je nach der Länge des Arbeitstags, also je nach der täglich von ihm gelie- ferten Quantität Arbeit, derselbe Tageslohn, Wochenlohn u. s. w. einen sehr verschiednen Preis der Arbeit d. h. sehr verschiedne Geld- summen für dasselbe Quantum Arbeit darstellen kann31). Man muss also bei dem Zeitlohn wieder unterscheiden zwischen dem Gesammt- betrag des Arbeitslohns, Taglohns, Wochenlohns u. s. w. und dem Preis der Arbeit. Wie nun den Preis der Arbeit finden, d. h. den Geldwerth eines gegebnen Quantums Arbeit? Der durchschnittliche Preis der Arbeit ergiebt sich, indem man den durch- schnittlichen Tageswerth der Arbeitskraft durch die Stundenzahl des durchschnittlichen Arbeitstags divi- dirt. Ist z. B. der Tageswerth der Arbeitskraft 3 sh., das Werthprodukt von 6 Arbeitsstunden, und ist der Arbeitstag zwölfstündig, so ist der Preis einer Arbeitsstunde = = 3 d. Der so gefundne Preis der Ar- beitsstunde dient als Einheitsmass für den Preis der Arbeit.
Es folgt daher, dass der Taglohn, Wochenlohn u. s. w. derselbe bleiben kann, obgleich der Preis der Arbeit fortwährend sinkt. War z. B. der gewohnheitsmässige Arbeitstag 10 Stunden und der Tages- werth der Arbeitskraft 3 sh., so betrug der Preis der Arbeitsstunde 3 3/5 d.; er sinkt auf 3 d., sobald der Arbeitstag zu 12 Stunden, und auf 2 2/5 d., sobald er zu 15 Stunden steigt. Tages- oder Wochenlohn bleiben trotz- dem unverändert. Umgekehrt kann der Taglohn oder Wochenlohn stei- gen, obgleich der Preis der Arbeit constant bleibt oder selbst sinkt. War z. B. der Arbeitstag zehnstündig und ist der Tageswerth der Arbeits- kraft 3 sh., so der Preis einer Arbeitsstunde 3 3/5 d. Arbeitet der Arbeiter in Folge zunehmender Beschäftigung und bei gleichbleibendem Preise der Arbeit 12 Stunden, so steigt sein Tageslohn nun auf 3 sh. 7 1/5 d. ohne Varia- tion im Preise der Arbeit. Dasselbe Resultat könnte herauskommen, wenn
31) "The price of labour is the sum paid for a given quantity of labour." (Sir Edward West: "Price of Corn and Wages of Labour. Lond. 1826", p. 67.) Dieser West ist der Verfasser der in der Geschichte der politischen Oekonomie epochemachenden anonymen Schrift: "Essay on the Application of Capital to Land. By a Fellow of Univ. College of Oxford. Lond. 1815".
je nach der Länge des Arbeitstags, also je nach der täglich von ihm gelie- ferten Quantität Arbeit, derselbe Tageslohn, Wochenlohn u. s. w. einen sehr verschiednen Preis der Arbeit d. h. sehr verschiedne Geld- summen für dasselbe Quantum Arbeit darstellen kann31). Man muss also bei dem Zeitlohn wieder unterscheiden zwischen dem Gesammt- betrag des Arbeitslohns, Taglohns, Wochenlohns u. s. w. und dem Preis der Arbeit. Wie nun den Preis der Arbeit finden, d. h. den Geldwerth eines gegebnen Quantums Arbeit? Der durchschnittliche Preis der Arbeit ergiebt sich, indem man den durch- schnittlichen Tageswerth der Arbeitskraft durch die Stundenzahl des durchschnittlichen Arbeitstags divi- dirt. Ist z. B. der Tageswerth der Arbeitskraft 3 sh., das Werthprodukt von 6 Arbeitsstunden, und ist der Arbeitstag zwölfstündig, so ist der Preis einer Arbeitsstunde = = 3 d. Der so gefundne Preis der Ar- beitsstunde dient als Einheitsmass für den Preis der Arbeit.
