enormen Theil des jährlichen Produkts, der von Nichtarbeitern vergeudet wird. Und diess ist die Pointe der ökonomistischen Apologetik! Die von der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie untrennbaren Widersprüche und Antagonismen existiren nicht, weil sie nicht aus der Maschinerie selbst erwachsen, sondern aus ihrer kapi- talistischen Anwendung! Da also die Maschinerie an sich betrachtet die Arbeitszeit verkürzt, während sie kapitalistisch angewandt den Arbeits- tag verlängert, an sich die Arbeit erleichtert, kapitalistisch angewandt ihre Intensivität steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Naturkraft ist, kapitalistisch angewandt den Menschen durch die Naturkraft unterjocht, an sich den Reichthum des Producenten vermehrt, kapitalistisch angewandt ihn verpaupert u. s. w., erklärt der bürgerliche Oekonom einfach, das An- sichbetrachten der Maschinerie beweise haarscharf, dass alle jene handgreiflichen Widersprüche blosser Schein der gemeinen Wirklichkeit, aber an sich, also auch in der Theorie, gar nicht vorhanden sind. Er spart sich so alles weitere Kopfbrechen und bürdet seinem Gegner obendrein die Dummheit auf, nicht die kapitalistische Anwen- dung der Maschinerie zu bekämpfen, sondern die Maschinerie selbst216).
Da jedes Maschinenprodukt, z. B. eine Elle Maschinengeweb, wohl- feiler ist als das von ihm verdrängte gleichartige Handprodukt, folgt als absolutes Gesetz: Bleibt das Gesammtquantum des maschinen- mässig producirten Artikels gleich dem Gesammtquantum des von ihm ersetzten handwerks- oder manufakturmässig producirten Artikels, so vermindert sich die Gesammtsumme der angewandten Arbeit. Die etwa zur Produktion der Arbeitsmittel selbst, der Maschi- nerie, Kohle u. s. w., erheischte Arbeitszunahme muss kleiner sein
216) Ein Virtuose in diesem anmasslichen Cretinismus ist u. a. Mac Cul- loch. "Wenn es vortheilhaft ist", sagt er z. B. mit der affektirten Naivetät eines Kindes von 8 Jahren, "das Geschick des Arbeiters mehr und mehr zu entwickeln, so dass er fähig wird ein stets wachsendes Waarenquantum mit demselben oder geringerem Arbeitsquantum zu produciren, so muss es auch vortheilhaft sein, dass er sich solcher Maschinerie zu seinem Beistande bediene als ihn am wirksamsten in der Erreichung dieses Resultats unterstützt." (Mac Culloch: "Princ. of Pol. Econ. Lond. 1830", p. 166.)
enormen Theil des jährlichen Produkts, der von Nichtarbeitern vergeudet wird. Und diess ist die Pointe der ökonomistischen Apologetik! Die von der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie untrennbaren Widersprüche und Antagonismen existiren nicht, weil sie nicht aus der Maschinerie selbst erwachsen, sondern aus ihrer kapi- talistischen Anwendung! Da also die Maschinerie an sich betrachtet die Arbeitszeit verkürzt, während sie kapitalistisch angewandt den Arbeits- tag verlängert, an sich die Arbeit erleichtert, kapitalistisch angewandt ihre Intensivität steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Naturkraft ist, kapitalistisch angewandt den Menschen durch die Naturkraft unterjocht, an sich den Reichthum des Producenten vermehrt, kapitalistisch angewandt ihn verpaupert u. s. w., erklärt der bürgerliche Oekonom einfach, das An- sichbetrachten der Maschinerie beweise haarscharf, dass alle jene handgreiflichen Widersprüche blosser Schein der gemeinen Wirklichkeit, aber an sich, also auch in der Theorie, gar nicht vorhanden sind. Er spart sich so alles weitere Kopfbrechen und bürdet seinem Gegner obendrein die Dummheit auf, nicht die kapitalistische Anwen- dung der Maschinerie zu bekämpfen, sondern die Maschinerie selbst216).
