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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Arbeitsgegenstand, selbst schon Produkt eines früheren Arbeitsprozesses
ist. So z. B. der Samen in der Agrikultur. Thiere und Pflanzen, die
man als Naturprodukte zu betrachten pflegt, sind nicht nur Produkte viel-
leicht der Arbeit vom vorigen Jahr, sondern, in ihren jetzigen Formen,
Produkte einer durch viele Generationen, unter menschlicher Kontrole,
vermittelst menschlicher Arbeit, fortgesetzten Umwandlung. Was aber
die Arbeitsmittel insbesondere betrifft, so zeigt ihre ungeheure Mehr-
zahl dem oberflächlichsten Blick die Spur vergangner Arbeit.

Das Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden, oder
nur als Hilfsstoff in seine Bildung eingehn. Der Hilfsstoff wird vom
Arbeitsmittel konsumirt
, wie Kohle von einer Dampfmaschine,
Oel vom Rade, Heu von einem Zugpferd, oder dem Rohmaterial zu-
gesetzt
, um eine stoffliche Veränderung darin zu bewirken, wie Chlor
zur ungebleichten Leinwand, Kohle zum Eisen, Farbe zur Wolle, oder er
unterstützt die Verrichtung der Arbeit selbst, wie z. B. zur Beleuchtung
und Heizung des Arbeitslokals verwandte Stoffe. Der Unterschied zwischen
Hauptstoff und Hilfsstoff verschwimmt in der eigentlich chemischen Fabri-
kation, weil keines der angewandten Rohmaterialien als die Substanz des
Produkts wieder erscheint8).

Da jedes Ding vielerlei Eigenschaften besitzt und daher verschiedner
Nutzanwendung fähig ist, kann dasselbe Produkt das Rohmaterial sehr
verschiedner Arbeitsprozesse bilden. Korn z. B. ist Rohmaterial für
Müller, Stärkefabrikant, Destillateur, Viehzüchter u. s. w. Es wird Roh-
material seiner eignen Produktion als Samen. So geht die Kohle als
Produkt aus der Minenindustrie hervor und als Produktionsmittel in sie ein.

Dasselbe Produkt mag in demselben Arbeitsprozess als Arbeitsmittel
und Rohmaterial dienen. Bei der Viehmast z. B., wo das Vieh, das be-
arbeitete Rohmaterial, zugleich Mittel der Düngerbereitung ist.

Ein Produkt kann in einer für die Konsumtion fertigen Form
existiren und dennoch von neuem zum Rohmaterial eines andern Produkts
werden, wie die Traube zum Rohmaterial des Weins. Oder der Arbeits-
prozess entlässt sein Produkt in Formen, worin es nur als Rohmaterial

8) Storch unterscheidet das eigentliche Rohmaterial als "matiere" von
den Hilfsstoffen als "materiaux": Cherbuliez bezeichnet die Hilfsstoffe als
"matieres instrumentales."

Arbeitsgegenstand, selbst schon Produkt eines früheren Arbeitsprozesses
ist. So z. B. der Samen in der Agrikultur. Thiere und Pflanzen, die
man als Naturprodukte zu betrachten pflegt, sind nicht nur Produkte viel-
leicht der Arbeit vom vorigen Jahr, sondern, in ihren jetzigen Formen,
Produkte einer durch viele Generationen, unter menschlicher Kontrole,
vermittelst menschlicher Arbeit, fortgesetzten Umwandlung. Was aber
die Arbeitsmittel insbesondere betrifft, so zeigt ihre ungeheure Mehr-
zahl dem oberflächlichsten Blick die Spur vergangner Arbeit.

Das Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden, oder
nur als Hilfsstoff in seine Bildung eingehn. Der Hilfsstoff wird vom
Arbeitsmittel konsumirt
, wie Kohle von einer Dampfmaschine,
Oel vom Rade, Heu von einem Zugpferd, oder dem Rohmaterial zu-
gesetzt
, um eine stoffliche Veränderung darin zu bewirken, wie Chlor
zur ungebleichten Leinwand, Kohle zum Eisen, Farbe zur Wolle, oder er
unterstützt die Verrichtung der Arbeit selbst, wie z. B. zur Beleuchtung
und Heizung des Arbeitslokals verwandte Stoffe. Der Unterschied zwischen
Hauptstoff und Hilfsstoff verschwimmt in der eigentlich chemischen Fabri-
kation, weil keines der angewandten Rohmaterialien als die Substanz des
Produkts wieder erscheint8).

