Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebentes Buch. Drittes Hauptstück.
Bothschafters rechnet man: mehrere Gesandschafts Cavaliere
und Edelknaben, mehrere Gesandschafts-Secretaire (secre-
taires d'ambassade
), Canzellisten, Schreiber, (zuweilen
einen Canzler) einen oder mehrere Dollmetscher (secretaire
interprete,
oder in Missionen bey der Pforte Truchemans,
Dragomans
) einen Gesandschafts-Prediger (aumonier)
eine Zahl Hausofficianten, viele Livreebediente u. s. f. Zu
seinem Hausgeräth ein Silberservice, drey Züge von 6 Pfer-
den u. s. f. Das Gefolge eines Gesandten der zweyten Klasse
braucht weit weniger zahlreich zu seyn, selten trift man
hier Gesandschafts-Cavaliere und mehr als einen Legation-
Secretair (Secretaire de la legation) an. Noch einge-
schränkter pflegt das Gefolge eines Gesandten der dritten
Klasse zu seyn.

Manche Höfe bedienen sich zu Vermeidung der Kosten
und Ceremoniel Beschwerden ihres Rechts Bothschafter zu
schicken für beständige Gesandschaften gar nicht, oder doch
höchst selten c).

a) F. C. Moser von dem Appointement oder Gehalt eines
Gesandten
in dessen kleinen Schriften Th. I. S. 182. Seit die
ehemahlige Sitte Gesandte frey zu halten abgekommen, fallen
die Kosten dem sendenden Staat (oft auch zum Theil dem Ge-
sandten selbst) zur Last. Die nähere Erörterung hierüber gehö-
ret nicht ins Völkerrecht, führt auch zu keinen sichern Grund-
sätzen. Nur im Vorbeygehn ist anzumerken, daß außerordent-
liche Gesandschaften auf den Fuß der Diaeten besoldet zu werden
pflegen, und daß an vielen Höfen selbst die ordentlichen mit einem
festen Jahrgehalt versehenen Gesandschaften nicht als ein Amt,
sondern als eine Commission beurtheilet werden, welches man-
cherley Folgen hat.
b) Wahlcap. art. 28. §. 2. und Moser Anmerk. zur Wahlcap.
Joseph II Th. II. S. 364.
c) Dahin gehören Preußen, Dänemark, auch Schweden und Ruß-
land. In Friedenszeiten zählt man außer den päbstlichen Nun-
tien ungefähr 40 beständige Bothschafter. Die mehresten sand-
ten bisher die Bourbonschen Mächte und unter diesen Frankreich

Siebentes Buch. Drittes Hauptſtuͤck.
Bothſchafters rechnet man: mehrere Geſandſchafts Cavaliere
und Edelknaben, mehrere Geſandſchafts-Secretaire (ſecre-
taires d’ambaſſade
), Canzelliſten, Schreiber, (zuweilen
einen Canzler) einen oder mehrere Dollmetſcher (ſecretaire
interprete,
oder in Miſſionen bey der Pforte Truchemans,
Dragomans
) einen Geſandſchafts-Prediger (aumonier)
eine Zahl Hausofficianten, viele Livreebediente u. ſ. f. Zu
ſeinem Hausgeraͤth ein Silberſervice, drey Zuͤge von 6 Pfer-
den u. ſ. f. Das Gefolge eines Geſandten der zweyten Klaſſe
braucht weit weniger zahlreich zu ſeyn, ſelten trift man
hier Geſandſchafts-Cavaliere und mehr als einen Legation-
Secretair (Sécrétaire de la legation) an. Noch einge-
ſchraͤnkter pflegt das Gefolge eines Geſandten der dritten
Klaſſe zu ſeyn.

Manche Hoͤfe bedienen ſich zu Vermeidung der Koſten
und Ceremoniel Beſchwerden ihres Rechts Bothſchafter zu
ſchicken fuͤr beſtaͤndige Geſandſchaften gar nicht, oder doch
hoͤchſt ſelten c).

