ralis majestatis so sehr ergeben ist, schmunzelnd hinzu: "Maschinenarbeit ist leicht." Und so sagen die Anwender des Block Printing: "Handar- beit ist gesunder als Maschinenarbeit." Im Ganzen erklären sich die Herrn Fabrikanten mit Entrüstung gegen den Vorschlag, "die Maschi- nen wenigstens während der Mahlzeiten still zu setzen". "Ein Gesetz," sagt Herr Otley, der manager einer Tapetenfabrik in Borough, das "Arbeitsstunden von 6 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends er- laubte, würde uns (!) sehr wohl zusagen, aber die Stunden des Factory Act von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends passen uns (!) nicht ... Unsere Maschine wird während des Mittagessens (welche Gross- muth!) still gesetzt. Das Stillsetzen verursacht keinen nennenswerthen Verlust an Papier und Farbe. "Aber," fügt er sympathetisch hinzu, "ich kann verstehn, dass der damit verbundene Verlust nicht geliebt wird." Der Kommissionsbericht meint naiv, die Furcht einiger "leitender Firmen" Zeit, d. h. Aneignungszeit fremder Arbeitszeit, und dadurch "Profit zu verlieren," sei kein "hinreichender Grund," um Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren während 12 -- 16 Stunden ihr Mittagsmahl "verlieren zu lassen", oder es ihnen zuzusetzen, wie man der Dampfmaschine Kohle und Wasser, der Wolle Seife, dem Rad Oel u. s. w. zusetzt, -- während des Produktionsprozesses selbst, als blossen Hilfsstoff des Arbeitsmittels73).
Kein Industriezweig in England -- (wir sehn von dem erst neuer- dings sich bahnbrechenden Maschinenbrod ab) -- hat so alterthümliche, ja, wie man aus den Dichtern der römischen Kaiserzeit ersehn kann, vor- christliche Produktionsweise bis heute beibehalten, als die Bäckerei. Aber das Kapital, wie früher bemerkt, ist zunächst gleichgültig gegen den technologischen Charakter des Arbeitsprozesses, dessen es sich be- mächtigt. Es nimmt ihn zunächst, wie es ihn vorfindet.
Die unglaubliche Brodverfälschung, namentlich in London, wurde zuerst enthüllt durch das Comite des Unterhauses "über die Verfäl- schung von Nahrungsmitteln" (1855--56) und Dr. Hassall's Schrift: "Adulterations detected74)". Die Folge dieser Enthül- lungen war das Gesetz vom 6. August 1860: "for preventing the adulte-
73) l. c. Appendix p. 123, 124, 125, 140 u. LIV.
74) Alaun, fein gerieben, oder mit Salz gemischt, ist ein normaler Handels- artikel, der den bezeichnenden Namen "baker's stuff" führt.
ralis majestatis so sehr ergeben ist, schmunzelnd hinzu: „Maschinenarbeit ist leicht.“ Und so sagen die Anwender des Block Printing: „Handar- beit ist gesunder als Maschinenarbeit.“ Im Ganzen erklären sich die Herrn Fabrikanten mit Entrüstung gegen den Vorschlag, „die Maschi- nen wenigstens während der Mahlzeiten still zu setzen“. „Ein Gesetz,“ sagt Herr Otley, der manager einer Tapetenfabrik in Borough, das „Arbeitsstunden von 6 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends er- laubte, würde uns (!) sehr wohl zusagen, aber die Stunden des Factory Act von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends passen uns (!) nicht … Unsere Maschine wird während des Mittagessens (welche Gross- muth!) still gesetzt. Das Stillsetzen verursacht keinen nennenswerthen Verlust an Papier und Farbe. „Aber,“ fügt er sympathetisch hinzu, „ich kann verstehn, dass der damit verbundene Verlust nicht geliebt wird.“ Der Kommissionsbericht meint naiv, die Furcht einiger „leitender Firmen“ Zeit, d. h. Aneignungszeit fremder Arbeitszeit, und dadurch „Profit zu verlieren,“ sei kein „hinreichender Grund,“ um Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren während 12 — 16 Stunden ihr Mittagsmahl „verlieren zu lassen“, oder es ihnen zuzusetzen, wie man der Dampfmaschine Kohle und Wasser, der Wolle Seife, dem Rad Oel u. s. w. zusetzt, — während des Produktionsprozesses selbst, als blossen Hilfsstoff des Arbeitsmittels73).
