VI) ad Kapitel IV, n. 319. Der Factory Acts Exten- sion Act ging durch 12. August 1867. Er regulirt alle Metall- giessereien, -Schmieden und -Manufakturen, mit Einschluss der Maschi- nenfabriken, ferner Glas-, Papier-, Guttapercha-, Indiarubber-, Tabak- manufakturen, Buchdruckereien, Buchbindereien, endlich alle Werk- stätten, worin mehr als 50 Personen beschäftigt sind. -- Der Hours of Labour Regulation Act, passirt 17. August 1867, regulirt die kleineren Werkstätten und die s. g. Hausarbeit.
VII) ad Kapitel V, n. 66. Der englische Fabrikinspektor Alexander Redgrave weist im vorletzten Fabrikbericht (nominell bis zum 31. Oktober 1866, in der That aber bis 31. December 1866 gehend) durch vergleichende Statistik mit den Kontinentalstaaten nach, dass trotz niedrigerem Lohn und viel längerer Arbeitszeit die kontinentale Arbeit, verhältnissmässig zum Produkt, theurer ist als die englische. "Ein eng- lischer Direktor (manager) in einer Baumwollfabrik in Oldenburg er- klärt, dass dort die Arbeitszeit von 5.30 Morgens bis 8 Uhr Abends, Sams- tage eingeschlossen, und dass die dortigen Arbeiter, wenn unter englischen Arbeitsaufsehern, während dieser Zeit fast so viel Produkt liefern wie Engländer in 10 Stunden, unter deutschen Arbeitsaufsehern aber noch viel weniger. Der Lohn stehe viel tiefer als in England, in vielen Fällen um 50 %, aber die Zahl der Hände im Verhältniss zur Maschinerie sei viel grösser, in verschiedenen Departements im Verhältniss von 5 : 3." Herr Redgrave giebt sehr genaue Details über die russischen Baum- wollfabriken. Die Data sind ihm geliefert durch einen dort noch kürzlich beschäftigten englischen manager. Auf diesem russischen Boden, an allen Infamien so überfruchtbar, stehn auch die alten Greuel aus der Kindheitsperiode der englischen factories in vollster Blüthe. Die Dirigenten sind natürlich Engländer, da der eingeborne russische Kapitalist zu dumm für das Fabrikgeschäft ist. Trotz aller Ueberarbeit, fortlaufender Tag- und Nachtarbeit, und schmählichster Unterzahlung der Arbeiter, vegetirt das russische Fabrikat nur durch Pro- hibition des ausländischen. -- Ich gebe schliesslich noch eine vergleichende Uebersicht des Herrn Redgrave über die Durchschnitts-Spindelzahl per Fa- brik und per Spinner in verschiedenen Ländern Europas. Herr Redgrave bemerkt selbst, dass er diese Zahlen vor einigen Jahren gesammelt hat, und dass seit der Zeit die Grösse der Fabriken und die Spindelzahl
VI) ad Kapitel IV, n. 319. Der Factory Acts Exten- sion Act ging durch 12. August 1867. Er regulirt alle Metall- giessereien, -Schmieden und -Manufakturen, mit Einschluss der Maschi- nenfabriken, ferner Glas-, Papier-, Guttapercha-, Indiarubber-, Tabak- manufakturen, Buchdruckereien, Buchbindereien, endlich alle Werk- stätten, worin mehr als 50 Personen beschäftigt sind. — Der Hours of Labour Regulation Act, passirt 17. August 1867, regulirt die kleineren Werkstätten und die s. g. Hausarbeit.
