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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput VI.
sten hätte verrichten sollen/ heimliche Hindernüssen
machen.

Allzu splendide auf Reisen zu leben/ und sei-
nem Leib so gütlich thun wollen/ als man etwann
zu Hauß hat haben können/ solches stehet einem
Handels-Diener nicht an/ noch weniger sich lie-
derlich unterwegs aufzuführen; mit unzüchtigen
Personen gemein/ oder sich in der Compagnie, in
welcher man reiset/ zum Narren zu machen/ weil
solches der Ehre eines Kauffmanns-Dieners/ und
dem Respect seines Herrn zuwieder laufft; wer mit
Nutzen reisen will/ der findet ohne dem schon ge-
nug über seine Reise/ und deren Entzweck zu spe-
culi
ren/ daß man frembder Narren-Possen gar
wohl dabey vergessen kan.

Es seynd aber die vornehmste Betrachtungen
und Speculationes eines reisenden Handels-Die-
ners/ in so weit dieselbe auch ihm und sein künffti-
ges Glück angehen/ kürtzlich diese:

Daß er sich erstlich das Land und die Städte/
welches er durchreiset/ und wohin seine Verrich-
tung destiniret ist/ wohl bekannt mache; insonder-
heit dasjenige/ was seine Profession, nehmlich die
Commercia angehet. Jn welchen er erstlich zu be-
trachten hätte/ die Natur-Gaben desselbigen Lan-
des/ was es für Früchte/ Kräuter und Gewächse
aus der Erden hervor bringe/ wie solche hernach
ein Stück des Landes seiner Handlung machen/
und auch von denen Einwohnern zu Manufactu-
ren gebrauchet werden. Er hätte ferner dabey zu
bedencken/ was es hingegen an Waaren und Ma-
nufact
uren/ aus solchen vegetabilibus nicht hät-

te/

Caput VI.
ſten haͤtte verrichten ſollen/ heimliche Hindernuͤſſen
machen.

Allzu ſplendide auf Reiſen zu leben/ und ſei-
nem Leib ſo guͤtlich thun wollen/ als man etwann
zu Hauß hat haben koͤnnen/ ſolches ſtehet einem
Handels-Diener nicht an/ noch weniger ſich lie-
derlich unterwegs aufzufuͤhren; mit unzuͤchtigen
Perſonen gemein/ oder ſich in der Compagnie, in
welcher man reiſet/ zum Narren zu machen/ weil
ſolches der Ehre eines Kauffmanns-Dieners/ und
dem Reſpect ſeines Herrn zuwieder laufft; wer mit
Nutzen reiſen will/ der findet ohne dem ſchon ge-
nug uͤber ſeine Reiſe/ und deren Entzweck zu ſpe-
culi
ren/ daß man frembder Narren-Poſſen gar
wohl dabey vergeſſen kan.

Es ſeynd aber die vornehmſte Betrachtungen
und Speculationes eines reiſenden Handels-Die-
ners/ in ſo weit dieſelbe auch ihm und ſein kuͤnffti-
ges Gluͤck angehen/ kuͤrtzlich dieſe:

Daß er ſich erſtlich das Land und die Staͤdte/
welches er durchreiſet/ und wohin ſeine Verrich-
tung deſtiniret iſt/ wohl bekannt mache; inſonder-
heit dasjenige/ was ſeine Profeſſion, nehmlich die
Commercia angehet. Jn welchen er erſtlich zu be-
trachten haͤtte/ die Natur-Gaben deſſelbigen Lan-
des/ was es fuͤr Fruͤchte/ Kraͤuter und Gewaͤchſe
aus der Erden hervor bringe/ wie ſolche hernach
ein Stuͤck des Landes ſeiner Handlung machen/
und auch von denen Einwohnern zu Manufactu-
ren gebrauchet werden. Er haͤtte ferner dabey zu
bedencken/ was es hingegen an Waaren und Ma-
nufact
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[274/0298] Caput VI. ſten haͤtte verrichten ſollen/ heimliche Hindernuͤſſen machen. Allzu ſplendide auf Reiſen zu leben/ und ſei- nem Leib ſo guͤtlich thun wollen/ als man etwann zu Hauß hat haben koͤnnen/ ſolches ſtehet einem Handels-Diener nicht an/ noch weniger ſich lie- derlich unterwegs aufzufuͤhren; mit unzuͤchtigen Perſonen gemein/ oder ſich in der Compagnie, in welcher man reiſet/ zum Narren zu machen/ weil ſolches der Ehre eines Kauffmanns-Dieners/ und dem Reſpect ſeines Herrn zuwieder laufft; wer mit Nutzen reiſen will/ der findet ohne dem ſchon ge- nug uͤber ſeine Reiſe/ und deren Entzweck zu ſpe- culiren/ daß man frembder Narren-Poſſen gar wohl dabey vergeſſen kan. Es ſeynd aber die vornehmſte Betrachtungen und Speculationes eines reiſenden Handels-Die- ners/ in ſo weit dieſelbe auch ihm und ſein kuͤnffti- ges Gluͤck angehen/ kuͤrtzlich dieſe: Daß er ſich erſtlich das Land und die Staͤdte/ welches er durchreiſet/ und wohin ſeine Verrich- tung deſtiniret iſt/ wohl bekannt mache; inſonder- heit dasjenige/ was ſeine Profeſſion, nehmlich die Commercia angehet. Jn welchen er erſtlich zu be- trachten haͤtte/ die Natur-Gaben deſſelbigen Lan- des/ was es fuͤr Fruͤchte/ Kraͤuter und Gewaͤchſe aus der Erden hervor bringe/ wie ſolche hernach ein Stuͤck des Landes ſeiner Handlung machen/ und auch von denen Einwohnern zu Manufactu- ren gebrauchet werden. Er haͤtte ferner dabey zu bedencken/ was es hingegen an Waaren und Ma- nufacturen/ aus ſolchen vegetabilibus nicht haͤt- te/

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/298>, abgerufen am 21.11.2024.