Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Viertes Buch. Zweytes Hauptstück. Nachfolger der Herrn der Welt und als Oberhäupter derChristenheit noch lange genossen b), und die nicht blos auf den Vorzug des Ranges sich beschränkten, sondern selbst auf einen höheren Grad des Ansehns und der Unabhän- gigkeit c) deuteten; bis man den Irrthum der Hypothese erkannte und seitdem die Könige dem Kaiserlichen Titel für sich allein keine nothwendige Vorzüge vor dem Königlichen einräumen. a) Es giebt 3 Königreiche in Europa, die zusammengenommen nicht mehr Einkünfte haben, als wailand der König von Frank- reich von der einzigen Stadt Paris erhob. b) Struve grundmäßige Untersuchungen von den kaiserlichen Titel und Würde. Moser Nebenstunden S. 285. c) Dieß sieht man insonderheit aus mehreren Beyspielen des Mit- telalters, wo Könige um die Unabhängigkeit ihrer Krone von dem römischen Kaiser zu behaupten, sie eine kaiserliche Krone und ihr Reich imperium nannten. Von England, dessen Krone noch jetzt in allen Staatsacten imperial crown genannt wird, obgleich die Könige nie den Kaiser Titel führten, siehe Black- stone commentaries T. I. p. 235. Rymer federa. T. VII. P. II. p. 72. 125. Von Spanien s. du Cange. T. III. p. 636. 1336. Vayrac etat present d'Espagne T. II. p. 98. de Real science du gouvernement T. V. p. 837. Ueber Frankreich: gelehrte Bey- träge zu den Meklenb. Schwerinschen Nachrichten 1773. n 43--45. Die Könige von Frankreich sind die einzigen gewesen die bis auf die Zeit der Revolution von den Türken und Africanern förmlich den Kaisertitel (Empereur de France) erhielten. v. Steck Echan- tillons d'essais sur divers sujets interessans 1789. p. 3. Laugier histoire de la paix de Belgrade T. I. p. 65. n. 1. §. 125. Anerkennung der Titel und Würden. In Ansehung der Anerkennung der Titel und Wür- mehr
Viertes Buch. Zweytes Hauptſtuͤck. Nachfolger der Herrn der Welt und als Oberhaͤupter derChriſtenheit noch lange genoſſen b), und die nicht blos auf den Vorzug des Ranges ſich beſchraͤnkten, ſondern ſelbſt auf einen hoͤheren Grad des Anſehns und der Unabhaͤn- gigkeit c) deuteten; bis man den Irrthum der Hypotheſe erkannte und ſeitdem die Koͤnige dem Kaiſerlichen Titel fuͤr ſich allein keine nothwendige Vorzuͤge vor dem Koͤniglichen einraͤumen. a) Es giebt 3 Koͤnigreiche in Europa, die zuſammengenommen nicht mehr Einkuͤnfte haben, als wailand der Koͤnig von Frank- reich von der einzigen Stadt Paris erhob. b) Struve grundmaͤßige Unterſuchungen von den kaiſerlichen Titel und Wuͤrde. Moſer Nebenſtunden S. 285. c) Dieß ſieht man inſonderheit aus mehreren Beyſpielen des Mit- telalters, wo Koͤnige um die Unabhaͤngigkeit ihrer Krone von dem roͤmiſchen Kaiſer zu behaupten, ſie eine kaiſerliche Krone und ihr Reich imperium nannten. Von England, deſſen Krone noch jetzt in allen Staatsacten imperial crown genannt wird, obgleich die Koͤnige nie den Kaiſer Titel fuͤhrten, ſiehe Black- stone commentaries T. I. p. 235. Rymer federa. T. VII. P. II. p. 72. 125. Von Spanien ſ. du Cange. T. III. p. 636. 1336. Vayrac état preſent d’Eſpagne T. II. p. 98. de Real ſcience du gouvernement T. V. p. 837. Ueber Frankreich: gelehrte Bey- traͤge zu den Meklenb. Schwerinſchen Nachrichten 1773. n 43—45. Die Koͤnige von Frankreich ſind die einzigen geweſen die bis auf die Zeit der Revolution von den Tuͤrken und Africanern foͤrmlich den Kaiſertitel (Empereur de France) erhielten. v. Steck Echan- tillons d’eſſais ſur divers ſujets intereſſans 1789. p. 3. Laugier hiſtoire de la paix de Belgrade T. I. p. 65. n. 1. §. 125. Anerkennung der Titel und Wuͤrden. In Anſehung der Anerkennung der Titel und Wuͤr- mehr
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Viertes Buch. Zweytes Hauptſtuͤck.
Nachfolger der Herrn der Welt und als Oberhaͤupter der
Chriſtenheit noch lange genoſſen b), und die nicht blos auf
den Vorzug des Ranges ſich beſchraͤnkten, ſondern ſelbſt
auf einen hoͤheren Grad des Anſehns und der Unabhaͤn-
gigkeit c) deuteten; bis man den Irrthum der Hypotheſe
erkannte und ſeitdem die Koͤnige dem Kaiſerlichen Titel fuͤr
ſich allein keine nothwendige Vorzuͤge vor dem Koͤniglichen
einraͤumen.
a⁾ Es giebt 3 Koͤnigreiche in Europa, die zuſammengenommen
nicht mehr Einkuͤnfte haben, als wailand der Koͤnig von Frank-
reich von der einzigen Stadt Paris erhob.
b⁾ Struve grundmaͤßige Unterſuchungen von den kaiſerlichen
Titel und Wuͤrde. Moſer Nebenſtunden S. 285.
c⁾ Dieß ſieht man inſonderheit aus mehreren Beyſpielen des Mit-
telalters, wo Koͤnige um die Unabhaͤngigkeit ihrer Krone von
dem roͤmiſchen Kaiſer zu behaupten, ſie eine kaiſerliche Krone
und ihr Reich imperium nannten. Von England, deſſen Krone
noch jetzt in allen Staatsacten imperial crown genannt wird,
obgleich die Koͤnige nie den Kaiſer Titel fuͤhrten, ſiehe Black-
stone commentaries T. I. p. 235. Rymer federa. T. VII. P. II.
p. 72. 125. Von Spanien ſ. du Cange. T. III. p. 636. 1336.
Vayrac état preſent d’Eſpagne T. II. p. 98. de Real ſcience du
gouvernement T. V. p. 837. Ueber Frankreich: gelehrte Bey-
traͤge zu den Meklenb. Schwerinſchen Nachrichten 1773. n 43—45.
Die Koͤnige von Frankreich ſind die einzigen geweſen die bis auf
die Zeit der Revolution von den Tuͤrken und Africanern foͤrmlich
den Kaiſertitel (Empereur de France) erhielten. v. Steck Echan-
tillons d’eſſais ſur divers ſujets intereſſans 1789. p. 3. Laugier
hiſtoire de la paix de Belgrade T. I. p. 65. n. 1.
§. 125.
Anerkennung der Titel und Wuͤrden.
In Anſehung der Anerkennung der Titel und Wuͤr-
den der Regenten uͤberhaupt gilt jetzt, da das ehemahls
von den Kaiſern a) und Paͤbſten b) angemaaßte Recht
Kronen zu vergeben, und dadurch die uͤbrigen Voͤlker zu
Anerkennung der neuen Koͤnigswuͤrde zu noͤthigen ihnen nicht
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