Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.ungleichschwebender Temperaturen. 2) daß die Summe der aufsteigenden Quintenschwebun- gen in einer Folge von vier Quinten, niemals der Sum- me der absteigenden gleich, viel weniger größer als solche seyn muß. Wäre die Summe gleich, so wäre es so gut, als wenn keine erniedrigte Quinte vorhanden wäre, und die daraus hervorgebrachte große Terz würde V schweben, und also böse seyn. 3) Daß keine einzelne Quinte über zwey Zwölftheile Comm. pyth. über sich, und die Summe der aufsteigen- den Schwebungen einer Folge von vier Quinten niemals mehr als vier betragen muß. Eine um mehr als zwey erhöhte Quinte ist dem Gehör zuwider, und wenn die Summe der aufsteigenden Schwebungen mehr als vier, und z. E. fünf betragen sollte, so müßte die Summe der entgegengesetzten Schwebungen wenigstens sechs betra- gen, weil jede Folge von vier Quinten wenigstens unter sich schweben, und nach vorhergehender 2ten Bedingung die Summe der absteigenden und aufsteigen- den Schwebungen niemals gegen einander aufgehen muß. Wie sollen aber fünf aufsteigende und sechs ab- steigende Schwebungen unter vier Quinten vertheilet werden, wenn keine Quinte mehr als drittehalb unter sich, und keine mehr als zwey über sich schweben darf? §. 187. Jch erläutere das vorhergehende mit folgenden Exempeln: [Tabelle] Die L 2
ungleichſchwebender Temperaturen. 2) daß die Summe der aufſteigenden Quintenſchwebun- gen in einer Folge von vier Quinten, niemals der Sum- me der abſteigenden gleich, viel weniger groͤßer als ſolche ſeyn muß. Waͤre die Summe gleich, ſo waͤre es ſo gut, als wenn keine erniedrigte Quinte vorhanden waͤre, und die daraus hervorgebrachte große Terz wuͤrde V ſchweben, und alſo boͤſe ſeyn. 3) Daß keine einzelne Quinte uͤber zwey Zwoͤlftheile Com̃. pyth. uͤber ſich, und die Summe der aufſteigen- den Schwebungen einer Folge von vier Quinten niemals mehr als vier betragen muß. Eine um mehr als zwey erhoͤhte Quinte iſt dem Gehoͤr zuwider, und wenn die Summe der aufſteigenden Schwebungen mehr als vier, und z. E. fuͤnf betragen ſollte, ſo muͤßte die Summe der entgegengeſetzten Schwebungen wenigſtens ſechs betra- gen, weil jede Folge von vier Quinten wenigſtens unter ſich ſchweben, und nach vorhergehender 2ten Bedingung die Summe der abſteigenden und aufſteigen- den Schwebungen niemals gegen einander aufgehen muß. Wie ſollen aber fuͤnf aufſteigende und ſechs ab- ſteigende Schwebungen unter vier Quinten vertheilet werden, wenn keine Quinte mehr als drittehalb unter ſich, und keine mehr als zwey uͤber ſich ſchweben darf? §. 187. Jch erlaͤutere das vorhergehende mit folgenden Exempeln: [Tabelle] Die L 2
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ungleichſchwebender Temperaturen.
2) daß die Summe der aufſteigenden Quintenſchwebun-
gen in einer Folge von vier Quinten, niemals der Sum-
me der abſteigenden gleich, viel weniger groͤßer als ſolche
ſeyn muß. Waͤre die Summe gleich, ſo waͤre es ſo
gut, als wenn keine erniedrigte Quinte vorhanden waͤre,
und die daraus hervorgebrachte große Terz wuͤrde [FORMEL] V
ſchweben, und alſo boͤſe ſeyn.
3) Daß keine einzelne Quinte uͤber zwey Zwoͤlftheile
Com̃. pyth. uͤber ſich, und die Summe der aufſteigen-
den Schwebungen einer Folge von vier Quinten niemals
mehr als vier betragen muß. Eine um mehr als zwey
erhoͤhte Quinte iſt dem Gehoͤr zuwider, und wenn die
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Bedingung die Summe der abſteigenden und aufſteigen-
den Schwebungen niemals gegen einander aufgehen
muß. Wie ſollen aber fuͤnf aufſteigende und ſechs ab-
ſteigende Schwebungen unter vier Quinten vertheilet
werden, wenn keine Quinte mehr als drittehalb unter
ſich, und keine mehr als zwey uͤber ſich ſchweben darf?
§. 187.
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