Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

Siebentes Buch. Achtes Hauptstück.
wirklichen Verhandlungen die Rede ist, so ist die Art a) in
Conferenz zu treten nicht überall gleichförmig, und inson-
heit an Höfen anders wie in Republiken.

a) Die Art in Verhandlung zu treten muß mit der Kunst geschickt
zu verhandeln nicht verwechselt werden. Letztere läßt sich wohl
nicht auf Grundsätze zurückführen; sie ist Folge von natürlicher
Anlage, von Kenntniß der Höfe und von dem Studium der wich-
tigsten Verhandlungen voriger Zeit. Einiges dahin gehörige hat
Mably in seinen principes des negotiations. Was zu einem geschick-
ten Gesandten erfordert werde lehret Pecquet de l'art de negocier
arec les souverains;
auch verdient Callieres de la maniere de ne-
gocier avec les souverains nouvelle ed
. a Londres 1757. T. I. II.
12.
über verschiedene hieher gehörige Puncte nachgesehn zu werden.
§. 228.
Art in Verhandlung zu treten.

In monarchischen Staaten kann zuweilen der Gefandte
unmittelbar mit dem Regenten a) in Verhandlungen treten,
und ihm in Privat-Audienzen, sowohl mündlich, als schrift-
lich durch Ueberreichung von Memorialien b) Vorträge
machen; weit gewöhnlicher aber ist es, daß er mit dem Mi-
nister der auswärtigen Angelegenheiten, oder auch wohl mit
einem oder mehreren dazu auf Bitte des Gesandten von
dem Souverain erwählten Personen in Conferenz tritt. Diese
Conferenzen werden bald in dem Hotel des Gesandten, bald
in dem Hotel des Staatsministers, oder des dazu ernannten
Commissairs, zuweilen auch wohl an dritten Orten gehalten.

In den Republiken c) pflegt man Abgeordnete zu er-
nennen mit welchen der Minister, es sey in seinem Hotel,
oder an einem dazu bestimmten Ort Conferenzen hält. Die
Wahl dieser Deputirten hängt allein von der Republik
ab, und es ist als ein Mißbrauch anzusehn, wenn in
kleinen Staaten zuweilen dem Minister das Recht einge-
räumet wird die erwählten zu verwerfen.

Oft übergiebt der Gesandte den Hauptinhalt dessen
was er mündlich vorgetragen hat schriftlich in einem Me-

morial,

Siebentes Buch. Achtes Hauptſtuͤck.
wirklichen Verhandlungen die Rede iſt, ſo iſt die Art a) in
Conferenz zu treten nicht uͤberall gleichfoͤrmig, und inſon-
heit an Hoͤfen anders wie in Republiken.

a) Die Art in Verhandlung zu treten muß mit der Kunſt geſchickt
zu verhandeln nicht verwechſelt werden. Letztere laͤßt ſich wohl
nicht auf Grundſaͤtze zuruͤckfuͤhren; ſie iſt Folge von natuͤrlicher
Anlage, von Kenntniß der Hoͤfe und von dem Studium der wich-
tigſten Verhandlungen voriger Zeit. Einiges dahin gehoͤrige hat
Mably in ſeinen principes des negotiations. Was zu einem geſchick-
ten Geſandten erfordert werde lehret Pecquet de l’art de negocier
arec les ſouverains;
auch verdient Callieres de la maniere de ne-
gocier avec les ſouverains nouvelle ed
. à Londres 1757. T. I. II.
12.
uͤber verſchiedene hieher gehoͤrige Puncte nachgeſehn zu werden.
§. 228.
Art in Verhandlung zu treten.

In monarchiſchen Staaten kann zuweilen der Gefandte
unmittelbar mit dem Regenten a) in Verhandlungen treten,
und ihm in Privat-Audienzen, ſowohl muͤndlich, als ſchrift-
lich durch Ueberreichung von Memorialien b) Vortraͤge
machen; weit gewoͤhnlicher aber iſt es, daß er mit dem Mi-
niſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten, oder auch wohl mit
einem oder mehreren dazu auf Bitte des Geſandten von
dem Souverain erwaͤhlten Perſonen in Conferenz tritt. Dieſe
Conferenzen werden bald in dem Hotel des Geſandten, bald
in dem Hotel des Staatsminiſters, oder des dazu ernannten
Commiſſairs, zuweilen auch wohl an dritten Orten gehalten.

