Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776.

Bild:
<< vorherige Seite
Anhang etc. Sechster Abschnitt. Beweis,
Grundaccord c e g, und so wenig von dem Grundaccord
g h d abgeleitet werden, als h d g oder d g h von dem
Grundaccord c e g. Und eben so verhält es sich mit
den Accorden e g b c, g b c e und b c e g, welche so
wenig von g h d f, als die Accorde h d f g, d f g h und
f g h d von c e g b abgeleitet werden können.
5) Alle verwandte Accorde müssen einander substituiret wer-
den können, wenn es nicht andere Regeln verhindern.
Z. E. g h d f kann für den Accord h d f g, und dieser für
jenen gebrauchet werden.
6) Wenn zwey Accorde einem dritten substituiret werden kön-
nen, so müssen sie auch unter sich selbst substituiret werden
können, wenn nicht andere Regeln es verhindern. Z. E.
sowohl der zusammengesetzte Accord e g h d f als der aus
c g h d f bestehende kann dem Grundaccord g h d f substi-
tuiret werden. Es kann also ebenfalls der Accord e g h d f
dem Accord c g h d f und dieser jenem substituiret werden.
§. 308.

Wie verfähret der Hr. Kirnberger in Absicht auf vorige
Lehrsätze? Jch entlehne die Exempel dazu aus den in der
Nacherinnerung zu seinen Grundsätzen Seite 104 befind-
lichen Exempeln. Es wird aber allhier 1) der Septimenac-
cord a c e g zum Grundaccord eines andern Grundaccords, nem-
lich des Dreyklangs c e g gemachet. Fig. 70. 2) Der Septi-
menaccord a c e g wird zum Grundaccord des Sextenaccords
e g c gemachet, Fig. 71. welcher sonsten in der Lehre vom
doppelten Contrapunct in der Octave von dem Dreyklang c e g
hergeleitet wird. 3) Der Sextenaccord c e a, dessen Grund-
accord der Dreyklang a c e ist, wird von dem Septimenaccord
f a c e hergeleitet. Fig. 72. Hier muß ich die Folge der Exempel
unterbrechen, und dem Leser bemerken, daß der Auctor der
Grundsätze Seite 21. die Folge von dem Septimenaccord
f a c e und dem Dreyklang g h d für keine Grundharmonien er-
kennet, sondern solche von dem Septimenaccord d f a c und
dem Dreyklange g h d herleitet. (Wir werden in der Folge
ein mehrers hievon hören.) Folglich wird diese leztere Con-

secution
Anhang ꝛc. Sechſter Abſchnitt. Beweis,
Grundaccord c e g, und ſo wenig von dem Grundaccord
g h d abgeleitet werden, als h d g oder d g h von dem
Grundaccord c e g. Und eben ſo verhaͤlt es ſich mit
den Accorden e g b c, g b c e und b c e g, welche ſo
wenig von g h d f, als die Accorde h d f g, d f g h und
f g h d von c e g b abgeleitet werden koͤnnen.
5) Alle verwandte Accorde muͤſſen einander ſubſtituiret wer-
den koͤnnen, wenn es nicht andere Regeln verhindern.
Z. E. g h d f kann fuͤr den Accord h d f g, und dieſer fuͤr
jenen gebrauchet werden.
6) Wenn zwey Accorde einem dritten ſubſtituiret werden koͤn-
nen, ſo muͤſſen ſie auch unter ſich ſelbſt ſubſtituiret werden
koͤnnen, wenn nicht andere Regeln es verhindern. Z. E.
ſowohl der zuſammengeſetzte Accord e g h d f als der aus
c g h d f beſtehende kann dem Grundaccord g h d f ſubſti-
tuiret werden. Es kann alſo ebenfalls der Accord e g h d f
dem Accord c g h d f und dieſer jenem ſubſtituiret werden.
§. 308.

