Martens, Georg Friedrich von: Einleitung in das positive Europäische Völkerrecht auf Verträge und Herkommen gegründet. Göttingen, 1796.Achtes Buch. Siebentes Hauptstück. vervielfältigen, läßt sich, wenn man auch diese Verordnun-gen nicht für Gesetze, sondern für Warnungen an neutrale Mächt ausgiebt, billig bezweifeln; am wenigsten kann dieß zum Nachtheil derer geschehn, die mit ihr Verträge über Con- trebande Güter eingegangen sind. Wenn schwächere neutrale Mächte sich solchen Ver- a) Lampredi T. I. p. 53. §. 5; siehe dagegen Galliani cap. 9. §. IV. p. 338. § 8 p. 83. b) Schon frühe ward es für verboten erkläret daß eigene Untertha- nen den Feinden Waffen zuführen: l. I. l. 2. D. quae res expor- tari non debeant, l. vn. C. de litoris et itinerum custodia; auch Pabst Alexander III. c. 6. 12. 17. X. de Judaeis et Saracenis, Pabst Innocenz III Clemens V. Nicolaus V. Calixtus III. verboten den Christen bey Strafe des Bannes und der Confiscation den Ungläubigen Waffen zuzuführen, s. die Freyheit der Schiffarth u. s. f. §. 66. Galliani Th. II. S. 42. not. *. Auch in dem Consolato del maro, den Oleronensischen, Wysbyi- schen, Hanseeatischen Gesetzen finden sich Verbote der Art s. von den Hanseestädten Marperger neu eröffnetes Handels- gericht S. 175. In der Folge ward aber auch dritten Staaten theils durch Verträge, theils durch Gesetze neutraler Mächte, im- gleichen durch Verordnungen der kriegführenden Mächte die Zu- fuhr der Kriegsmunitionen gegen den Feind untersagt, und eben daher der Nahme Contrebande contra bannum gewöhnlich. c) Merkwürdig ist daß in zwey Verträgen nemlich dem zwischen Eng- land und den Herzog von Bretagne von 1468 und zwischen Por- tugal und den verein. Niederlanden von 1661 Waffen dem Feinde zuzuführen für erlaubt erkläret ward. d) Nur in wenigen Verträgen werden auch einige dieser Waaren zum Contrebande gezählt, wie in dem Vertrage zwischen Spanien und Frankreich 1604. art. 9, 1630. art. 18, wie in dem Vertrage zwischen England und Holland 1654. art. 7. Geld und Lebens- Achtes Buch. Siebentes Hauptſtuͤck. vervielfaͤltigen, laͤßt ſich, wenn man auch dieſe Verordnun-gen nicht fuͤr Geſetze, ſondern fuͤr Warnungen an neutrale Maͤcht ausgiebt, billig bezweifeln; am wenigſten kann dieß zum Nachtheil derer geſchehn, die mit ihr Vertraͤge uͤber Con- trebande Guͤter eingegangen ſind. Wenn ſchwaͤchere neutrale Maͤchte ſich ſolchen Ver- a) Lampredi T. I. p. 53. §. 5; ſiehe dagegen Galliani cap. 9. §. IV. p. 338. § 8 p. 83. b) Schon fruͤhe ward es fuͤr verboten erklaͤret daß eigene Untertha- nen den Feinden Waffen zufuͤhren: l. I. l. 2. D. quae res expor- tari non debeant, l. vn. C. de litoris et itinerum cuſtodia; auch Pabſt Alexander III. c. 6. 12. 17. X. de Judaeis et Saracenis, Pabſt Innocenz III Clemens V. Nicolaus V. Calixtus III. verboten den Chriſten bey Strafe des Bannes und der Confiſcation den Unglaͤubigen Waffen zuzufuͤhren, ſ. die Freyheit der Schiffarth u. ſ. f. §. 66. Galliani Th. II. S. 42. not. *. Auch in dem Conſolato del maro, den Oleronenſiſchen, Wysbyi- ſchen, Hanſeeatiſchen Geſetzen finden ſich Verbote der Art ſ. von den Hanſeeſtaͤdten Marperger neu eroͤffnetes Handels- gericht S. 175. In der Folge ward aber auch dritten Staaten theils durch Vertraͤge, theils durch Geſetze neutraler Maͤchte, im- gleichen durch Verordnungen der kriegfuͤhrenden Maͤchte die Zu- fuhr der Kriegsmunitionen gegen den Feind unterſagt, und eben daher der Nahme Contrebande contra bannum gewoͤhnlich. c) Merkwuͤrdig iſt daß in zwey Vertraͤgen nemlich dem zwiſchen Eng- land und den Herzog von Bretagne von 1468 und zwischen Por- tugal und den verein. Niederlanden von 1661 Waffen dem Feinde zuzufuͤhren fuͤr erlaubt erklaͤret ward. d) Nur in wenigen Vertraͤgen werden auch einige dieſer Waaren zum Contrebande gezaͤhlt, wie in dem Vertrage zwiſchen Spanien und Frankreich 1604. art. 9, 1630. art. 18, wie in dem Vertrage zwiſchen England und Holland 1654. art. 7. Geld und Lebens- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0382" n="354"/><fw place="top" type="header">Achtes Buch. 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Achtes Buch. Siebentes Hauptſtuͤck.