In den Republiken c) pflegt man Abgeordnete zu er-
nennen mit welchen der Miniſter, es ſey in ſeinem Hotel,
oder an einem dazu beſtimmten Ort Conferenzen haͤlt. Die
Wahl dieſer Deputirten haͤngt allein von der Republik
ab, und es iſt als ein Mißbrauch anzuſehn, wenn in
kleinen Staaten zuweilen dem Miniſter das Recht einge-
raͤumet wird die erwaͤhlten zu verwerfen.

Oft uͤbergiebt der Geſandte den Hauptinhalt deſſen
was er muͤndlich vorgetragen hat ſchriftlich in einem Me-

morial,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0298" n="270"/><fw place="top" type="header">Siebentes Buch. Achtes Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</fw><lb/>
wirklichen Verhandlungen die Rede i&#x017F;t, &#x017F;o i&#x017F;t die Art <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) in<lb/>
Conferenz zu treten nicht u&#x0364;berall gleichfo&#x0364;rmig, und in&#x017F;on-<lb/>
heit an Ho&#x0364;fen anders wie in Republiken.</p><lb/>
            <note place="end" n="a)">Die Art in Verhandlung zu treten muß mit der Kun&#x017F;t ge&#x017F;chickt<lb/>
zu verhandeln nicht verwech&#x017F;elt werden. Letztere la&#x0364;ßt &#x017F;ich wohl<lb/>
nicht auf Grund&#x017F;a&#x0364;tze zuru&#x0364;ckfu&#x0364;hren; &#x017F;ie i&#x017F;t Folge von natu&#x0364;rlicher<lb/>
Anlage, von Kenntniß der Ho&#x0364;fe und von dem Studium der wich-<lb/>
tig&#x017F;ten Verhandlungen voriger Zeit. Einiges dahin geho&#x0364;rige hat<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Mably</hi></hi> in &#x017F;einen <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">principes des negotiations</hi>.</hi> Was zu einem ge&#x017F;chick-<lb/>
ten Ge&#x017F;andten erfordert werde lehret <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Pecquet</hi><hi rendition="#i">de l&#x2019;art de negocier<lb/>
arec les &#x017F;ouverains;</hi></hi> auch verdient <hi rendition="#aq"><hi rendition="#k">Callieres</hi><hi rendition="#i">de la maniere de ne-<lb/>
gocier avec les &#x017F;ouverains nouvelle ed</hi>. à Londres 1757. T. I. II.</hi> 12.<lb/>
u&#x0364;ber ver&#x017F;chiedene hieher geho&#x0364;rige Puncte nachge&#x017F;ehn zu werden.</note>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 228.<lb/><hi rendition="#fr">Art in Verhandlung zu treten.</hi></head><lb/>
            <p>In monarchi&#x017F;chen Staaten kann zuweilen der Gefandte<lb/>
unmittelbar mit dem Regenten <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">a</hi></hi>) in Verhandlungen treten,<lb/>
und ihm in Privat-Audienzen, &#x017F;owohl mu&#x0364;ndlich, als &#x017F;chrift-<lb/>
lich durch Ueberreichung von Memorialien <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">b</hi></hi>) Vortra&#x0364;ge<lb/>
machen; weit gewo&#x0364;hnlicher aber i&#x017F;t es, daß er mit dem Mi-<lb/>
ni&#x017F;ter der auswa&#x0364;rtigen Angelegenheiten, oder auch wohl mit<lb/>
einem oder mehreren dazu auf Bitte des Ge&#x017F;andten von<lb/>
dem Souverain erwa&#x0364;hlten Per&#x017F;onen in Conferenz tritt. Die&#x017F;e<lb/>
Conferenzen werden bald in dem Hotel des Ge&#x017F;andten, bald<lb/>
in dem Hotel des Staatsmini&#x017F;ters, oder des dazu ernannten<lb/>
