versteckt durch die fast feierlich gemessne Bewegung seiner Riesenglieder, im fieberhaft tollen Wirbeltanz seiner zahllosen eigentlichen Arbeits- organe ausbricht.
Es gab Mules, Dampfmaschinen u. s. w., bevor es Arbeiter gab, deren ausschliessliches Geschäft es war, Dampfmaschinen, Mules u. s. w. zu machen, ganz wie der Mensch Kleider trug, bevor es Schneider gab. Die Erfindungen von Vauconson, Arkwright, Watt u. s. w. waren jedoch nur ausführbar, weil jene Erfinder ein von der Manufakturperiode fertig ge- liefertes und beträchtliches Quantum geschickter mechanischer Arbeiter vorfanden. Ein Theil dieser Arbeiter bestand aus selbstständigen Hand- werkern verschiedner Profession, ein andrer Theil war in Manufakturen ver- einigt, worin, wie früher erwähnt, die Theilung der Arbeit mit besondrer Strenge durchgeführt. Mit der Zunahme der Erfindungen und der wach- senden Nachfrage nach den neu erfundnen Maschinen entwickelte sich mehr und mehr einerseits die Sonderung der Maschinenfabrikation in man- nichfaltige selbstständige Zweige, andrerseits die Theilung der Arbeit im Innern der maschinenbauenden Manufakturen. Wir erblicken hier also die Manufaktur als unmittelbare technologische Grundlage der gros- sen Industrie. Jene producirte die Maschinerie, womit diese, in den Produktionssphären, die sie zunächst ergriff, den handwerks- und manu- fakturmässigen Betrieb aufhob. Der Maschinenbetrieb erhob sich also naturwüchsig auf einer ihm unangemessnen materiellen Grundlage. Auf einem gewissen Entwicklungsgrad musste er diese erst fertig vorgefundne und dann in ihrer alten Form weiter ausgearbeitete Grundlage selbst revolutioniren und sich eine seiner eignen Produktions- weise entsprechende neue Basis schaffen. Wie die einzelne Maschine zwergmässig bleibt, so lange sie nur durch Menschen bewegt wird, wie das Maschinensystem sich nicht frei entwickeln konnte, bevor an die Stelle der vorgefundnen Triebkräfte, Thier, Wind und selbst Wasser, die Dampfmaschine trat, ebenso war die grosse Industrie in ihrer ganzen Ent- wicklung gelähmt, so lange ihr charakteristisches Produktionsmittel, die Maschine selbst, seine Existenz persönlicher Kraft und persönlichem Ge- schick verdankte, also abhing von der Muskelentwicklung, der Schärfe des Blicks, und der Virtuosität der Hand, womit der Theilarbeiter in der Ma- nufaktur und der Handwerker ausserhalb derselben ihr Zwerginstrument führten. Abgesehn von der Vertheurung der Maschinen in Folge ihrer
versteckt durch die fast feierlich gemessne Bewegung seiner Riesenglieder, im fieberhaft tollen Wirbeltanz seiner zahllosen eigentlichen Arbeits- organe ausbricht.
