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Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

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Caput XIII.
wann Grossirer die Waare zu Paris verkauffen
wollten/ müstens die allerbesten und neueste Mode
seyn; Dann Paris ist es/ welche nicht allein die
Mode allen Städten Franckreichs/ sondern auch
den fremden Ländern/ giebet.

Hingegen/ wann Negocianten kauffen/ damit
sie in den Städten des Königreichs und frem-
den Orten wieder verkauffen/ sollen sie von denen/
da die Mode erst anfängt/ nicht kauffen/ dann sie
ist an denjenigen Orten/ wohin sie dieselbe schickten/
noch nicht bekandt; können derowegen dieselbe auch
nicht allda verkauffen/ sintemalen solche noch so theu-
er; dann die Mode verursachet offt den Abgang der
Waare und auch derer Theurung.

Das Fünffte/ daß man die seidene Waaren/
wann es möglich/ Pfund-weiß kauffe/ vornemlich
aber diejenige/ welche leicht und nicht hoch kommen/
dann man hat darbey grössern Nutzen; hingegen
muß man sie theuren bey dem Maas- und nicht bey
dem Gewicht-kauffen: Dann offt sind dieselbe von
grober Seide/ welche nicht so theuer/ als die an-
dern/ so mehr Glantz haben/ und folgends von der
besten Seide gemacht seyn sollen/ dann auch/ weil
denen Arbeitern so viel Arbeits-Lohn nicht zu bezah-
len ist.

Das sechste Stück beruhet in der Zeit/ da die
Waare nicht begehrt wird/ daß man derselben bey
dem geringern Arbeitern kauffe. Dann weil sie ih-
re Waare aufzuheben/ nicht vermögen/ geben sie sol-
che um geringern Preiß/ als die Reichen/ welche
die Zeit/ da man deren begehret/ erwarten kön-
nen.

Das

Caput XIII.
wann Grosſirer die Waare zu Paris verkauffen
wollten/ muͤſtens die allerbeſten und neueſte Mode
ſeyn; Dann Paris iſt es/ welche nicht allein die
Mode allen Staͤdten Franckreichs/ ſondern auch
den fremden Laͤndern/ giebet.

Hingegen/ wann Negocianten kauffen/ damit
ſie in den Staͤdten des Koͤnigreichs und frem-
den Orten wieder verkauffen/ ſollen ſie von denen/
da die Mode erſt anfaͤngt/ nicht kauffen/ dann ſie
iſt an denjenigen Orten/ wohin ſie dieſelbe ſchickten/
noch nicht bekandt; koͤnnen derowegen dieſelbe auch
nicht allda verkauffen/ ſintemalen ſolche noch ſo theu-
er; dann die Mode verurſachet offt den Abgang der
Waare und auch derer Theurung.

Das Fuͤnffte/ daß man die ſeidene Waaren/
wann es moͤglich/ Pfund-weiß kauffe/ vornemlich
aber diejenige/ welche leicht und nicht hoch kommen/
dann man hat darbey groͤſſern Nutzen; hingegen
muß man ſie theuren bey dem Maas- und nicht bey
dem Gewicht-kauffen: Dann offt ſind dieſelbe von
grober Seide/ welche nicht ſo theuer/ als die an-
dern/ ſo mehr Glantz haben/ und folgends von der
beſten Seide gemacht ſeyn ſollen/ dann auch/ weil
denen Arbeitern ſo viel Arbeits-Lohn nicht zu bezah-
len iſt.

Das ſechſte Stuͤck beruhet in der Zeit/ da die
Waare nicht begehrt wird/ daß man derſelben bey
dem geringern Arbeitern kauffe. Dann weil ſie ih-
re Waare aufzuheben/ nicht vermoͤgen/ geben ſie ſol-
che um geringern Preiß/ als die Reichen/ welche
die Zeit/ da man deren begehret/ erwarten koͤn-
nen.

Das
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[452/0478] Caput XIII. wann Grosſirer die Waare zu Paris verkauffen wollten/ muͤſtens die allerbeſten und neueſte Mode ſeyn; Dann Paris iſt es/ welche nicht allein die Mode allen Staͤdten Franckreichs/ ſondern auch den fremden Laͤndern/ giebet. Hingegen/ wann Negocianten kauffen/ damit ſie in den Staͤdten des Koͤnigreichs und frem- den Orten wieder verkauffen/ ſollen ſie von denen/ da die Mode erſt anfaͤngt/ nicht kauffen/ dann ſie iſt an denjenigen Orten/ wohin ſie dieſelbe ſchickten/ noch nicht bekandt; koͤnnen derowegen dieſelbe auch nicht allda verkauffen/ ſintemalen ſolche noch ſo theu- er; dann die Mode verurſachet offt den Abgang der Waare und auch derer Theurung. Das Fuͤnffte/ daß man die ſeidene Waaren/ wann es moͤglich/ Pfund-weiß kauffe/ vornemlich aber diejenige/ welche leicht und nicht hoch kommen/ dann man hat darbey groͤſſern Nutzen; hingegen muß man ſie theuren bey dem Maas- und nicht bey dem Gewicht-kauffen: Dann offt ſind dieſelbe von grober Seide/ welche nicht ſo theuer/ als die an- dern/ ſo mehr Glantz haben/ und folgends von der beſten Seide gemacht ſeyn ſollen/ dann auch/ weil denen Arbeitern ſo viel Arbeits-Lohn nicht zu bezah- len iſt. Das ſechſte Stuͤck beruhet in der Zeit/ da die Waare nicht begehrt wird/ daß man derſelben bey dem geringern Arbeitern kauffe. Dann weil ſie ih- re Waare aufzuheben/ nicht vermoͤgen/ geben ſie ſol- che um geringern Preiß/ als die Reichen/ welche die Zeit/ da man deren begehret/ erwarten koͤn- nen. Das

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/478>, abgerufen am 26.11.2024.