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Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719.

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Hutmacher-Handwercks.
wenn man einen guten Castor-Hut machen
will, mit Englischen Biber-Haar vermenget.

Die sogenannte Loutre-Hüte, die manche
vor Castor ansehen, werden von Persianischer
Vigogne-Wolle gemachet, Haasen-Haar da-
runter gemenget, und hernach mit etwas Biber-
Haar überzogen.

Hunde-Haare zu verarbeiten ist verboten,
und wird derselbe, der solches thut, er sey Mei-
ster oder Gesell nicht vor ehrlich gehalten. So wer-
den ihnen auch die Küh- und Kälber-Haar, in-
gleichen die Flocken von den Tuchmachern und
Tuch-Scherern nicht gestattet; wiewohl es mit
diesen letzern an denen Orten, wo die Wolle ge-
nau zusammengehet, nicht eben so genau genom-
men wird.

Eine andere Bewandniß aber hat es mit den
groben Filtzen, zu welchen die Hutmacher un-
gescheuet die Küh- und Kälber-Haare nehmen
mögen. Solche Filtze werden hernach wie schon
gemeldet, von den Kürschnern und Schustern,
item denen Täschnern zu Stühlen und Matrazen,
wie auch von denen Feuer-Werckern und Artil-
leri
sten etc. gebraucht.

Zu mercken ist auch, daß die Englischen, Hol-
ländischen, Frantzösischen und Jtaliänischen
Hutmacher von unsern teutschen Meistern nur
vor Filtzmacher gehalten werden, weil sie in An-
sehung ihrer feinen Zeug keinen Hut mit denen
Füssen daselbst bearbeiten; solches auch, weil
ihre Gesellen nicht viel in Teutschland reisen, nicht

ver-
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Hutmacher-Handwercks.
wenn man einen guten Caſtor-Hut machen
will, mit Engliſchen Biber-Haar vermenget.

Die ſogenannte Loutre-Huͤte, die manche
vor Caſtor anſehen, werden von Perſianiſcher
Vigogne-Wolle gemachet, Haaſen-Haar da-
runter gemenget, und hernach mit etwas Biber-
Haar uͤberzogen.

Hunde-Haare zu verarbeiten iſt verboten,
und wird derſelbe, der ſolches thut, er ſey Mei-
ſter odeꝛ Geſell nicht vor ehrlich gehalten. So wer-
den ihnen auch die Kuͤh- und Kaͤlber-Haar, in-
gleichen die Flocken von den Tuchmachern und
Tuch-Scherern nicht geſtattet; wiewohl es mit
dieſen letzern an denen Orten, wo die Wolle ge-
nau zuſammengehet, nicht eben ſo genau genom-
men wird.

Eine andere Bewandniß aber hat es mit den
groben Filtzen, zu welchen die Hutmacher un-
geſcheuet die Kuͤh- und Kaͤlber-Haare nehmen
moͤgen. Solche Filtze werden hernach wie ſchon
gemeldet, von den Kuͤrſchnern und Schuſtern,
item denen Taͤſchnern zu Stuͤhlen und Matrazen,
wie auch von denen Feuer-Werckern und Artil-
leri
ſten ꝛc. gebraucht.

Zu mercken iſt auch, daß die Engliſchen, Hol-
laͤndiſchen, Frantzoͤſiſchen und Jtaliaͤniſchen
Hutmacher von unſern teutſchen Meiſtern nur
vor Filtzmacher gehalten werden, weil ſie in An-
ſehung ihrer feinen Zeug keinen Hut mit denen
Fuͤſſen daſelbſt bearbeiten; ſolches auch, weil
ihre Geſellen nicht viel in Teutſchland reiſen, nicht

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[89/0095] Hutmacher-Handwercks. wenn man einen guten Caſtor-Hut machen will, mit Engliſchen Biber-Haar vermenget. Die ſogenannte Loutre-Huͤte, die manche vor Caſtor anſehen, werden von Perſianiſcher Vigogne-Wolle gemachet, Haaſen-Haar da- runter gemenget, und hernach mit etwas Biber- Haar uͤberzogen. Hunde-Haare zu verarbeiten iſt verboten, und wird derſelbe, der ſolches thut, er ſey Mei- ſter odeꝛ Geſell nicht vor ehrlich gehalten. So wer- den ihnen auch die Kuͤh- und Kaͤlber-Haar, in- gleichen die Flocken von den Tuchmachern und Tuch-Scherern nicht geſtattet; wiewohl es mit dieſen letzern an denen Orten, wo die Wolle ge- nau zuſammengehet, nicht eben ſo genau genom- men wird. Eine andere Bewandniß aber hat es mit den groben Filtzen, zu welchen die Hutmacher un- geſcheuet die Kuͤh- und Kaͤlber-Haare nehmen moͤgen. Solche Filtze werden hernach wie ſchon gemeldet, von den Kuͤrſchnern und Schuſtern, item denen Taͤſchnern zu Stuͤhlen und Matrazen, wie auch von denen Feuer-Werckern und Artil- leri ſten ꝛc. gebraucht. Zu mercken iſt auch, daß die Engliſchen, Hol- laͤndiſchen, Frantzoͤſiſchen und Jtaliaͤniſchen Hutmacher von unſern teutſchen Meiſtern nur vor Filtzmacher gehalten werden, weil ſie in An- ſehung ihrer feinen Zeug keinen Hut mit denen Fuͤſſen daſelbſt bearbeiten; ſolches auch, weil ihre Geſellen nicht viel in Teutſchland reiſen, nicht ver- F 5

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Zitationshilfe: Marperger, Paul Jacob: Beschreibung Des Hutmacher-Handwercks. Altenburg, 1719. , S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marperger_hutmacher_1719/95>, abgerufen am 24.11.2024.