Kein Industriezweig in England — (wir sehn von dem erst neuer- dings sich bahnbrechenden Maschinenbrod ab) — hat so alterthümliche, ja, wie man aus den Dichtern der römischen Kaiserzeit ersehn kann, vor- christliche Produktionsweise bis heute beibehalten, als die Bäckerei. Aber das Kapital, wie früher bemerkt, ist zunächst gleichgültig gegen den technologischen Charakter des Arbeitsprozesses, dessen es sich be- mächtigt. Es nimmt ihn zunächst, wie es ihn vorfindet.
Die unglaubliche Brodverfälschung, namentlich in London, wurde zuerst enthüllt durch das Comité des Unterhauses „über die Verfäl- schung von Nahrungsmitteln“ (1855—56) und Dr. Hassall’s Schrift: „Adulterations detected74)“. Die Folge dieser Enthül- lungen war das Gesetz vom 6. August 1860: „for preventing the adulte-
73) l. c. Appendix p. 123, 124, 125, 140 u. LIV.
74) Alaun, fein gerieben, oder mit Salz gemischt, ist ein normaler Handels- artikel, der den bezeichnenden Namen „baker’s stuff“ führt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0236"n="217"/>
ralis majestatis so sehr ergeben ist, schmunzelnd hinzu: „Maschinenarbeit<lb/>
ist leicht.“ Und so sagen die Anwender des Block Printing: „Handar-<lb/>
beit ist gesunder als Maschinenarbeit.“ Im Ganzen erklären sich die<lb/>
Herrn Fabrikanten mit Entrüstung gegen den Vorschlag, „<hirendition="#g">die Maschi-<lb/>
nen wenigstens während der Mahlzeiten still zu setzen</hi>“.<lb/>„Ein Gesetz,“ sagt Herr <hirendition="#g">Otley</hi>, der manager einer Tapetenfabrik in<lb/>
Borough, das „Arbeitsstunden von 6 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends er-<lb/>
laubte, würde <hirendition="#g">uns</hi> (!) sehr wohl zusagen, aber die Stunden des Factory<lb/>
Act von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends passen <hirendition="#g">uns</hi> (!) nicht …<lb/>
Unsere Maschine wird <hirendition="#g">während des Mittagessens</hi> (welche Gross-<lb/>
muth!) still gesetzt. Das Stillsetzen verursacht keinen nennenswerthen<lb/>
Verlust an Papier und Farbe. „Aber,“ fügt er sympathetisch hinzu,<lb/>„<hirendition="#g">ich kann verstehn, dass der damit verbundene Verlust<lb/>
nicht geliebt wird</hi>.“ Der Kommissionsbericht meint naiv, die Furcht<lb/>
einiger „leitender Firmen“ Zeit, d. h. Aneignungszeit fremder Arbeitszeit,<lb/>
und dadurch „Profit zu verlieren,“ sei kein „hinreichender Grund,“ um<lb/>
Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren während 12 — 16<lb/>
Stunden ihr Mittagsmahl „verlieren zu lassen“, oder es ihnen zuzusetzen,<lb/>
wie man der Dampfmaschine Kohle und Wasser, der Wolle Seife, dem Rad<lb/>
Oel u. s. w. zusetzt, —<hirendition="#g">während des Produktionsprozesses<lb/>
selbst</hi>, als blossen <hirendition="#g">Hilfsstoff des Arbeitsmittels</hi><noteplace="foot"n="73)">l. c. Appendix p. 123, 124, 125, 140 u. LIV.</note>.</p><lb/><p>Kein Industriezweig in England — (wir sehn von dem erst neuer-<lb/>
dings sich bahnbrechenden Maschinenbrod ab) — hat so alterthümliche,<lb/>
ja, wie man aus den Dichtern der römischen Kaiserzeit ersehn kann, vor-<lb/>
christliche Produktionsweise bis heute beibehalten, als die <hirendition="#g">Bäckerei</hi>.<lb/>
Aber das <hirendition="#g">Kapital</hi>, wie früher bemerkt, ist zunächst gleichgültig gegen<lb/>