Da jedes Ding vielerlei Eigenschaften besitzt und daher verschiedner
Nutzanwendung fähig ist, kann dasselbe Produkt das Rohmaterial sehr
verschiedner Arbeitsprozesse bilden. Korn z. B. ist Rohmaterial für
Müller, Stärkefabrikant, Destillateur, Viehzüchter u. s. w. Es wird Roh-
material seiner eignen Produktion als Samen. So geht die Kohle als
Produkt aus der Minenindustrie hervor und als Produktionsmittel in sie ein.

Dasselbe Produkt mag in demselben Arbeitsprozess als Arbeitsmittel
und Rohmaterial dienen. Bei der Viehmast z. B., wo das Vieh, das be-
arbeitete Rohmaterial, zugleich Mittel der Düngerbereitung ist.

Ein Produkt kann in einer für die Konsumtion fertigen Form
existiren und dennoch von neuem zum Rohmaterial eines andern Produkts
werden, wie die Traube zum Rohmaterial des Weins. Oder der Arbeits-
prozess entlässt sein Produkt in Formen, worin es nur als Rohmaterial

8) Storch unterscheidet das eigentliche Rohmaterial als „matière“ von
den Hilfsstoffen als „matériaux“: Cherbuliez bezeichnet die Hilfsstoffe als
matières instrumentales.“
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[146/0165] Arbeitsgegenstand, selbst schon Produkt eines früheren Arbeitsprozesses ist. So z. B. der Samen in der Agrikultur. Thiere und Pflanzen, die man als Naturprodukte zu betrachten pflegt, sind nicht nur Produkte viel- leicht der Arbeit vom vorigen Jahr, sondern, in ihren jetzigen Formen, Produkte einer durch viele Generationen, unter menschlicher Kontrole, vermittelst menschlicher Arbeit, fortgesetzten Umwandlung. Was aber die Arbeitsmittel insbesondere betrifft, so zeigt ihre ungeheure Mehr- zahl dem oberflächlichsten Blick die Spur vergangner Arbeit. Das Rohmaterial kann die Hauptsubstanz eines Produkts bilden, oder nur als Hilfsstoff in seine Bildung eingehn. Der Hilfsstoff wird vom Arbeitsmittel konsumirt, wie Kohle von einer Dampfmaschine, Oel vom Rade, Heu von einem Zugpferd, oder dem Rohmaterial zu- gesetzt, um eine stoffliche Veränderung darin zu bewirken, wie Chlor zur ungebleichten Leinwand, Kohle zum Eisen, Farbe zur Wolle, oder er unterstützt die Verrichtung der Arbeit selbst, wie z. B. zur Beleuchtung und Heizung des Arbeitslokals verwandte Stoffe. Der Unterschied zwischen Hauptstoff und Hilfsstoff verschwimmt in der eigentlich chemischen Fabri- kation, weil keines der angewandten Rohmaterialien als die Substanz des Produkts wieder erscheint 8). Da jedes Ding vielerlei Eigenschaften besitzt und daher verschiedner Nutzanwendung fähig ist, kann dasselbe Produkt das Rohmaterial sehr verschiedner Arbeitsprozesse bilden. Korn z. B. ist Rohmaterial für Müller, Stärkefabrikant, Destillateur, Viehzüchter u. s. w. Es wird Roh- material seiner eignen Produktion als Samen. So geht die Kohle als Produkt aus der Minenindustrie hervor und als Produktionsmittel in sie ein. Dasselbe Produkt mag in demselben Arbeitsprozess als Arbeitsmittel und Rohmaterial dienen. Bei der Viehmast z. B., wo das Vieh, das be- arbeitete Rohmaterial, zugleich Mittel der Düngerbereitung ist. Ein Produkt kann in einer für die Konsumtion fertigen Form existiren und dennoch von neuem zum Rohmaterial eines andern Produkts werden, wie die Traube zum Rohmaterial des Weins. Oder der Arbeits- prozess entlässt sein Produkt in Formen, worin es nur als Rohmaterial 8) Storch unterscheidet das eigentliche Rohmaterial als „matière“ von den Hilfsstoffen als „matériaux“: Cherbuliez bezeichnet die Hilfsstoffe als „matières instrumentales.“

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/165>, abgerufen am 23.11.2024.