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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.

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Es ist allgemein bekannte Thatsache, dass je länger der Arbeitstag
in einem Industriezweig, um so niedriger der Arbeitslohn39). Fabrikin-
spektor A. Redgrave illustrirt diess durch eine vergleichende Uebersicht
der zwanzigjährigen Periode von 1839--1859, wonach der Arbeitslohn
in den dem Zehnstundengesetz unterworfenen Fabriken stieg, während er in
den Fabriken, wo 14 bis 15 Stunden täglich gearbeitet wird, fiel40).

Zunächst folgt aus dem Gesetz: "bei gegebnem Preis der Ar-
beit
hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quantität der gelie-
ferten Arbeit ab", dass je niedriger der Preis der Arbeit, desto grösser
das Arbeitsquantum sein muss oder desto länger der Arbeitstag, damit der
Arbeiter auch nur einen kümmerlichen Durchschnittslohn sichre. Die
Niedrigkeit des Arbeitspreises wirkt hier als Sporn zur Verlängerung der
Arbeitszeit41).

Umgekehrt aber producirt ihrerseits die Verlängerung der Arbeitszeit
einen Fall im Arbeitspreise und damit im Tages- oder Wochenlohn.

Die Bestimmung des Arbeitspreises durch
[Formel 1] ergiebt, dass blosse Verlängerung des Arbeitstags den Arbeitspreis senkt,
wenn keine Kompensation eintritt. Aber dieselben Umstände, welche den
Kapitalisten befähigen, den Arbeitstag auf die Dauer zu verlängern, be-
fähigen ihn erst und zwingen ihn schliesslich, den Arbeitspreis auch nomi-
nell zu senken, bis der Gesammtpreis der vermehrten Stundenzahl sinkt,
also der Tages- oder Wochenlohn. Hinweis auf zwei Umstände genügt
hier. Verrichtet ein Mann das Werk von 11/2 oder 2 Männern, so wächst

39) "It is a very notable thing, too, that where long hours are the rule, small
wages are also so." ("Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1863", p. 9.)
"The work which obtains the scanty pittance of food is for the most part ex-
cessively prolonged." ("Public Health, Sixth Rep. 1864", p. 15.)
40) "Reports of Insp. of Fact. 30th April 1860", p. 31, 32.
41) Die Hand-Nägelmacher in England haben z. B. wegen des niedrigen
Arbeitspreises 15 Stunden täglich zu arbeiten, um den kümmerlichsten Wochen-
lohn herauszuschlagen. "Es sind viele, viele Stunden des Tags, und während aller
der Zeit muss er hart schanzen um 11 d. oder 1 sh. herauszuschlagen, und davon
gehn 21/2 bis 3 d. ab für Verschleiss der Werkzeuge, Feuerung, Eisenabfall."
("Child. Empl. Comm. III. Rep.", p. 136, n. 671.) Die Weiber verdienen
bei derselben Arbeitszeit nur einen Wochenlohn von 5 sh. (l. c. p. 137, n. 674.)

Es ist allgemein bekannte Thatsache, dass je länger der Arbeitstag
in einem Industriezweig, um so niedriger der Arbeitslohn39). Fabrikin-
spektor A. Redgrave illustrirt diess durch eine vergleichende Uebersicht
der zwanzigjährigen Periode von 1839—1859, wonach der Arbeitslohn
in den dem Zehnstundengesetz unterworfenen Fabriken stieg, während er in
den Fabriken, wo 14 bis 15 Stunden täglich gearbeitet wird, fiel40).

Zunächst folgt aus dem Gesetz: „bei gegebnem Preis der Ar-
beit
hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quantität der gelie-
ferten Arbeit ab“, dass je niedriger der Preis der Arbeit, desto grösser
das Arbeitsquantum sein muss oder desto länger der Arbeitstag, damit der
Arbeiter auch nur einen kümmerlichen Durchschnittslohn sichre. Die
Niedrigkeit des Arbeitspreises wirkt hier als Sporn zur Verlängerung der
Arbeitszeit41).

Umgekehrt aber producirt ihrerseits die Verlängerung der Arbeitszeit
einen Fall im Arbeitspreise und damit im Tages- oder Wochenlohn.

