man Geld auf Leib-Renten belegen. Wie sehr aber diese Art mißbrauchet werde/ ist in einen sonder- bahren Tractat Ao. 1608. zu Strasburg gedruckt/ Montes Pietatis Romanenses intitulirt/ zu ersehen. Der Fond oder das Capital darzu wird gemeiniglich von Pupillen- oder Testaments-Geldern genommen/ und seynd eigentlich diejenigen Legata (welche Christ- liche Hertzen ehmahls in ihren Testamenten verordnet/ daß von deren Zinsen armen Wittwen/ Waysen und Schülern solte geholffen werden) solche wahre Barm- hertzigkeits-Berge/ dergleichen GOtt Lob hin und wie- der vielfältig in Teutschland zu finden. Unter denen der Kauffmannschafft zum Besten aufgerichteten Lehn-Banqven ist die Hamburgische sehr berühmt; so kam auch vor einigen Jahren zu Leipzig eine im Vor- schlag/ in welcher jeder seine Capitalia zu 6. pro Cen- tum solte sicher belegen/ Geld-Bedürfftige aber auf sicher
oder Lehn-Haͤuſern. Pfand aber zu rechter Zeit wieder muß ein geloͤſet wer-den/ oder es wird nach verfloſſenen Termin unfehlbar an den Meiſtbieten den verkaufft/ jedoch der Uberſchuß dem Eigenthuͤmer zugeſtellet. Jn andern kan ein Va- ter ſein Kind ſolcher geſtalt einkauffen/ daß er ein oder mehr 100. Kronen vor daſſelbe in ſolches Ærarium Pietatis einleget/ welches dann ſo lange daſelbſt belie- gen bleibet/ bis das Kind erwachſen und verheyrahtet wird/ als dann es ſolches Geld zehnfach wieder zu em- pfangen hat; oder es belegen gewiſſe erwachſene Per- ſonen eine merckliche Summam Geldes dahin/ mit Bedinge/ jaͤhrlich eine gewiſſe und mehr als ordinai- re Rente/ ſo lange ſie leben/ dafuͤr zu empfangen; her- gegen bleibt das Capital nach ihrem Tode dem Monti Pietatis, welcher/ nachdem die Perſonen lang oder kurtz leben/ dabey gewinnen oder verlieren kan/ und ſolches heißt man Geld auf Leib-Renten belegen. Wie ſehr aber dieſe Art mißbrauchet werde/ iſt in einen ſonder- bahren Tractat Ao. 1608. zu Strasburg gedruckt/ Montes Pietatis Romanenſes intitulirt/ zu erſehen. Der Fond oder das Capital darzu wird gemeiniglich von Pupillen- oder Teſtaments-Geldern genommen/ und ſeynd eigentlich diejenigen Legata (welche Chriſt- liche Hertzen ehmahls in ihren Teſtamenten verordnet/ daß von deren Zinſen armen Wittwen/ Wayſen und Schuͤlern ſolte geholffen werden) ſolche wahre Barm- hertzigkeits-Berge/ dergleichen GOtt Lob hin und wie- der vielfaͤltig in Teutſchland zu finden. Unter denen der Kauffmannſchafft zum Beſten aufgerichteten Lehn-Banqven iſt die Hamburgiſche ſehr beruͤhmt; ſo kam auch vor einigen Jahren zu Leipzig eine im Vor- ſchlag/ in welcher jeder ſeine Capitalia zu 6. pro Cen- tum ſolte ſicher belegen/ Geld-Beduͤrfftige aber auf ſicher
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oder Lehn-Haͤuſern.
Pfand aber zu rechter Zeit wieder muß ein geloͤſet wer-
den/ oder es wird nach verfloſſenen Termin unfehlbar
an den Meiſtbieten den verkaufft/ jedoch der Uberſchuß
dem Eigenthuͤmer zugeſtellet. Jn andern kan ein Va-
ter ſein Kind ſolcher geſtalt einkauffen/ daß er ein oder
mehr 100. Kronen vor daſſelbe in ſolches Ærarium
Pietatis einleget/ welches dann ſo lange daſelbſt belie-
gen bleibet/ bis das Kind erwachſen und verheyrahtet
wird/ als dann es ſolches Geld zehnfach wieder zu em-
pfangen hat; oder es belegen gewiſſe erwachſene Per-
ſonen eine merckliche Summam Geldes dahin/ mit
Bedinge/ jaͤhrlich eine gewiſſe und mehr als ordinai-
re Rente/ ſo lange ſie leben/ dafuͤr zu empfangen; her-
gegen bleibt das Capital nach ihrem Tode dem Monti
Pietatis, welcher/ nachdem die Perſonen lang oder kurtz
leben/ dabey gewinnen oder verlieren kan/ und ſolches
heißt man Geld auf Leib-Renten belegen. Wie ſehr
aber dieſe Art mißbrauchet werde/ iſt in einen ſonder-
bahren Tractat Ao. 1608. zu Strasburg gedruckt/
Montes Pietatis Romanenſes intitulirt/ zu erſehen.
Der Fond oder das Capital darzu wird gemeiniglich
von Pupillen- oder Teſtaments-Geldern genommen/
und ſeynd eigentlich diejenigen Legata (welche Chriſt-
liche Hertzen ehmahls in ihren Teſtamenten verordnet/
daß von deren Zinſen armen Wittwen/ Wayſen und
Schuͤlern ſolte geholffen werden) ſolche wahre Barm-
hertzigkeits-Berge/ dergleichen GOtt Lob hin und wie-
der vielfaͤltig in Teutſchland zu finden. Unter denen
der Kauffmannſchafft zum Beſten aufgerichteten
Lehn-Banqven iſt die Hamburgiſche ſehr beruͤhmt;
ſo kam auch vor einigen Jahren zu Leipzig eine im Vor-
ſchlag/ in welcher jeder ſeine Capitalia zu 6. pro Cen-
tum ſolte ſicher belegen/ Geld-Beduͤrfftige aber auf
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