Wie verfaͤhret der Hr. Kirnberger in Abſicht auf vorige
Lehrſaͤtze? Jch entlehne die Exempel dazu aus den in der
Nacherinnerung zu ſeinen Grundſaͤtzen Seite 104 befind-
lichen Exempeln. Es wird aber allhier 1) der Septimenac-
cord a c e g zum Grundaccord eines andern Grundaccords, nem-
lich des Dreyklangs c e g gemachet. Fig. 70. 2) Der Septi-
menaccord a c e g wird zum Grundaccord des Sextenaccords
e g c gemachet, Fig. 71. welcher ſonſten in der Lehre vom
doppelten Contrapunct in der Octave von dem Dreyklang c e g
hergeleitet wird. 3) Der Sextenaccord c e a, deſſen Grund-
accord der Dreyklang a c e iſt, wird von dem Septimenaccord
f a c e hergeleitet. Fig. 72. Hier muß ich die Folge der Exempel
unterbrechen, und dem Leſer bemerken, daß der Auctor der
Grundſaͤtze Seite 21. die Folge von dem Septimenaccord
f a c e und dem Dreyklang g h d fuͤr keine Grundharmonien er-
kennet, ſondern ſolche von dem Septimenaccord d f a c und
dem Dreyklange g h d herleitet. (Wir werden in der Folge
ein mehrers hievon hoͤren.) Folglich wird dieſe leztere Con-

ſecution
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <list>
                <item><pb facs="#f0302" n="282"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Anhang &#xA75B;c. Sech&#x017F;ter Ab&#x017F;chnitt. Beweis,</hi></fw><lb/>
Grundaccord <hi rendition="#aq">c e g,</hi> und &#x017F;o wenig von dem Grundaccord<lb/><hi rendition="#aq">g h d</hi> abgeleitet werden, als <hi rendition="#aq">h d g</hi> oder <hi rendition="#aq">d g h</hi> von dem<lb/>
Grundaccord <hi rendition="#aq">c e g.</hi> Und eben &#x017F;o verha&#x0364;lt es &#x017F;ich mit<lb/>
den Accorden <hi rendition="#aq">e g b c, g b c e</hi> und <hi rendition="#aq">b c e g,</hi> welche &#x017F;o<lb/>
wenig von <hi rendition="#aq">g h d f,</hi> als die Accorde <hi rendition="#aq">h d f g, d f g h</hi> und<lb/><hi rendition="#aq">f g h d</hi> von <hi rendition="#aq">c e g b</hi> abgeleitet werden ko&#x0364;nnen.</item><lb/>
                <item>5) Alle verwandte Accorde mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en einander &#x017F;ub&#x017F;tituiret wer-<lb/>
den ko&#x0364;nnen, wenn es nicht andere Regeln verhindern.<lb/>
Z. E. <hi rendition="#aq">g h d f</hi> kann fu&#x0364;r den Accord <hi rendition="#aq">h d f g,</hi> und die&#x017F;er fu&#x0364;r<lb/>
jenen gebrauchet werden.</item><lb/>
                <item>6) Wenn zwey Accorde einem dritten &#x017F;ub&#x017F;tituiret werden ko&#x0364;n-<lb/>
nen, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie auch unter &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ub&#x017F;tituiret werden<lb/>
ko&#x0364;nnen, wenn nicht andere Regeln es verhindern. Z. E.<lb/>
&#x017F;owohl der zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzte Accord <hi rendition="#aq">e g h d f</hi> als der aus<lb/><hi rendition="#aq">c g h d f</hi> be&#x017F;tehende kann dem Grundaccord <hi rendition="#aq">g h d f</hi> &#x017F;ub&#x017F;ti-<lb/>
tuiret werden. Es kann al&#x017F;o ebenfalls der Accord <hi rendition="#aq">e g h d f</hi><lb/>
dem Accord <hi rendition="#aq">c g h d f</hi> und die&#x017F;er jenem &#x017F;ub&#x017F;tituiret werden.</item>
              </list>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 308.</head><lb/>
              <p>Wie verfa&#x0364;hret der Hr. Kirnberger in Ab&#x017F;icht auf vorige<lb/>
Lehr&#x017F;a&#x0364;tze? Jch entlehne die Exempel dazu aus den in der<lb/><hi rendition="#fr">Nacherinnerung</hi> zu &#x017F;einen Grund&#x017F;a&#x0364;tzen Seite 104 befind-<lb/>
lichen Exempeln. Es wird aber allhier 1) der Septimenac-<lb/>
cord <hi rendition="#aq">a c e g</hi> zum Grundaccord eines andern Grundaccords, nem-<lb/>
lich des Dreyklangs <hi rendition="#aq">c e g</hi> gemachet. Fig. 70. 2) Der Septi-<lb/>
menaccord <hi rendition="#aq">a c e g</hi> wird zum Grundaccord des Sextenaccords<lb/><hi rendition="#aq">e g c</hi> gemachet, Fig. 71. welcher &#x017F;on&#x017F;ten in der Lehre vom<lb/>
doppelten Contrapunct in der Octave von dem Dreyklang <hi rendition="#aq">c e g</hi><lb/>
hergeleitet wird. 3) Der Sextenaccord <hi rendition="#aq">c e a,</hi> de&#x017F;&#x017F;en Grund-<lb/>
accord der Dreyklang <hi rendition="#aq">a c e</hi> i&#x017F;t, wird von dem Septimenaccord<lb/><hi rendition="#aq">f a c e</hi> hergeleitet. Fig. 72. Hier muß ich die Folge der Exempel<lb/>
unterbrechen, und dem Le&#x017F;er bemerken, daß der Auctor der<lb/><hi rendition="#fr">Grund&#x017F;a&#x0364;tze</hi> Seite 21. die Folge von dem Septimenaccord<lb/><hi rendition="#aq">f a c e</hi> und dem Dreyklang <hi rendition="#aq">g h d</hi> fu&#x0364;r keine Grundharmonien er-<lb/>
kennet, &#x017F;ondern &#x017F;olche von dem Septimenaccord <hi rendition="#aq">d f a c</hi> und<lb/>
dem Dreyklange <hi rendition="#aq">g h d</hi> herleitet. (Wir werden in der Folge<lb/>
ein mehrers hievon ho&#x0364;ren.) Folglich wird die&#x017F;e leztere Con-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ecution</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[282/0302] Anhang ꝛc. Sechſter Abſchnitt. Beweis, Grundaccord c e g, und ſo wenig von dem Grundaccord g h d abgeleitet werden, als h d g oder d g h von dem Grundaccord c e g. Und eben ſo verhaͤlt es ſich mit den Accorden e g b c, g b c e und b c e g, welche ſo wenig von g h d f, als die Accorde h d f g, d f g h und f g h d von c e g b abgeleitet werden koͤnnen. 5) Alle verwandte Accorde muͤſſen einander ſubſtituiret wer- den koͤnnen, wenn es nicht andere Regeln verhindern. Z. E. g h d f kann fuͤr den Accord h d f g, und dieſer fuͤr jenen gebrauchet werden. 6) Wenn zwey Accorde einem dritten ſubſtituiret werden koͤn- nen, ſo muͤſſen ſie auch unter ſich ſelbſt ſubſtituiret werden koͤnnen, wenn nicht andere Regeln es verhindern. Z. E. ſowohl der zuſammengeſetzte Accord e g h d f als der aus c g h d f beſtehende kann dem Grundaccord g h d f ſubſti- tuiret werden. Es kann alſo ebenfalls der Accord e g h d f dem Accord c g h d f und dieſer jenem ſubſtituiret werden. §. 308. Wie verfaͤhret der Hr. Kirnberger in Abſicht auf vorige Lehrſaͤtze? Jch entlehne die Exempel dazu aus den in der Nacherinnerung zu ſeinen Grundſaͤtzen Seite 104 befind- lichen Exempeln. Es wird aber allhier 1) der Septimenac- cord a c e g zum Grundaccord eines andern Grundaccords, nem- lich des Dreyklangs c e g gemachet. Fig. 70. 2) Der Septi- menaccord a c e g wird zum Grundaccord des Sextenaccords e g c gemachet, Fig. 71. welcher ſonſten in der Lehre vom doppelten Contrapunct in der Octave von dem Dreyklang c e g hergeleitet wird. 3) Der Sextenaccord c e a, deſſen Grund- accord der Dreyklang a c e iſt, wird von dem Septimenaccord f a c e hergeleitet. Fig. 72. Hier muß ich die Folge der Exempel unterbrechen, und dem Leſer bemerken, daß der Auctor der Grundſaͤtze Seite 21. die Folge von dem Septimenaccord f a c e und dem Dreyklang g h d fuͤr keine Grundharmonien er- kennet, ſondern ſolche von dem Septimenaccord d f a c und dem Dreyklange g h d herleitet. (Wir werden in der Folge ein mehrers hievon hoͤren.) Folglich wird dieſe leztere Con- ſecution

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/302
Zitationshilfe: Marpurg, Friedrich Wilhelm: Versuch über die musikalische Temperatur. Breslau, 1776, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marpurg_versuch_1776/302>, abgerufen am 10.06.2024.