Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Der glückliche Kauffmanns-Diener.
macht/ wohlfeil eingekauffte Waaren mitgebracht/
die hernach jählings aufgeschlagen/ und daran Ca-
pital auf Capital verdienet worden; damals saget
man/ war er allein/ der diese Handlung trieb/ alle
Leute lieffen ihm zu/ er holete seine Waaren aus
der ersten Hand/ kauffte sie wohlfeil ein/ und gab
sie theuer wieder weg; der Landes-Herr oder die
Obrigkeit gab ihm ein stattliches Privilegium, wel-
ches er so und so viel Jahr genutzet/ und einen gu-
ten Profit gemacht/ durch dieses oder jenes seinen
Austritt/ fiel ihm alle Kundschafft und Commission
zu; in Spanien gewann er auf Korn so viel; hier
drey Jahr nacheinander an Saltz/ hundert auf
hundert; über keinen See-Verlust kan er nicht kla-
gen; hier fiel ihm eine Erbschafft von etliche tausen-
den von seiner Frauen wegen/ dort von einem an-
dern Verwandten zu/ auf welche Weise/ man leicht-
lich reich werden kan. Bey diesen und dergleichen
Reden/ ruffe ich nun allen rechtschaffenen Handels-
Dienern/ einen guten Muth zu/ den sie/ wann sie
dieses lesen oder fassen sollen/ daß/ was andern wie-
der fahren/ ihnen auch wiederfahren könne; GOtt
hat so viel unvergeben/ er ist noch heut so reich/ als
er ist gewesen ewiglich/ man setze nur das Ver-
trauen auf ihm/ Spes confisa Deo nunquam
confusa recedit,
wer GOtt vertraut/ hat wohl
gebauet. Wir haben noch in kurtz verwichenen Zei-
ten gesehen/ daß aus einem geschickten Handels-
Diener/ (wie Anfangs der Kayserliche General
Martini war) ein Commissarius, aus diesem wird
ein Ober-Kriegs-Commissarius, ferner ein Ge-
neral-Kriegs-Commissarius, und endlich nach an-

dern
H h 4

Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener.
macht/ wohlfeil eingekauffte Waaren mitgebracht/
die hernach jaͤhlings aufgeſchlagen/ und daran Ca-
pital auf Capital verdienet worden; damals ſaget
man/ war er allein/ der dieſe Handlung trieb/ alle
Leute lieffen ihm zu/ er holete ſeine Waaren aus
der erſten Hand/ kauffte ſie wohlfeil ein/ und gab
ſie theuer wieder weg; der Landes-Herꝛ oder die
Obrigkeit gab ihm ein ſtattliches Privilegium, wel-
ches er ſo und ſo viel Jahr genutzet/ und einen gu-
ten Profit gemacht/ durch dieſes oder jenes ſeinen
Austritt/ fiel ihm alle Kundſchafft und Commiſſion
zu; in Spanien gewann er auf Korn ſo viel; hier
drey Jahr nacheinander an Saltz/ hundert auf
hundert; uͤber keinen See-Verluſt kan er nicht kla-
gen; hier fiel ihm eine Erbſchafft von etliche tauſen-
den von ſeiner Frauen wegen/ dort von einem an-
dern Verwandten zu/ auf welche Weiſe/ man leicht-
lich reich werden kan. Bey dieſen und dergleichen
Reden/ ruffe ich nun allen rechtſchaffenen Handels-
Dienern/ einen guten Muth zu/ den ſie/ wann ſie
dieſes leſen oder faſſen ſollen/ daß/ was andern wie-
der fahren/ ihnen auch wiederfahren koͤnne; GOtt
hat ſo viel unvergeben/ er iſt noch heut ſo reich/ als
er iſt geweſen ewiglich/ man ſetze nur das Ver-
trauen auf ihm/ Spes confiſa Deo nunquam
confuſa recedit,
wer GOtt vertraut/ hat wohl
gebauet. Wir haben noch in kurtz verwichenen Zei-
ten geſehen/ daß aus einem geſchickten Handels-
Diener/ (wie Anfangs der Kayſerliche General
Martini war) ein Commiſſarius, aus dieſem wird
ein Ober-Kriegs-Commiſſarius, ferner ein Ge-
neral-Kriegs-Commiſſarius, und endlich nach an-

