Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

nahme dieser Fabriken an Dampfwebstühlen 11 %, an Spindeln 3 %,
an Dampfpferdekraft 5 %, während gleichzeitig die Zahl der beschäftigten
Personen um 5,5 % abnahm227). Zwischen 1852 und 1862 fand be-
trächtliches Wachsthum der englischen Wollfabrikation statt, wäh-
rend die Zahl der angewandten Arbeiter beinahe stationär blieb. "Diess
zeigt, in wie grossem Masse neu eingeführte Maschinerie die Arbeit vor-
hergehender Perioden verdrängt hatte"228). In empirisch gegebnen
Fällen ist die Zunahme der beschäftigten Fabrikarbeiter oft nur schein-
bar
, d. h. nicht der Ausdehnung der bereits auf Maschinenbetrieb be-
ruhenden Fabrik geschuldet, sondern der allmäligen Annexation von Neben-
zweigen. Z. B. "die Zunahme der mechanischen Webstühle und der
durch sie beschäftigten Fabrikarbeiter
von 1838--1858 war
in der (britischen) Baumwollfabrik einfach der Ausdehnung dieses
Geschäftszweigs
geschuldet; in den andern Fabriken dagegen der
Neuanwendung von Dampfkraft auf den Teppich-, Band-,
Leinenwebstuhl u. s. w., die vorher durch menschliche Muskelkraft ge-
trieben wurden"229). Die Zunahme dieser Fabrikarbeiter war also nur
der Ausdruck einer Abnahme in der Gesammtzahl der beschäftigten Ar-
beiter. Es wird hier endlich ganz davon abgesehen, dass überall, mit
Ausnahme der Metallfabriken, jugendliche Arbeiter (unter 18 Jahren), Weiber
und Kinder das weit vorwiegende Element des Fabrikpersonals bilden.

Man begreift jedoch, trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch ver-
drängten und virtuell ersetzten Arbeitermasse, wie mit seinem eignen
Wachsthum
, ausgedrückt in vermehrter Anzahl von Fabriken dersel-
ben Art oder den erweiterten Dimensionen vorhandner Fabriken, die Fa-
brikarbeiter schliesslich zahlreicher sein können als die von ihnen ver-
drängten Manufakturarbeiter oder Handwerker. Das wöchentlich ange-
wandte Kapital von 500 Pfd. St. bestehe z. B. in der alten Betriebsweise
aus 2/5 constantem und 3/5 variablem Bestandtheil, d. h. 200 Pfd. St.
seien in Produktionsmitteln ausgelegt, 300 Pfd. St. in Arbeitskraft, sage

227) "Reports of Insp. of Fact. 31st Oct. 1865", p. 58 sq. Gleich-
zeitig war aber auch schon die materielle Grundlage für Beschäftigung einer wach-
senden Arbeiterzahl gegeben in 110 neuen Fabriken mit 11,625 Dampfweb-
stühlen, 628,756 Spindeln, 2695 Dampf- und Wasser-Pferdekraft. (l. c.)
228) "Reports etc. for 31st Oct. 1862", p. 79.
229) "Reports etc. for 31st Oct. 1856", p. 16.

nahme dieser Fabriken an Dampfwebstühlen 11 %, an Spindeln 3 %,
an Dampfpferdekraft 5 %, während gleichzeitig die Zahl der beschäftigten
Personen um 5,5 % abnahm227). Zwischen 1852 und 1862 fand be-
trächtliches Wachsthum der englischen Wollfabrikation statt, wäh-
rend die Zahl der angewandten Arbeiter beinahe stationär blieb. „Diess
zeigt, in wie grossem Masse neu eingeführte Maschinerie die Arbeit vor-
hergehender Perioden verdrängt hatte“228). In empirisch gegebnen
Fällen ist die Zunahme der beschäftigten Fabrikarbeiter oft nur schein-
bar
, d. h. nicht der Ausdehnung der bereits auf Maschinenbetrieb be-
ruhenden Fabrik geschuldet, sondern der allmäligen Annexation von Neben-
zweigen. Z. B. „die Zunahme der mechanischen Webstühle und der
durch sie beschäftigten Fabrikarbeiter
von 1838—1858 war
in der (britischen) Baumwollfabrik einfach der Ausdehnung dieses
Geschäftszweigs
geschuldet; in den andern Fabriken dagegen der
Neuanwendung von Dampfkraft auf den Teppich-, Band-,
Leinenwebstuhl u. s. w., die vorher durch menschliche Muskelkraft ge-
trieben wurden“229). Die Zunahme dieser Fabrikarbeiter war also nur
der Ausdruck einer Abnahme in der Gesammtzahl der beschäftigten Ar-
beiter. Es wird hier endlich ganz davon abgesehen, dass überall, mit
Ausnahme der Metallfabriken, jugendliche Arbeiter (unter 18 Jahren), Weiber
und Kinder das weit vorwiegende Element des Fabrikpersonals bilden.

