Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Qualitäten eines Kauffmanns-Dieners. Schein des Gehorsams anmasset/ in der That abernichts weniger als solchen praestiret; Und was ist die Zancksucht/ das Haddern und Schlagen/ oder lose Schlägerey-Händel anfangen/ dem Nächsten alles Ubels wünschen/ wohl anders/ als eine Sünde wi- der das fünffte Gebot; dem sechsten aber zu wider/ hat mancher frecher und unzüchtiger Kauff-Gesell wohl schon seine eigene Maitresse auf der Streu/ die er Sonntags und Wercktags/ wann er in die Kirche oder in seines Herrn Geschäfften ausgehen soll/ fleißig besuchet/ auch wohl gar auf seines Herrn Unkosten (worzu sich hundert Gelegenheit finden/ die wir nächstens in unserm Banquerotirenden Kauffmann/ und zwar in einer lustigen Comoe- die, unter dessen Diener Narcisso vorstellen wer- den) unterhält/ dann da mancher Kauffmanns- Diener von den Seinigen nichts hat/ dabey auch nicht mehr als 50. Reichsthl. jährliches Salarium verdienet/ und sich doch dabey stattlich in Kleidern und leinen Zeug/ auch heimlich ein eigen Relt-Pferd und noch dabey eine Hure auf der Streu halten/ bey 10. 20. und mehr Reichsthl. verspielen oder versauffen kan/ sollte solches wohl anderswo her/ als aus seines Herrn Kram-Bude oder Gewölb- Cassa und Wein-Keller/ durch allerhand heimli- che Intrigues und Pratiquen/ die aber gemeini- glick ein schlechtes Ende zu nehmen pflegen/ herkom- men; und wie entdecket nicht mancher Ehr- und Pflicht-Vergessener seines Herrn Handels-Arcana um schnöden Gewinst willen/ wie disrecomman- dirt er nicht denselben unter der Hand bey andern Leuten/ sonderlich bey seinen Kunden/ spannet ihm die- L 2
Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners. Schein des Gehorſams anmaſſet/ in der That abernichts weniger als ſolchen præſtiret; Und was iſt die Zanckſucht/ das Haddern und Schlagen/ oder loſe Schlaͤgerey-Haͤndel anfangen/ dem Naͤchſten alles Ubels wuͤnſchen/ wohl anders/ als eine Suͤnde wi- der das fuͤnffte Gebot; dem ſechſten aber zu wider/ hat mancher frecher und unzuͤchtiger Kauff-Geſell wohl ſchon ſeine eigene Maitreſſe auf der Streu/ die er Sonntags und Wercktags/ wann er in die Kirche oder in ſeines Herꝛn Geſchaͤfften ausgehen ſoll/ fleißig beſuchet/ auch wohl gar auf ſeines Herꝛn Unkoſten (worzu ſich hundert Gelegenheit finden/ die wir naͤchſtens in unſerm Banquerotirenden Kauffmann/ und zwar in einer luſtigen Comœ- die, unter deſſen Diener Narciſſo vorſtellen wer- den) unterhaͤlt/ dann da mancher Kauffmanns- Diener von den Seinigen nichts hat/ dabey auch nicht mehr als 50. Reichsthl. jaͤhrliches Salarium verdienet/ und ſich doch dabey ſtattlich in Kleidern und leinen Zeug/ auch heimlich ein eigen Relt-Pferd und noch dabey eine Hure auf der Streu halten/ bey 10. 20. und mehr Reichsthl. verſpielen oder verſauffen kan/ ſollte ſolches wohl anderswo her/ als aus ſeines Herꝛn Kram-Bude oder Gewoͤlb- Caſſa und Wein-Keller/ durch allerhand heimli- che Intrigues und Pratiquen/ die aber gemeini- glick ein ſchlechtes Ende zu nehmen pflegen/ herkom- men; und wie entdecket nicht mancher Ehr- und Pflicht-Vergeſſener ſeines Herꝛn Handels-Arcana um ſchnoͤden Gewinſt willen/ wie diſrecomman- dirt er nicht denſelben unter der Hand bey andern Leuten/ ſonderlich bey ſeinen Kunden/ ſpannet ihm die- L 2
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Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners.
Schein des Gehorſams anmaſſet/ in der That aber
nichts weniger als ſolchen præſtiret; Und was iſt die
Zanckſucht/ das Haddern und Schlagen/ oder loſe
Schlaͤgerey-Haͤndel anfangen/ dem Naͤchſten alles
Ubels wuͤnſchen/ wohl anders/ als eine Suͤnde wi-
der das fuͤnffte Gebot; dem ſechſten aber zu wider/
hat mancher frecher und unzuͤchtiger Kauff-Geſell
wohl ſchon ſeine eigene Maitreſſe auf der Streu/
die er Sonntags und Wercktags/ wann er in die
Kirche oder in ſeines Herꝛn Geſchaͤfften ausgehen
ſoll/ fleißig beſuchet/ auch wohl gar auf ſeines Herꝛn
Unkoſten (worzu ſich hundert Gelegenheit finden/
die wir naͤchſtens in unſerm Banquerotirenden
Kauffmann/ und zwar in einer luſtigen Comœ-
die, unter deſſen Diener Narciſſo vorſtellen wer-
den) unterhaͤlt/ dann da mancher Kauffmanns-
Diener von den Seinigen nichts hat/ dabey auch
nicht mehr als 50. Reichsthl. jaͤhrliches Salarium
verdienet/ und ſich doch dabey ſtattlich in Kleidern
und leinen Zeug/ auch heimlich ein eigen Relt-Pferd
und noch dabey eine Hure auf der Streu halten/
bey 10. 20. und mehr Reichsthl. verſpielen oder
verſauffen kan/ ſollte ſolches wohl anderswo her/
als aus ſeines Herꝛn Kram-Bude oder Gewoͤlb-
Caſſa und Wein-Keller/ durch allerhand heimli-
che Intrigues und Pratiquen/ die aber gemeini-
glick ein ſchlechtes Ende zu nehmen pflegen/ herkom-
men; und wie entdecket nicht mancher Ehr- und
Pflicht-Vergeſſener ſeines Herꝛn Handels-Arcana
um ſchnoͤden Gewinſt willen/ wie diſrecomman-
dirt er nicht denſelben unter der Hand bey andern
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