a) F. C. Moſer von dem Appointement oder Gehalt eines
Geſandten
in deſſen kleinen Schriften Th. I. S. 182. Seit die
ehemahlige Sitte Geſandte frey zu halten abgekommen, fallen
die Koſten dem ſendenden Staat (oft auch zum Theil dem Ge-
ſandten ſelbſt) zur Laſt. Die naͤhere Eroͤrterung hieruͤber gehoͤ-
ret nicht ins Voͤlkerrecht, fuͤhrt auch zu keinen ſichern Grund-
ſaͤtzen. Nur im Vorbeygehn iſt anzumerken, daß außerordent-
liche Geſandſchaften auf den Fuß der Diaeten beſoldet zu werden
pflegen, und daß an vielen Hoͤfen ſelbſt die ordentlichen mit einem
feſten Jahrgehalt verſehenen Geſandſchaften nicht als ein Amt,
ſondern als eine Commiſſion beurtheilet werden, welches man-
cherley Folgen hat.
b) Wahlcap. art. 28. §. 2. und Moſer Anmerk. zur Wahlcap.
Joſeph II Th. II. S. 364.
c) Dahin gehoͤren Preußen, Daͤnemark, auch Schweden und Ruß-
land. In Friedenszeiten zaͤhlt man außer den paͤbſtlichen Nun-
tien ungefaͤhr 40 beſtaͤndige Bothſchafter. Die mehreſten ſand-
ten bisher die Bourbonſchen Maͤchte und unter dieſen Frankreich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0264" n="236"/><fw place="top" type="header">Siebentes Buch. Drittes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/>
Both&#x017F;chafters rechnet man: mehrere Ge&#x017F;and&#x017F;chafts Cavaliere<lb/>
und Edelknaben, mehrere Ge&#x017F;and&#x017F;chafts-Secretaire (<hi rendition="#aq">&#x017F;ecre-<lb/>
taires d&#x2019;amba&#x017F;&#x017F;ade</hi>), Canzelli&#x017F;ten, Schreiber, (zuweilen<lb/>
einen Canzler) einen oder mehrere Dollmet&#x017F;cher (<hi rendition="#aq">&#x017F;ecretaire<lb/>
interprete,</hi> oder in Mi&#x017F;&#x017F;ionen bey der Pforte <hi rendition="#aq">Truchemans,<lb/>
Dragomans</hi>) einen Ge&#x017F;and&#x017F;chafts-Prediger (<hi rendition="#aq">aumonier</hi>)<lb/>
eine Zahl Hausofficianten, viele Livreebediente u. &#x017F;. f. Zu<lb/>
&#x017F;einem Hausgera&#x0364;th ein Silber&#x017F;ervice, drey Zu&#x0364;ge von 6 Pfer-<lb/>
den u. &#x017F;. f. Das Gefolge eines Ge&#x017F;andten der zweyten Kla&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#fr">braucht</hi> weit weniger zahlreich zu &#x017F;eyn, &#x017F;elten trift man<lb/>
hier Ge&#x017F;and&#x017F;chafts-Cavaliere und mehr als einen Legation-<lb/>
Secretair (<hi rendition="#aq">Sécrétaire de la legation</hi>) an. Noch einge-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkter pflegt das Gefolge eines Ge&#x017F;andten der dritten<lb/>
Kla&#x017F;&#x017F;e zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>Manche Ho&#x0364;fe bedienen &#x017F;ich zu Vermeidung der Ko&#x017F;ten<lb/>
und Ceremoniel Be&#x017F;chwerden ihres Rechts Both&#x017F;chafter zu<lb/>
&#x017F;chicken fu&#x0364;r be&#x017F;ta&#x0364;ndige Ge&#x017F;and&#x017F;chaften gar nicht, oder doch<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;t &#x017F;elten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>).</p><lb/>
            <note place="end" n="a)"><hi rendition="#fr">F. C. <hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> von dem Appointement oder Gehalt eines<lb/>
Ge&#x017F;andten</hi> in de&#x017F;&#x017F;en kleinen <hi rendition="#fr">Schriften</hi> Th. <hi rendition="#aq">I.</hi> S. 182. Seit die<lb/>
ehemahlige Sitte Ge&#x017F;andte frey zu halten abgekommen, fallen<lb/>
die Ko&#x017F;ten dem &#x017F;endenden Staat (oft auch zum Theil dem Ge-<lb/>
&#x017F;andten &#x017F;elb&#x017F;t) zur La&#x017F;t. Die na&#x0364;here Ero&#x0364;rterung hieru&#x0364;ber geho&#x0364;-<lb/>
