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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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den Draht, während er gleichzeitig mit andern Händen und Werkzeugen
ihn streckt, mit andern schneidet, spitzt u. s. w. Aus einem zeitlichen
Nacheinander sind die verschiednen Stufenprozesse in ein räumliches
Nebeneinander verwandelt. Daher Lieferung von mehr fertiger Waare
in demselben Zeitraum36). Jene Gleichzeitigkeit entspringt zwar aus der
allgemeinen cooperativen Form des Gesammtprozesses, aber die Manufak-
tur findet nicht nur die Bedingungen der Cooperation vor, sondern schafft
sie theilweise erst durch die Zerlegung der handwerksmässigen Thätigkeit.
Andrerseits erreicht sie diese gesellschaftliche Organisation des Arbeits-
prozesses nur durch Festschmieden desselben Arbeiters an dasselbe Detail.

Da das Theilprodukt jedes Theilarbeiters zugleich nur eine besondre
Entwicklungsstufe desselben Machwerks ist, liefert jeder Arbeiter oder
jede Arbeitergruppe der andern ihr Rohmaterial. Das Arbeitsresultat des
einen bildet den Ausgangspunkt für die Arbeit des andern. Der eine Ar-
beiter beschäftigt daher hier unmittelbar den andern. Die nothwendige
Arbeitszeit zur Erreichung des bezweckten Nutzeffekts in jedem Theilpro-
zess wird erfahrungsmässig festgestellt und der Gesammtmechanis-
mus der Manufaktur
beruht auf der Voraussetzung, dass in ge-
gebner Arbeitszeit ein gegebnes Resultat
erzielt wird. Nur
unter dieser Voraussetzung können die verschiednen, einander ergänzenden
Arbeitsprozesse ununterbrochen, gleichzeitig und räumlich neben einander
fortgehn. Es ist klar, dass diese unmittelbare Abhängigkeit
der Arbeiten und daher der Arbeiter von einander jeden Einzelnen zwingt,
nur die nothwendige Zeit zu seiner Funktion zu verwenden, und so eine
ganz andere Kontinuität, Gleichförmigkeit, Regelmässigkeit, Ordnung37)
und namentlich auch Intensivität der Arbeit erzeugt wird als im
unabhängigen Handwerk oder selbst der einfachen Cooperation. Dass

36) "It (the division of labour) produces also an economy of time, by separat-
ing the work into its different branches, all of which may be carried on into exe-
cution at the same moment ... By carrying on all the different processes at once,
which an individual must have executed separately, it becomes possible to produce
a multitude of pins for instance completely finished in the same time as a single
pin might have been either cut or pointed." (Dugald Stewart l. c. p. 319.)
37) "The more variety of artists to every manufacture ... the greater the
order and regularity of every work, the same must needs be done in less time, the
labour must be less." ("The Advantages etc." p. 68.)

den Draht, während er gleichzeitig mit andern Händen und Werkzeugen
ihn streckt, mit andern schneidet, spitzt u. s. w. Aus einem zeitlichen
Nacheinander sind die verschiednen Stufenprozesse in ein räumliches
Nebeneinander verwandelt. Daher Lieferung von mehr fertiger Waare
in demselben Zeitraum36). Jene Gleichzeitigkeit entspringt zwar aus der
allgemeinen cooperativen Form des Gesammtprozesses, aber die Manufak-
tur findet nicht nur die Bedingungen der Cooperation vor, sondern schafft
sie theilweise erst durch die Zerlegung der handwerksmässigen Thätigkeit.
Andrerseits erreicht sie diese gesellschaftliche Organisation des Arbeits-
prozesses nur durch Festschmieden desselben Arbeiters an dasselbe Detail.

