Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput VII. sich vor der Sünde/ wie vor einer Schlange hütet/unter andern auch eine gute Diaet hält/ mäßig in Essen und Trincken ist/ seinen Magen nicht zu ungebühr- lich mit Speiß und Tranck überfüllet/ oder demsel- ben solche Speisen giebet/ welche ihm zuwider und nicht zuträglich seyn/ wie dann auch nicht allezeit dasjenige/ was dem Mund und der Zunge wohl schmecket/ dem Leib gesund/ sondern vielmehr schäd- lich ist/ sonderlich wenn man jehlings aus einem Climate in ein anders kommet/ dessen Lufft/ Tem- perament, Speiß/ Früchte/ Wasser und Lands- Art man nicht gewohnet ist/ welches vielfältig de- nen Frembden eine Kranckheit/ wie etwann die See-Dünste und Schiffs-Bewegungen (denen/ die zum erstenmahl auf der See fahren) ein Bre- chen zu verursachen pfleget. Je mäßiger nun bey solcher Veränderung der Leib gehalten wird/ je bes- ser es vor demselben ist; ja es werden viel Kranck- heiten durch Arbeit und Hunger vertrieben. Wie dann viel Leute zu finden/ welche durch einen Tag und Nacht fasten/ manche Kranckheiten gehoben haben/ und ist es allezeit besser/ dem Appetit nicht allezeit völlig ein Genügen zu thun/ als daß man sich überflüßig anfüllen/ und dadurch eine Kranck- heit zuziehen wolle. Rathsam ist es auch/ in fremb- den Ländern/ deren Speiß man nicht gewohnt ist/ sich nach und nach darzu zu gewöhnen/ auch wenn es die Gelegenheit zulassen will/ sonderlich wann man über See reiset/ einen guten Flaschen-Keller/ und wohl-versehenen Speise-Korb mit sich zu füh- ren/ zu welchen man im Fall der Noth greiffen/ und sich daraus unterhalten könne/ biß man der fremb-
Caput VII. ſich vor der Suͤnde/ wie vor einer Schlange huͤtet/unter andern auch eine gute Diæt haͤlt/ maͤßig in Eſſen und Trincken iſt/ ſeinen Magen nicht zu ungebuͤhr- lich mit Speiß und Tranck uͤberfuͤllet/ oder demſel- ben ſolche Speiſen giebet/ welche ihm zuwider und nicht zutraͤglich ſeyn/ wie dann auch nicht allezeit dasjenige/ was dem Mund und der Zunge wohl ſchmecket/ dem Leib geſund/ ſondern vielmehr ſchaͤd- lich iſt/ ſonderlich wenn man jehlings aus einem Climate in ein anders kommet/ deſſen Lufft/ Tem- perament, Speiß/ Fruͤchte/ Waſſer und Lands- Art man nicht gewohnet iſt/ welches vielfaͤltig de- nen Frembden eine Kranckheit/ wie etwann die See-Duͤnſte und Schiffs-Bewegungen (denen/ die zum erſtenmahl auf der See fahren) ein Bre- chen zu verurſachen pfleget. Je maͤßiger nun bey ſolcher Veraͤnderung der Leib gehalten wird/ je beſ- ſer es vor demſelben iſt; ja es werden viel Kranck- heiten durch Arbeit und Hunger vertrieben. Wie dann viel Leute zu finden/ welche durch einen Tag und Nacht faſten/ manche Kranckheiten gehoben haben/ und iſt es allezeit beſſer/ dem Appetit nicht allezeit voͤllig ein Genuͤgen zu thun/ als daß man ſich uͤberfluͤßig anfuͤllen/ und dadurch eine Kranck- heit zuziehen wolle. Rathſam iſt es auch/ in fremb- den Laͤndern/ deren Speiß man nicht gewohnt iſt/ ſich nach und nach darzu zu gewoͤhnen/ auch wenn es die Gelegenheit zulaſſen will/ ſonderlich wann man uͤber See reiſet/ einen guten Flaſchen-Keller/ und wohl-verſehenen Speiſe-Korb mit ſich zu fuͤh- ren/ zu welchen man im Fall der Noth greiffen/ und ſich daraus unterhalten koͤnne/ biß man der fremb-
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Caput VII.
ſich vor der Suͤnde/ wie vor einer Schlange huͤtet/
unter andern auch eine gute Diæt haͤlt/ maͤßig in Eſſen
und Trincken iſt/ ſeinen Magen nicht zu ungebuͤhr-
lich mit Speiß und Tranck uͤberfuͤllet/ oder demſel-
ben ſolche Speiſen giebet/ welche ihm zuwider und
nicht zutraͤglich ſeyn/ wie dann auch nicht allezeit
dasjenige/ was dem Mund und der Zunge wohl
ſchmecket/ dem Leib geſund/ ſondern vielmehr ſchaͤd-
lich iſt/ ſonderlich wenn man jehlings aus einem
Climate in ein anders kommet/ deſſen Lufft/ Tem-
perament, Speiß/ Fruͤchte/ Waſſer und Lands-
Art man nicht gewohnet iſt/ welches vielfaͤltig de-
nen Frembden eine Kranckheit/ wie etwann die
See-Duͤnſte und Schiffs-Bewegungen (denen/
die zum erſtenmahl auf der See fahren) ein Bre-
chen zu verurſachen pfleget. Je maͤßiger nun bey
ſolcher Veraͤnderung der Leib gehalten wird/ je beſ-
ſer es vor demſelben iſt; ja es werden viel Kranck-
heiten durch Arbeit und Hunger vertrieben. Wie
dann viel Leute zu finden/ welche durch einen Tag
und Nacht faſten/ manche Kranckheiten gehoben
haben/ und iſt es allezeit beſſer/ dem Appetit nicht
allezeit voͤllig ein Genuͤgen zu thun/ als daß man
ſich uͤberfluͤßig anfuͤllen/ und dadurch eine Kranck-
heit zuziehen wolle. Rathſam iſt es auch/ in fremb-
den Laͤndern/ deren Speiß man nicht gewohnt iſt/
ſich nach und nach darzu zu gewoͤhnen/ auch wenn
es die Gelegenheit zulaſſen will/ ſonderlich wann
man uͤber See reiſet/ einen guten Flaſchen-Keller/
und wohl-verſehenen Speiſe-Korb mit ſich zu fuͤh-
ren/ zu welchen man im Fall der Noth greiffen/
und ſich daraus unterhalten koͤnne/ biß man der
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