Diesem erbangestammten Kapitalhirn von Westschottland ver- schwimmt der Werth der Produktionsmittel, Spindeln u. s. w., so sehr mit ihrer Kapitaleigenschaft, sich selbst zu verwerthen, oder täg- lich ein bestimmtes Quantum fremder Gratisarbeit einzuschlucken, dass der Chef des Hauses Carlile und Co. in der That wähnt, beim Verkauf seiner Fabrik werde ihm nicht nur der Werth der Spindeln gezahlt, sondern obendrein ihre Verwerthung, nicht nur die Arbeit, die in ihnen steckt und zur Produktion von Spindeln derselben Art nöthig ist, sondern auch die Mehr- arbeit, die sie täglich aus den braven Westschotten von Paisley auspumpen, und eben desshalb, meint er, schrumpfe mit der Kontraktion des Arbeits- tags um zwei Stunden der Verkaufspreis von je 12 Spinnmaschinen auf den von je 10 zusammen!
Viertes Kapitel. Die Produktion des relativen Mehrwerths.
1) Begriff des relativen Mehrwerths.
Der Theil des Arbeitstags, der bloss ein Aequivalent für den vom Kapital gezahlten Werth der Arbeitskraft produzirt, galt uns bisher als constante Grösse, was er in der That ist unter gegebnen Pro- duktionsbedingungen, auf einer vorhandnen ökonomischen Entwicklungs- stufe der Gesellschaft. Ueber diese seine nothwendige Arbeitszeit hinaus konnte der Arbeiter 2, 3, 4, 6 u. s. w. Stunden arbeiten. Von der Grösse dieser Verlängerung hingen Rate des Mehr- werths und Grösse des Arbeitstags ab. War die nothwendige Arbeitszeit constant, so dagegen der Gesammtarbeitstag variabel. Unter- stelle jetzt einen Arbeitstag, dessen Grösse und dessen Theilung in nothwendige Arbeit und Mehrarbeit gegeben sind. Die Linie a c a-------------b---c stelle z. B. einen zwölfstündigen Arbeitstag vor, das Stück a b 10 Stunden nothwendige Arbeit, das Stück b c 2 Stunden Mehrarbeit. Wie kann nun die Produktion von Mehrwerth vergrössert, d. h. die Mehrarbeit verlängert werden, ohne jede weitere Verlängerung oder unabhängig von jeder weiteren Verlängerung von a c?
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Diesem erbangestammten Kapitalhirn von Westschottland ver- schwimmt der Werth der Produktionsmittel, Spindeln u. s. w., so sehr mit ihrer Kapitaleigenschaft, sich selbst zu verwerthen, oder täg- lich ein bestimmtes Quantum fremder Gratisarbeit einzuschlucken, dass der Chef des Hauses Carlile und Co. in der That wähnt, beim Verkauf seiner Fabrik werde ihm nicht nur der Werth der Spindeln gezahlt, sondern obendrein ihre Verwerthung, nicht nur die Arbeit, die in ihnen steckt und zur Produktion von Spindeln derselben Art nöthig ist, sondern auch die Mehr- arbeit, die sie täglich aus den braven Westschotten von Paisley auspumpen, und eben desshalb, meint er, schrumpfe mit der Kontraktion des Arbeits- tags um zwei Stunden der Verkaufspreis von je 12 Spinnmaschinen auf den von je 10 zusammen!
Viertes Kapitel. Die Produktion des relativen Mehrwerths.
1) Begriff des relativen Mehrwerths.
Der Theil des Arbeitstags, der bloss ein Aequivalent für den vom Kapital gezahlten Werth der Arbeitskraft produzirt, galt uns bisher als constante Grösse, was er in der That ist unter gegebnen Pro- duktionsbedingungen, auf einer vorhandnen ökonomischen Entwicklungs- stufe der Gesellschaft. Ueber diese seine nothwendige Arbeitszeit hinaus konnte der Arbeiter 2, 3, 4, 6 u. s. w. Stunden arbeiten. Von der Grösse dieser Verlängerung hingen Rate des Mehr- werths und Grösse des Arbeitstags ab. War die nothwendige Arbeitszeit constant, so dagegen der Gesammtarbeitstag variabel. Unter- stelle jetzt einen Arbeitstag, dessen Grösse und dessen Theilung in nothwendige Arbeit und Mehrarbeit gegeben sind. Die Linie a c a-------------b---c stelle z. B. einen zwölfstündigen Arbeitstag vor, das Stück a b 10 Stunden nothwendige Arbeit, das Stück b c 2 Stunden Mehrarbeit. Wie kann nun die Produktion von Mehrwerth vergrössert, d. h. die Mehrarbeit verlängert werden, ohne jede weitere Verlängerung oder unabhängig von jeder weiteren Verlängerung von a c?
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[291/0310]
Diesem erbangestammten Kapitalhirn von Westschottland ver-
schwimmt der Werth der Produktionsmittel, Spindeln u. s. w., so sehr
mit ihrer Kapitaleigenschaft, sich selbst zu verwerthen, oder täg-
lich ein bestimmtes Quantum fremder Gratisarbeit einzuschlucken, dass
der Chef des Hauses Carlile und Co. in der That wähnt, beim Verkauf
seiner Fabrik werde ihm nicht nur der Werth der Spindeln gezahlt, sondern
obendrein ihre Verwerthung, nicht nur die Arbeit, die in ihnen steckt und zur
Produktion von Spindeln derselben Art nöthig ist, sondern auch die Mehr-
arbeit, die sie täglich aus den braven Westschotten von Paisley auspumpen,
und eben desshalb, meint er, schrumpfe mit der Kontraktion des Arbeits-
tags um zwei Stunden der Verkaufspreis von je 12 Spinnmaschinen auf
den von je 10 zusammen!
Viertes Kapitel.
Die Produktion des relativen Mehrwerths.
1) Begriff des relativen Mehrwerths.
Der Theil des Arbeitstags, der bloss ein Aequivalent für den
vom Kapital gezahlten Werth der Arbeitskraft produzirt, galt uns bisher
als constante Grösse, was er in der That ist unter gegebnen Pro-
duktionsbedingungen, auf einer vorhandnen ökonomischen Entwicklungs-
stufe der Gesellschaft. Ueber diese seine nothwendige Arbeitszeit
hinaus konnte der Arbeiter 2, 3, 4, 6 u. s. w. Stunden arbeiten. Von
der Grösse dieser Verlängerung hingen Rate des Mehr-
werths und Grösse des Arbeitstags ab. War die nothwendige
Arbeitszeit constant, so dagegen der Gesammtarbeitstag variabel. Unter-
stelle jetzt einen Arbeitstag, dessen Grösse und dessen Theilung
in nothwendige Arbeit und Mehrarbeit gegeben sind. Die Linie a c
a-------------b---c stelle z. B. einen zwölfstündigen Arbeitstag vor,
das Stück a b 10 Stunden nothwendige Arbeit, das Stück b c 2 Stunden
Mehrarbeit. Wie kann nun die Produktion von Mehrwerth vergrössert,
d. h. die Mehrarbeit verlängert werden, ohne jede weitere Verlängerung
oder unabhängig von jeder weiteren Verlängerung von a c?
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/310>, abgerufen am 21.11.2024.
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