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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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gebnes Quantum, die zur Erhaltung von Weibern der Surpluspopulation
dagegen unter aller Berechnung steht. Man findet daher nirgendwo scham-
losere Verschwendung von Menschenkraft für Lumpereien als grade in
England, dem Land der Maschinen.

Den Ausgangspunkt der grossen Industrie bildet, wie gezeigt, die
Revolution des Arbeitsmittels, und das umgewälzte Arbeitsmittel erhält
seine meist entwickelte Gestalt im gegliederten Maschinensystem der Fabrik.
Bevor wir zusehn, wie diesem objektiven Organismus Menschenmaterial
einverleibt wird, betrachten wir einige allgemeine Rückwirkungen jener
Revolution auf den Arbeiter selbst.

Sofern die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie zum
Mittel Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körperent-
wicklung, aber grösserer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden.
Weiber- und Kinderarbeit war daher das erste Wort der kapi-
talistischen
Anwendung der Maschinerie! Diess gewaltige Ersatz-
mittel von Arbeit und Arbeitern verwandelte sich damit sofort in ein Mittel
die Zahl der Lohnarbeiter zu vermehren durch Einrollirung
aller Mitglieder der Arbeiterfamilie, ohne Unterschied von Geschlecht und
Alter, unter die unmittelbare Botmässigkeit des Kapitals. Die Zwangs-
arbeit für den Kapitalisten usurpirte nicht nur die Stelle des Kinderspiels,
sondern auch der freien Arbeit im häuslichen Kreis, innerhalb sittlicher
Schranke, für die Familie selbst120).

Der Werth der Arbeitskraft war bestimmt nicht nur durch

120) Dr. Edward Smith wurde während der den amerikanischen Bürger-
krieg begleitenden Baumwollkrise von der englischen Regierung nach Lancashire,
Cheshire u. s. w. geschickt, zur Berichterstattung über den Gesundheitszustand der
Baumwollarbeiter. Er berichtet u. a.: Hygienisch habe die Krise, abgesehn von
der Verbannung der Arbeiter aus der Fabrikatmosphäre, vielerlei andre Vortheile.
Die Arbeiterfrauen fänden jetzt die nöthige Musse, ihren Kindern die Brust zu
reichen, statt sie mit Godfrey's Cordial zu vergiften. Sie hätten die Zeit ge-
wonnen, kochen zu lernen. Unglücklicher Weise fiel diese Kochkunst in einen
Augenblick, wo sie nichts zu essen hatten. Aber man sieht, wie das Kapital die für
die Konsumtion nöthige Familienarbeit usurpirt hat zu seiner Selbstverwerthung.
Ebenso wurde die Krise benutzt, um in eignen Schulen die Töchter der Arbeiter
nähen zu lehren. Eine amerikanische Revolution und eine Weltkrise erheischt,
damit die Arbeitermädchen, die für die ganze Welt spinnen, nähen lernen!

gebnes Quantum, die zur Erhaltung von Weibern der Surpluspopulation
dagegen unter aller Berechnung steht. Man findet daher nirgendwo scham-
losere Verschwendung von Menschenkraft für Lumpereien als grade in
England, dem Land der Maschinen.

Den Ausgangspunkt der grossen Industrie bildet, wie gezeigt, die
Revolution des Arbeitsmittels, und das umgewälzte Arbeitsmittel erhält
seine meist entwickelte Gestalt im gegliederten Maschinensystem der Fabrik.
Bevor wir zusehn, wie diesem objektiven Organismus Menschenmaterial
einverleibt wird, betrachten wir einige allgemeine Rückwirkungen jener
Revolution auf den Arbeiter selbst.

Sofern die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie zum
Mittel Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körperent-
wicklung, aber grösserer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden.
Weiber- und Kinderarbeit war daher das erste Wort der kapi-
talistischen
Anwendung der Maschinerie! Diess gewaltige Ersatz-
mittel von Arbeit und Arbeitern verwandelte sich damit sofort in ein Mittel
die Zahl der Lohnarbeiter zu vermehren durch Einrollirung
aller Mitglieder der Arbeiterfamilie, ohne Unterschied von Geschlecht und
Alter, unter die unmittelbare Botmässigkeit des Kapitals. Die Zwangs-
arbeit für den Kapitalisten usurpirte nicht nur die Stelle des Kinderspiels,
sondern auch der freien Arbeit im häuslichen Kreis, innerhalb sittlicher
Schranke, für die Familie selbst120).

