Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.Caput XII. ste ein Stück von seiner Handlung ein/ und tritt ih-nen dasselbe eigenthümlich ab; oder er vergönnet ih- nen auch/ das/ ob sie gleich noch in seinen Diensten stehen/ sie dennoch ihren eigenen Handel neben her anfangen/ und mittreiben mögen/ dabey sie dann den Vortheil geniessen/ daß sie erstlich sich nicht gleich in eigene Haushaltung und bürgerliche Unko- sten stecken dürffen/ sondern ihre Füsse unter eines andern Tisch stecken können/ und noch dabey ihre jährliche Besoldung verdienen; ja/ ihr gütiger und gegen sie wohl gesinnter Patron, thut ihnen noch wohl darzu einen Vorschuß an Geld und auch an- dere Hülffs-Leistung/ durch welche sie desto eher zu ihren Zweck gelangen/ und sich nach und nach in ei- gener Handlung/ vest setzen können. Zuweilen fügt es sich auch/ daß ein Handels-Patron seinen wohl- meritirten Diener der ihme lange Jahre getreue Dienste geleistet/ die gantze Handlung auf gewisse Conditiones abtritt und zu eigen übergiebet/ wel- ches auch vielfältig von dessen hinterlassenen Erben geschiehet/ die entweder einem solchen viel-jährigen Handels-Diener/ die Handlung zum Theil oder gantz zuschlagen/ oder ihm auch zum Mit-Parti- cipanten/ damit er nur derselben desto getreuer vor- stehen möge/ annehmen; ingleichen wird offt man- chem alten wohl-meritirten Handels-Diener/ ein Sohn aus einem vornehmen Haus/ samt einem statt- lichen Capital zum Compagnon gegeben/ damit ein solcher junger Mensch unter des wohlgeübten und verständigen seiner Anführung/ nach und nach zur Handlung möge erzogen und angewiesen werden Dieses alles/ wie es einem jungen Menschen/ der
Caput XII. ſte ein Stuͤck von ſeiner Handlung ein/ und tritt ih-nen daſſelbe eigenthuͤmlich ab; oder er vergoͤnnet ih- nen auch/ das/ ob ſie gleich noch in ſeinen Dienſten ſtehen/ ſie dennoch ihren eigenen Handel neben her anfangen/ und mittreiben moͤgen/ dabey ſie dann den Vortheil genieſſen/ daß ſie erſtlich ſich nicht gleich in eigene Haushaltung und buͤrgerliche Unko- ſten ſtecken duͤrffen/ ſondern ihre Fuͤſſe unter eines andern Tiſch ſtecken koͤnnen/ und noch dabey ihre jaͤhrliche Beſoldung verdienen; ja/ ihr guͤtiger und gegen ſie wohl geſinnter Patron, thut ihnen noch wohl darzu einen Vorſchuß an Geld und auch an- dere Huͤlffs-Leiſtung/ durch welche ſie deſto eher zu ihren Zweck gelangen/ und ſich nach und nach in ei- gener Handlung/ veſt ſetzen koͤnnen. Zuweilen fuͤgt es ſich auch/ daß ein Handels-Patron ſeinen wohl- meritirten Diener der ihme lange Jahre getreue Dienſte geleiſtet/ die gantze Handlung auf gewiſſe Conditiones abtritt und zu eigen uͤbergiebet/ wel- ches auch vielfaͤltig von deſſen hinterlaſſenen Erben geſchiehet/ die entweder einem ſolchen viel-jaͤhrigen Handels-Diener/ die Handlung zum Theil oder gantz zuſchlagen/ oder ihm auch zum Mit-Parti- cipanten/ damit er nur derſelben deſto getreuer vor- ſtehen moͤge/ annehmen; ingleichen wird offt man- chem alten wohl-meritirten Handels-Diener/ ein Sohn aus einem vornehmen Haus/ ſamt einem ſtatt- lichen Capital zum Compagnon gegeben/ damit ein ſolcher junger Menſch unter des wohlgeuͤbten und verſtaͤndigen ſeiner Anfuͤhrung/ nach und nach zur Handlung moͤge erzogen und angewieſen werden Dieſes alles/ wie es einem jungen Menſchen/ der
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Caput XII.
ſte ein Stuͤck von ſeiner Handlung ein/ und tritt ih-
nen daſſelbe eigenthuͤmlich ab; oder er vergoͤnnet ih-
nen auch/ das/ ob ſie gleich noch in ſeinen Dienſten
ſtehen/ ſie dennoch ihren eigenen Handel neben her
anfangen/ und mittreiben moͤgen/ dabey ſie dann
den Vortheil genieſſen/ daß ſie erſtlich ſich nicht
gleich in eigene Haushaltung und buͤrgerliche Unko-
ſten ſtecken duͤrffen/ ſondern ihre Fuͤſſe unter eines
andern Tiſch ſtecken koͤnnen/ und noch dabey ihre
jaͤhrliche Beſoldung verdienen; ja/ ihr guͤtiger und
gegen ſie wohl geſinnter Patron, thut ihnen noch
wohl darzu einen Vorſchuß an Geld und auch an-
dere Huͤlffs-Leiſtung/ durch welche ſie deſto eher zu
ihren Zweck gelangen/ und ſich nach und nach in ei-
gener Handlung/ veſt ſetzen koͤnnen. Zuweilen fuͤgt
es ſich auch/ daß ein Handels-Patron ſeinen wohl-
meritirten Diener der ihme lange Jahre getreue
Dienſte geleiſtet/ die gantze Handlung auf gewiſſe
Conditiones abtritt und zu eigen uͤbergiebet/ wel-
ches auch vielfaͤltig von deſſen hinterlaſſenen Erben
geſchiehet/ die entweder einem ſolchen viel-jaͤhrigen
Handels-Diener/ die Handlung zum Theil oder
gantz zuſchlagen/ oder ihm auch zum Mit-Parti-
cipanten/ damit er nur derſelben deſto getreuer vor-
ſtehen moͤge/ annehmen; ingleichen wird offt man-
chem alten wohl-meritirten Handels-Diener/ ein
Sohn aus einem vornehmen Haus/ ſamt einem ſtatt-
lichen Capital zum Compagnon gegeben/ damit
ein ſolcher junger Menſch unter des wohlgeuͤbten
und verſtaͤndigen ſeiner Anfuͤhrung/ nach und
nach zur Handlung moͤge erzogen und angewieſen
werden Dieſes alles/ wie es einem jungen Menſchen/
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Zitationshilfe: | Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/468>, abgerufen am 17.06.2024. |