Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867.die kleinen Pächter (früher von ihm bezeichnet als "eine Menge kleiner 210) l. c. p. 147. 211) l. c. p. 159. Man erinnert sich an das alte Rom. "Die Reichen hatten sich
des grössten Theils der ungetheilten Ländereien bemächtigt. Sie vertrauten den Zeitumständen, dass sie ihnen nicht mehr abgenommen würden, und kauften daher die in ihrer Nähe gelegenen Stücke der Armen, zum Theil mit deren Willen, zum Theil nahmen sie ihnen mit Gewalt, so dass sie nur mehr weit ausgedehnte Do- mänen statt einzelner Felder bebauten. Sie gebrauchten dabei Sklaven zum Land- bau und zur Viehzucht, weil ihnen freie Leute weg von der Arbeit zum Kriegs- dienst genommen worden wären. Der Besitz von Sklaven brachte ihnen auch insofern grossen Gewinn, als sich diese wegen ihrer Befreiung vom Kriegsdienst ungefährdet vermehren konnten und eine Menge Kinder bekamen. So zogen die Mächtigen durchaus allen Reichthum an sich und die ganze Gegend wimmelte von Sklaven. Der Italer dagegen wurden immer weniger, aufgerieben wie sie waren durch Armuth, Abgaben und Kriegsdienst. Traten aber auch Zeiten des Friedens ein, so waren sie zu vollkommener Unthätigkeit verdammt, weil die Reichen im Besitze des Bodens waren, und statt freier Leute Sklaven zum Ackerbau ge- brauchten." (Appian: "Römische Geschichte" 1, 7.) Diese Stelle bezieht sich auf die Zeit vor den licinischen Gesetzen. Der Kriegsdienst, der den Ruin der römischen Plebejer so sehr beschleunigte, war auch ein Hauptmittel, die kleinen Pächter (früher von ihm bezeichnet als „eine Menge kleiner 210) l. c. p. 147. 211) l. c. p. 159. Man erinnert sich an das alte Rom. „Die Reichen hatten sich
des grössten Theils der ungetheilten Ländereien bemächtigt. Sie vertrauten den Zeitumständen, dass sie ihnen nicht mehr abgenommen würden, und kauften daher die in ihrer Nähe gelegenen Stücke der Armen, zum Theil mit deren Willen, zum Theil nahmen sie ihnen mit Gewalt, so dass sie nur mehr weit ausgedehnte Do- mänen statt einzelner Felder bebauten. Sie gebrauchten dabei Sklaven zum Land- bau und zur Viehzucht, weil ihnen freie Leute weg von der Arbeit zum Kriegs- dienst genommen worden wären. Der Besitz von Sklaven brachte ihnen auch insofern grossen Gewinn, als sich diese wegen ihrer Befreiung vom Kriegsdienst ungefährdet vermehren konnten und eine Menge Kinder bekamen. So zogen die Mächtigen durchaus allen Reichthum an sich und die ganze Gegend wimmelte von Sklaven. Der Italer dagegen wurden immer weniger, aufgerieben wie sie waren durch Armuth, Abgaben und Kriegsdienst. Traten aber auch Zeiten des Friedens ein, so waren sie zu vollkommener Unthätigkeit verdammt, weil die Reichen im Besitze des Bodens waren, und statt freier Leute Sklaven zum Ackerbau ge- brauchten.“ (Appian: „Römische Geschichte“ 1, 7.) Diese Stelle bezieht sich auf die Zeit vor den licinischen Gesetzen. Der Kriegsdienst, der den Ruin der römischen Plebejer so sehr beschleunigte, war auch ein Hauptmittel, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0731" n="712"/> die kleinen Pächter (früher von ihm bezeichnet als „eine Menge kleiner<lb/> Eigenthümer und Pächter, die sich selbst und Familien erhalten durch das<lb/> Produkt des von ihnen bestellten Landes, durch Schafe, Geflügel, Schweine<lb/> u. s. w., die sie auf das Gemeindeland schicken, so dass sie wenig Ge-<lb/> legenheit zum Kauf von Subsistenzmitteln haben“) <hi rendition="#g">verwandelt</hi> in<lb/> Leute, die ihre Subsistenz durch <hi rendition="#g">Arbeit für Andre</hi> gewinnen müssen<lb/> und gezwungen sind, für alles, was sie brauchen, <hi rendition="#g">zu Markt zu gehn</hi><lb/> … Es wird vielleicht <hi rendition="#g">mehr Arbeit</hi> verrichtet, weil <hi rendition="#g">mehr Zwang</hi><lb/> dazu herrscht … Städte und Manufakturen werden wachsen, weil <hi rendition="#g">mehr<lb/> Leute zu ihnen verjagt werden</hi>, welche Beschäftigung suchen.<lb/> Diess ist der Weg, worin die Koncentration der Pachten naturgemäss<lb/> wirkt und worin sie, seit vielen Jahren, in diesem Königreich thatsächlich<lb/> gewirkt hat“<note place="foot" n="210)">l. c. p. 147.