Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Müßige Nebenstunden zu appliciren. Gunst solcher Leute gekommen/ welche hernach seinGlück zu befördern/ sich haben angelegen seyn las- sen. Es ist aber bey selben und all dergleichen (mehr zur Ergötzlichkeit als Nutzendienenden) Künsten zweyerley zu bemercken/ eines/ daß er mit solchen nicht zu viel Zeit verabsäume/ welche zu seinen Han- dels-Verrichtungen sonst ordentlich bestimmet ist. Zweytens/ daß er sich nicht durch solche/ sonderlich durch die Music, zur Uppigkeit (welche mehr rohen jungen Welt-Leuten/ als modesten Handels-Die- nern anstehet/ verleiten lasse. Wann er nun fast sei- nen eigenen Handel anzufangen gedencket/ und mit seines Herrn Vergünstigung etliche Stunden in der Wochen abkommen kan/ nicht etwan ein/ zwey oder drey Monat/ seinen Leib zu dressiren/ und eine gute Manier im Gehen und Complimenten anzunehmen/ auf den Tantz-Boden gehen sollte/ er müste aber keine beständige Gewohnheit daraus machen/ oder so viel Zeit und Geld dran wenden/ als wann er künfftig selber Profession vom Tantz- Meister machen wollte; sondern wie dieses alles nur Neben-Wercke seyn/ also muß sein Haupt-Werck/ welches die Kauffmannschafft ist/ nicht darum aus den Augen gesetzet werden/ vielweniger muß er sich solcher Kleidung/ Exercitien und Aufführung an- massen/ welche mehr Kriegs- und Edelleuten als Kauffleuten zustehet/ und ihme auf einmal sein Glück und Credit ruiniren möchte; hingegen wird ihme die Modestie, und daß er allzeit nach Tugend und Weißheit strebe/ niemals gereuen/ zu welchem Ende er lieber mit vornehmern und geschicktern Leu- ten/ als er selbst ist/ als mit seines gleichen/ oder noch
Muͤßige Nebenſtunden zu appliciren. Gunſt ſolcher Leute gekommen/ welche hernach ſeinGluͤck zu befoͤrdern/ ſich haben angelegen ſeyn laſ- ſen. Es iſt aber bey ſelben und all dergleichen (mehr zur Ergoͤtzlichkeit als Nutzendienenden) Kuͤnſten zweyerley zu bemercken/ eines/ daß er mit ſolchen nicht zu viel Zeit verabſaͤume/ welche zu ſeinen Han- dels-Verrichtungen ſonſt ordentlich beſtimmet iſt. Zweytens/ daß er ſich nicht durch ſolche/ ſonderlich durch die Muſic, zur Uppigkeit (welche mehr rohen jungen Welt-Leuten/ als modeſten Handels-Die- nern anſtehet/ verleiten laſſe. Wann er nun faſt ſei- nen eigenen Handel anzufangen gedencket/ und mit ſeines Herꝛn Verguͤnſtigung etliche Stunden in der Wochen abkommen kan/ nicht etwan ein/ zwey oder drey Monat/ ſeinen Leib zu dreſſiren/ und eine gute Manier im Gehen und Complimenten anzunehmen/ auf den Tantz-Boden gehen ſollte/ er muͤſte aber keine beſtaͤndige Gewohnheit daraus machen/ oder ſo viel Zeit und Geld dran wenden/ als wann er kuͤnfftig ſelber Profeſſion vom Tantz- Meiſter machen wollte; ſondern wie dieſes alles nur Neben-Wercke ſeyn/ alſo muß ſein Haupt-Werck/ welches die Kauffmannſchafft iſt/ nicht darum aus den Augen geſetzet werden/ vielweniger muß er ſich ſolcher Kleidung/ Exercitien und Auffuͤhrung an- maſſen/ welche mehr Kriegs- und Edelleuten als Kauffleuten zuſtehet/ und ihme auf einmal ſein Gluͤck und Credit ruiniren moͤchte; hingegen wird ihme die Modeſtie, und daß er allzeit nach Tugend und Weißheit ſtrebe/ niemals gereuen/ zu welchem Ende er lieber mit vornehmern und geſchicktern Leu- ten/ als er ſelbſt iſt/ als mit ſeines gleichen/ oder noch
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Muͤßige Nebenſtunden zu appliciren.
Gunſt ſolcher Leute gekommen/ welche hernach ſein
Gluͤck zu befoͤrdern/ ſich haben angelegen ſeyn laſ-
ſen. Es iſt aber bey ſelben und all dergleichen (mehr
zur Ergoͤtzlichkeit als Nutzendienenden) Kuͤnſten
zweyerley zu bemercken/ eines/ daß er mit ſolchen
nicht zu viel Zeit verabſaͤume/ welche zu ſeinen Han-
dels-Verrichtungen ſonſt ordentlich beſtimmet iſt.
Zweytens/ daß er ſich nicht durch ſolche/ ſonderlich
durch die Muſic, zur Uppigkeit (welche mehr rohen
jungen Welt-Leuten/ als modeſten Handels-Die-
nern anſtehet/ verleiten laſſe. Wann er nun faſt ſei-
nen eigenen Handel anzufangen gedencket/ und mit
ſeines Herꝛn Verguͤnſtigung etliche Stunden in
der Wochen abkommen kan/ nicht etwan ein/
zwey oder drey Monat/ ſeinen Leib zu dreſſiren/ und
eine gute Manier im Gehen und Complimenten
anzunehmen/ auf den Tantz-Boden gehen ſollte/ er
muͤſte aber keine beſtaͤndige Gewohnheit daraus
machen/ oder ſo viel Zeit und Geld dran wenden/
als wann er kuͤnfftig ſelber Profeſſion vom Tantz-
Meiſter machen wollte; ſondern wie dieſes alles nur
Neben-Wercke ſeyn/ alſo muß ſein Haupt-Werck/
welches die Kauffmannſchafft iſt/ nicht darum aus
den Augen geſetzet werden/ vielweniger muß er ſich
ſolcher Kleidung/ Exercitien und Auffuͤhrung an-
maſſen/ welche mehr Kriegs- und Edelleuten als
Kauffleuten zuſtehet/ und ihme auf einmal ſein
Gluͤck und Credit ruiniren moͤchte; hingegen wird
ihme die Modeſtie, und daß er allzeit nach Tugend
und Weißheit ſtrebe/ niemals gereuen/ zu welchem
Ende er lieber mit vornehmern und geſchicktern Leu-
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