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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput VI.
jenen zu eröffnen/ so kan er solches bescheidentlich
thun/ damit niemand dadurch gerühret/ oder er in
seinen Worten gefangen werde/ vielmehr kan er
sich damit entschuldigen/ daß er Profession von
der Kauffmannschafft mache/ und sich weiter um
nichts bekümmere; Er wäre begierig darinnen/
noch täglich etwas mehres zu sehen und zu lernen;
hätte von anderen Dingen keine Wissenschafft/ und
wolte gerne den Ausspruch/ in dieser Sache/ erfahr-
nen Leuten/ als er wäre/ überlassen. Und dieses wä-
ren ungefehr die Lehren/ wie sich ein Kauffmanns-
Diener in der Frembde/ und unter Leuten/ die er
nicht kennet/ in Reden und Discuriren/ in Acht neh-
men müsse. Folget nun auch/ was er wegen der
Spitz-Buben/ und solcher Leute/ die nur seinem
Beutel nachstellen/ vor Vorsicht zu gebrauchen
habe.

Es sind aber solche Leute/ wie sie in der Hand-
leitung zu wohl anständigen Sitten beschrieben
werden/ dem Ansehen nach Menschen/ wie andere
Leute/ und von denenselben weder durch gewisse
Kleidung/ noch andere merckliche Kennzeichen un-
terschieden. Jhr Thun aber ist/ daß sie sich von Be-
triegerey ernehren/ weil sie entweder in ihrer Ju-
gend nichts rechts gelernet/ damit sie sich ehrlich
fortbringen könten/ oder/ so sie ja etwas gelernet/
sich doch dabey in ein liederliches und unordentli-
ches Wesen begeben haben/ und folglich zu keiner
redlichen Arbeit sich mehr gebrauchen lassen wollen.
Daher sie sich mit behenden Diebs-Griffen hin-
helffen/ biß sie endlich darüber ertappt/ und mit dem
Strick abgelohnet werden.

Sie

Caput VI.
jenen zu eroͤffnen/ ſo kan er ſolches beſcheidentlich
thun/ damit niemand dadurch geruͤhret/ oder er in
ſeinen Worten gefangen werde/ vielmehr kan er
ſich damit entſchuldigen/ daß er Profeſſion von
der Kauffmannſchafft mache/ und ſich weiter um
nichts bekuͤmmere; Er waͤre begierig darinnen/
noch taͤglich etwas mehres zu ſehen und zu lernen;
haͤtte von anderen Dingen keine Wiſſenſchafft/ und
wolte gerne den Ausſpruch/ in dieſer Sache/ erfahr-
nen Leuten/ als er waͤre/ uͤberlaſſen. Und dieſes waͤ-
ren ungefehr die Lehren/ wie ſich ein Kauffmanns-
Diener in der Frembde/ und unter Leuten/ die er
nicht kennet/ in Reden und Diſcuriren/ in Acht neh-
men muͤſſe. Folget nun auch/ was er wegen der
Spitz-Buben/ und ſolcher Leute/ die nur ſeinem
Beutel nachſtellen/ vor Vorſicht zu gebrauchen
habe.

Es ſind aber ſolche Leute/ wie ſie in der Hand-
leitung zu wohl anſtaͤndigen Sitten beſchrieben
werden/ dem Anſehen nach Menſchen/ wie andere
Leute/ und von denenſelben weder durch gewiſſe
Kleidung/ noch andere merckliche Kennzeichen un-
terſchieden. Jhr Thun aber iſt/ daß ſie ſich von Be-
triegerey ernehren/ weil ſie entweder in ihrer Ju-
gend nichts rechts gelernet/ damit ſie ſich ehrlich
fortbringen koͤnten/ oder/ ſo ſie ja etwas gelernet/
ſich doch dabey in ein liederliches und unordentli-
ches Weſen begeben haben/ und folglich zu keiner
redlichen Arbeit ſich mehr gebrauchen laſſen wollen.
Daher ſie ſich mit behenden Diebs-Griffen hin-
helffen/ biß ſie endlich daruͤber ertappt/ und mit dem
Strick abgelohnet werden.

Sie
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[256/0280] Caput VI. jenen zu eroͤffnen/ ſo kan er ſolches beſcheidentlich thun/ damit niemand dadurch geruͤhret/ oder er in ſeinen Worten gefangen werde/ vielmehr kan er ſich damit entſchuldigen/ daß er Profeſſion von der Kauffmannſchafft mache/ und ſich weiter um nichts bekuͤmmere; Er waͤre begierig darinnen/ noch taͤglich etwas mehres zu ſehen und zu lernen; haͤtte von anderen Dingen keine Wiſſenſchafft/ und wolte gerne den Ausſpruch/ in dieſer Sache/ erfahr- nen Leuten/ als er waͤre/ uͤberlaſſen. Und dieſes waͤ- ren ungefehr die Lehren/ wie ſich ein Kauffmanns- Diener in der Frembde/ und unter Leuten/ die er nicht kennet/ in Reden und Diſcuriren/ in Acht neh- men muͤſſe. Folget nun auch/ was er wegen der Spitz-Buben/ und ſolcher Leute/ die nur ſeinem Beutel nachſtellen/ vor Vorſicht zu gebrauchen habe. Es ſind aber ſolche Leute/ wie ſie in der Hand- leitung zu wohl anſtaͤndigen Sitten beſchrieben werden/ dem Anſehen nach Menſchen/ wie andere Leute/ und von denenſelben weder durch gewiſſe Kleidung/ noch andere merckliche Kennzeichen un- terſchieden. Jhr Thun aber iſt/ daß ſie ſich von Be- triegerey ernehren/ weil ſie entweder in ihrer Ju- gend nichts rechts gelernet/ damit ſie ſich ehrlich fortbringen koͤnten/ oder/ ſo ſie ja etwas gelernet/ ſich doch dabey in ein liederliches und unordentli- ches Weſen begeben haben/ und folglich zu keiner redlichen Arbeit ſich mehr gebrauchen laſſen wollen. Daher ſie ſich mit behenden Diebs-Griffen hin- helffen/ biß ſie endlich daruͤber ertappt/ und mit dem Strick abgelohnet werden. Sie

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/280>, abgerufen am 21.11.2024.