Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.Arbeiter dem Kapitalisten den Gebrauchswerth der Arbeitskraft vor; er Principles respecting the Nature of demand etc.", p. 104. "Le credit commercial a dau commencer au moment ou l'ouvrier, premier artisan de la production, a pu, au moyen de ses economies, attendre le salaire de son travail jusqu'a la fin de la semaine, de la quinzaine, du mois, du trimestre etc." (Ch. Ganilh: Des Systemes de l'Econ. Polit. 2emeedit. Paris 1821, t. I, p. 150.) 50) "L'ouvrier prete son industrie", aber setzt Storch schlau hinzu: er "riskirt nichts" ausser "de perdre son salaire ... l'ouvrier ne transmet rien de materiel." (Storch: Cours d'Econ. Polit. Petersbourg 1815, t. II, p. 37.) 51) Ein Beispiel. In London existiren zweierlei Sorten von Bäckern, die
"full priced", die das Brod zu seinem vollen Werthe verkaufen, und die under- sellers, die es unter diesem Werth verkaufen. Letztere Klasse bildet über 3/4 der Gesammtzahl der Bäcker. (p. XXXII im "Report" des Regierungskom- missairs H. S. Tremenheere über die "Grievances complained of by the journeymen bakers etc. London 1862.") Diese undersellers verkaufen, fast ausnahmslos, Brod, das verfälscht ist durch Beimischung von Alaun, Seife, Perlasche, Kalk, Derbyshire Steinmehl und ähnlicher angenehmer, nahrhafter und gesunder Ingredienzien. (Sieh das oben citirte Blaubuch, ebenso den Bericht des "Committee of 1855 on the Adulteration of Bread" und Dr. Hassall's: "Adulterations Detected." 2nd edit. London 1862.) Sir John Gor- don erklärte vor dem Committee von 1855, dass "in Folge dieser Fälschungen der Arme, der von zwei Pfund Brod täglich lebt, jetzt nicht den vierten Theil des Nahrungsstoffes wirklich erhält, abgesehn von den schädlichen Wirkungen auf seine Gesundheit." Als Grund, "warum ein sehr grosser Theil der Arbeiterklasse", obgleich wohlunterrichtet über die Fälschungen, dennoch Alaun, Steinmehl u. s. w. mit in den Kauf nimmt, führt Tremenheere (l. c. p. XLVIII) an, dass es für sie "ein Ding der Nothwendigkeit ist, von ihrem Bäcker oder dem chandler's shop das Brod zu nehmen, wie man es ihnen zu geben beliebt." Da sie erst Ende der Arbeitswoche bezahlt werden, können sie auch "das während der Woche von ihren Familien verzehrte Brod erst Ende der Woche zahlen" und fügt Tremen- heere mit Anführung der Zeugenaussagen hinzu: "es ist notorisch, dass mit solchen Mixturen bereitetes Brod express für diese Art Kunden ge- macht wird." ("It is notorious that bread composed of those mixtures, is Arbeiter dem Kapitalisten den Gebrauchswerth der Arbeitskraft vor; er Principles respecting the Nature of demand etc.“, p. 104. „Le crédit commercial a dû commencer au moment où l’ouvrier, premier artisan de la production, a pu, au moyen de ses économies, attendre le salaire de son travail jusqu’à la fin de la semaine, de la quinzaine, du mois, du trimestre etc.“ (Ch. Ganilh: Des Systèmes de l’Écon. Polit. 2èmeedit. Paris 1821, t. I, p. 150.) 50) „L’ouvrier prête son industrie“, aber setzt Storch schlau hinzu: er „riskirt nichts“ ausser „de perdre son salaire … l’ouvrier ne transmet rien de matériel.“ (Storch: Cours d’Écon. Polit. Petersbourg 1815, t. II, p. 37.) 51) Ein Beispiel. In London existiren zweierlei Sorten von Bäckern, die
„full priced“, die das Brod zu seinem vollen Werthe verkaufen, und die under- sellers, die es unter diesem Werth verkaufen. Letztere Klasse bildet über ¾ der Gesammtzahl der Bäcker. (p. XXXII im „Report“ des Regierungskom- missairs H. S. Tremenheere über die „Grievances complained of by the journeymen bakers etc. London 1862.“) Diese undersellers verkaufen, fast ausnahmslos, Brod, das verfälscht ist durch Beimischung von Alaun, Seife, Perlasche, Kalk, Derbyshire Steinmehl und ähnlicher angenehmer, nahrhafter und gesunder Ingredienzien. (Sieh das oben citirte Blaubuch, ebenso den Bericht des „Committee of 1855 on the Adulteration of Bread“ und Dr. Hassall’s: „Adulterations Detected.