Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.markt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die Der kapitalistische Produktionsprozess, im Zusammenhang betrachtet, 18) Eine bäuerlich plumpe Form dieser Hörigkeit existirt in der Grafschaft Durham. Es ist diess eine der wenigen Grafschaften, worin die Verhältnisse dem Pächter nicht unbestrittenen Eigenthumstitel auf die Ackerbautaglöhner sichern. Die Bergwerksindustrie erlaubt letzteren eine Wahl. Der Pächter, im Gegensatz zur Regel, übernimmt hier daher nur Pacht von Ländereien, worauf sich cottages für die Arbeiter befinden. Der Miethpreis der cottage bildet Theil des Arbeits- lohns. Diese cottages heissen "hind's houses". Sie werden den Arbeitern unter gewissen Feudalverpflichtungen vermiethet, unter einem Vertrag, der "bondage" (Hörigkeit) heisst und den Arbeiter z. B. bindet, für die Zeit, während deren er anderswo beschäftigt ist, seine Tochter u. s. w. zu stellen. Der Arbeiter selbst heisst bondsman, Höriger. Diess Verhältniss zeigt auch die individuelle Konsumtion des Arbeiters als Konsumtion für das Kapital oder pro- duktive Konsumtion von einer ganz neuen Seite. "Es ist merkwürdig zu beobachten, wie selbst der Koth dieses bondsman zu den Sporteln an seinen kal- kulirenden Gebieter zählt . . . . Der Pächter erlaubt in der ganzen Nachbarschaft keinen Abtritt ausser seinem eignen und duldet in dieser Beziehung keinen Ab- schlag von seinen Suzerainrechten." ("Public Health. VII. Rep. 1865", p. 188.) 19) Man erinnert sich, dass bei der Arbeit der Kinder u. s. w. selbst die For- malität des Selbstverkaufs verschwindet. 20) "Das Kapital setzt die Lohnarbeit, die Lohnarbeit setzt das Kapital vor-
aus. Sie bedingen sich wechselseitig, sie bringen sich wechselseitig hervor. Ein Arbeiter in einer Baumwollfabrik, producirt er nur Baumwollstoffe? Nein, er producirt Kapital. Er producirt Werthe, die von neuem dazu dienen, seine Arbeit zu kommandiren, und vermittelst derselben neue Werthe zu schaffen." (Karl Marx: "Lohnarbeit und Kapital" in N. Rh. Z. Nr. 266, markt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die Der kapitalistische Produktionsprozess, im Zusammenhang betrachtet, 18) Eine bäuerlich plumpe Form dieser Hörigkeit existirt in der Grafschaft Durham. Es ist diess eine der wenigen Grafschaften, worin die Verhältnisse dem Pächter nicht unbestrittenen Eigenthumstitel auf die Ackerbautaglöhner sichern. Die Bergwerksindustrie erlaubt letzteren eine Wahl. Der Pächter, im Gegensatz zur Regel, übernimmt hier daher nur Pacht von Ländereien, worauf sich cottages für die Arbeiter befinden. Der Miethpreis der cottage bildet Theil des Arbeits- lohns. Diese cottages heissen „hind’s houses“. Sie werden den Arbeitern unter gewissen Feudalverpflichtungen vermiethet, unter einem Vertrag, der „bondage“ (Hörigkeit) heisst und den Arbeiter z. B. bindet, für die Zeit, während deren er anderswo beschäftigt ist, seine Tochter u. s. w. zu stellen. Der Arbeiter selbst heisst bondsman, Höriger. Diess Verhältniss zeigt auch die individuelle Konsumtion des Arbeiters als Konsumtion für das Kapital oder pro- duktive Konsumtion von einer ganz neuen Seite. „Es ist merkwürdig zu beobachten, wie selbst der Koth dieses bondsman zu den Sporteln an seinen kal- kulirenden Gebieter zählt . . . . Der Pächter erlaubt in der ganzen Nachbarschaft keinen Abtritt ausser seinem eignen und duldet in dieser Beziehung keinen Ab- schlag von seinen Suzerainrechten.“ („Public Health. VII. Rep. 1865“, p. 188.) 19) Man erinnert sich, dass bei der Arbeit der Kinder u. s. w. selbst die For- malität des Selbstverkaufs verschwindet. 20) „Das Kapital setzt die Lohnarbeit, die Lohnarbeit setzt das Kapital vor-
