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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput VI.
Verantwortungen mehr seyn möchten/ welche ein
ausgeschickter Handels-Diener bey seiner zu Hauß-
kunfft seinem Principali, seiner Verrichtung halber/
zu leisten schuldig seyn wird.

Mehrere Remarques, die ein ausgeschickter
Handels-Diener auf seinen Reisen in Obacht zu
nehmen/ bestehen in folgenden: Daß er sich unter
frembden Nationen/ und sonderlich unter anderen
Religions-Verwandten im Reden wohl vorsehe/
sich weder gegen ihren Staat/ noch Religion nichts
verfallen lasse/ welches ihm verfänglich seyn/ und
seiner Person/ und bey sich habenden Gütern zu
Schaden gereichen könte/ wie man es dann heuti-
ges Tags einiger Orten gar genau deßfalls suchet/
und ohne langen Proceß mit der Straff und Exe-
cution
darhinter her ist/ worüber offt ein Princi-
palis,
weil er sich an seinen Diener nicht wieder er-
holen kan/ den grösten Schaden leiden muß. So
pfleget auch das Einpracticiren der Waaren/ um
den Zoll zu erspahren/ über lang oder kurtz gefähr-
lich abzulauffen/ also/ daß mit einmahl wieder be-
zahlet werden muß/ was man an defraudirten
Zoll in vielen Jahren gewonnen zu haben ver-
meynet.

Vor allen sehe sich ein reisender Kauffmanns-
Diener wohl vor/ daß er bey Krieg- und Pest-Zei-
ten/ jederzeit mit aufrichtigen Pässen/ die er allen-
falls eydlich beschwehren kan/ versehen sey/ und hal-
te ich desfalls von Intriguen und Practiquen gar
nichts/ weil mancher gar zu leicht ertappet wird/
und hernach die Lorrendreyerey theuer bezahlen
muß; Dahero gute Recommendationes zu der-

glei-

Caput VI.
Verantwortungen mehr ſeyn moͤchten/ welche ein
ausgeſchickter Handels-Diener bey ſeiner zu Hauß-
kunfft ſeinem Principali, ſeiner Verrichtung halber/
zu leiſten ſchuldig ſeyn wird.

Mehrere Remarques, die ein ausgeſchickter
Handels-Diener auf ſeinen Reiſen in Obacht zu
nehmen/ beſtehen in folgenden: Daß er ſich unter
frembden Nationen/ und ſonderlich unter anderen
Religions-Verwandten im Reden wohl vorſehe/
ſich weder gegen ihren Staat/ noch Religion nichts
verfallen laſſe/ welches ihm verfaͤnglich ſeyn/ und
ſeiner Perſon/ und bey ſich habenden Guͤtern zu
Schaden gereichen koͤnte/ wie man es dann heuti-
ges Tags einiger Orten gar genau deßfalls ſuchet/
und ohne langen Proceß mit der Straff und Exe-
cution
darhinter her iſt/ woruͤber offt ein Princi-
palis,
weil er ſich an ſeinen Diener nicht wieder er-
holen kan/ den groͤſten Schaden leiden muß. So
pfleget auch das Einpracticiren der Waaren/ um
den Zoll zu erſpahren/ uͤber lang oder kurtz gefaͤhr-
lich abzulauffen/ alſo/ daß mit einmahl wieder be-
zahlet werden muß/ was man an defraudirten
Zoll in vielen Jahren gewonnen zu haben ver-
meynet.

Vor allen ſehe ſich ein reiſender Kauffmanns-
Diener wohl vor/ daß er bey Krieg- und Peſt-Zei-
ten/ jederzeit mit aufrichtigen Paͤſſen/ die er allen-
falls eydlich beſchwehren kan/ verſehen ſey/ und hal-
te ich desfalls von Intriguen und Practiquen gar
nichts/ weil mancher gar zu leicht ertappet wird/
und hernach die Lorrendreyerey theuer bezahlen
muß; Dahero gute Recommendationes zu der-

glei-
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[254/0278] Caput VI. Verantwortungen mehr ſeyn moͤchten/ welche ein ausgeſchickter Handels-Diener bey ſeiner zu Hauß- kunfft ſeinem Principali, ſeiner Verrichtung halber/ zu leiſten ſchuldig ſeyn wird. Mehrere Remarques, die ein ausgeſchickter Handels-Diener auf ſeinen Reiſen in Obacht zu nehmen/ beſtehen in folgenden: Daß er ſich unter frembden Nationen/ und ſonderlich unter anderen Religions-Verwandten im Reden wohl vorſehe/ ſich weder gegen ihren Staat/ noch Religion nichts verfallen laſſe/ welches ihm verfaͤnglich ſeyn/ und ſeiner Perſon/ und bey ſich habenden Guͤtern zu Schaden gereichen koͤnte/ wie man es dann heuti- ges Tags einiger Orten gar genau deßfalls ſuchet/ und ohne langen Proceß mit der Straff und Exe- cution darhinter her iſt/ woruͤber offt ein Princi- palis, weil er ſich an ſeinen Diener nicht wieder er- holen kan/ den groͤſten Schaden leiden muß. So pfleget auch das Einpracticiren der Waaren/ um den Zoll zu erſpahren/ uͤber lang oder kurtz gefaͤhr- lich abzulauffen/ alſo/ daß mit einmahl wieder be- zahlet werden muß/ was man an defraudirten Zoll in vielen Jahren gewonnen zu haben ver- meynet. Vor allen ſehe ſich ein reiſender Kauffmanns- Diener wohl vor/ daß er bey Krieg- und Peſt-Zei- ten/ jederzeit mit aufrichtigen Paͤſſen/ die er allen- falls eydlich beſchwehren kan/ verſehen ſey/ und hal- te ich desfalls von Intriguen und Practiquen gar nichts/ weil mancher gar zu leicht ertappet wird/ und hernach die Lorrendreyerey theuer bezahlen muß; Dahero gute Recommendationes zu der- glei-

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/278>, abgerufen am 21.11.2024.