dern
H h 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0513" n="487"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der glu&#x0364;ckliche Kauffmanns-Diener.</hi></fw><lb/>
macht/ wohlfeil eingekauffte Waaren mitgebracht/<lb/>
die hernach ja&#x0364;hlings aufge&#x017F;chlagen/ und daran Ca-<lb/>
pital auf Capital verdienet worden; damals &#x017F;aget<lb/>
man/ war er allein/ der die&#x017F;e Handlung trieb/ alle<lb/>
Leute lieffen ihm zu/ er holete &#x017F;eine Waaren aus<lb/>
der er&#x017F;ten Hand/ kauffte &#x017F;ie wohlfeil ein/ und gab<lb/>
&#x017F;ie theuer wieder weg; der Landes-Her&#xA75B; oder die<lb/>
Obrigkeit gab ihm ein &#x017F;tattliches <hi rendition="#aq">Privilegium,</hi> wel-<lb/>
ches er &#x017F;o und &#x017F;o viel Jahr genutzet/ und einen gu-<lb/>
ten <hi rendition="#aq">Profit</hi> gemacht/ durch die&#x017F;es oder jenes &#x017F;einen<lb/>
Austritt/ fiel ihm alle Kund&#x017F;chafft und <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;ion</hi><lb/>
zu; in Spanien gewann er auf Korn &#x017F;o viel; hier<lb/>
drey Jahr nacheinander an Saltz/ hundert auf<lb/>
hundert; u&#x0364;ber keinen See-Verlu&#x017F;t kan er nicht kla-<lb/>
gen; hier fiel ihm eine Erb&#x017F;chafft von etliche tau&#x017F;en-<lb/>
den von &#x017F;einer Frauen wegen/ dort von einem an-<lb/>
dern Verwandten zu/ auf welche Wei&#x017F;e/ man leicht-<lb/>
lich reich werden kan. Bey die&#x017F;en und dergleichen<lb/>
Reden/ ruffe ich nun allen recht&#x017F;chaffenen Handels-<lb/>
Dienern/ einen guten Muth zu/ den &#x017F;ie/ wann &#x017F;ie<lb/>
die&#x017F;es le&#x017F;en oder fa&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ollen/ daß/ was andern wie-<lb/>
der fahren/ ihnen auch wiederfahren ko&#x0364;nne; GOtt<lb/>
hat &#x017F;o viel unvergeben/ er i&#x017F;t noch heut &#x017F;o reich/ als<lb/>
er i&#x017F;t gewe&#x017F;en ewiglich/ man &#x017F;etze nur das Ver-<lb/>
trauen auf ihm/ <hi rendition="#aq">Spes confi&#x017F;a Deo nunquam<lb/>
confu&#x017F;a recedit,</hi> wer GOtt vertraut/ hat wohl<lb/>
gebauet. Wir haben noch in kurtz verwichenen Zei-<lb/>
ten ge&#x017F;ehen/ daß aus einem ge&#x017F;chickten Handels-<lb/>
Diener/ (wie Anfangs der Kay&#x017F;erliche General<lb/><hi rendition="#aq">Martini</hi> war) ein <hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;arius,</hi> aus die&#x017F;em wird<lb/>
ein Ober-Kriegs-<hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;arius,</hi> ferner ein Ge-<lb/>
neral-Kriegs-<hi rendition="#aq">Commi&#x017F;&#x017F;arius,</hi> und endlich nach an-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 4</fw><fw place="bottom" type="catch">dern</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[487/0513] Der gluͤckliche Kauffmanns-Diener. macht/ wohlfeil eingekauffte Waaren mitgebracht/ die hernach jaͤhlings aufgeſchlagen/ und daran Ca- pital auf Capital verdienet worden; damals ſaget man/ war er allein/ der dieſe Handlung trieb/ alle Leute lieffen ihm zu/ er holete ſeine Waaren aus der erſten Hand/ kauffte ſie wohlfeil ein/ und gab ſie theuer wieder weg; der Landes-Herꝛ oder die Obrigkeit gab ihm ein ſtattliches Privilegium, wel- ches er ſo und ſo viel Jahr genutzet/ und einen gu- ten Profit gemacht/ durch dieſes oder jenes ſeinen Austritt/ fiel ihm alle Kundſchafft und Commiſſion zu; in Spanien gewann er auf Korn ſo viel; hier drey Jahr nacheinander an Saltz/ hundert auf hundert; uͤber keinen See-Verluſt kan er nicht kla- gen; hier fiel ihm eine Erbſchafft von etliche tauſen- den von ſeiner Frauen wegen/ dort von einem an- dern Verwandten zu/ auf welche Weiſe/ man leicht- lich reich werden kan. Bey dieſen und dergleichen Reden/ ruffe ich nun allen rechtſchaffenen Handels- Dienern/ einen guten Muth zu/ den ſie/ wann ſie dieſes leſen oder faſſen ſollen/ daß/ was andern wie- der fahren/ ihnen auch wiederfahren koͤnne; GOtt hat ſo viel unvergeben/ er iſt noch heut ſo reich/ als er iſt geweſen ewiglich/ man ſetze nur das Ver- trauen auf ihm/ Spes confiſa Deo nunquam confuſa recedit, wer GOtt vertraut/ hat wohl gebauet. Wir haben noch in kurtz verwichenen Zei- ten geſehen/ daß aus einem geſchickten Handels- Diener/ (wie Anfangs der Kayſerliche General Martini war) ein Commiſſarius, aus dieſem wird ein Ober-Kriegs-Commiſſarius, ferner ein Ge- neral-Kriegs-Commiſſarius, und endlich nach an- dern H h 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/513
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/513>, abgerufen am 18.12.2024.