Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Unverletzlichkeit u. Unabhängigkeit des Gesandten. In der Praxis der Europäischen Völker sieht man a) Cassius (Wilde) diatribe de iure et iudice legatorum. Frf. ad. M. 1717. 4. Doch berühren die oben angeführten Gesetze den Fall der Verbrechen nicht, daher insonderheit in England die Gesandte hier auf eine Befreyung von der Gerichtbarkeit nicht zählen kön- nen. Ein merkwürdiges Beyspiel in Ansehung des französischen Bothschafters Grafen von Guerchy erzählt v. Archenholz Briefe über England. 8ter Abschnitt (1 Ausg.) b) Wenn daher der sendende Hof selbst (wie in der Armfeldschen Sache) um den Arrest seines Gesandten nachsucht, so können dessen ge- sandschaftliche Vorrechte ihn wider den Verhaft nicht schützen. c) Moser Beyträge Th. IV. S. 277. d) Unter den Verbrechen welche Gesandten vorgeworfen worden, sind Staatsverbrechen weit die häufigsten. Außer den älteren Beyspie- len welche beym Wicquefort und Bynkershoeck nachzusehn sind dient hier zur Beiehrung des Betragen Großbritanniens ge- gen den schwedischen Gesandten Gyllenborg 1711. s. (Glafey) disquisitio iuris naturalis et Gentium de iusto Gyllenbergii et Goert- zii Sueciae legatorum in Britannia et confoed. Belgio arresto. Lat. et Germ. Frf. et Lips. 1717. 4. Lamberty memoires T. I. Frank- reichs gegen den spanischen Prinzen von Cellamare 1718. Memoi- res de la regence du duc d'Orleans T. II. p. 153. Rußlands gegen den Marquis de la Chetardie in Adelungs Staatsgeschichte Th. IV. S. 134, gegen den Marquis de Botta d'Adorno 1744. Moser Versuch Th. IV. S. 374. Beyträge Th. IV. S. 290. §. 216. Gerichtbarkeit über das Gefolge des Gesandten. Daß der Zweck der Gesandschaft schlechterdings die Gericht-
Unverletzlichkeit u. Unabhaͤngigkeit des Geſandten. In der Praxis der Europaͤiſchen Voͤlker ſieht man a) Cassius (Wilde) diatribe de iure et iudice legatorum. Frf. ad. M. 1717. 4. Doch beruͤhren die oben angefuͤhrten Geſetze den Fall der Verbrechen nicht, daher inſonderheit in England die Geſandte hier auf eine Befreyung von der Gerichtbarkeit nicht zaͤhlen koͤn- nen. Ein merkwuͤrdiges Beyſpiel in Anſehung des franzoͤſiſchen Bothſchafters Grafen von Guerchy erzaͤhlt v. Archenholz Briefe uͤber England. 8ter Abſchnitt (1 Ausg.) b) Wenn daher der ſendende Hof ſelbſt (wie in der Armfeldſchen Sache) um den Arreſt ſeines Geſandten nachſucht, ſo koͤnnen deſſen ge- ſandſchaftliche Vorrechte ihn wider den Verhaft nicht ſchuͤtzen. c) Moſer Beytraͤge Th. IV. S. 277. d) Unter den Verbrechen welche Geſandten vorgeworfen worden, ſind Staatsverbrechen weit die haͤufigſten. Außer den aͤlteren Beyſpie- len welche beym Wicquefort und Bynkershoeck nachzuſehn ſind dient hier zur Beiehrung des Betragen Großbritanniens ge- gen den ſchwediſchen Geſandten Gyllenborg 1711. ſ. (Glafey) diſquiſitio iuris naturalis et Gentium de iuſto Gyllenbergii et Goert- zii Sueciae legatorum in Britannia et confoed. Belgio arreſto. Lat. et Germ. Frf. et Lipſ. 1717. 4. Lamberty memoires T. I. Frank- reichs gegen den ſpaniſchen Prinzen von Cellamare 1718. Memoi- res de la regence du duc d’Orleans T. II. p. 153. Rußlands gegen den Marquis de la Chétardie in Adelungs Staatsgeſchichte Th. IV. S. 134, gegen den Marquis de Botta d’Adorno 1744. Moſer Verſuch Th. IV. S. 374. Beytraͤge Th. IV. S. 290. §. 216. Gerichtbarkeit uͤber das Gefolge des Geſandten. Daß der Zweck der Geſandſchaft ſchlechterdings die Gericht-
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Unverletzlichkeit u. Unabhaͤngigkeit des Geſandten.
In der Praxis der Europaͤiſchen Voͤlker ſieht man
daß im Fall eines Privatverbrechens mehrentheils nur die
Zuruͤckberufung des Geſandten begehret wird c). Im Fall
eines Staatsverbrechens aber begnuͤgen ſich die Maͤchte in
dringenden Faͤllen ſich ſo lange der Perſon des Geſandten
zu bemaͤchtigen bis die Gefahr voruͤber iſt, und laſſen ihn
dann los. In minder dringenden Faͤllen wird oft nur die
Zuruͤckberufung begehrt, oder der Geſandte ausgeſchaffet d).
a⁾ Cassius (Wilde) diatribe de iure et iudice legatorum. Frf. ad. M.
1717. 4. Doch beruͤhren die oben angefuͤhrten Geſetze den Fall
der Verbrechen nicht, daher inſonderheit in England die Geſandte
hier auf eine Befreyung von der Gerichtbarkeit nicht zaͤhlen koͤn-
nen. Ein merkwuͤrdiges Beyſpiel in Anſehung des franzoͤſiſchen
Bothſchafters Grafen von Guerchy erzaͤhlt v. Archenholz
Briefe uͤber England. 8ter Abſchnitt (1 Ausg.)
b⁾ Wenn daher der ſendende Hof ſelbſt (wie in der Armfeldſchen Sache)
um den Arreſt ſeines Geſandten nachſucht, ſo koͤnnen deſſen ge-
ſandſchaftliche Vorrechte ihn wider den Verhaft nicht ſchuͤtzen.
c⁾ Moſer Beytraͤge Th. IV. S. 277.
d⁾ Unter den Verbrechen welche Geſandten vorgeworfen worden, ſind
Staatsverbrechen weit die haͤufigſten. Außer den aͤlteren Beyſpie-
len welche beym Wicquefort und Bynkershoeck nachzuſehn
ſind dient hier zur Beiehrung des Betragen Großbritanniens ge-
gen den ſchwediſchen Geſandten Gyllenborg 1711. ſ. (Glafey)
diſquiſitio iuris naturalis et Gentium de iuſto Gyllenbergii et Goert-
zii Sueciae legatorum in Britannia et confoed. Belgio arreſto. Lat.
et Germ. Frf. et Lipſ. 1717. 4. Lamberty memoires T. I. Frank-
reichs gegen den ſpaniſchen Prinzen von Cellamare 1718. Memoi-
res de la regence du duc d’Orleans T. II. p. 153. Rußlands gegen
den Marquis de la Chétardie in Adelungs Staatsgeſchichte
Th. IV. S. 134, gegen den Marquis de Botta d’Adorno 1744.
Moſer Verſuch Th. IV. S. 374. Beytraͤge Th. IV. S. 290.
§. 216.
Gerichtbarkeit uͤber das Gefolge des Geſandten.
Daß der Zweck der Geſandſchaft ſchlechterdings die
Befreyung des Gefolges des Geſandten von der buͤrgerlichen
Gericht-
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