Commi&#x017F;&#x017F;airs, zuweilen auch wohl an dritten Orten gehalten.</p><lb/>
            <p>In den Republiken <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">c</hi></hi>) pflegt man Abgeordnete zu er-<lb/>
nennen mit welchen der Mini&#x017F;ter, es &#x017F;ey in &#x017F;einem Hotel,<lb/>
oder an einem dazu be&#x017F;timmten Ort Conferenzen ha&#x0364;lt. Die<lb/>
Wahl die&#x017F;er Deputirten ha&#x0364;ngt allein von der Republik<lb/>
ab, und es i&#x017F;t als ein Mißbrauch anzu&#x017F;ehn, wenn in<lb/>
kleinen Staaten zuweilen dem Mini&#x017F;ter das Recht einge-<lb/>
ra&#x0364;umet wird die erwa&#x0364;hlten zu verwerfen.</p><lb/>
            <p>Oft u&#x0364;bergiebt der Ge&#x017F;andte den Hauptinhalt de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
was er mu&#x0364;ndlich vorgetragen hat &#x017F;chriftlich in einem Me-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">morial,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[270/0298] Siebentes Buch. Achtes Hauptſtuͤck. wirklichen Verhandlungen die Rede iſt, ſo iſt die Art a) in Conferenz zu treten nicht uͤberall gleichfoͤrmig, und inſon- heit an Hoͤfen anders wie in Republiken. a⁾ Die Art in Verhandlung zu treten muß mit der Kunſt geſchickt zu verhandeln nicht verwechſelt werden. Letztere laͤßt ſich wohl nicht auf Grundſaͤtze zuruͤckfuͤhren; ſie iſt Folge von natuͤrlicher Anlage, von Kenntniß der Hoͤfe und von dem Studium der wich- tigſten Verhandlungen voriger Zeit. Einiges dahin gehoͤrige hat Mably in ſeinen principes des negotiations. Was zu einem geſchick- ten Geſandten erfordert werde lehret Pecquet de l’art de negocier arec les ſouverains; auch verdient Callieres de la maniere de ne- gocier avec les ſouverains nouvelle ed. à Londres 1757. T. I. II. 12. uͤber verſchiedene hieher gehoͤrige Puncte nachgeſehn zu werden. §. 228. Art in Verhandlung zu treten. In monarchiſchen Staaten kann zuweilen der Gefandte unmittelbar mit dem Regenten a) in Verhandlungen treten, und ihm in Privat-Audienzen, ſowohl muͤndlich, als ſchrift- lich durch Ueberreichung von Memorialien b) Vortraͤge machen; weit gewoͤhnlicher aber iſt es, daß er mit dem Mi- niſter der auswaͤrtigen Angelegenheiten, oder auch wohl mit einem oder mehreren dazu auf Bitte des Geſandten von dem Souverain erwaͤhlten Perſonen in Conferenz tritt. Dieſe Conferenzen werden bald in dem Hotel des Geſandten, bald in dem Hotel des Staatsminiſters, oder des dazu ernannten Commiſſairs, zuweilen auch wohl an dritten Orten gehalten. In den Republiken c) pflegt man Abgeordnete zu er- nennen mit welchen der Miniſter, es ſey in ſeinem Hotel, oder an einem dazu beſtimmten Ort Conferenzen haͤlt. Die Wahl dieſer Deputirten haͤngt allein von der Republik ab, und es iſt als ein Mißbrauch anzuſehn, wenn in kleinen Staaten zuweilen dem Miniſter das Recht einge- raͤumet wird die erwaͤhlten zu verwerfen. Oft uͤbergiebt der Geſandte den Hauptinhalt deſſen was er muͤndlich vorgetragen hat ſchriftlich in einem Me- morial,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/298
Zitationshilfe: Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martens_voelkerrecht_1796/298>, abgerufen am 05.12.2024.