Man begreift jedoch, trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch ver-
drängten und virtuell ersetzten Arbeitermasse, wie mit seinem eignen
Wachsthum
, ausgedrückt in vermehrter Anzahl von Fabriken dersel-
ben Art oder den erweiterten Dimensionen vorhandner Fabriken, die Fa-
brikarbeiter schliesslich zahlreicher sein können als die von ihnen ver-
drängten Manufakturarbeiter oder Handwerker. Das wöchentlich ange-
wandte Kapital von 500 Pfd. St. bestehe z. B. in der alten Betriebsweise
aus ⅖ constantem und ⅗ variablem Bestandtheil, d. h. 200 Pfd. St.
seien in Produktionsmitteln ausgelegt, 300 Pfd. St. in Arbeitskraft, sage

227)Reports of Insp. of Fact. 31st Oct. 1865“, p. 58 sq. Gleich-
zeitig war aber auch schon die materielle Grundlage für Beschäftigung einer wach-
senden Arbeiterzahl gegeben in 110 neuen Fabriken mit 11,625 Dampfweb-
stühlen, 628,756 Spindeln, 2695 Dampf- und Wasser-Pferdekraft. (l. c.)
228)Reports etc. for 31st Oct. 1862“, p. 79.
229)Reports etc. for 31st Oct. 1856“, p. 16.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><hi rendition="#g"><pb facs="#f0458" n="439"/>
nahme</hi> dieser Fabriken an Dampfwebstühlen 11 %, an Spindeln 3 %,<lb/>
an Dampfpferdekraft 5 %, während gleichzeitig die Zahl der beschäftigten<lb/>
Personen um 5,5 % <hi rendition="#g">abnahm</hi><note place="foot" n="227)">&#x201E;<hi rendition="#g">Reports of Insp. of Fact</hi>. 31<hi rendition="#g">st Oct</hi>. 1865&#x201C;, p. 58 sq. Gleich-<lb/>
zeitig war aber auch schon die materielle Grundlage für Beschäftigung einer wach-<lb/>
senden Arbeiterzahl gegeben in 110 <hi rendition="#g">neuen</hi> Fabriken mit 11,625 Dampfweb-<lb/>
stühlen, 628,756 Spindeln, 2695 Dampf- und Wasser-Pferdekraft. (l. c.)</note>. Zwischen 1852 und 1862 fand be-<lb/>
trächtliches Wachsthum der englischen <hi rendition="#g">Wollfabrikation</hi> statt, wäh-<lb/>
rend die Zahl der angewandten Arbeiter beinahe stationär blieb. &#x201E;Diess<lb/>
zeigt, in wie grossem Masse neu eingeführte Maschinerie die Arbeit vor-<lb/>
hergehender Perioden verdrängt hatte&#x201C;<note place="foot" n="228)">&#x201E;<hi rendition="#g">Reports</hi> etc. <hi rendition="#g">for</hi> 31<hi rendition="#g">st Oct</hi>. 1862&#x201C;, p. 79.</note>. In empirisch gegebnen<lb/>
Fällen ist die Zunahme der beschäftigten Fabrikarbeiter oft nur <hi rendition="#g">schein-<lb/>
bar</hi>, d. h. nicht der Ausdehnung der bereits auf Maschinenbetrieb be-<lb/>
ruhenden Fabrik geschuldet, sondern der allmäligen Annexation von Neben-<lb/>
zweigen. Z. B. &#x201E;die Zunahme der mechanischen Webstühle und <hi rendition="#g">der<lb/>
durch sie beschäftigten Fabrikarbeiter</hi> von 1838&#x2014;1858 war<lb/>
in der (britischen) Baumwollfabrik einfach <hi rendition="#g">der Ausdehnung dieses<lb/>
Geschäftszweigs</hi> geschuldet; in den andern Fabriken dagegen der<lb/><hi rendition="#g">Neuanwendung von Dampfkraft</hi> auf den Teppich-, Band-,<lb/>
Leinenwebstuhl u. s. w., die vorher durch menschliche Muskelkraft ge-<lb/>
trieben wurden&#x201C;<note place="foot" n="229)">&#x201E;<hi rendition="#g">Reports</hi> etc. <hi rendition="#g">for</hi> 31<hi rendition="#g">st Oct</hi>. 1856&#x201C;, p. 16.</note>. Die Zunahme dieser Fabrikarbeiter war also nur<lb/>
der Ausdruck einer Abnahme in der Gesammtzahl der beschäftigten Ar-<lb/>
beiter. Es wird hier endlich ganz davon abgesehen, dass überall, mit<lb/>
Ausnahme der Metallfabriken, jugendliche Arbeiter (unter 18 Jahren), Weiber<lb/>
