Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

Caput XVI.
Handels-Diener zu Haus die Bücher schreiben/
und Correspondentz führen/ und neben den Con-
toir
auch die Börs und Magazin/ ausser dem Haus
aber die Messen/ und andere Reisen verrichten muß;
da er dann offt nicht mehr Salarium, als ein sol-
cher empfängt/ der nur einerley Verrichtung hat/
und entweder auf dem Contoir oder in dem Ma-
gazin und Kram-Laden seiner Dienste abwartet.

Jm Fall auch/ daß ein solcher Diener der all-
zuviel/ und mit mancherley Geschäfften überladen
wird/ allen zugleich/ kein vollkommenes Genügen
solte leisten können/ hat es sich sein Herr selbsten zuzu-
schreiben/ als welcher (indem er darunter menagi-
ren wollen/ daß er einem die Arbeit aufgeleget/ an
welcher ihrer zwey/ sonst genug zu tragen gehabt)
dieselbige/ wie leicht zu erachten/ alsdann so voll-
kömmlich nicht verrichtet bekommt/ als wann er sie/
unter mehrere eingetheilet hätte. Welches auch der
weise Heyd Plato wohl angemercket/ wann er in
seinem Buch von den Gesetzen schreibet/ daß des
Menschen Natur gantz zu wider/ ja fast unmöglich
sey/ zu gleicher Zeit zweyen verschiedenen Verrich-
tungen ein Genügen zu thun/ oder an unterschiedli-
chen Ortrn zugleich zu seyn/ sondern wann er schon/
in dem einen munter und hurtig ist/ so bleibet doch
das andere indessen liegen/ oder es wird doch nicht
recht verrichtet/ wie es seyn sollte. Nam difficile
est, ut unus Homo duorum Vicem sustineat. ff.
de pact. & L. fin. ibi. ne cum ad utrumque festi-
nat, ne utrum bene peragat;
Damit er nicht/
wann er zwey zugleich thun soll/ keines recht mache/
C. de Assess. Carpz. p. 2. Decis. 194. n. 5. & 6.

oder

Caput XVI.
Handels-Diener zu Haus die Buͤcher ſchreiben/
und Correſpondentz fuͤhren/ und neben den Con-
toir
auch die Boͤrs und Magazin/ auſſer dem Haus
aber die Meſſen/ und andere Reiſen verrichten muß;
da er dann offt nicht mehr Salarium, als ein ſol-
cher empfaͤngt/ der nur einerley Verrichtung hat/
und entweder auf dem Contoir oder in dem Ma-
gazin und Kram-Laden ſeiner Dienſte abwartet.

Jm Fall auch/ daß ein ſolcher Diener der all-
zuviel/ und mit mancherley Geſchaͤfften uͤberladen
wird/ allen zugleich/ kein vollkommenes Genuͤgen
ſolte leiſten koͤnnen/ hat es ſich ſein Herꝛ ſelbſten zuzu-
ſchreiben/ als welcher (indem er darunter menagi-
ren wollen/ daß er einem die Arbeit aufgeleget/ an
welcher ihrer zwey/ ſonſt genug zu tragen gehabt)
dieſelbige/ wie leicht zu erachten/ alsdann ſo voll-
koͤmmlich nicht verrichtet bekommt/ als wann er ſie/
unter mehrere eingetheilet haͤtte. Welches auch der
weiſe Heyd Plato wohl angemercket/ wann er in
ſeinem Buch von den Geſetzen ſchreibet/ daß des
Menſchen Natur gantz zu wider/ ja faſt unmoͤglich
ſey/ zu gleicher Zeit zweyen verſchiedenen Verrich-
tungen ein Genuͤgen zu thun/ oder an unterſchiedli-
chen Ortrn zugleich zu ſeyn/ ſondern wann er ſchon/
in dem einen munter und hurtig iſt/ ſo bleibet doch
das andere indeſſen liegen/ oder es wird doch nicht
recht verrichtet/ wie es ſeyn ſollte. Nam difficile
eſt, ut unus Homo duorum Vicem ſuſtineat. ff.
de pact. & L. fin. ibi. ne cum ad utrumque feſti-
nat, ne utrum bene peragat;
Damit er nicht/
wann er zwey zugleich thun ſoll/ keines recht mache/
C. de Aſſeſſ. Carpz. p. 2. Deciſ. 194. n. 5. & 6.

oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0538" n="512"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b">Caput XVI.</hi></hi></fw><lb/>
Handels-Diener zu Haus die Bu&#x0364;cher &#x017F;chreiben/<lb/>
und <hi rendition="#aq">Corre&#x017F;ponden</hi>tz fu&#x0364;hren/ und neben den <hi rendition="#aq">Con-<lb/>
toir</hi> auch die Bo&#x0364;rs und Magazin/ au&#x017F;&#x017F;er dem Haus<lb/>
aber die Me&#x017F;&#x017F;en/ und andere Rei&#x017F;en verrichten muß;<lb/>
da er dann offt nicht mehr <hi rendition="#aq">Salarium,</hi> als ein &#x017F;ol-<lb/>
cher empfa&#x0364;ngt/ der nur einerley Verrichtung hat/<lb/>
und entweder auf dem <hi rendition="#aq">Contoir</hi> oder in dem Ma-<lb/>
gazin und Kram-Laden &#x017F;einer Dien&#x017F;te abwartet.</p><lb/>
        <p>Jm Fall auch/ daß ein &#x017F;olcher Diener der all-<lb/>
zuviel/ und mit mancherley Ge&#x017F;cha&#x0364;fften u&#x0364;berladen<lb/>
wird/ allen zugleich/ kein vollkommenes Genu&#x0364;gen<lb/>
&#x017F;olte lei&#x017F;ten ko&#x0364;nnen/ hat es &#x017F;ich &#x017F;ein Her&#xA75B; &#x017F;elb&#x017F;ten zuzu-<lb/>
&#x017F;chreiben/ als welcher (indem er darunter <hi rendition="#aq">menagi-</hi><lb/>
ren wollen/ daß er einem die Arbeit aufgeleget/ an<lb/>
welcher ihrer zwey/ &#x017F;on&#x017F;t genug zu tragen gehabt)<lb/>
die&#x017F;elbige/ wie leicht zu erachten/ alsdann &#x017F;o voll-<lb/>
ko&#x0364;mmlich nicht verrichtet bekommt/ als wann er &#x017F;ie/<lb/>
unter mehrere eingetheilet ha&#x0364;tte. Welches auch der<lb/>
wei&#x017F;e Heyd Plato wohl angemercket/ wann er in<lb/>
&#x017F;einem Buch von den Ge&#x017F;etzen &#x017F;chreibet/ daß des<lb/>
Men&#x017F;chen Natur gantz zu wider/ ja fa&#x017F;t unmo&#x0364;glich<lb/>
&#x017F;ey/ zu gleicher Zeit zweyen ver&#x017F;chiedenen Verrich-<lb/>
tungen ein Genu&#x0364;gen zu thun/ oder an unter&#x017F;chiedli-<lb/>
chen Ortrn zugleich zu &#x017F;eyn/ &#x017F;ondern wann er &#x017F;chon/<lb/>
in dem einen munter und hurtig i&#x017F;t/ &#x017F;o bleibet doch<lb/>
das andere inde&#x017F;&#x017F;en liegen/ oder es wird doch nicht<lb/>
recht verrichtet/ wie es &#x017F;eyn &#x017F;ollte. <hi rendition="#aq">Nam difficile<lb/>
e&#x017F;t, ut unus Homo duorum Vicem &#x017F;u&#x017F;tineat. ff.<lb/>
de pact. &amp; L. fin. ibi. ne cum ad utrumque fe&#x017F;ti-<lb/>
nat, ne utrum bene peragat;</hi> Damit er nicht/<lb/>
wann er zwey zugleich thun &#x017F;oll/ keines recht mache/<lb/><hi rendition="#aq">C. de A&#x017F;&#x017F;e&#x017F;&#x017F;. Carpz. p. 2. Deci&#x017F;. 194. n. 5. &amp;</hi> 6.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">oder</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[512/0538] Caput XVI. Handels-Diener zu Haus die Buͤcher ſchreiben/ und Correſpondentz fuͤhren/ und neben den Con- toir auch die Boͤrs und Magazin/ auſſer dem Haus aber die Meſſen/ und andere Reiſen verrichten muß; da er dann offt nicht mehr Salarium, als ein ſol- cher empfaͤngt/ der nur einerley Verrichtung hat/ und entweder auf dem Contoir oder in dem Ma- gazin und Kram-Laden ſeiner Dienſte abwartet. Jm Fall auch/ daß ein ſolcher Diener der all- zuviel/ und mit mancherley Geſchaͤfften uͤberladen wird/ allen zugleich/ kein vollkommenes Genuͤgen ſolte leiſten koͤnnen/ hat es ſich ſein Herꝛ ſelbſten zuzu- ſchreiben/ als welcher (indem er darunter menagi- ren wollen/ daß er einem die Arbeit aufgeleget/ an welcher ihrer zwey/ ſonſt genug zu tragen gehabt) dieſelbige/ wie leicht zu erachten/ alsdann ſo voll- koͤmmlich nicht verrichtet bekommt/ als wann er ſie/ unter mehrere eingetheilet haͤtte. Welches auch der weiſe Heyd Plato wohl angemercket/ wann er in ſeinem Buch von den Geſetzen ſchreibet/ daß des Menſchen Natur gantz zu wider/ ja faſt unmoͤglich ſey/ zu gleicher Zeit zweyen verſchiedenen Verrich- tungen ein Genuͤgen zu thun/ oder an unterſchiedli- chen Ortrn zugleich zu ſeyn/ ſondern wann er ſchon/ in dem einen munter und hurtig iſt/ ſo bleibet doch das andere indeſſen liegen/ oder es wird doch nicht recht verrichtet/ wie es ſeyn ſollte. Nam difficile eſt, ut unus Homo duorum Vicem ſuſtineat. ff. de pact. & L. fin. ibi. ne cum ad utrumque feſti- nat, ne utrum bene peragat; Damit er nicht/ wann er zwey zugleich thun ſoll/ keines recht mache/ C. de Aſſeſſ. Carpz. p. 2. Deciſ. 194. n. 5. & 6. oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/538
Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Getreuer und Geschickter Handels-Diener. Nürnberg u. a., 1715, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_handelsdiener_1715/538>, abgerufen am 18.12.2024.