aus. Sie bedingen sich wechselseitig, sie bringen sich wechselseitig hervor. Ein Arbeiter in einer Baumwollfabrik, producirt er nur Baumwollstoffe? Nein, er producirt Kapital. Er producirt Werthe, die von neuem dazu dienen, seine Arbeit zu kommandiren, und vermittelst derselben neue Werthe zu schaffen.“ (Karl Marx: „Lohnarbeit und Kapital“ in N. Rh. Z. Nr. 266, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0585" n="566"/> markt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die<lb/> den Einen stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den Waarenmarkt<lb/> zurückschleudert und sein eignes Produkt stets in das Kaufmittel des An-<lb/> dern verwandelt. In der That gehört der Arbeiter dem Kapital, bevor er<lb/> sich dem Kapitalisten verkauft. Seine ökonomische Hörigkeit<note place="foot" n="18)">Eine bäuerlich plumpe Form dieser Hörigkeit existirt in der Grafschaft<lb/><hi rendition="#g">Durham</hi>. Es ist diess eine der wenigen Grafschaften, worin die <hi rendition="#g">Verhältnisse</hi><lb/> dem Pächter nicht unbestrittenen Eigenthumstitel auf die Ackerbautaglöhner sichern.<lb/> Die Bergwerksindustrie erlaubt letzteren eine Wahl. Der Pächter, im Gegensatz<lb/> zur Regel, übernimmt hier daher nur Pacht von Ländereien, worauf sich cottages<lb/> für die Arbeiter befinden. Der Miethpreis der cottage bildet Theil des Arbeits-<lb/> lohns. Diese cottages heissen „hind’s houses“. Sie werden den Arbeitern unter<lb/> gewissen Feudalverpflichtungen vermiethet, unter einem Vertrag, der „bondage“<lb/> (Hörigkeit) heisst und den Arbeiter z. B. bindet, für die Zeit, während deren er<lb/> anderswo beschäftigt ist, seine Tochter u. s. w. zu stellen. Der Arbeiter selbst<lb/> heisst <hi rendition="#g">bondsman</hi>, Höriger. Diess Verhältniss zeigt auch die <hi rendition="#g">individuelle<lb/> Konsumtion</hi> des Arbeiters als <hi rendition="#g">Konsumtion für das Kapital</hi> oder <hi rendition="#g">pro-<lb/> duktive Konsumtion</hi> von einer ganz neuen Seite. „Es ist merkwürdig zu<lb/> beobachten, wie selbst der Koth dieses bondsman zu den Sporteln an seinen kal-<lb/> kulirenden Gebieter zählt . . . . Der Pächter erlaubt in der ganzen Nachbarschaft<lb/> keinen Abtritt ausser seinem eignen und duldet in dieser Beziehung keinen Ab-<lb/> schlag von seinen Suzerainrechten.“ („<hi rendition="#g">Public Health</hi>. VII. <hi rendition="#g">Rep</hi>. 1865“,<lb/> p. 188.)</note> ist zu-<lb/> gleich vermittelt und zugleich versteckt durch die periodische Erneurung<lb/> seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen Lohnherrn und die<lb/> Oscillation im Marktpreise der Arbeit<note place="foot" n="19)">Man erinnert sich, dass bei der Arbeit der Kinder u. s. w. selbst die For-<lb/> malität des Selbstverkaufs verschwindet.</note>.