Der Werth der Arbeitskraft war bestimmt nicht nur durch

120) Dr. Edward Smith wurde während der den amerikanischen Bürger-
krieg begleitenden Baumwollkrise von der englischen Regierung nach Lancashire,
Cheshire u. s. w. geschickt, zur Berichterstattung über den Gesundheitszustand der
Baumwollarbeiter. Er berichtet u. a.: Hygienisch habe die Krise, abgesehn von
der Verbannung der Arbeiter aus der Fabrikatmosphäre, vielerlei andre Vortheile.
Die Arbeiterfrauen fänden jetzt die nöthige Musse, ihren Kindern die Brust zu
reichen, statt sie mit Godfrey’s Cordial zu vergiften. Sie hätten die Zeit ge-
wonnen, kochen zu lernen. Unglücklicher Weise fiel diese Kochkunst in einen
Augenblick, wo sie nichts zu essen hatten. Aber man sieht, wie das Kapital die für
die Konsumtion nöthige Familienarbeit usurpirt hat zu seiner Selbstverwerthung.
Ebenso wurde die Krise benutzt, um in eignen Schulen die Töchter der Arbeiter
nähen zu lehren. Eine amerikanische Revolution und eine Weltkrise erheischt,
damit die Arbeitermädchen, die für die ganze Welt spinnen, nähen lernen!
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[382/0401] gebnes Quantum, die zur Erhaltung von Weibern der Surpluspopulation dagegen unter aller Berechnung steht. Man findet daher nirgendwo scham- losere Verschwendung von Menschenkraft für Lumpereien als grade in England, dem Land der Maschinen. Den Ausgangspunkt der grossen Industrie bildet, wie gezeigt, die Revolution des Arbeitsmittels, und das umgewälzte Arbeitsmittel erhält seine meist entwickelte Gestalt im gegliederten Maschinensystem der Fabrik. Bevor wir zusehn, wie diesem objektiven Organismus Menschenmaterial einverleibt wird, betrachten wir einige allgemeine Rückwirkungen jener Revolution auf den Arbeiter selbst. Sofern die Maschinerie Muskelkraft entbehrlich macht, wird sie zum Mittel Arbeiter ohne Muskelkraft oder von unreifer Körperent- wicklung, aber grösserer Geschmeidigkeit der Glieder anzuwenden. Weiber- und Kinderarbeit war daher das erste Wort der kapi- talistischen Anwendung der Maschinerie! Diess gewaltige Ersatz- mittel von Arbeit und Arbeitern verwandelte sich damit sofort in ein Mittel die Zahl der Lohnarbeiter zu vermehren durch Einrollirung aller Mitglieder der Arbeiterfamilie, ohne Unterschied von Geschlecht und Alter, unter die unmittelbare Botmässigkeit des Kapitals. Die Zwangs- arbeit für den Kapitalisten usurpirte nicht nur die Stelle des Kinderspiels, sondern auch der freien Arbeit im häuslichen Kreis, innerhalb sittlicher Schranke, für die Familie selbst 120). Der Werth der Arbeitskraft war bestimmt nicht nur durch 120) Dr. Edward Smith wurde während der den amerikanischen Bürger- krieg begleitenden Baumwollkrise von der englischen Regierung nach Lancashire, Cheshire u. s. w. geschickt, zur Berichterstattung über den Gesundheitszustand der Baumwollarbeiter. Er berichtet u. a.: Hygienisch habe die Krise, abgesehn von der Verbannung der Arbeiter aus der Fabrikatmosphäre, vielerlei andre Vortheile. Die Arbeiterfrauen fänden jetzt die nöthige Musse, ihren Kindern die Brust zu reichen, statt sie mit Godfrey’s Cordial zu vergiften. Sie hätten die Zeit ge- wonnen, kochen zu lernen. Unglücklicher Weise fiel diese Kochkunst in einen Augenblick, wo sie nichts zu essen hatten. Aber man sieht, wie das Kapital die für die Konsumtion nöthige Familienarbeit usurpirt hat zu seiner Selbstverwerthung. Ebenso wurde die Krise benutzt, um in eignen Schulen die Töchter der Arbeiter nähen zu lehren. Eine amerikanische Revolution und eine Weltkrise erheischt, damit die Arbeitermädchen, die für die ganze Welt spinnen, nähen lernen!

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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/401>, abgerufen am 22.11.2024.