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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput XII.
daß er etwas sich unternehme/ deme er hernach
nicht genug gewachsen wäre.

Wegen des Vermögens eines jungen An-
fängers/ hätte derselbe zu consideriren/ ob solches
zulänglich wäre/ diejenige Handlung damit anzu-
sangen und fortzusetzen/ welche er etwan gelernet/
und nunmehr selbst zu treiben sich vorgenommen
hat; wir setzen aber Anfangen und Fortsetzen nicht
unbillig beysammen/ weil solches an einem rechten
Kauffmann unzertrennliche Dinge seyn sollten/ al-
so/ daß er nicht allein im Stand sey/ ein Negotium
anzufangen/ sondern auch im Stand bleibe/ solches
zu continuiren; so aber geschiehet bey vielen das
Widerspiel/ und hat mancher junger Mensch zwar
ein Capitalgen von etlich hundert oder tausend
Reichsthaler/ damit gedencket er die gantze Welt
zu zwingen/ machende allenfalls schon Rechnung/
wie er bey hundert Reichsthaler baaren Einkauffs/
zwey hundert Reichsthaler Credit oder Borg dar-
zu erlangen wolle. Allein ein solcher Mensch machet
die Rechnung ohne Wirth/ und weiß nicht/ daß
heutiges Tages der Credit zimlich gefallen/ und ob
er schon gleich solchen haben möchte/ so seynd doch
die dafür erhaltene Waaren/ gegen den Zahlungs-
Termin nicht gleich wieder verkaufft/ oder so es
baare Gelder gewesen/ die man zinsbar aufgenom-
men/ und vielleicht gar Wechsel-Briefe darauf ge-
geben seynd/ solche nicht gleich wieder/ wann man
sie unter den Leuten rouliren lassen/ zur Verfall-
Zeit in der Cassa; indessen muß mit grosser Be-
schwehrlichkeit zur Bezahlung des Wechsels An-
stalt gemachet werden/ da es sich dann offt zuträgt/

daß

Caput XII.
daß er etwas ſich unternehme/ deme er hernach
nicht genug gewachſen waͤre.

Wegen des Vermoͤgens eines jungen An-
faͤngers/ haͤtte derſelbe zu conſideriren/ ob ſolches
zulaͤnglich waͤre/ diejenige Handlung damit anzu-
ſangen und fortzuſetzen/ welche er etwan gelernet/
und nunmehr ſelbſt zu treiben ſich vorgenommen
hat; wir ſetzen aber Anfangen und Fortſetzen nicht
unbillig beyſammen/ weil ſolches an einem rechten
Kauffmann unzertrennliche Dinge ſeyn ſollten/ al-
ſo/ daß er nicht allein im Stand ſey/ ein Negotium
anzufangen/ ſondern auch im Stand bleibe/ ſolches
zu continuiren; ſo aber geſchiehet bey vielen das
Widerſpiel/ und hat mancher junger Menſch zwar
ein Capitalgen von etlich hundert oder tauſend
Reichsthaler/ damit gedencket er die gantze Welt
zu zwingen/ machende allenfalls ſchon Rechnung/
wie er bey hundert Reichsthaler baaren Einkauffs/
zwey hundert Reichsthaler Credit oder Borg dar-
zu erlangen wolle. Allein ein ſolcher Menſch machet
die Rechnung ohne Wirth/ und weiß nicht/ daß
heutiges Tages der Credit zimlich gefallen/ und ob
er ſchon gleich ſolchen haben moͤchte/ ſo ſeynd doch
die dafuͤr erhaltene Waaren/ gegen den Zahlungs-
Termin nicht gleich wieder verkaufft/ oder ſo es
baare Gelder geweſen/ die man zinsbar aufgenom-
men/ und vielleicht gar Wechſel-Briefe darauf ge-
geben ſeynd/ ſolche nicht gleich wieder/ wann man
ſie unter den Leuten rouliren laſſen/ zur Verfall-
Zeit in der Caſſa; indeſſen muß mit groſſer Be-
ſchwehrlichkeit zur Bezahlung des Wechſels An-
ſtalt gemachet werden/ da es ſich dann offt zutraͤgt/

daß
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[330[430]/0456] Caput XII. daß er etwas ſich unternehme/ deme er hernach nicht genug gewachſen waͤre. Wegen des Vermoͤgens eines jungen An- faͤngers/ haͤtte derſelbe zu conſideriren/ ob ſolches zulaͤnglich waͤre/ diejenige Handlung damit anzu- ſangen und fortzuſetzen/ welche er etwan gelernet/ und nunmehr ſelbſt zu treiben ſich vorgenommen hat; wir ſetzen aber Anfangen und Fortſetzen nicht unbillig beyſammen/ weil ſolches an einem rechten Kauffmann unzertrennliche Dinge ſeyn ſollten/ al- ſo/ daß er nicht allein im Stand ſey/ ein Negotium anzufangen/ ſondern auch im Stand bleibe/ ſolches zu continuiren; ſo aber geſchiehet bey vielen das Widerſpiel/ und hat mancher junger Menſch zwar ein Capitalgen von etlich hundert oder tauſend Reichsthaler/ damit gedencket er die gantze Welt zu zwingen/ machende allenfalls ſchon Rechnung/ wie er bey hundert Reichsthaler baaren Einkauffs/ zwey hundert Reichsthaler Credit oder Borg dar- zu erlangen wolle. Allein ein ſolcher Menſch machet die Rechnung ohne Wirth/ und weiß nicht/ daß heutiges Tages der Credit zimlich gefallen/ und ob er ſchon gleich ſolchen haben moͤchte/ ſo ſeynd doch die dafuͤr erhaltene Waaren/ gegen den Zahlungs- Termin nicht gleich wieder verkaufft/ oder ſo es baare Gelder geweſen/ die man zinsbar aufgenom- men/ und vielleicht gar Wechſel-Briefe darauf ge- geben ſeynd/ ſolche nicht gleich wieder/ wann man ſie unter den Leuten rouliren laſſen/ zur Verfall- Zeit in der Caſſa; indeſſen muß mit groſſer Be- ſchwehrlichkeit zur Bezahlung des Wechſels An- ſtalt gemachet werden/ da es ſich dann offt zutraͤgt/ daß

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 330[430]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/456>, abgerufen am 24.11.2024.