</p><lb/> <p>Der kapitalistische Produktionsprozess, im Zusammenhang betrachtet,<lb/> oder als Reproduktionsprozess, producirt also nicht nur Waare, nicht nur<lb/> Mehrwerth, er producirt und reproducirt das <hi rendition="#g">Kapitalverhältniss</hi><lb/> selbst, auf der einen Seite <hi rendition="#g">den Kapitalisten</hi>, auf der andern <hi rendition="#g">den<lb/> Lohnarbeiter</hi><note xml:id="seg2pn_86_1" next="#seg2pn_86_2" place="foot" n="20)">„Das Kapital setzt die Lohnarbeit, die Lohnarbeit setzt das Kapital vor-<lb/> aus. Sie bedingen sich wechselseitig, sie bringen sich wechselseitig hervor. Ein<lb/> Arbeiter in einer Baumwollfabrik, producirt er nur Baumwollstoffe? Nein, <hi rendition="#g">er<lb/> producirt Kapital</hi>. Er producirt Werthe, die von neuem dazu dienen, seine<lb/> Arbeit zu kommandiren, und vermittelst derselben neue Werthe zu schaffen.“<lb/> (<hi rendition="#g">Karl Marx</hi>: „<hi rendition="#g">Lohnarbeit und Kapital</hi>“ in N. <hi rendition="#g">Rh</hi>. Z. Nr. 266,</note>.</p> </div><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [566/0585]
markt gegenüberstellt. Es ist die Zwickmühle des Prozesses selbst, die
den Einen stets als Verkäufer seiner Arbeitskraft auf den Waarenmarkt
zurückschleudert und sein eignes Produkt stets in das Kaufmittel des An-
dern verwandelt. In der That gehört der Arbeiter dem Kapital, bevor er
sich dem Kapitalisten verkauft. Seine ökonomische Hörigkeit 18) ist zu-
gleich vermittelt und zugleich versteckt durch die periodische Erneurung
seines Selbstverkaufs, den Wechsel seiner individuellen Lohnherrn und die
Oscillation im Marktpreise der Arbeit 19).
Der kapitalistische Produktionsprozess, im Zusammenhang betrachtet,
oder als Reproduktionsprozess, producirt also nicht nur Waare, nicht nur
Mehrwerth, er producirt und reproducirt das Kapitalverhältniss
selbst, auf der einen Seite den Kapitalisten, auf der andern den
Lohnarbeiter 20).
18) Eine bäuerlich plumpe Form dieser Hörigkeit existirt in der Grafschaft
Durham. Es ist diess eine der wenigen Grafschaften, worin die Verhältnisse
dem Pächter nicht unbestrittenen Eigenthumstitel auf die Ackerbautaglöhner sichern.
Die Bergwerksindustrie erlaubt letzteren eine Wahl. Der Pächter, im Gegensatz
zur Regel, übernimmt hier daher nur Pacht von Ländereien, worauf sich cottages
für die Arbeiter befinden. Der Miethpreis der cottage bildet Theil des Arbeits-
lohns. Diese cottages heissen „hind’s houses“. Sie werden den Arbeitern unter
gewissen Feudalverpflichtungen vermiethet, unter einem Vertrag, der „bondage“
(Hörigkeit) heisst und den Arbeiter z. B. bindet, für die Zeit, während deren er
anderswo beschäftigt ist, seine Tochter u. s. w. zu stellen. Der Arbeiter selbst
heisst bondsman, Höriger. Diess Verhältniss zeigt auch die individuelle
Konsumtion des Arbeiters als Konsumtion für das Kapital oder pro-
duktive Konsumtion von einer ganz neuen Seite. „Es ist merkwürdig zu
beobachten, wie selbst der Koth dieses bondsman zu den Sporteln an seinen kal-
kulirenden Gebieter zählt . . . . Der Pächter erlaubt in der ganzen Nachbarschaft
keinen Abtritt ausser seinem eignen und duldet in dieser Beziehung keinen Ab-
schlag von seinen Suzerainrechten.“ („Public Health. VII. Rep. 1865“,
p. 188.)
19) Man erinnert sich, dass bei der Arbeit der Kinder u. s. w. selbst die For-
malität des Selbstverkaufs verschwindet.
20) „Das Kapital setzt die Lohnarbeit, die Lohnarbeit setzt das Kapital vor-
aus. Sie bedingen sich wechselseitig, sie bringen sich wechselseitig hervor. Ein
Arbeiter in einer Baumwollfabrik, producirt er nur Baumwollstoffe? Nein, er
producirt Kapital. Er producirt Werthe, die von neuem dazu dienen, seine
Arbeit zu kommandiren, und vermittelst derselben neue Werthe zu schaffen.“
(Karl Marx: „Lohnarbeit und Kapital“ in N. Rh. Z. Nr. 266,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |