So verschieden das Hof-Ceremoniel der einzelnen Europäischen Höfe in manchen Puncten ist, so ähnlich ist es wiederum in vielen andren und insonderheit in Anse- hung der Art des Empfangs fremder Fürsten und ihrer Gesandten. Da indeß sehr vieles von dem Verhältnisse des Besuchenden und des besuchten Hofes abhängt, so läßt sich nur im allgemeinen bemerken, wodurch der hohe Gast geeh- ret werden könne. Dahin gehöret insonderheit: das Ent- gegenfahren, die Lösung der Kanonen und andere militai- rische Ehrenbezeigungen, das Ablegen der Trauer, die Ein- räumung der rechten Hand (unter Fürsten gleicher Würde) Freudenfeste aller Art, Geschenke, zuweilen auch Fürbit- ten in der Kirche, Freyhaltung, Wohnung in dem Pallast u. s. f. Die Beschwerlichkeiten des Ceremoniels und die damit verbundene Kosten haben Anlaß zu dem in neueren Zeiten so häufigen incognito der großen Herrn auf ihren Reisen gegeben, bey welchem sich kein Ceremoniel mehr festsetzen läßt, da die Strenge desselben verschiedene Grade hat, und das mehreste von dem Geschmack des Fremden und den allenfalls vorher getroffenen Abreden abhängt.
§. 167. Bewillkommung durchreisender Fürsten.
Selbst dann wenn ein fremder Monarch nur das Gebiet eines andren und nicht seine Residenz betritt, oft sogar wenn er nur nahe an den Grenzen vorbey reiset, pflegt man ihm einige Höflichkeiten zu bezeugen; insbe- sondere ihm durch einen Prinzen von Geblüt oder durch einen der ersten Hofbedienten Glück wünschen zu lassen; doch lassen sich keine Regeln in Ansehung eines Puncts festsetzen, der ganz von Umständen abhängt, und bey dem von vollkommnen Pflichten nicht die Rede seyn kann a).
a) Doch
N 5
Von perſoͤnlichen und Familien-Rechten.
§. 166. Empfang fremder Fuͤrſten.
So verſchieden das Hof-Ceremoniel der einzelnen Europaͤiſchen Hoͤfe in manchen Puncten iſt, ſo aͤhnlich iſt es wiederum in vielen andren und inſonderheit in Anſe- hung der Art des Empfangs fremder Fuͤrſten und ihrer Geſandten. Da indeß ſehr vieles von dem Verhaͤltniſſe des Beſuchenden und des beſuchten Hofes abhaͤngt, ſo laͤßt ſich nur im allgemeinen bemerken, wodurch der hohe Gaſt geeh- ret werden koͤnne. Dahin gehoͤret inſonderheit: das Ent- gegenfahren, die Loͤſung der Kanonen und andere militai- riſche Ehrenbezeigungen, das Ablegen der Trauer, die Ein- raͤumung der rechten Hand (unter Fuͤrſten gleicher Wuͤrde) Freudenfeſte aller Art, Geſchenke, zuweilen auch Fuͤrbit- ten in der Kirche, Freyhaltung, Wohnung in dem Pallaſt u. ſ. f. Die Beſchwerlichkeiten des Ceremoniels und die damit verbundene Koſten haben Anlaß zu dem in neueren Zeiten ſo haͤufigen incognito der großen Herrn auf ihren Reiſen gegeben, bey welchem ſich kein Ceremoniel mehr feſtſetzen laͤßt, da die Strenge deſſelben verſchiedene Grade hat, und das mehreſte von dem Geſchmack des Fremden und den allenfalls vorher getroffenen Abreden abhaͤngt.
§. 167. Bewillkommung durchreiſender Fuͤrſten.
Selbſt dann wenn ein fremder Monarch nur das Gebiet eines andren und nicht ſeine Reſidenz betritt, oft ſogar wenn er nur nahe an den Grenzen vorbey reiſet, pflegt man ihm einige Hoͤflichkeiten zu bezeugen; insbe- ſondere ihm durch einen Prinzen von Gebluͤt oder durch einen der erſten Hofbedienten Gluͤck wuͤnſchen zu laſſen; doch laſſen ſich keine Regeln in Anſehung eines Puncts feſtſetzen, der ganz von Umſtaͤnden abhaͤngt, und bey dem von vollkommnen Pflichten nicht die Rede ſeyn kann a).
a) Doch
N 5
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Von perſoͤnlichen und Familien-Rechten.
§. 166.
Empfang fremder Fuͤrſten.
So verſchieden das Hof-Ceremoniel der einzelnen
Europaͤiſchen Hoͤfe in manchen Puncten iſt, ſo aͤhnlich iſt
es wiederum in vielen andren und inſonderheit in Anſe-
hung der Art des Empfangs fremder Fuͤrſten und ihrer
Geſandten. Da indeß ſehr vieles von dem Verhaͤltniſſe des
Beſuchenden und des beſuchten Hofes abhaͤngt, ſo laͤßt ſich
nur im allgemeinen bemerken, wodurch der hohe Gaſt geeh-
ret werden koͤnne. Dahin gehoͤret inſonderheit: das Ent-
gegenfahren, die Loͤſung der Kanonen und andere militai-
riſche Ehrenbezeigungen, das Ablegen der Trauer, die Ein-
raͤumung der rechten Hand (unter Fuͤrſten gleicher Wuͤrde)
Freudenfeſte aller Art, Geſchenke, zuweilen auch Fuͤrbit-
ten in der Kirche, Freyhaltung, Wohnung in dem Pallaſt
u. ſ. f. Die Beſchwerlichkeiten des Ceremoniels und die
damit verbundene Koſten haben Anlaß zu dem in neueren
Zeiten ſo haͤufigen incognito der großen Herrn auf ihren
Reiſen gegeben, bey welchem ſich kein Ceremoniel mehr
feſtſetzen laͤßt, da die Strenge deſſelben verſchiedene Grade
hat, und das mehreſte von dem Geſchmack des Fremden
und den allenfalls vorher getroffenen Abreden abhaͤngt.
§. 167.
Bewillkommung durchreiſender Fuͤrſten.
Selbſt dann wenn ein fremder Monarch nur das
Gebiet eines andren und nicht ſeine Reſidenz betritt, oft
ſogar wenn er nur nahe an den Grenzen vorbey reiſet,
pflegt man ihm einige Hoͤflichkeiten zu bezeugen; insbe-
ſondere ihm durch einen Prinzen von Gebluͤt oder durch
einen der erſten Hofbedienten Gluͤck wuͤnſchen zu laſſen;
doch laſſen ſich keine Regeln in Anſehung eines Puncts
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Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/229>, abgerufen am 04.12.2024.
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