VII) ad Kapitel V, n. 66. Der englische Fabrikinspektor Alexander Redgrave weist im vorletzten Fabrikbericht (nominell bis zum 31. Oktober 1866, in der That aber bis 31. December 1866 gehend) durch vergleichende Statistik mit den Kontinentalstaaten nach, dass trotz niedrigerem Lohn und viel längerer Arbeitszeit die kontinentale Arbeit, verhältnissmässig zum Produkt, theurer ist als die englische. „Ein eng- lischer Direktor (manager) in einer Baumwollfabrik in Oldenburg er- klärt, dass dort die Arbeitszeit von 5.30 Morgens bis 8 Uhr Abends, Sams- tage eingeschlossen, und dass die dortigen Arbeiter, wenn unter englischen Arbeitsaufsehern, während dieser Zeit fast so viel Produkt liefern wie Engländer in 10 Stunden, unter deutschen Arbeitsaufsehern aber noch viel weniger. Der Lohn stehe viel tiefer als in England, in vielen Fällen um 50 %, aber die Zahl der Hände im Verhältniss zur Maschinerie sei viel grösser, in verschiedenen Departements im Verhältniss von 5 : 3.“ Herr Redgrave giebt sehr genaue Details über die russischen Baum- wollfabriken. Die Data sind ihm geliefert durch einen dort noch kürzlich beschäftigten englischen manager. Auf diesem russischen Boden, an allen Infamien so überfruchtbar, stehn auch die alten Greuel aus der Kindheitsperiode der englischen factories in vollster Blüthe. Die Dirigenten sind natürlich Engländer, da der eingeborne russische Kapitalist zu dumm für das Fabrikgeschäft ist. Trotz aller Ueberarbeit, fortlaufender Tag- und Nachtarbeit, und schmählichster Unterzahlung der Arbeiter, vegetirt das russische Fabrikat nur durch Pro- hibition des ausländischen. — Ich gebe schliesslich noch eine vergleichende Uebersicht des Herrn Redgrave über die Durchschnitts-Spindelzahl per Fa- brik und per Spinner in verschiedenen Ländern Europas. Herr Redgrave bemerkt selbst, dass er diese Zahlen vor einigen Jahren gesammelt hat, und dass seit der Zeit die Grösse der Fabriken und die Spindelzahl
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VI) ad Kapitel IV, n. 319. Der Factory Acts Exten-
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giessereien, -Schmieden und -Manufakturen, mit Einschluss der Maschi-
nenfabriken, ferner Glas-, Papier-, Guttapercha-, Indiarubber-, Tabak-
manufakturen, Buchdruckereien, Buchbindereien, endlich alle Werk-
stätten, worin mehr als 50 Personen beschäftigt sind. — Der
Hours of Labour Regulation Act, passirt 17. August 1867,
regulirt die kleineren Werkstätten und die s. g. Hausarbeit.
VII) ad Kapitel V, n. 66. Der englische Fabrikinspektor
Alexander Redgrave weist im vorletzten Fabrikbericht (nominell bis
zum 31. Oktober 1866, in der That aber bis 31. December 1866 gehend)
durch vergleichende Statistik mit den Kontinentalstaaten nach, dass trotz
niedrigerem Lohn und viel längerer Arbeitszeit die kontinentale Arbeit,
verhältnissmässig zum Produkt, theurer ist als die englische. „Ein eng-
lischer Direktor (manager) in einer Baumwollfabrik in Oldenburg er-
klärt, dass dort die Arbeitszeit von 5.30 Morgens bis 8 Uhr Abends, Sams-
tage eingeschlossen, und dass die dortigen Arbeiter, wenn unter englischen
Arbeitsaufsehern, während dieser Zeit fast so viel Produkt liefern wie
Engländer in 10 Stunden, unter deutschen Arbeitsaufsehern aber noch
viel weniger. Der Lohn stehe viel tiefer als in England, in vielen Fällen
um 50 %, aber die Zahl der Hände im Verhältniss zur Maschinerie sei
viel grösser, in verschiedenen Departements im Verhältniss von 5 : 3.“
Herr Redgrave giebt sehr genaue Details über die russischen Baum-
wollfabriken. Die Data sind ihm geliefert durch einen dort noch
kürzlich beschäftigten englischen manager. Auf diesem russischen
Boden, an allen Infamien so überfruchtbar, stehn auch die alten Greuel
aus der Kindheitsperiode der englischen factories in vollster Blüthe.
Die Dirigenten sind natürlich Engländer, da der eingeborne
russische Kapitalist zu dumm für das Fabrikgeschäft ist. Trotz aller
Ueberarbeit, fortlaufender Tag- und Nachtarbeit, und schmählichster
Unterzahlung der Arbeiter, vegetirt das russische Fabrikat nur durch Pro-
hibition des ausländischen. — Ich gebe schliesslich noch eine vergleichende
Uebersicht des Herrn Redgrave über die Durchschnitts-Spindelzahl per Fa-
brik und per Spinner in verschiedenen Ländern Europas. Herr Redgrave
bemerkt selbst, dass er diese Zahlen vor einigen Jahren gesammelt
hat, und dass seit der Zeit die Grösse der Fabriken und die Spindelzahl
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Marx, Karl: Das Kapital. Buch I: Der Produktionsprocess des Kapitals. Hamburg, 1867, S. 760. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marx_kapital01_1867/779>, abgerufen am 21.11.2024.
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