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[N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692.

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IX.

Es ist ein glückseliger ja nützlicher Feh-
ler/ wann man wohl von allerhand Leuten
redet. Man hat nicht so grosse Ursache
diejenigen Schmeichler zu nennen/ welche
nicht nur die Grosse und Mächtige loben/
sondern auch von den Abwesenden und de-
nen so in dem Elend und Bekümmernüß
seynd/ gutes reden.

X.

Man wird von jederman hoch gehalten/
wann man seine Zunge weißlich regieret/
und den Nutz/ den man darauß hat/ ist die-
ser/ daß keiner übel von demjenigen reden
wird/ welcher von allen Leuten gutes sagt.

XI.

Es seynd etliche Leute/ welche durch
Hülffe der Klugheit sehr vergnügt zu seyn
scheinen/ ob sie es schon nicht sind. Durch
solches Kunststück wollen sie derjenigen
Gnade erlangen/ von denen sie dependi-
ren,
und loben alles dasjenige/ was diese
Leute gern haben. In Summa/ man
verliehret nichts dabey/ wann man bezeu-
get/ daß man dasjenige hoch achtet/ was ei-
nem andern gefällt/ und es ist nicht so ge-
fährlich/ wann man sein Gut und seinen

Hauß-
A 3
IX.

Es iſt ein gluͤckſeliger ja nuͤtzlicher Feh-
ler/ wann man wohl von allerhand Leuten
redet. Man hat nicht ſo groſſe Urſache
diejenigen Schmeichler zu nennen/ welche
nicht nur die Groſſe und Maͤchtige loben/
ſondern auch von den Abweſenden und de-
nen ſo in dem Elend und Bekuͤmmernuͤß
ſeynd/ gutes reden.

X.

Man wird von jederman hoch gehalten/
wann man ſeine Zunge weißlich regieret/
und den Nutz/ den man darauß hat/ iſt die-
ſer/ daß keiner uͤbel von demjenigen reden
wird/ welcher von allen Leuten gutes ſagt.

XI.

Es ſeynd etliche Leute/ welche durch
Huͤlffe der Klugheit ſehr vergnuͤgt zu ſeyn
ſcheinen/ ob ſie es ſchon nicht ſind. Durch
ſolches Kunſtſtuͤck wollen ſie derjenigen
Gnade erlangen/ von denen ſie dependi-
ren,
und loben alles dasjenige/ was dieſe
Leute gern haben. In Summa/ man
verliehret nichts dabey/ wann man bezeu-
get/ daß man dasjenige hoch achtet/ was ei-
nem andern gefaͤllt/ und es iſt nicht ſo ge-
faͤhrlich/ wann man ſein Gut und ſeinen

Hauß-
A 3
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[5/0016] IX. Es iſt ein gluͤckſeliger ja nuͤtzlicher Feh- ler/ wann man wohl von allerhand Leuten redet. Man hat nicht ſo groſſe Urſache diejenigen Schmeichler zu nennen/ welche nicht nur die Groſſe und Maͤchtige loben/ ſondern auch von den Abweſenden und de- nen ſo in dem Elend und Bekuͤmmernuͤß ſeynd/ gutes reden. X. Man wird von jederman hoch gehalten/ wann man ſeine Zunge weißlich regieret/ und den Nutz/ den man darauß hat/ iſt die- ſer/ daß keiner uͤbel von demjenigen reden wird/ welcher von allen Leuten gutes ſagt. XI. Es ſeynd etliche Leute/ welche durch Huͤlffe der Klugheit ſehr vergnuͤgt zu ſeyn ſcheinen/ ob ſie es ſchon nicht ſind. Durch ſolches Kunſtſtuͤck wollen ſie derjenigen Gnade erlangen/ von denen ſie dependi- ren, und loben alles dasjenige/ was dieſe Leute gern haben. In Summa/ man verliehret nichts dabey/ wann man bezeu- get/ daß man dasjenige hoch achtet/ was ei- nem andern gefaͤllt/ und es iſt nicht ſo ge- faͤhrlich/ wann man ſein Gut und ſeinen Hauß- A 3

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Zitationshilfe: [N. N.]: Hofzimmer der Klugen. Übers. v. Georg Martzi. Frankfurt (Main), 1692, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/martzi_klugen_1692/16>, abgerufen am 21.11.2024.