“ 2nd edit. London 1862.) Sir John Gor- don erklärte vor dem Committee von 1855, dass „in Folge dieser Fälschungen der Arme, der von zwei Pfund Brod täglich lebt, jetzt nicht den vierten Theil des Nahrungsstoffes wirklich erhält, abgesehn von den schädlichen Wirkungen auf seine Gesundheit.“ Als Grund, „warum ein sehr grosser Theil der Arbeiterklasse“, obgleich wohlunterrichtet über die Fälschungen, dennoch Alaun, Steinmehl u. s. w. mit in den Kauf nimmt, führt Tremenheere (l. c. p. XLVIII) an, dass es für sie „ein Ding der Nothwendigkeit ist, von ihrem Bäcker oder dem chandler’s shop das Brod zu nehmen, wie man es ihnen zu geben beliebt.“ Da sie erst Ende der Arbeitswoche bezahlt werden, können sie auch „das während der Woche von ihren Familien verzehrte Brod erst Ende der Woche zahlen“ und fügt Tremen- heere mit Anführung der Zeugenaussagen hinzu: „es ist notorisch, dass mit solchen Mixturen bereitetes Brod express für diese Art Kunden ge- macht wird.“ („It is notorious that bread composed of those mixtures, is <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0157" n="138"/> Arbeiter dem Kapitalisten den Gebrauchswerth der Arbeitskraft <hi rendition="#g">vor</hi>; er<lb/> lässt sie vom Käufer konsumiren, bevor er ihren Preis <hi rendition="#g">bezahlt</hi> erhält,<lb/> überall <hi rendition="#g">kreditirt</hi> daher der Arbeiter dem Kapitalisten. 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Arbeiter dem Kapitalisten den Gebrauchswerth der Arbeitskraft vor; er
lässt sie vom Käufer konsumiren, bevor er ihren Preis bezahlt erhält,
überall kreditirt daher der Arbeiter dem Kapitalisten. Dass diess
Kreditiren kein leerer Wahn ist, zeigt nicht nur der gelegentliche Verlust des
kreditirten Salairs beim Bankerott des Kapitalisten 50), sondern auch eine
Reihe mehr nachhaltiger Wirkungen 51). Indess ändert es an der Natur des
49)
50) „L’ouvrier prête son industrie“, aber setzt Storch schlau hinzu: er
„riskirt nichts“ ausser „de perdre son salaire … l’ouvrier ne transmet
rien de matériel.“ (Storch: Cours d’Écon. Polit. Petersbourg
1815, t. II, p. 37.)
51) Ein Beispiel. In London existiren zweierlei Sorten von Bäckern, die
„full priced“, die das Brod zu seinem vollen Werthe verkaufen, und die under-
sellers, die es unter diesem Werth verkaufen. Letztere Klasse bildet über ¾
der Gesammtzahl der Bäcker. (p. XXXII im „Report“ des Regierungskom-
missairs H. S. Tremenheere über die „Grievances complained of by the
journeymen bakers etc. London 1862.“) Diese undersellers verkaufen,
fast ausnahmslos, Brod, das verfälscht ist durch Beimischung von Alaun, Seife,
Perlasche, Kalk, Derbyshire Steinmehl und ähnlicher angenehmer, nahrhafter und
gesunder Ingredienzien. (Sieh das oben citirte Blaubuch, ebenso den Bericht des
„Committee of 1855 on the Adulteration of Bread“ und Dr. Hassall’s:
„Adulterations Detected.“ 2nd edit. London 1862.) Sir John Gor-
don erklärte vor dem Committee von 1855, dass „in Folge dieser Fälschungen
der Arme, der von zwei Pfund Brod täglich lebt, jetzt nicht den vierten Theil des
Nahrungsstoffes wirklich erhält, abgesehn von den schädlichen Wirkungen auf
seine Gesundheit.“ Als Grund, „warum ein sehr grosser Theil der Arbeiterklasse“,
obgleich wohlunterrichtet über die Fälschungen, dennoch Alaun, Steinmehl
u. s. w. mit in den Kauf nimmt, führt Tremenheere (l. c. p. XLVIII) an, dass
es für sie „ein Ding der Nothwendigkeit ist, von ihrem Bäcker oder dem chandler’s
shop das Brod zu nehmen, wie man es ihnen zu geben beliebt.“ Da sie erst Ende
der Arbeitswoche bezahlt werden, können sie auch „das während der Woche von
ihren Familien verzehrte Brod erst Ende der Woche zahlen“ und fügt Tremen-
heere mit Anführung der Zeugenaussagen hinzu: „es ist notorisch, dass
mit solchen Mixturen bereitetes Brod express für diese Art Kunden ge-
macht wird.“ („It is notorious that bread composed of those mixtures, is
49) Principles respecting the Nature of demand etc.“, p. 104. „Le
crédit commercial a dû commencer au moment où l’ouvrier, premier artisan de la
production, a pu, au moyen de ses économies, attendre le salaire de son travail
jusqu’à la fin de la semaine, de la quinzaine, du mois, du trimestre etc.“ (Ch.
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