Es gab Mules, Dampfmaschinen u. s. w., bevor es Arbeiter gab, deren ausschliessliches Geschäft es war, Dampfmaschinen, Mules u. s. w. zu machen, ganz wie der Mensch Kleider trug, bevor es Schneider gab. Die Erfindungen von Vauconson, Arkwright, Watt u. s. w. waren jedoch nur ausführbar, weil jene Erfinder ein von der Manufakturperiode fertig ge- liefertes und beträchtliches Quantum geschickter mechanischer Arbeiter vorfanden. Ein Theil dieser Arbeiter bestand aus selbstständigen Hand- werkern verschiedner Profession, ein andrer Theil war in Manufakturen ver- einigt, worin, wie früher erwähnt, die Theilung der Arbeit mit besondrer Strenge durchgeführt. Mit der Zunahme der Erfindungen und der wach- senden Nachfrage nach den neu erfundnen Maschinen entwickelte sich mehr und mehr einerseits die Sonderung der Maschinenfabrikation in man- nichfaltige selbstständige Zweige, andrerseits die Theilung der Arbeit im Innern der maschinenbauenden Manufakturen. Wir erblicken hier also die Manufaktur als unmittelbare technologische Grundlage der gros- sen Industrie. Jene producirte die Maschinerie, womit diese, in den Produktionssphären, die sie zunächst ergriff, den handwerks- und manu- fakturmässigen Betrieb aufhob. Der Maschinenbetrieb erhob sich also naturwüchsig auf einer ihm unangemessnen materiellen Grundlage. Auf einem gewissen Entwicklungsgrad musste er diese erst fertig vorgefundne und dann in ihrer alten Form weiter ausgearbeitete Grundlage selbst revolutioniren und sich eine seiner eignen Produktions- weise entsprechende neue Basis schaffen. Wie die einzelne Maschine zwergmässig bleibt, so lange sie nur durch Menschen bewegt wird, wie das Maschinensystem sich nicht frei entwickeln konnte, bevor an die Stelle der vorgefundnen Triebkräfte, Thier, Wind und selbst Wasser, die Dampfmaschine trat, ebenso war die grosse Industrie in ihrer ganzen Ent- wicklung gelähmt, so lange ihr charakteristisches Produktionsmittel, die Maschine selbst, seine Existenz persönlicher Kraft und persönlichem Ge- schick verdankte, also abhing von der Muskelentwicklung, der Schärfe des Blicks, und der Virtuosität der Hand, womit der Theilarbeiter in der Ma- nufaktur und der Handwerker ausserhalb derselben ihr Zwerginstrument führten. Abgesehn von der Vertheurung der Maschinen in Folge ihrer
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versteckt durch die fast feierlich gemessne Bewegung seiner Riesenglieder,
im fieberhaft tollen Wirbeltanz seiner zahllosen eigentlichen Arbeits-
organe ausbricht.
Es gab Mules, Dampfmaschinen u. s. w., bevor es Arbeiter gab,
deren ausschliessliches Geschäft es war, Dampfmaschinen, Mules u. s. w.
zu machen, ganz wie der Mensch Kleider trug, bevor es Schneider gab.
Die Erfindungen von Vauconson, Arkwright, Watt u. s. w. waren jedoch nur
ausführbar, weil jene Erfinder ein von der Manufakturperiode fertig ge-
liefertes und beträchtliches Quantum geschickter mechanischer Arbeiter
vorfanden. Ein Theil dieser Arbeiter bestand aus selbstständigen Hand-
werkern verschiedner Profession, ein andrer Theil war in Manufakturen ver-
einigt, worin, wie früher erwähnt, die Theilung der Arbeit mit besondrer
Strenge durchgeführt. Mit der Zunahme der Erfindungen und der wach-
senden Nachfrage nach den neu erfundnen Maschinen entwickelte sich
mehr und mehr einerseits die Sonderung der Maschinenfabrikation in man-
nichfaltige selbstständige Zweige, andrerseits die Theilung der Arbeit im
Innern der maschinenbauenden Manufakturen. Wir erblicken hier also
die Manufaktur als unmittelbare technologische Grundlage der gros-
sen Industrie. Jene producirte die Maschinerie, womit diese, in den
Produktionssphären, die sie zunächst ergriff, den handwerks- und manu-
fakturmässigen Betrieb aufhob. Der Maschinenbetrieb erhob sich also
naturwüchsig auf einer ihm unangemessnen materiellen
Grundlage. Auf einem gewissen Entwicklungsgrad musste er diese
erst fertig vorgefundne und dann in ihrer alten Form weiter ausgearbeitete
Grundlage selbst revolutioniren und sich eine seiner eignen Produktions-
weise entsprechende neue Basis schaffen. Wie die einzelne Maschine
zwergmässig bleibt, so lange sie nur durch Menschen bewegt wird, wie
das Maschinensystem sich nicht frei entwickeln konnte, bevor an die Stelle
der vorgefundnen Triebkräfte, Thier, Wind und selbst Wasser, die
Dampfmaschine trat, ebenso war die grosse Industrie in ihrer ganzen Ent-
wicklung gelähmt, so lange ihr charakteristisches Produktionsmittel, die
Maschine selbst, seine Existenz persönlicher Kraft und persönlichem Ge-
schick verdankte, also abhing von der Muskelentwicklung, der Schärfe des
Blicks, und der Virtuosität der Hand, womit der Theilarbeiter in der Ma-
nufaktur und der Handwerker ausserhalb derselben ihr Zwerginstrument
führten. Abgesehn von der Vertheurung der Maschinen in Folge ihrer
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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