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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Qualitäten eines Kauffmanns-Dieners.

Das zehende Gebrechen/ ist das Schmei-
cheln und Fuchsschwäntzen/ und der Augen-Dienst/
welchen mancher Handels-Diener seiner Herrschafft
leistet/ dadurch er allein bey derselbigen mit Aus-
schliessung der andern Domestiquen der Hahn im
Korb zu seyn intendiret/ und um solches dahin zu
bringen/ das Fuchsschwäntzen und Belügen mei-
sterlich anzuwendenweiß/ worzu sich hernach die Wä-
scherey und Plauderey füget/ welche auch nichts Gu-
tes nach sich zu ziehen pfleget.

Das eilffte Gebrechen/ ist die Faul- und
Dummheit/ welche gern auf Morgen verschieben
will/ was heute gethan werden soll/ und sich in nichts
recht zu finden weiß. Ein Fauler hätte alle Tag gerne
Sonntag/ er gehet nicht mit Lust an die Arbeit/ al-
les ist ihm zu schwehr/ und siehet gerne daß andere die
schwehrsten Streiche vor ihm schleppten; ein Dum-
mer hingegen/ greifft die Sache nicht am rechten
Ende an/ und macht sich die Arbeit selbst zu schwehr/
hat keine Lust nachzudencken/ noch viel weniger aber
den Verstand zu begreiffen/ was jetzt gegenwär-
tig zu seinem eigenen Nutzen gereichen könte.

Endlich und vors zwölffte/ ist auch der Un-
bestand bey Handels-Dienern ein grosser Fehler/ daß
sie bald auf dieses/ bald auf jenes/ fallen/ sich zu kei-
nem recht appliciren/ in allen etwas/ im Gantzen
aber nichts recht wissen wollen/ ihre fladderhafftige
Gedancken distrahiren sie bald auf dieses/ bald
auf jenes/ und wann mans beym Licht besiehet/ so
seynd solche Leute/ die in alle Sättel gerecht seyn
wollen/ zu nichts zu gebrauchen/ darüber es dann
auch hernach/ wann sie ihr Eigenes anfangen/ so

abzu-
Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners.

Das zehende Gebrechen/ iſt das Schmei-
cheln und Fuchsſchwaͤntzen/ und der Augen-Dienſt/
welchen mancher Handels-Diener ſeiner Herꝛſchafft
leiſtet/ dadurch er allein bey derſelbigen mit Aus-
ſchlieſſung der andern Domeſtiquen der Hahn im
Korb zu ſeyn intendiret/ und um ſolches dahin zu
bringen/ das Fuchsſchwaͤntzen und Beluͤgen mei-
ſterlich anzuwendenweiß/ worzu ſich hernach die Waͤ-
ſcherey und Plauderey fuͤget/ welche auch nichts Gu-
tes nach ſich zu ziehen pfleget.

Das eilffte Gebrechen/ iſt die Faul- und
Dummheit/ welche gern auf Morgen verſchieben
will/ was heute gethan werden ſoll/ und ſich in nichts
recht zu finden weiß. Ein Fauler haͤtte alle Tag gerne
Sonntag/ er gehet nicht mit Luſt an die Arbeit/ al-
les iſt ihm zu ſchwehr/ und ſiehet gerne daß andere die
ſchwehrſten Streiche vor ihm ſchleppten; ein Dum-
mer hingegen/ greifft die Sache nicht am rechten
Ende an/ und macht ſich die Arbeit ſelbſt zu ſchwehr/
hat keine Luſt nachzudencken/ noch viel weniger aber
den Verſtand zu begreiffen/ was jetzt gegenwaͤr-
tig zu ſeinem eigenen Nutzen gereichen koͤnte.

Endlich und vors zwoͤlffte/ iſt auch der Un-
beſtand bey Handels-Dienern ein groſſer Fehler/ daß
ſie bald auf dieſes/ bald auf jenes/ fallen/ ſich zu kei-
nem recht appliciren/ in allen etwas/ im Gantzen
aber nichts recht wiſſen wollen/ ihre fladderhafftige
Gedancken diſtrahiren ſie bald auf dieſes/ bald
auf jenes/ und wann mans beym Licht beſiehet/ ſo
ſeynd ſolche Leute/ die in alle Saͤttel gerecht ſeyn
wollen/ zu nichts zu gebrauchen/ daruͤber es dann
auch hernach/ wann ſie ihr Eigenes anfangen/ ſo

abzu-
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[171/0195] Qualitaͤten eines Kauffmanns-Dieners. Das zehende Gebrechen/ iſt das Schmei- cheln und Fuchsſchwaͤntzen/ und der Augen-Dienſt/ welchen mancher Handels-Diener ſeiner Herꝛſchafft leiſtet/ dadurch er allein bey derſelbigen mit Aus- ſchlieſſung der andern Domeſtiquen der Hahn im Korb zu ſeyn intendiret/ und um ſolches dahin zu bringen/ das Fuchsſchwaͤntzen und Beluͤgen mei- ſterlich anzuwendenweiß/ worzu ſich hernach die Waͤ- ſcherey und Plauderey fuͤget/ welche auch nichts Gu- tes nach ſich zu ziehen pfleget. Das eilffte Gebrechen/ iſt die Faul- und Dummheit/ welche gern auf Morgen verſchieben will/ was heute gethan werden ſoll/ und ſich in nichts recht zu finden weiß. Ein Fauler haͤtte alle Tag gerne Sonntag/ er gehet nicht mit Luſt an die Arbeit/ al- les iſt ihm zu ſchwehr/ und ſiehet gerne daß andere die ſchwehrſten Streiche vor ihm ſchleppten; ein Dum- mer hingegen/ greifft die Sache nicht am rechten Ende an/ und macht ſich die Arbeit ſelbſt zu ſchwehr/ hat keine Luſt nachzudencken/ noch viel weniger aber den Verſtand zu begreiffen/ was jetzt gegenwaͤr- tig zu ſeinem eigenen Nutzen gereichen koͤnte. Endlich und vors zwoͤlffte/ iſt auch der Un- beſtand bey Handels-Dienern ein groſſer Fehler/ daß ſie bald auf dieſes/ bald auf jenes/ fallen/ ſich zu kei- nem recht appliciren/ in allen etwas/ im Gantzen aber nichts recht wiſſen wollen/ ihre fladderhafftige Gedancken diſtrahiren ſie bald auf dieſes/ bald auf jenes/ und wann mans beym Licht beſiehet/ ſo ſeynd ſolche Leute/ die in alle Saͤttel gerecht ſeyn wollen/ zu nichts zu gebrauchen/ daruͤber es dann auch hernach/ wann ſie ihr Eigenes anfangen/ ſo abzu-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/195>, abgerufen am 21.11.2024.