Da das Theilprodukt jedes Theilarbeiters zugleich nur eine besondre
Entwicklungsstufe desselben Machwerks ist, liefert jeder Arbeiter oder
jede Arbeitergruppe der andern ihr Rohmaterial. Das Arbeitsresultat des
einen bildet den Ausgangspunkt für die Arbeit des andern. Der eine Ar-
beiter beschäftigt daher hier unmittelbar den andern. Die nothwendige
Arbeitszeit zur Erreichung des bezweckten Nutzeffekts in jedem Theilpro-
zess wird erfahrungsmässig festgestellt und der Gesammtmechanis-
mus der Manufaktur
beruht auf der Voraussetzung, dass in ge-
gebner Arbeitszeit ein gegebnes Resultat
erzielt wird. Nur
unter dieser Voraussetzung können die verschiednen, einander ergänzenden
Arbeitsprozesse ununterbrochen, gleichzeitig und räumlich neben einander
fortgehn. Es ist klar, dass diese unmittelbare Abhängigkeit
der Arbeiten und daher der Arbeiter von einander jeden Einzelnen zwingt,
nur die nothwendige Zeit zu seiner Funktion zu verwenden, und so eine
ganz andere Kontinuität, Gleichförmigkeit, Regelmässigkeit, Ordnung37)
und namentlich auch Intensivität der Arbeit erzeugt wird als im
unabhängigen Handwerk oder selbst der einfachen Cooperation. Dass

36) „It (the division of labour) produces also an economy of time, by separat-
ing the work into its different branches, all of which may be carried on into exe-
cution at the same moment … By carrying on all the different processes at once,
which an individual must have executed separately, it becomes possible to produce
a multitude of pins for instance completely finished in the same time as a single
pin might have been either cut or pointed.“ (Dugald Stewart l. c. p. 319.)
37) „The more variety of artists to every manufacture … the greater the
order and regularity of every work, the same must needs be done in less time, the
labour must be less.“ („The Advantages etc.“ p. 68.)
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[328/0347] den Draht, während er gleichzeitig mit andern Händen und Werkzeugen ihn streckt, mit andern schneidet, spitzt u. s. w. Aus einem zeitlichen Nacheinander sind die verschiednen Stufenprozesse in ein räumliches Nebeneinander verwandelt. Daher Lieferung von mehr fertiger Waare in demselben Zeitraum 36). Jene Gleichzeitigkeit entspringt zwar aus der allgemeinen cooperativen Form des Gesammtprozesses, aber die Manufak- tur findet nicht nur die Bedingungen der Cooperation vor, sondern schafft sie theilweise erst durch die Zerlegung der handwerksmässigen Thätigkeit. Andrerseits erreicht sie diese gesellschaftliche Organisation des Arbeits- prozesses nur durch Festschmieden desselben Arbeiters an dasselbe Detail. Da das Theilprodukt jedes Theilarbeiters zugleich nur eine besondre Entwicklungsstufe desselben Machwerks ist, liefert jeder Arbeiter oder jede Arbeitergruppe der andern ihr Rohmaterial. Das Arbeitsresultat des einen bildet den Ausgangspunkt für die Arbeit des andern. Der eine Ar- beiter beschäftigt daher hier unmittelbar den andern. Die nothwendige Arbeitszeit zur Erreichung des bezweckten Nutzeffekts in jedem Theilpro- zess wird erfahrungsmässig festgestellt und der Gesammtmechanis- mus der Manufaktur beruht auf der Voraussetzung, dass in ge- gebner Arbeitszeit ein gegebnes Resultat erzielt wird. Nur unter dieser Voraussetzung können die verschiednen, einander ergänzenden Arbeitsprozesse ununterbrochen, gleichzeitig und räumlich neben einander fortgehn. Es ist klar, dass diese unmittelbare Abhängigkeit der Arbeiten und daher der Arbeiter von einander jeden Einzelnen zwingt, nur die nothwendige Zeit zu seiner Funktion zu verwenden, und so eine ganz andere Kontinuität, Gleichförmigkeit, Regelmässigkeit, Ordnung 37) und namentlich auch Intensivität der Arbeit erzeugt wird als im unabhängigen Handwerk oder selbst der einfachen Cooperation. Dass 36) „It (the division of labour) produces also an economy of time, by separat- ing the work into its different branches, all of which may be carried on into exe- cution at the same moment … By carrying on all the different processes at once, which an individual must have executed separately, it becomes possible to produce a multitude of pins for instance completely finished in the same time as a single pin might have been either cut or pointed.“ (Dugald Stewart l. c. p. 319.) 37) „The more variety of artists to every manufacture … the greater the order and regularity of every work, the same must needs be done in less time, the labour must be less.“ („The Advantages etc.“ p. 68.)

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/347>, abgerufen am 21.11.2024.