vervielfaͤltigen, laͤßt ſich, wenn man auch dieſe Verordnun-
gen nicht fuͤr Geſetze, ſondern fuͤr Warnungen an neutrale
Maͤcht ausgiebt, billig bezweifeln; am wenigſten kann dieß
zum Nachtheil derer geſchehn, die mit ihr Vertraͤge uͤber Con-
trebande Guͤter eingegangen ſind.
Wenn ſchwaͤchere neutrale Maͤchte ſich ſolchen Ver-
ordnungen unterwerfen, und dieſen gemaͤß Warnungen und
Verbote an ihre Unterthanen ergehen laſſen, ſo iſt dieſes
noch kein Beweis, daß ſie jenes Betragen fuͤr rechtmaͤßig
anerkennen.
a⁾ Lampredi T. I. p. 53. §. 5; ſiehe dagegen Galliani cap. 9. §. IV.
p. 338. § 8 p. 83.
b⁾ Schon fruͤhe ward es fuͤr verboten erklaͤret daß eigene Untertha-
nen den Feinden Waffen zufuͤhren: l. I. l. 2. D. quae res expor-
tari non debeant, l. vn. C. de litoris et itinerum cuſtodia; auch
Pabſt Alexander III. c. 6. 12. 17. X. de Judaeis et Saracenis, Pabſt
Innocenz III Clemens V. Nicolaus V. Calixtus III. verboten
den Chriſten bey Strafe des Bannes und der Confiſcation den
Unglaͤubigen Waffen zuzufuͤhren, ſ. die Freyheit der Schiffarth
u. ſ. f. §. 66. Galliani Th. II. S. 42. not. *. Auch
in dem Conſolato del maro, den Oleronenſiſchen, Wysbyi-
ſchen, Hanſeeatiſchen Geſetzen finden ſich Verbote der Art ſ.
von den Hanſeeſtaͤdten Marperger neu eroͤffnetes Handels-
gericht S. 175. In der Folge ward aber auch dritten Staaten
theils durch Vertraͤge, theils durch Geſetze neutraler Maͤchte, im-
gleichen durch Verordnungen der kriegfuͤhrenden Maͤchte die Zu-
fuhr der Kriegsmunitionen gegen den Feind unterſagt, und eben
daher der Nahme Contrebande contra bannum gewoͤhnlich.
c⁾ Merkwuͤrdig iſt daß in zwey Vertraͤgen nemlich dem zwiſchen Eng-
land und den Herzog von Bretagne von 1468 und zwischen Por-
tugal und den verein. Niederlanden von 1661 Waffen dem Feinde
zuzufuͤhren fuͤr erlaubt erklaͤret ward.
d⁾ Nur in wenigen Vertraͤgen werden auch einige dieſer Waaren
zum Contrebande gezaͤhlt, wie in dem Vertrage zwiſchen Spanien
und Frankreich 1604. art. 9, 1630. art. 18, wie in dem Vertrage
zwiſchen England und Holland 1654. art. 7. Geld und Lebens-
mittel
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