ret nicht ins Vo&#x0364;lkerrecht, fu&#x0364;hrt auch zu keinen &#x017F;ichern Grund-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;tzen. Nur im Vorbeygehn i&#x017F;t anzumerken, daß außerordent-<lb/>
liche Ge&#x017F;and&#x017F;chaften auf den Fuß der Diaeten be&#x017F;oldet zu werden<lb/>
pflegen, und daß an vielen Ho&#x0364;fen &#x017F;elb&#x017F;t die ordentlichen mit einem<lb/>
fe&#x017F;ten Jahrgehalt ver&#x017F;ehenen Ge&#x017F;and&#x017F;chaften nicht als ein Amt,<lb/>
&#x017F;ondern als eine Commi&#x017F;&#x017F;ion beurtheilet werden, welches man-<lb/>
cherley Folgen hat.</note><lb/>
            <note place="end" n="b)"><hi rendition="#fr">Wahlcap.</hi><hi rendition="#aq">art.</hi> 28. §. 2. und <hi rendition="#fr"><hi rendition="#g">Mo&#x017F;er</hi> Anmerk. zur Wahlcap.</hi><lb/>
Jo&#x017F;eph <hi rendition="#aq">II</hi> Th. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 364.</note><lb/>
            <note place="end" n="c)">Dahin geho&#x0364;ren Preußen, Da&#x0364;nemark, auch Schweden und Ruß-<lb/>
land. In Friedenszeiten za&#x0364;hlt man außer den pa&#x0364;b&#x017F;tlichen Nun-<lb/>
tien ungefa&#x0364;hr 40 be&#x017F;ta&#x0364;ndige Both&#x017F;chafter. Die mehre&#x017F;ten &#x017F;and-<lb/>
ten bisher die Bourbon&#x017F;chen Ma&#x0364;chte und unter die&#x017F;en Frankreich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">allein</fw><lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[236/0264] Siebentes Buch. Drittes Hauptſtuͤck. Bothſchafters rechnet man: mehrere Geſandſchafts Cavaliere und Edelknaben, mehrere Geſandſchafts-Secretaire (ſecre- taires d’ambaſſade), Canzelliſten, Schreiber, (zuweilen einen Canzler) einen oder mehrere Dollmetſcher (ſecretaire interprete, oder in Miſſionen bey der Pforte Truchemans, Dragomans) einen Geſandſchafts-Prediger (aumonier) eine Zahl Hausofficianten, viele Livreebediente u. ſ. f. Zu ſeinem Hausgeraͤth ein Silberſervice, drey Zuͤge von 6 Pfer- den u. ſ. f. Das Gefolge eines Geſandten der zweyten Klaſſe braucht weit weniger zahlreich zu ſeyn, ſelten trift man hier Geſandſchafts-Cavaliere und mehr als einen Legation- Secretair (Sécrétaire de la legation) an. Noch einge- ſchraͤnkter pflegt das Gefolge eines Geſandten der dritten Klaſſe zu ſeyn. Manche Hoͤfe bedienen ſich zu Vermeidung der Koſten und Ceremoniel Beſchwerden ihres Rechts Bothſchafter zu ſchicken fuͤr beſtaͤndige Geſandſchaften gar nicht, oder doch hoͤchſt ſelten c). a⁾ F. C. Moſer von dem Appointement oder Gehalt eines Geſandten in deſſen kleinen Schriften Th. I. S. 182. Seit die ehemahlige Sitte Geſandte frey zu halten abgekommen, fallen die Koſten dem ſendenden Staat (oft auch zum Theil dem Ge- ſandten ſelbſt) zur Laſt. Die naͤhere Eroͤrterung hieruͤber gehoͤ- ret nicht ins Voͤlkerrecht, fuͤhrt auch zu keinen ſichern Grund- ſaͤtzen. Nur im Vorbeygehn iſt anzumerken, daß außerordent- liche Geſandſchaften auf den Fuß der Diaeten beſoldet zu werden pflegen, und daß an vielen Hoͤfen ſelbſt die ordentlichen mit einem feſten Jahrgehalt verſehenen Geſandſchaften nicht als ein Amt, ſondern als eine Commiſſion beurtheilet werden, welches man- cherley Folgen hat. b⁾ Wahlcap. art. 28. §. 2. und Moſer Anmerk. zur Wahlcap. Joſeph II Th. II. S. 364. c⁾ Dahin gehoͤren Preußen, Daͤnemark, auch Schweden und Ruß- land. In Friedenszeiten zaͤhlt man außer den paͤbſtlichen Nun- tien ungefaͤhr 40 beſtaͤndige Bothſchafter. Die mehreſten ſand- ten bisher die Bourbonſchen Maͤchte und unter dieſen Frankreich allein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/264
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/264>, abgerufen am 05.12.2024.