Da jedes Maschinenprodukt, z. B. eine Elle Maschinengeweb, wohl- feiler ist als das von ihm verdrängte gleichartige Handprodukt, folgt als absolutes Gesetz: Bleibt das Gesammtquantum des maschinen- mässig producirten Artikels gleich dem Gesammtquantum des von ihm ersetzten handwerks- oder manufakturmässig producirten Artikels, so vermindert sich die Gesammtsumme der angewandten Arbeit. Die etwa zur Produktion der Arbeitsmittel selbst, der Maschi- nerie, Kohle u. s. w., erheischte Arbeitszunahme muss kleiner sein
216) Ein Virtuose in diesem anmasslichen Cretinismus ist u. a. Mac Cul- loch. „Wenn es vortheilhaft ist“, sagt er z. B. mit der affektirten Naivetät eines Kindes von 8 Jahren, „das Geschick des Arbeiters mehr und mehr zu entwickeln, so dass er fähig wird ein stets wachsendes Waarenquantum mit demselben oder geringerem Arbeitsquantum zu produciren, so muss es auch vortheilhaft sein, dass er sich solcher Maschinerie zu seinem Beistande bediene als ihn am wirksamsten in der Erreichung dieses Resultats unterstützt.“ (Mac Culloch: „Princ. of Pol. Econ. Lond. 1830“, p. 166.)
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enormen Theil des jährlichen Produkts, der von Nichtarbeitern vergeudet
wird. Und diess ist die Pointe der ökonomistischen Apologetik! Die von
der kapitalistischen Anwendung der Maschinerie untrennbaren
Widersprüche und Antagonismen existiren nicht, weil sie nicht
aus der Maschinerie selbst erwachsen, sondern aus ihrer kapi-
talistischen Anwendung! Da also die Maschinerie an sich betrachtet
die Arbeitszeit verkürzt, während sie kapitalistisch angewandt den Arbeits-
tag verlängert, an sich die Arbeit erleichtert, kapitalistisch angewandt ihre
Intensivität steigert, an sich ein Sieg des Menschen über die Naturkraft ist,
kapitalistisch angewandt den Menschen durch die Naturkraft unterjocht,
an sich den Reichthum des Producenten vermehrt, kapitalistisch angewandt
ihn verpaupert u. s. w., erklärt der bürgerliche Oekonom einfach, das An-
sichbetrachten der Maschinerie beweise haarscharf, dass alle jene
handgreiflichen Widersprüche blosser Schein der gemeinen Wirklichkeit,
aber an sich, also auch in der Theorie, gar nicht vorhanden sind.
Er spart sich so alles weitere Kopfbrechen und bürdet seinem Gegner
obendrein die Dummheit auf, nicht die kapitalistische Anwen-
dung der Maschinerie zu bekämpfen, sondern die Maschinerie
selbst 216).
Da jedes Maschinenprodukt, z. B. eine Elle Maschinengeweb, wohl-
feiler ist als das von ihm verdrängte gleichartige Handprodukt, folgt als
absolutes Gesetz: Bleibt das Gesammtquantum des maschinen-
mässig producirten Artikels gleich dem Gesammtquantum des
von ihm ersetzten handwerks- oder manufakturmässig producirten Artikels,
so vermindert sich die Gesammtsumme der angewandten
Arbeit. Die etwa zur Produktion der Arbeitsmittel selbst, der Maschi-
nerie, Kohle u. s. w., erheischte Arbeitszunahme muss kleiner sein
216) Ein Virtuose in diesem anmasslichen Cretinismus ist u. a. Mac Cul-
loch. „Wenn es vortheilhaft ist“, sagt er z. B. mit der affektirten Naivetät eines
Kindes von 8 Jahren, „das Geschick des Arbeiters mehr und mehr zu entwickeln,
so dass er fähig wird ein stets wachsendes Waarenquantum mit demselben oder
geringerem Arbeitsquantum zu produciren, so muss es auch vortheilhaft sein, dass
er sich solcher Maschinerie zu seinem Beistande bediene als ihn
am wirksamsten in der Erreichung dieses Resultats unterstützt.“ (Mac
Culloch: „Princ. of Pol. Econ. Lond. 1830“, p. 166.)
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 432. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/451>, abgerufen am 22.11.2024.
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