Die Bestimmung des Arbeitspreises durch
[Formel 1] ergiebt, dass blosse Verlängerung des Arbeitstags den Arbeitspreis senkt,
wenn keine Kompensation eintritt. Aber dieselben Umstände, welche den
Kapitalisten befähigen, den Arbeitstag auf die Dauer zu verlängern, be-
fähigen ihn erst und zwingen ihn schliesslich, den Arbeitspreis auch nomi-
nell zu senken, bis der Gesammtpreis der vermehrten Stundenzahl sinkt,
also der Tages- oder Wochenlohn. Hinweis auf zwei Umstände genügt
hier. Verrichtet ein Mann das Werk von 1½ oder 2 Männern, so wächst

39) „It is a very notable thing, too, that where long hours are the rule, small
wages are also so.“ („Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1863“, p. 9.)
„The work which obtains the scanty pittance of food is for the most part ex-
cessively prolonged.“ („Public Health, Sixth Rep. 1864“, p. 15.)
40)Reports of Insp. of Fact. 30th April 1860“, p. 31, 32.
41) Die Hand-Nägelmacher in England haben z. B. wegen des niedrigen
Arbeitspreises 15 Stunden täglich zu arbeiten, um den kümmerlichsten Wochen-
lohn herauszuschlagen. „Es sind viele, viele Stunden des Tags, und während aller
der Zeit muss er hart schanzen um 11 d. oder 1 sh. herauszuschlagen, und davon
gehn 2½ bis 3 d. ab für Verschleiss der Werkzeuge, Feuerung, Eisenabfall.“
(„Child. Empl. Comm. III. Rep.“, p. 136, n. 671.) Die Weiber verdienen
bei derselben Arbeitszeit nur einen Wochenlohn von 5 sh. (l. c. p. 137, n. 674.)
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[535/0554] Es ist allgemein bekannte Thatsache, dass je länger der Arbeitstag in einem Industriezweig, um so niedriger der Arbeitslohn 39). Fabrikin- spektor A. Redgrave illustrirt diess durch eine vergleichende Uebersicht der zwanzigjährigen Periode von 1839—1859, wonach der Arbeitslohn in den dem Zehnstundengesetz unterworfenen Fabriken stieg, während er in den Fabriken, wo 14 bis 15 Stunden täglich gearbeitet wird, fiel 40). Zunächst folgt aus dem Gesetz: „bei gegebnem Preis der Ar- beit hängt der Tages- oder Wochenlohn von der Quantität der gelie- ferten Arbeit ab“, dass je niedriger der Preis der Arbeit, desto grösser das Arbeitsquantum sein muss oder desto länger der Arbeitstag, damit der Arbeiter auch nur einen kümmerlichen Durchschnittslohn sichre. Die Niedrigkeit des Arbeitspreises wirkt hier als Sporn zur Verlängerung der Arbeitszeit 41). Umgekehrt aber producirt ihrerseits die Verlängerung der Arbeitszeit einen Fall im Arbeitspreise und damit im Tages- oder Wochenlohn. Die Bestimmung des Arbeitspreises durch [FORMEL] ergiebt, dass blosse Verlängerung des Arbeitstags den Arbeitspreis senkt, wenn keine Kompensation eintritt. Aber dieselben Umstände, welche den Kapitalisten befähigen, den Arbeitstag auf die Dauer zu verlängern, be- fähigen ihn erst und zwingen ihn schliesslich, den Arbeitspreis auch nomi- nell zu senken, bis der Gesammtpreis der vermehrten Stundenzahl sinkt, also der Tages- oder Wochenlohn. Hinweis auf zwei Umstände genügt hier. Verrichtet ein Mann das Werk von 1½ oder 2 Männern, so wächst 39) „It is a very notable thing, too, that where long hours are the rule, small wages are also so.“ („Rep. of Insp. of Fact. 31st Oct. 1863“, p. 9.) „The work which obtains the scanty pittance of food is for the most part ex- cessively prolonged.“ („Public Health, Sixth Rep. 1864“, p. 15.) 40) „Reports of Insp. of Fact. 30th April 1860“, p. 31, 32. 41) Die Hand-Nägelmacher in England haben z. B. wegen des niedrigen Arbeitspreises 15 Stunden täglich zu arbeiten, um den kümmerlichsten Wochen- lohn herauszuschlagen. „Es sind viele, viele Stunden des Tags, und während aller der Zeit muss er hart schanzen um 11 d. oder 1 sh. herauszuschlagen, und davon gehn 2½ bis 3 d. ab für Verschleiss der Werkzeuge, Feuerung, Eisenabfall.“ („Child. Empl. Comm. III. Rep.“, p. 136, n. 671.) Die Weiber verdienen bei derselben Arbeitszeit nur einen Wochenlohn von 5 sh. (l. c. p. 137, n. 674.)

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 535. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/554>, abgerufen am 22.11.2024.