Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Qualitäten eines Kauffmanns-Dieners. auch der Geist der Contradiction oder des Wider-Spruchs/ da mancher solcher Klügling Profession machet/ alles was er raisonniren höret/ zu wider- sprechen/ und sein Küh-dicium, welches sich offt wie eine Faust auf ein Aug reimet/ anders zu geben/ bloß weil ihn der Hoffarths-Geck sticht/ daß er vor einen weisen/ erfahrnen Menschen will angesehen seyn/ der doch bey manchen noch in der Lehr stehenden Jungen/ erst wieder in die Schule gehen/ und sich eines bessern unterweisen lassen möchte. Das achte Gebrechen/ ist die Unverträg- Der neunte Fehler an manchen Kauffmanns- selbst L 5
Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners. auch der Geiſt der Contradiction oder des Wider-Spruchs/ da mancher ſolcher Kluͤgling Profeſſion machet/ alles was er raiſonniren hoͤret/ zu wider- ſprechen/ und ſein Kuͤh-dicium, welches ſich offt wie eine Fauſt auf ein Aug reimet/ anders zu geben/ bloß weil ihn der Hoffarths-Geck ſticht/ daß er vor einen weiſen/ erfahrnen Menſchen will angeſehen ſeyn/ der doch bey manchen noch in der Lehr ſtehenden Jungen/ erſt wieder in die Schule gehen/ und ſich eines beſſern unterweiſen laſſen moͤchte. Das achte Gebrechen/ iſt die Unvertraͤg- Der neunte Fehler an manchen Kauffmanns- ſelbſt L 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0193" n="169"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Quali</hi>taͤten eines Kauffmanns-Dieners.</hi></fw><lb/> auch der Geiſt der <hi rendition="#aq">Contradiction</hi> oder des Wider-<lb/> Spruchs/ da mancher ſolcher Kluͤgling <hi rendition="#aq">Profeſſion</hi><lb/> machet/ alles was er <hi rendition="#aq">raiſonni</hi>ren hoͤret/ zu wider-<lb/> ſprechen/ und ſein Kuͤh-<hi rendition="#aq">dicium,</hi> welches ſich offt wie<lb/> eine Fauſt auf ein Aug reimet/ anders zu geben/ bloß<lb/> weil ihn der Hoffarths-Geck ſticht/ daß er vor einen<lb/> weiſen/ erfahrnen Menſchen will angeſehen ſeyn/<lb/> der doch bey manchen noch in der Lehr ſtehenden<lb/> Jungen/ erſt wieder in die Schule gehen/ und ſich<lb/> eines beſſern unterweiſen laſſen moͤchte.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Das achte Gebrechen/</hi> iſt die Unvertraͤg-<lb/> lichkeit/ wann ein ſolcher Menſch ſich nicht lang mit<lb/> ſeiner Herꝛſchafft und ſeinen andern Mit-Dienern<lb/> vertragen kan/ ſondern gerne Zaͤnckerey und loſe<lb/> Haͤndel anfaͤngt/ es <hi rendition="#aq">concurri</hi>ren aber/ dieſes Un-<lb/> weſen auszuhecken/ viel andere Laſter/ Maͤngel und<lb/> Gebrechen; als erſtlich die Hoffarth/ daß ein ſolcher<lb/> Menſch dencket/ er ſey es allein/ andere Leute wiſſen<lb/> nicht/ was er gelte oder werth ſey/ und daher koͤnne<lb/> man ihm auch nicht genugſam <hi rendition="#aq">Reſpect</hi> erzeigen/ es<lb/> kommt darzu/ der Neid und der Mißgunſt/ die er<lb/> uͤber andere ihr Gluͤck/ Aufnehmen und <hi rendition="#aq">Capaci</hi>taͤt<lb/> hat/ welche er gern an ihnen geringer ſehen moͤchte/<lb/> damit ſein <hi rendition="#aq">Talent</hi> deſto beſſer hervor ſtrahlte. Der<lb/> Geiſt der <hi rendition="#aq">Contradiction</hi> iſt auch Schuld dran/<lb/> daß er in allen Dingen will Recht haben/ und wann<lb/> man ihm ſolches nicht zuſtehen will/ es daruͤber zu<lb/> harten Worten/ und wohl endlich gar zum Schlaͤ-<lb/> gen kommt/ und was der anreitzenden Gebrechen zu<lb/> einer ſolchen Zanckſichtigkeit mehr ſeyn moͤchten.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Der neunte Fehler</hi> an manchen Kauffmanns-<lb/> Diener/ iſt die <hi rendition="#fr">Liederlichkeit/</hi> da er zwar an ſich<lb/> <fw place="bottom" type="sig">L 5</fw><fw place="bottom" type="catch">ſelbſt</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [169/0193]
Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners.
auch der Geiſt der Contradiction oder des Wider-
Spruchs/ da mancher ſolcher Kluͤgling Profeſſion
machet/ alles was er raiſonniren hoͤret/ zu wider-
ſprechen/ und ſein Kuͤh-dicium, welches ſich offt wie
eine Fauſt auf ein Aug reimet/ anders zu geben/ bloß
weil ihn der Hoffarths-Geck ſticht/ daß er vor einen
weiſen/ erfahrnen Menſchen will angeſehen ſeyn/
der doch bey manchen noch in der Lehr ſtehenden
Jungen/ erſt wieder in die Schule gehen/ und ſich
eines beſſern unterweiſen laſſen moͤchte.
Das achte Gebrechen/ iſt die Unvertraͤg-
lichkeit/ wann ein ſolcher Menſch ſich nicht lang mit
ſeiner Herꝛſchafft und ſeinen andern Mit-Dienern
vertragen kan/ ſondern gerne Zaͤnckerey und loſe
Haͤndel anfaͤngt/ es concurriren aber/ dieſes Un-
weſen auszuhecken/ viel andere Laſter/ Maͤngel und
Gebrechen; als erſtlich die Hoffarth/ daß ein ſolcher
Menſch dencket/ er ſey es allein/ andere Leute wiſſen
nicht/ was er gelte oder werth ſey/ und daher koͤnne
man ihm auch nicht genugſam Reſpect erzeigen/ es
kommt darzu/ der Neid und der Mißgunſt/ die er
uͤber andere ihr Gluͤck/ Aufnehmen und Capacitaͤt
hat/ welche er gern an ihnen geringer ſehen moͤchte/
damit ſein Talent deſto beſſer hervor ſtrahlte. Der
Geiſt der Contradiction iſt auch Schuld dran/
daß er in allen Dingen will Recht haben/ und wann
man ihm ſolches nicht zuſtehen will/ es daruͤber zu
harten Worten/ und wohl endlich gar zum Schlaͤ-
gen kommt/ und was der anreitzenden Gebrechen zu
einer ſolchen Zanckſichtigkeit mehr ſeyn moͤchten.
Der neunte Fehler an manchen Kauffmanns-
Diener/ iſt die Liederlichkeit/ da er zwar an ſich
ſelbſt
L 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |