Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput I. versehende und dirigirende Gesell ein Provisor;Der einer Schuster-Wittib/ ihrer Werckstatt vor- stehende älteste oder verständigste Schuh-Knecht/ ein Brett-Meister/ und ein dergleichen Schneider- Gesell/ der der verwittibten Meisterin in Bedienung ihrer Kundten/ getreue Hülffe leistet/ und seinen übrigen Mitgesellen/ ihre zuverfertigende Arbeit zu- schneidet und anweiset/ ein Tafel-Schneider ge- nennet wird. Nur wolte ich/ daß im Kauffmanns- Stand/ das Wort Complimentarius, auch nicht so/ wie das Wort Banquier, gemißbrauchet würde/ und daß derje-nige/ der nicht etwan in einem Welt- berühmten Contoir das Fac-Totum ist/ mit dem Praedicat eines getreuen Handels-Diener vorlieb nehme/ welches ihme eine grössere Ehre/ als das hochpralerische Complimentariat/ (da weder an ihm noch der Handlung/ der er vorstehet/ nicht viel besonders ist) seyn würde; wie ich denn in einer vor- nehmen Reichs-Stadt einen solchen/ nicht den Na- men/ sondern der That nach warhafftigen Compli- mentarium (welcher einer Welt-berühmten Handlung/ von welcher der Principal gestorben/ lange Jahr in der Wittib Diensten vorgestanden/ und weil er dabey die Freyheit gehabt/ Nebenhand- lungen vor sich zu treiben/ durch Fleiß und Sorg- falt/ zuförderst aber durch GOttes Seegen biß 14000. Reichsthl. erworben/ gekannt habe/ wel- cher sich Schertz halben offt selbst einen armen Dienst- boten/ meistentheils aber gegen diejenige genannt/ die etwan Geld von ihm entlehnen wollen/ welche er aber gemeiniglich mit diesen Worten abgefertiget/ daß man solches bey seines gleichen Dienstboten nicht su- chen
Caput I. verſehende und dirigirende Geſell ein Proviſor;Der einer Schuſter-Wittib/ ihrer Werckſtatt vor- ſtehende aͤlteſte oder verſtaͤndigſte Schuh-Knecht/ ein Brett-Meiſter/ und ein dergleichen Schneider- Geſell/ der der verwittibten Meiſterin in Bedienung ihrer Kundten/ getreue Huͤlffe leiſtet/ und ſeinen uͤbrigen Mitgeſellen/ ihre zuverfertigende Arbeit zu- ſchneidet und anweiſet/ ein Tafel-Schneider ge- nennet wird. Nur wolte ich/ daß im Kauffmanns- Stand/ das Wort Complimentarius, auch nicht ſo/ wie das Wort Banquier, gemißbrauchet wuͤrde/ und daß derje-nige/ der nicht etwan in einem Welt- beruͤhmten Contoir das Fac-Totum iſt/ mit dem Prædicat eines getreuen Handels-Diener vorlieb nehme/ welches ihme eine groͤſſere Ehre/ als das hochpraleriſche Complimentariat/ (da weder an ihm noch der Handlung/ der er vorſtehet/ nicht viel beſonders iſt) ſeyn wuͤrde; wie ich denn in einer vor- nehmen Reichs-Stadt einen ſolchen/ nicht den Na- men/ ſondern der That nach warhafftigen Compli- mentarium (welcher einer Welt-beruͤhmten Handlung/ von welcher der Principal geſtorben/ lange Jahr in der Wittib Dienſten vorgeſtanden/ und weil er dabey die Freyheit gehabt/ Nebenhand- lungen vor ſich zu treiben/ durch Fleiß und Sorg- falt/ zufoͤrderſt aber durch GOttes Seegen biß 14000. Reichsthl. erworben/ gekannt habe/ wel- cher ſich Schertz halben offt ſelbſt einen armen Dienſt- boten/ meiſtentheils aber gegen diejenige genannt/ die etwan Geld von ihm entlehnen wollen/ welche er aber gemeiniglich mit dieſen Worten abgefertiget/ daß man ſolches bey ſeines gleichen Dienſtboten nicht ſu- chen
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Caput I.
verſehende und dirigirende Geſell ein Proviſor;
Der einer Schuſter-Wittib/ ihrer Werckſtatt vor-
ſtehende aͤlteſte oder verſtaͤndigſte Schuh-Knecht/
ein Brett-Meiſter/ und ein dergleichen Schneider-
Geſell/ der der verwittibten Meiſterin in Bedienung
ihrer Kundten/ getreue Huͤlffe leiſtet/ und ſeinen
uͤbrigen Mitgeſellen/ ihre zuverfertigende Arbeit zu-
ſchneidet und anweiſet/ ein Tafel-Schneider ge-
nennet wird. Nur wolte ich/ daß im Kauffmanns-
Stand/ das Wort Complimentarius, auch nicht
ſo/ wie das Wort Banquier, gemißbrauchet wuͤrde/
und daß derje-nige/ der nicht etwan in einem Welt-
beruͤhmten Contoir das Fac-Totum iſt/ mit dem
Prædicat eines getreuen Handels-Diener vorlieb
nehme/ welches ihme eine groͤſſere Ehre/ als das
hochpraleriſche Complimentariat/ (da weder an
ihm noch der Handlung/ der er vorſtehet/ nicht viel
beſonders iſt) ſeyn wuͤrde; wie ich denn in einer vor-
nehmen Reichs-Stadt einen ſolchen/ nicht den Na-
men/ ſondern der That nach warhafftigen Compli-
mentarium (welcher einer Welt-beruͤhmten
Handlung/ von welcher der Principal geſtorben/
lange Jahr in der Wittib Dienſten vorgeſtanden/ und
weil er dabey die Freyheit gehabt/ Nebenhand-
lungen vor ſich zu treiben/ durch Fleiß und Sorg-
falt/ zufoͤrderſt aber durch GOttes Seegen biß
14000. Reichsthl. erworben/ gekannt habe/ wel-
cher ſich Schertz halben offt ſelbſt einen armen Dienſt-
boten/ meiſtentheils aber gegen diejenige genannt/ die
etwan Geld von ihm entlehnen wollen/ welche er aber
gemeiniglich mit dieſen Worten abgefertiget/ daß
man ſolches bey ſeines gleichen Dienſtboten nicht ſu-
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