Es folgt daher, dass der Taglohn, Wochenlohn u. s. w. derselbe bleiben kann, obgleich der Preis der Arbeit fortwährend sinkt. War z. B. der gewohnheitsmässige Arbeitstag 10 Stunden und der Tages- werth der Arbeitskraft 3 sh., so betrug der Preis der Arbeitsstunde 3⅗d.; er sinkt auf 3 d., sobald der Arbeitstag zu 12 Stunden, und auf 2⅖ d., sobald er zu 15 Stunden steigt. Tages- oder Wochenlohn bleiben trotz- dem unverändert. Umgekehrt kann der Taglohn oder Wochenlohn stei- gen, obgleich der Preis der Arbeit constant bleibt oder selbst sinkt. War z. B. der Arbeitstag zehnstündig und ist der Tageswerth der Arbeits- kraft 3 sh., so der Preis einer Arbeitsstunde 3⅗ d. Arbeitet der Arbeiter in Folge zunehmender Beschäftigung und bei gleichbleibendem Preise der Arbeit 12 Stunden, so steigt sein Tageslohn nun auf 3 sh. 7⅕d. ohne Varia- tion im Preise der Arbeit. Dasselbe Resultat könnte herauskommen, wenn
31) „The price of labour is the sum paid for a given quantity of labour.“ (Sir Edward West: „Price of Corn and Wages of Labour. Lond. 1826“, p. 67.) Dieser West ist der Verfasser der in der Geschichte der politischen Oekonomie epochemachenden anonymen Schrift: „Essay on the Application of Capital to Land. By a Fellow of Univ. College of Oxford. Lond. 1815“.
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je nach der Länge des Arbeitstags, also je nach der täglich von ihm gelie-
ferten Quantität Arbeit, derselbe Tageslohn, Wochenlohn u. s. w.
einen sehr verschiednen Preis der Arbeit d. h. sehr verschiedne Geld-
summen für dasselbe Quantum Arbeit darstellen kann 31). Man
muss also bei dem Zeitlohn wieder unterscheiden zwischen dem Gesammt-
betrag des Arbeitslohns, Taglohns, Wochenlohns u. s. w. und
dem Preis der Arbeit. Wie nun den Preis der Arbeit finden, d. h.
den Geldwerth eines gegebnen Quantums Arbeit? Der
durchschnittliche Preis der Arbeit ergiebt sich, indem man den durch-
schnittlichen Tageswerth der Arbeitskraft durch die
Stundenzahl des durchschnittlichen Arbeitstags divi-
dirt. Ist z. B. der Tageswerth der Arbeitskraft 3 sh., das Werthprodukt
von 6 Arbeitsstunden, und ist der Arbeitstag zwölfstündig, so ist der Preis
einer Arbeitsstunde = [FORMEL] = 3 d. Der so gefundne Preis der Ar-
beitsstunde dient als Einheitsmass für den Preis der
Arbeit.
Es folgt daher, dass der Taglohn, Wochenlohn u. s. w. derselbe
bleiben kann, obgleich der Preis der Arbeit fortwährend sinkt.
War z. B. der gewohnheitsmässige Arbeitstag 10 Stunden und der Tages-
werth der Arbeitskraft 3 sh., so betrug der Preis der Arbeitsstunde 3⅗d.;
er sinkt auf 3 d., sobald der Arbeitstag zu 12 Stunden, und auf 2⅖ d.,
sobald er zu 15 Stunden steigt. Tages- oder Wochenlohn bleiben trotz-
dem unverändert. Umgekehrt kann der Taglohn oder Wochenlohn stei-
gen, obgleich der Preis der Arbeit constant bleibt oder selbst sinkt.
War z. B. der Arbeitstag zehnstündig und ist der Tageswerth der Arbeits-
kraft 3 sh., so der Preis einer Arbeitsstunde 3⅗ d. Arbeitet der Arbeiter
in Folge zunehmender Beschäftigung und bei gleichbleibendem Preise der
Arbeit 12 Stunden, so steigt sein Tageslohn nun auf 3 sh. 7⅕d. ohne Varia-
tion im Preise der Arbeit. Dasselbe Resultat könnte herauskommen, wenn
31) „The price of labour is the sum paid for a given quantity of
labour.“ (Sir Edward West: „Price of Corn and Wages of Labour.
Lond. 1826“, p. 67.) Dieser West ist der Verfasser der in der Geschichte der
politischen Oekonomie epochemachenden anonymen Schrift: „Essay on the
Application of Capital to Land. By a Fellow of Univ. College of
Oxford. Lond. 1815“.
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/549>, abgerufen am 22.11.2024.
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