</note>. Er fasst die Gesammtwirkung der inclosures so zu-<lb/> sammen: „Im Ganzen hat sich die Lage der niederen Volksklassen fast in<lb/> ieder Hinsicht verschlechtert, die kleineren Grundbesitzer und Pächter sind<lb/> herabgedrückt auf den Stand von Taglöhnern und Miethlingen; und zur sel-<lb/> ben Zeit ist <hi rendition="#g">der Lebensgewinn in diesem Zustand</hi> schwieriger ge-<lb/> worden“<note xml:id="seg2pn_107_1" next="#seg2pn_107_2" place="foot" n="211)">l. c. p. 159. Man erinnert sich an das alte Rom. „Die Reichen hatten sich<lb/> des grössten Theils der ungetheilten Ländereien bemächtigt. Sie vertrauten den<lb/> Zeitumständen, dass sie ihnen nicht mehr abgenommen würden, und kauften daher<lb/> die in ihrer Nähe gelegenen Stücke der Armen, zum Theil mit deren Willen, zum<lb/> Theil nahmen sie ihnen mit Gewalt, so dass sie nur mehr weit ausgedehnte Do-<lb/> mänen statt einzelner Felder bebauten. Sie gebrauchten dabei Sklaven zum Land-<lb/> bau und zur Viehzucht, weil ihnen freie Leute weg von der Arbeit zum Kriegs-<lb/> dienst genommen worden wären. Der Besitz von Sklaven brachte ihnen auch<lb/> insofern grossen Gewinn, als sich diese wegen ihrer Befreiung vom Kriegsdienst<lb/> ungefährdet vermehren konnten und eine Menge Kinder bekamen. So zogen die<lb/> Mächtigen durchaus allen Reichthum an sich und die ganze Gegend wimmelte von<lb/> Sklaven. Der Italer dagegen wurden immer weniger, aufgerieben wie sie waren<lb/> durch Armuth, Abgaben und Kriegsdienst. Traten aber auch Zeiten des Friedens<lb/> ein, so waren sie zu vollkommener Unthätigkeit verdammt, weil die Reichen im<lb/> Besitze des Bodens waren, und statt freier Leute Sklaven zum Ackerbau ge-<lb/> brauchten.“ (<hi rendition="#g">Appian</hi>: „<hi rendition="#g">Römische Geschichte</hi>“ 1, 7.) Diese Stelle<lb/> bezieht sich auf die Zeit vor den licinischen Gesetzen. Der Kriegsdienst, der den<lb/> Ruin der römischen Plebejer so sehr beschleunigte, war auch ein Hauptmittel,</note>. In der That wirkten Usurpation des Gemeindelands und die<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [712/0731]
die kleinen Pächter (früher von ihm bezeichnet als „eine Menge kleiner
Eigenthümer und Pächter, die sich selbst und Familien erhalten durch das
Produkt des von ihnen bestellten Landes, durch Schafe, Geflügel, Schweine
u. s. w., die sie auf das Gemeindeland schicken, so dass sie wenig Ge-
legenheit zum Kauf von Subsistenzmitteln haben“) verwandelt in
Leute, die ihre Subsistenz durch Arbeit für Andre gewinnen müssen
und gezwungen sind, für alles, was sie brauchen, zu Markt zu gehn
… Es wird vielleicht mehr Arbeit verrichtet, weil mehr Zwang
dazu herrscht … Städte und Manufakturen werden wachsen, weil mehr
Leute zu ihnen verjagt werden, welche Beschäftigung suchen.
Diess ist der Weg, worin die Koncentration der Pachten naturgemäss
wirkt und worin sie, seit vielen Jahren, in diesem Königreich thatsächlich
gewirkt hat“ 210). Er fasst die Gesammtwirkung der inclosures so zu-
sammen: „Im Ganzen hat sich die Lage der niederen Volksklassen fast in
ieder Hinsicht verschlechtert, die kleineren Grundbesitzer und Pächter sind
herabgedrückt auf den Stand von Taglöhnern und Miethlingen; und zur sel-
ben Zeit ist der Lebensgewinn in diesem Zustand schwieriger ge-
worden“ 211). In der That wirkten Usurpation des Gemeindelands und die
210) l. c. p. 147.
211) l. c. p. 159. Man erinnert sich an das alte Rom. „Die Reichen hatten sich
des grössten Theils der ungetheilten Ländereien bemächtigt. Sie vertrauten den
Zeitumständen, dass sie ihnen nicht mehr abgenommen würden, und kauften daher
die in ihrer Nähe gelegenen Stücke der Armen, zum Theil mit deren Willen, zum
Theil nahmen sie ihnen mit Gewalt, so dass sie nur mehr weit ausgedehnte Do-
mänen statt einzelner Felder bebauten. Sie gebrauchten dabei Sklaven zum Land-
bau und zur Viehzucht, weil ihnen freie Leute weg von der Arbeit zum Kriegs-
dienst genommen worden wären. Der Besitz von Sklaven brachte ihnen auch
insofern grossen Gewinn, als sich diese wegen ihrer Befreiung vom Kriegsdienst
ungefährdet vermehren konnten und eine Menge Kinder bekamen. So zogen die
Mächtigen durchaus allen Reichthum an sich und die ganze Gegend wimmelte von
Sklaven. Der Italer dagegen wurden immer weniger, aufgerieben wie sie waren
durch Armuth, Abgaben und Kriegsdienst. Traten aber auch Zeiten des Friedens
ein, so waren sie zu vollkommener Unthätigkeit verdammt, weil die Reichen im
Besitze des Bodens waren, und statt freier Leute Sklaven zum Ackerbau ge-
brauchten.“ (Appian: „Römische Geschichte“ 1, 7.) Diese Stelle
bezieht sich auf die Zeit vor den licinischen Gesetzen. Der Kriegsdienst, der den
Ruin der römischen Plebejer so sehr beschleunigte, war auch ein Hauptmittel,
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