den technologischen Charakter des Arbeitsprozesses, dessen es sich be-<lb/>
mächtigt. Es nimmt ihn zunächst, wie es ihn vorfindet.</p><lb/><p>Die unglaubliche Brodverfälschung, namentlich in London, wurde<lb/>
zuerst enthüllt durch das Comité des Unterhauses „<hirendition="#g">über die Verfäl-<lb/>
schung von Nahrungsmitteln</hi>“ (1855—56) und <hirendition="#g">Dr. Hassall’</hi>s<lb/>
Schrift: „<hirendition="#g">Adulterations detected</hi><noteplace="foot"n="74)">Alaun, fein gerieben, oder mit Salz gemischt, ist ein normaler Handels-<lb/>
artikel, der den bezeichnenden Namen „baker’s stuff“ führt.</note>“. Die Folge dieser Enthül-<lb/>
lungen war das Gesetz vom 6. August 1860: „for preventing the adulte-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[217/0236]
ralis majestatis so sehr ergeben ist, schmunzelnd hinzu: „Maschinenarbeit
ist leicht.“ Und so sagen die Anwender des Block Printing: „Handar-
beit ist gesunder als Maschinenarbeit.“ Im Ganzen erklären sich die
Herrn Fabrikanten mit Entrüstung gegen den Vorschlag, „die Maschi-
nen wenigstens während der Mahlzeiten still zu setzen“.
„Ein Gesetz,“ sagt Herr Otley, der manager einer Tapetenfabrik in
Borough, das „Arbeitsstunden von 6 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends er-
laubte, würde uns (!) sehr wohl zusagen, aber die Stunden des Factory
Act von 6 Uhr Morgens bis 6 Uhr Abends passen uns (!) nicht …
Unsere Maschine wird während des Mittagessens (welche Gross-
muth!) still gesetzt. Das Stillsetzen verursacht keinen nennenswerthen
Verlust an Papier und Farbe. „Aber,“ fügt er sympathetisch hinzu,
„ich kann verstehn, dass der damit verbundene Verlust
nicht geliebt wird.“ Der Kommissionsbericht meint naiv, die Furcht
einiger „leitender Firmen“ Zeit, d. h. Aneignungszeit fremder Arbeitszeit,
und dadurch „Profit zu verlieren,“ sei kein „hinreichender Grund,“ um
Kinder unter 13 und junge Personen unter 18 Jahren während 12 — 16
Stunden ihr Mittagsmahl „verlieren zu lassen“, oder es ihnen zuzusetzen,
wie man der Dampfmaschine Kohle und Wasser, der Wolle Seife, dem Rad
Oel u. s. w. zusetzt, — während des Produktionsprozesses
selbst, als blossen Hilfsstoff des Arbeitsmittels 73).
Kein Industriezweig in England — (wir sehn von dem erst neuer-
dings sich bahnbrechenden Maschinenbrod ab) — hat so alterthümliche,
ja, wie man aus den Dichtern der römischen Kaiserzeit ersehn kann, vor-
christliche Produktionsweise bis heute beibehalten, als die Bäckerei.
Aber das Kapital, wie früher bemerkt, ist zunächst gleichgültig gegen
den technologischen Charakter des Arbeitsprozesses, dessen es sich be-
mächtigt. Es nimmt ihn zunächst, wie es ihn vorfindet.
Die unglaubliche Brodverfälschung, namentlich in London, wurde
zuerst enthüllt durch das Comité des Unterhauses „über die Verfäl-
schung von Nahrungsmitteln“ (1855—56) und Dr. Hassall’s
Schrift: „Adulterations detected 74)“. Die Folge dieser Enthül-
lungen war das Gesetz vom 6. August 1860: „for preventing the adulte-
73) l. c. Appendix p. 123, 124, 125, 140 u. LIV.
74) Alaun, fein gerieben, oder mit Salz gemischt, ist ein normaler Handels-
artikel, der den bezeichnenden Namen „baker’s stuff“ führt.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/236>, abgerufen am 11.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.