Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.Beschreibung Ein gewisser Hutmacher in Franckreich hat eine grosse Wie offt die Mode in Hüten bey Menschen-Gedencken Beſchreibung Ein gewiſſer Hutmacher in Franckreich hat eine groſſe Wie offt die Mode in Huͤten bey Menſchen-Gedencken <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0166" n="160"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Beſchreibung</hi> </fw><lb/> <p>Ein gewiſſer Hutmacher in Franckreich hat eine groſſe<lb/> Partey aus der <hi rendition="#aq">Mode</hi> gekommener Huͤte ſtehen, in wel-<lb/> cher ſein gantzes <hi rendition="#aq">Capital</hi> ſteckte, dieſer bate einsmahls<lb/> Koͤnig <hi rendition="#aq">Henricum IV.</hi> daß er ihme die Genade erzeigen,<lb/> und nur ein paar Tage einen ſolchen Hut auffſetzen<lb/> moͤchte, als ihme nun der Koͤnig hierunter willfahrte,<lb/> wolten ſo gleich die uͤbrigen Hoffleute <hi rendition="#aq">Regis ad exem-<lb/> plum</hi> dieſe <hi rendition="#aq">mode</hi> nachaͤffen, und wurde der Hutma-<lb/> cher ſeine groſſe Parthey Huͤte in wenig Tagen mit gu-<lb/> ten <hi rendition="#aq">Profit</hi>loß.</p><lb/> <p>Wie offt die <hi rendition="#aq">Mode</hi> in Huͤten bey Menſchen-Gedencken<lb/><hi rendition="#aq">changi</hi>ret habe, iſt zu verwundern, viele werden ſich<lb/> noch der hohen ſpitzigen Huͤte, wie heutigs Tags noch<lb/> an einigen Orten die Bauren zu tragen pflegen, erin-<lb/> nern. Hierauff kommen die mit niedrigen Koͤpels und<lb/> ſchmalen Raͤnden, bald wieder etwas hoͤhere Koͤpels<lb/> mit breitern Raͤnden, denn einmahl graue, auch <hi rendition="#aq">paille<lb/> Couleur</hi> Huͤte auf, biß die Schwaͤrtze beſtaͤndig geblie-<lb/> ben, die gantz weiſen aber denen Muͤllern uͤberlaſſen<lb/> worden. Die <supplied>B</supplied>otsleute haben ihꝛe Huͤte mit gantz ſchm<supplied>a</supplied>-<lb/> len und eingefaßten Raͤnden, etlicher vornehmen <hi rendition="#aq">Offici-<lb/> ers</hi> ihre ſind auch wohl mit Sam̃et uͤberzogen. Die En-<lb/> gliſchen ſogenañten <hi rendition="#aq">Casquets</hi> waren auch einige Zeit<lb/> lang, ſonderlich in Nieder-Sachſen groſſe <hi rendition="#aq">mode;</hi> ſo hiel-<lb/> te man auch einsmahls auf die ſogenañten <hi rendition="#aq">Chapeaux<lb/> ſans apret,</hi> oder ungeleimte und gantz weiche Huͤte ſehr<lb/> viel, welchen man auch die Manieꝛ des Abziehens veraͤn-<lb/> derte, u. ſolche oben an den Kopff angriff; zu anderer Zeit<lb/> muſten ſie wieder ſtarck geleimt ſeyn, und gantz ſteiff ſte-<lb/> hen, biß endlich die heutige beqveme <hi rendition="#aq">mode</hi> und <hi rendition="#aq">Fason</hi> ge-<lb/> blieben. Ein Bauer, deme ein Buſchklopffender Neuter<lb/> Geld auf der Straſſen abgenommen hatte, bate denſel-<lb/> ben, er moͤcht ihme doch zum Wahrzeichen, daß ihme<lb/> das Geld war abgenom̃en worden, mit ſeinen Piſto-<lb/> len 2. Loͤcher durch den Hut ſchieſſen; als nun ſolches der<lb/> Reuter gethan, u. daduꝛch ſich verſchoſſen hatte, bemaͤch-<lb/> tigte ſich ſeiner der liſtige Bauer, wurff ihn vom Pferd,<lb/><hi rendition="#c">und nahm ihme das geraubte Geld wie-<lb/> der ab.</hi></p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [160/0166]
Beſchreibung
Ein gewiſſer Hutmacher in Franckreich hat eine groſſe
Partey aus der Mode gekommener Huͤte ſtehen, in wel-
cher ſein gantzes Capital ſteckte, dieſer bate einsmahls
Koͤnig Henricum IV. daß er ihme die Genade erzeigen,
und nur ein paar Tage einen ſolchen Hut auffſetzen
moͤchte, als ihme nun der Koͤnig hierunter willfahrte,
wolten ſo gleich die uͤbrigen Hoffleute Regis ad exem-
plum dieſe mode nachaͤffen, und wurde der Hutma-
cher ſeine groſſe Parthey Huͤte in wenig Tagen mit gu-
ten Profitloß.
Wie offt die Mode in Huͤten bey Menſchen-Gedencken
changiret habe, iſt zu verwundern, viele werden ſich
noch der hohen ſpitzigen Huͤte, wie heutigs Tags noch
an einigen Orten die Bauren zu tragen pflegen, erin-
nern. Hierauff kommen die mit niedrigen Koͤpels und
ſchmalen Raͤnden, bald wieder etwas hoͤhere Koͤpels
mit breitern Raͤnden, denn einmahl graue, auch paille
Couleur Huͤte auf, biß die Schwaͤrtze beſtaͤndig geblie-
ben, die gantz weiſen aber denen Muͤllern uͤberlaſſen
worden. Die Botsleute haben ihꝛe Huͤte mit gantz ſchma-
len und eingefaßten Raͤnden, etlicher vornehmen Offici-
ers ihre ſind auch wohl mit Sam̃et uͤberzogen. Die En-
gliſchen ſogenañten Casquets waren auch einige Zeit
lang, ſonderlich in Nieder-Sachſen groſſe mode; ſo hiel-
te man auch einsmahls auf die ſogenañten Chapeaux
ſans apret, oder ungeleimte und gantz weiche Huͤte ſehr
viel, welchen man auch die Manieꝛ des Abziehens veraͤn-
derte, u. ſolche oben an den Kopff angriff; zu anderer Zeit
muſten ſie wieder ſtarck geleimt ſeyn, und gantz ſteiff ſte-
hen, biß endlich die heutige beqveme mode und Fason ge-
blieben. Ein Bauer, deme ein Buſchklopffender Neuter
Geld auf der Straſſen abgenommen hatte, bate denſel-
ben, er moͤcht ihme doch zum Wahrzeichen, daß ihme
das Geld war abgenom̃en worden, mit ſeinen Piſto-
len 2. Loͤcher durch den Hut ſchieſſen; als nun ſolches der
Reuter gethan, u. daduꝛch ſich verſchoſſen hatte, bemaͤch-
tigte ſich ſeiner der liſtige Bauer, wurff ihn vom Pferd,
und nahm ihme das geraubte Geld wie-
der ab.
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