und Kinder das weit vorwiegende Element des Fabrikpersonals bilden.</p><lb/>
            <p>Man begreift jedoch, trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch ver-<lb/>
drängten und virtuell ersetzten Arbeitermasse, wie <hi rendition="#g">mit seinem eignen<lb/>
Wachsthum</hi>, ausgedrückt in vermehrter Anzahl von Fabriken dersel-<lb/>
ben Art oder den erweiterten Dimensionen vorhandner Fabriken, die Fa-<lb/>
brikarbeiter schliesslich zahlreicher sein können als die von ihnen ver-<lb/>
drängten Manufakturarbeiter oder Handwerker. Das wöchentlich ange-<lb/>
wandte Kapital von 500 Pfd. St. bestehe z. B. in der alten Betriebsweise<lb/>
aus &#x2156; constantem und &#x2157; variablem Bestandtheil, d. h. 200 Pfd. St.<lb/>
seien in Produktionsmitteln ausgelegt, 300 Pfd. St. in Arbeitskraft, sage<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[439/0458] nahme dieser Fabriken an Dampfwebstühlen 11 %, an Spindeln 3 %, an Dampfpferdekraft 5 %, während gleichzeitig die Zahl der beschäftigten Personen um 5,5 % abnahm 227). Zwischen 1852 und 1862 fand be- trächtliches Wachsthum der englischen Wollfabrikation statt, wäh- rend die Zahl der angewandten Arbeiter beinahe stationär blieb. „Diess zeigt, in wie grossem Masse neu eingeführte Maschinerie die Arbeit vor- hergehender Perioden verdrängt hatte“ 228). In empirisch gegebnen Fällen ist die Zunahme der beschäftigten Fabrikarbeiter oft nur schein- bar, d. h. nicht der Ausdehnung der bereits auf Maschinenbetrieb be- ruhenden Fabrik geschuldet, sondern der allmäligen Annexation von Neben- zweigen. Z. B. „die Zunahme der mechanischen Webstühle und der durch sie beschäftigten Fabrikarbeiter von 1838—1858 war in der (britischen) Baumwollfabrik einfach der Ausdehnung dieses Geschäftszweigs geschuldet; in den andern Fabriken dagegen der Neuanwendung von Dampfkraft auf den Teppich-, Band-, Leinenwebstuhl u. s. w., die vorher durch menschliche Muskelkraft ge- trieben wurden“ 229). Die Zunahme dieser Fabrikarbeiter war also nur der Ausdruck einer Abnahme in der Gesammtzahl der beschäftigten Ar- beiter. Es wird hier endlich ganz davon abgesehen, dass überall, mit Ausnahme der Metallfabriken, jugendliche Arbeiter (unter 18 Jahren), Weiber und Kinder das weit vorwiegende Element des Fabrikpersonals bilden. Man begreift jedoch, trotz der vom Maschinenbetrieb faktisch ver- drängten und virtuell ersetzten Arbeitermasse, wie mit seinem eignen Wachsthum, ausgedrückt in vermehrter Anzahl von Fabriken dersel- ben Art oder den erweiterten Dimensionen vorhandner Fabriken, die Fa- brikarbeiter schliesslich zahlreicher sein können als die von ihnen ver- drängten Manufakturarbeiter oder Handwerker. Das wöchentlich ange- wandte Kapital von 500 Pfd. St. bestehe z. B. in der alten Betriebsweise aus ⅖ constantem und ⅗ variablem Bestandtheil, d. h. 200 Pfd. St. seien in Produktionsmitteln ausgelegt, 300 Pfd. St. in Arbeitskraft, sage 227) „Reports of Insp. of Fact. 31st Oct. 1865“, p. 58 sq. Gleich- zeitig war aber auch schon die materielle Grundlage für Beschäftigung einer wach- senden Arbeiterzahl gegeben in 110 neuen Fabriken mit 11,625 Dampfweb- stühlen, 628,756 Spindeln, 2695 Dampf- und Wasser-Pferdekraft. (l. c.) 228) „Reports etc. for 31st Oct. 1862“, p. 79. 229) „Reports etc. for 31st Oct. 1856“, p. 16.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/458
Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/458>, abgerufen am 29.06.2024.